Читать книгу Operation Terra 2.0 - Andrea Ross - Страница 34
ОглавлениеMars, in der Jahresmitte 2126 nach Christus
Fünf Jahre waren seit jenem Tag, da man Notiz von den Aliens genommen hatte, ins Land gegangen. Inzwischen waren weitere irdische Kolonien auf dem Mars entstan den. In unmittelbarer Nähe der Siedlung Phönix 1 existierten entlang des Flusses in der Aram Dorsum Region nun Phönix 2 und 3. Sie waren genauso aufgebaut, organisiert und mit derselben Einwohnerzahl versehen worden wie das Pilotprojekt.
Wo immer das Leben eine klitzekleine Möglichkeit zur Existenz und Vermehrung findet, wird es diese nutzen. Bei diesem universell gültigen Gesetz bildete der Mars keine Ausnahme. So hatte sich die karge Steppenvegetation dank ergiebigerer Regenfälle nun bereits über mehrere Kilometer links und rechts des Flusses ausgebreitet. Man konnte erahnen, wie wunderschön die hügelige Gegend dereinst aussehen würde, wenn sie in ein paar Jahrhunderten komplett mit bunt blühenden Pflanzen und Bäumen überzogen wäre.
Die viereinhalbjährigen Kinder der Emmersons erfreuten sich bester Gesundheit. Swetlana ging ganz in ihrer Mutterrolle auf. Nur Philipps Gesundheitszustand machte ihr Sorgen. Er litt in letzter Zeit an Schwächeanfällen und Müdigkeit, weigerte sich jedoch kategorisch, deswegen zum Arzt zu gehen. Seit der menschenverachtenden Affäre rund um die geplante Abtreibung seines dritten Kindes stand er den hiesigen Medizinern äußerst kritisch gegenüber.
Anfängliche Anpassungsschwierigkeiten der Kolonien konnten mittlerweile als überwunden gelten. Sogar die Kommunikation mit der Erde klappte hervorragend, seit sie über mehrere Relaisstationen abgewickelt wurde. Es gab drei davon zwischen Mars und Erde, eine auf dem irdischen Mond und eine auf dem neuen Marsmond Ceres, der die Gesteinsbrocken Phobos und Deimos ersetzt hatte.
Die Übertragungszeiten zwischen den beiden Planeten hatten früher zwischen drei und lähmenden zweiundzwanzig Minuten – letzteres bei ungünstigster Konjunktion – betragen, doch inzwischen waren eine bis fünf Minuten die Regel.
Auf der Erde war das Interesse an einer Umsiedlung auf den Mars riesengroß. Das lag natürlich einerseits an der Möglichkeit des prophezeiten Asteroideneinschlags, andererseits aber auch an einer allgemeinen Aufbruchsstimmung. Viele Menschen verspürten unbändige Lust auf Tapetenwechsel, romantische Pionierstimmung machte sich breit. Sie war in etwa mit derjenigen vergleichbar, als sich von Europa aus Viele auf den Weg ins neu entdeckte Amerika machten.
Die Gefahren der Marsbesiedelung erschienen kalkulierbar, weil man gelegentliche Unfälle und vereinzelt aufgetretene, auf der Erde unbekannte Krankheiten sorgsam vertuschte. So war bei der vorletzten Übersiedlungswelle beispielsweise ein ganzer Raumfrachter in den unendlichen Weiten des Weltalls verschollen. Die Verantwortlichen reagierten darauf, indem man in künftige Kolonisationsverträge den Passus einfügte, dass nach der Umsiedlung eine Kommunikation mit Verwandten und Freunden auf der Erde ausgeschlossen sei. Die Bevölkerung dort sollte von Katastrophen aller Art nichts erfahren, damit sich die positive Stimmung keinesfalls eintrübte.
Neue Begegnungen mit Aliens hatte es seit Philipp Emmersons illegalem Ausflug keine mehr gegeben. Sie beobachteten zwar die Kolonien unablässig aus einiger Entfernung, ließen sich aber nie dort blicken. Vermutlich ging die fremde Intelligenz davon aus, dass dreitausend Siedler von der benachbarten Erde eine überschauund verschmerzbare Anzahl wären.
Die Terraner ahnten nicht, dass die Tage der duldsamen Zurückhaltung gezählt waren. Bei den Aliens existierten bereits konkrete Pläne für eine Besiedlung der CydoniaRegion, wo die ersten bemannten Marsmissionen vor rund hundert Jahren faszinierende Entdeckungen gemacht hatten.
Die nächsten Kolonien, Future 1 und Future 2, sollten in unmittelbarer Nähe der uralten Versammlungshalle gebaut werden. Dieses Mal zeichneten allerdings nicht die Europäer in Verbund mit den Amerikanern verantwortlich, sondern die Russen unter Mitwirkung Chinas. Auf der Erde nannte man das Projekt deswegen bereits scherzhaft Little Asia.