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Tiberia/Mars, 8. Februar 2128 nach Christus, Sonntag KINZeit: 13.5.16.14.11

Philipp Emmersons Lebenslicht erlosch mit dem Heraufdämmern des neuen Tages. Weinend und klagend warf sich Swetlana über seinen noch warmen Leichnam, krallte sich daran fest.

»Wieso hast du dich nur so lange geweigert, zum Arzt zu gehen … rechtzeitig angewendet, hätten dich die Krebsmedikamente der neuesten Generation noch retten können! Ist es fair von dir, mich und die Kinder hier alleine zu lassen? Alles nur wegen deiner verdammten Sturheit!«

Die untröstliche Frau schrie auf, brach weinend zusammen. Sie musste mit einem der neueren KombiRovermodelle, die unter anderem Liegendtransporte ermöglichten, zum Ärztezentrum transportiert werden, wo man ihr eine Beruhigungsspritze setzte. In drei, vier Tagen würde man den Bewässerungstechniker auf dem kleinen Friedhof beisetzen, den man in der Nähe des Tores angelegt hatte.

Philipp war indes bei weitem nicht der erste Krebstote, den die Kolonisten zu beklagen hatten. Die durchschnittliche Erkrankungsrate, gemessen an der Bevölkerungszahl, lag erheblich höher als auf der Erde. Das war der Tatsache geschuldet, dass die Siedler auf ihrer weiten Reise durch das Weltall hohe Dosen an Weltraumstrahlung abbekamen.

Während eine Handvoll Kolonisten den Tod eines der Ihren betrauerten, herrschte auch bei den tiberianischen Beobachtern niedergeschlagene Stimmung. Sie hatten mitbekommen, dass die Terraner ihre Kolonisationsbestrebungen nun auf die CydoniaRegion auszuweiten gedachten. Ein Trupp terrestrischer Vermessungstechniker war gerade dabei, Pflöckchen in den Boden zu treiben; und das nur wenige Kilometer neben einer unterirdisch angelegten Stadt, die momentan rund fünfzehntausend Tiberianern eine neue Heimat bot.

Die Regentin Tiberias platzte schier vor Wut. »Verdammt noch mal – was fällt denen eigentlich ein? Kiloon, das dürfen wir uns nicht bieten lassen. Die benehmen sich, als wären sie die Herren dieses Planeten, machen sich wie selbstverständlich überall breit. Nun bereue ich meine dir zuliebe getroffene Entscheidung, diese unbedarften Primaten einstweilen noch gewähren zu lassen. Aber auf dem Gebiet unserer zukünftigen Hauptstadt haben sie definitiv nichts verloren! Siehst du jetzt, wohin uns deine Toleranz führt?«

Der Angesprochene seufzte verständnislos. »Ach, Alanna … die konstruieren dort bestimmt wieder nur eine kleine, überschaubare Siedlung, so ungefähr wie die letzten auch. Wieso sollte uns das überhaupt tangieren? Unsere Leute leben weitgehend unterirdisch, sie oben drüber. Es sollte doch irgendwie möglich sein, eine halbwegs harmonische Koexistenz zu führen. Früher oder später werden Tiberianer und Terraner ohnehin aufeinander treffen, sich in einem Konsens einigen müssen. Besser früher als später, findest du nicht?«

Alanna seufzte ebenfalls, verdrehte genervt die Augen zur Decke und setzte jene arrogantbesserwisserische Miene auf, die er so sehr an ihr hasste.

»Du kapierst es nicht, willst nicht verstehen. Wieso rede ich überhaupt mit dir darüber? Du verhältst dich wie eine willenlose Drohne, die sich von allen Seiten steuern lässt.«

Auf Kiloons hoher Stirn bildete sich eine Zornesfalte. »Ich bin nach wie vor der rechtmäßige Regent Tiberias, ob dir das nun passt oder nicht. Und die Einzige, die mich andauernd zu steuern versucht, bist du. Aber damit ist jetzt Schluss. Du wirst keine Gelegenheit mehr bekommen, mich zu manipulieren.«

»Was soll das heißen? Du weißt genau, dass Ehen in unserer Dynastie auf Ewigkeit angelegt sind. Du kannst mich nicht loswerden, mein Lieber«, grinste die Blondine amüsiert.

»Das leider nicht. Aber die Zeit arbeitet für mich«, gab der Regent nebulös zurück.

Operation Terra 2.0

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