Читать книгу Operation Terra 2.0 - Andrea Ross - Страница 37

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Mars, 2. April 2142 nach Christus, Montag KINZeit: 13.6.11.2.18

Die unterirdische Hauptstadt der Tiberianer prosperierte. Es gab bereits eine ausgeklügelte Infrastruktur, die auf nahezu endloses Wachstum ausgelegt war. Schon jetzt bot die künftige Metropole Wohnraum für rund 28.000 Tiberianer. Man musste die erforderlichen Hohlräume nicht einmal erst mühselig ausschachten, denn die weit verzweigten Höhlensysteme eines früheren, schon seit mehreren CALABTUN ausgetrockneten Flusslaufs waren noch aus der Zeit der ersten Zivilisation vorhanden. Straßen und Gebäude hingegen hatten die lange Vakanz nicht überdauert, waren samt und sonders zu Staub zerfallen.

Mit Feuereifer war ein Heer von Arbeitern damit beschäftigt, Wohnund Verwaltungsgebäude in die natürlichen Strukturen einzupassen, ausgedehnte Parks und Freiflächen sowie breite Straßen und die altbewährten tiberianischen Magnetschienensysteme anzulegen. Ein ausgeklügelter Mechanismus erlaubte die natürliche Bewässerung mit Grundwasser, das sich noch immer in riesigen Mengen unter den Höhlen befand. Hier unten, im Schutz der Gesteinsschichten und mithilfe der Wärme aus dem Marsinneren, ließen sich die langen, strengen Winter des Mars viel komfortabler ertragen.

Das Tageslicht musste künstlich simuliert werden. Tagund Nachtzeiten waren dem tatsächlichen Rhythmus angepasst. Später sollten selbstverständlich auch Siedlungen an der Oberfläche entstehen, doch dazu musste nach Ansicht der Regenten zuerst das leidige Problem mit den Terranern ein für alle Mal gelöst sein. Sie siedelten mit ihren jüngsten Kolonien Future 1 und 2 ganz in der Nähe, jedoch ohne von den subterranen Vorgängen in ihrer Nachbarschaft zu wissen. Es war nur eine Frage der Zeit, wann sich das ändern würde.

Zurzeit befand sich Regentin Alanna höchstpersönlich in der künftigen Hauptstadt, um sich ein Bild von den Fortschritten zu machen. Viele empfanden das als eine große Ehre.

Plötzlich sprangen sämtliche Kommunikatoren in der CydoniaRegion an. Sie signalisierten ihren jeweiligen Besitzern, dass sie sich in akuter Gefahr befänden und keinesfalls an die Oberfläche kommen sollten. Man müsse sämtliche Zugänge zur unterirdischen Stadt hermetisch verschließen und auf weitere Anweisungen warten, hieß es. Die standardisierte Meldung enthielt keinen bestimmten Absender, musste aber von ganz oben in der Hierarchie stammen. Auf das globale Alarmsystem, mit dem man sowohl den gesamten Planeten als auch bestimmte Bereiche ansteuern konnte, hatten ausschließlich die Vordersten aller Sektionen sowie die Regentenfamilie Zugriff.

Helle Panik kam auf; einige Arbeiter, die in der Nähe der Ausgänge beschäftigt gewesen waren, nahmen die Beine in die Hand, um sich in Sicherheit zu bringen.

Alanna bekam das per Fernübertragung mit, lächelte befriedigt. Nun konnte sie es wagen. Ihre rechte Hand ruhte auf einer Bedienfläche im Schaltzentrum für den steinalten Atomreaktor aus der ersten Zivilisationswelle, der unter anderem die Stromversorgung der Versammlungshalle bereitstellte. Sie setzte mit ein paar Wischbewegungen die Kühlung der Brennstäbe außer Kraft, was durch wild blinkende Leuchtsignale angezeigt wurde. Nun hieß es nur noch, ein Weilchen abzuwarten. Schon bald würde der Reaktor überhitzen, explodieren und tödliche Strahlung freisetzen.

Die Regentin beeilte sich schuldbewusst, den Tatort zu verlassen. Ihre Entdeckung musste sie kaum befürchten. Die althergebrachte Technik hatte schließlich viele Zeitdauer selbsttätig überdauert, so dass sich keine Spezialisten darum kümmern mussten. Jedenfalls nicht, solange kein Alarmsignal ertönte. Und genau diese Funktion hatte sie soeben vorsorglich lahmgelegt. Niemand außer ihr befand sich im Reaktorblock.

Selbstzufrieden bestieg sie den Magnetaufzug, der sie nach unten in die Stadt bringen sollte. Zwischen dem dreizehn Kilometer langen, schräg nach unten verlaufenden Schacht und dem Reaktor befanden sich mehrere strahlungsdichte Schleusen, die sie sorgfältig hinter sich geschlossen hatte. Nun konnte sie sich mit besorgtem Gesichtsausdruck unter die aufgeregte Bevölkerung mischen, die Unwissende spielen und zusammen mit ihren Untertanen Mutmaßungen anstellen, was an der Oberfläche Schreckliches passiert sein könnte. Und das alles, während sich in der Atomanlage eine veritable Kernschmelzeanbahnte. Die unvermeidliche Nuklearkatastrophe nahm ihren Lauf.

*

Innerhalb der ersten zehn Tage, beziehungsweise KIN, nach der Kernschmelze wurden mehrere Trillionen Becquerel an Strahlung freigesetzt, die bei den meisten Siedlern der nur etwa fünfundzwanzig Kilometer entfernten terrestrischen Kolonien Future 1 und 2 die Strahlenkrankheit auslöste. Sie starben binnen weniger Monate, entstellt durch Haarausfall und Hautschäden, an inneren Blutungen oder Versagen des zentralen Nervensystems. Einige wenige Überlebende erkrankten an bösartigen Schilddrüsenkrebs, der sie quälend langsam dahin siechen ließ. Die Kolonien entvölkerten sich in Windeseile.

Der massive Austritt radioaktiver Strahlung wurde von den hochsensiblen tiberianischen Messinstrumenten augenblicklich registriert. Schon kurz nach Eintritt des fatalen Ereignisses wurden sämtliche Einwohner jener unterirdischen Stadt, die ihren Namen erst noch erhalten sollte, darüber informiert, was an der Oberfläche geschehen war.

In fieberhafter Eile aktivierten die zuständigen Techniker die vier Sorbatron–Schilde der Stadt, die die schädliche Strahlung auffangen sollten. Sie funktionierten einwandfrei. Die extrem strahlungsgeladenen Einheiten konnte man anschließend mit dem vielseitig nutzbaren RenamatSystem pulverisieren und damit die darin enthaltenen Cäsium, Jodund sonstigen Emissionen unschädlich machen. Später würde man auch die betroffenen Gebiete an der Oberfläche mit tragbaren SorbatronEinheiten vom Fallout säubern, doch das war aus Sicherheitsgründen erst dann möglich, wenn sich die hohe Konzentration an gesundheitsschädlichen Stoffen mit geringer Halbwertszeit dort verflüchtigt hatte.

Für Regentin Alanna bedeutete dies, dass sie sich für einige UINAL an ihrem künftigen Regierungssitz aufhalten musste, die Stadt nicht verlassen konnte. Doch das erschien ihr gut so. Auf diese Weise behielt sie sämtliche Meldungen, die über das Unglück nach Tiberia gelangten, unter ihrer Kontrolle. Niemand würde bei der Aufarbeitung der Unglücksursachen auch nur den geringsten Verdacht auf ihre Urheberschaft schöpfen, da sie selbst unter den Opfern des Atomunfalls war. Und falls doch, würde sie es live mitbekommen und allzu neugierige Ermittler schon beizeiten mittels Jagdfreigabe eliminieren. Jemanden die Schuld für eigene Taten oder Versäumnisse zuzuschieben – das war sie hinreichend gewohnt.

*

Kiloon suchte seine Tochter in deren Arbeitsraum auf. Sie bearbeitete neuerdings Anregungen und Anfragen, die aus verschiedensten Sektionen an die Regentenfamilie gerichtet wurden. Es war höchste Zeit zu handeln, und Alanna junior war sein genauso wunderhübscher wie hochintelligenter Trumpf im Ärmel. Er benötigte dringend ihre Hilfe.

Das inzwischen 1 KATUN und zwei TUN alte Abbild der älteren Alanna blickte hocherfreut von seiner Arbeit auf. Die junge Frau erkannte in dem unangemeldeten Besucher ihren verehrten Vater. Ihn und seine Tochter verband zum Leidwesen der eher kühlen Mutter eine innige, bedingungslose Liebe. Im selben Maße, wie die Ältere verblühte, wurde die jüngere Version jeden KIN attraktiver. Hingerissen betrachtete Kiloon ihr ebenmäßiges Antlitz.

»Vater, wie schön … stimmt etwas nicht? Du guckst heute so verbissen drein«, bemerkte die Thronfolgerin besorgt.

»Mir hat die Tragödie auf dem Mars einige schlaflose Nächte bereitet. Sicher, von unseren Leuten hat niemand Schaden genommen, aber die Terraner sterben wie die Fliegen. Es muss grausam sein, so hilflos dahin zu siechen, den sicheren Tod vor Augen. Gestern sah ich mich meinem Seelenheil zuliebe veranlasst, ein paar Recherchen anzustellen. Und siehe da, ich wurde fündig. Jemand hat das Unglück absichtlich herbeigeführt, ich bin mir ganz sicher.«

»Absichtlich? Aber wer könnte … oh!« Alanna junior stockte mitten im Satz. Ihr fiel siedend heiß ein, wer sich momentan in der CydoniaRegion aufhielt. Sie wusste, wie sehr die terrestrischen Siedler ihrer Mutter ein Dorn im Auge gewesen waren. Ihre Miene verfinsterte sich. Ins Blau ihrer Augen mischte sich ein stählerner Grauton. Sie beugte sich vor.

»Was hast du herausgefunden?«

»Das Alarmsystem in der Metropole wurde ausgelöst, bevor die Messgeräte der Atomanlage anschlugen und den rapiden Strahlungsanstieg meldeten. Die Alarmfunktion war jedoch deaktiviert. Im Übrigen hat der Reaktor stets einwandfrei funktioniert, war zuletzt drei KIN vor dem Ereignis gewartet worden. Wieso hätte das Kühlsystem plötzlich ausfallen sollen?«

Seine Tochter senkte den Kopf, wirkte sehr traurig. »Und die Atomtechnik gehört in Mutters Sektion. Sie war mit Sicherheit in der Lage, die Kühlung der alten Anlage herunterzufahren. Über ihre Motive brauchen wir sowieso nicht lange nachzudenken«, ergänzte sie Kiloons Ausführungen.

»Du hast es erfasst. Nur sind wir die Einzigen, die es wagen, solche Rückschlüsse zu ziehen. Sie wird mal wieder ungeschoren davon kommen und weiter ihr Unwesen treiben können. Ich bedaure sehr, dass die uralten Statuten unserer Dynastie keine Regelung für den Fall enthalten, dass eine angeheiratete Regentin den rechtmäßigen Regenten übergeht und egozentrisch eigene Entscheidungen trifft. Was sie natürlich sehr genau weiß. Es gibt nur einen einzigen Weg, sie abzusetzen, bevor sie noch größeren Schaden anrichten kann. Und hier, meine Liebe, kommst du ins Spiel!«

»Ich? Wenn ich irgendwie helfen kann, werde ich es tun!«

»So kenne ich mein Mädchen«, lächelte Kiloon.

»Also hör gut zu. Sobald man die Oberfläche in der verstrahlten Region wieder betreten kann, wird deine Mutter hierher zurückkehren. Gleich darauf wirst du zum Mars reisen. Mit der Begründung, dass jemand aus der Regentenfamilie dauerhaft vor Ort sein sollte, um den Fortgang der Arbeiten zu überwachen und Präsenz zu zeigen.

Versuche, möglichst große Teile der dortigen Bevölkerung hinter dich zu bringen. Das sollte dir nicht schwer fallen. Du weißt ja, welche Bevölkerungsteile zuerst dorthin ausgesiedelt wurden. Auf dem Mars tummeln sich momentan genau Diejenigen, welche mit dem hiesigen Gesellschaftssystem unzufrieden waren und nach Veränderung lechzen.

Außerdem nehme ich an, dass die Tiberianer dort ziemlich schockiert darüber sind, was mit den terrestrischen Nachbarn geschehen ist. Mutter hat bereits fleißig herumposaunt, dass es um die minderwertige Menschenrasse nicht schade sei. Das dürfte Vielen missfallen. Wenn nun eine jüngere Version dieser eiskalten Alanna daherkommt, die viel umgänglicher ist, sollte sie leichtes Spiel haben.

Mit anderen Worten: Du sollst über kurz oder lang die Regentin auf dem Mars werden, während sich Tiberia nach und nach entleert und die Bevölkerung so ganz automatisch zu dir überläuft. Ehe es sich meine liebe Gattin versieht, hat sie nichts mehr zu melden, weil ich selbstverständlich hinter dir stehen und die Vorgänge billigen, ja, mehr noch, im richtigen Augenblick freiwillig abdanken werde.«

Die junge Frau war baff. »So sehr vertraust du mir?«

»Ja. Du hast ein gutes Herz. Ich weiß, dass du die Rettung für unsere Gesellschaft bist. Mir selbst liegt nichts an Macht, ich würde lieber ein ruhigeres Leben führen. Wahrscheinlich habe ich damals deswegen in übergroßer Duldsamkeit zugelassen, dass Alanna mir das Ruder aus der Hand nimmt. Es war, jetzt im Nachhinein betrachtet, ein riesengroßer Fehler.

Es tut mir in der Seele weh, dass du ihn nun an meiner Stelle ausbügeln sollst. Und doch denke ich, Tiberia und unsere Familie werden letzten Endes von diesem Schachzug profitieren. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie uns in ihrer Egomanie alle samt in den Abgrund reißt. Eine CALABTUN alte Zivilisation steht auf dem Spiel. Du bist die Zukunft, mein Schatz.«

Alanna sprang auf, flog ihm gerührt in die Arme. Vater und Tochter hielten sich lange fest, ehe die designierte Thronfolgerin mit Tränen in den Augen nickte und ihm feierlich zusicherte, dass sie sein Vertrauen zu schätzen wüsste.

*

Mit jedem KIN, der nach diesem innerfamiliären Gespräch ins Land ging, verlor Alanna senior an Rückhalt, ohne es zu ahnen. Sie freute sich diebisch, dass ihre fiese Aktion augenscheinlich prima funktioniert hatte. Auf dem Mars kamen zurzeit keine terrestrischen Kolonisten mehr an. Das scheinbare Erfolgserlebnis lullte sie ein, trübte ihre sonst so scharfen Sinne.

Die Regentin bemerkte lange nichts von den Vorgängen auf dem Mars, schon weil sie sich mit den dortigen Untertanen kaum befasste. Auf Tiberia umgab sie sich die meiste Zeit über mit ihren Getreuen, mit willenlosen Speichelleckern und den nüchtern denkenden Wissenschaftlern aus ihrer angestammten Sektion. Wie eine Spinne in ihrem Netz saß sie im Regentenpalast, glaubte alles im Griff zu haben.

Noch immer galt es, zahllose technische Probleme zu lösen, die mit der Besiedlung einer komplett unterirdisch gelegenen Stadt zwangsläufig einhergingen. Eines musste ihr der Neid lassen: Die Vorderste der Sektion Wissenschaft, Geschichte, Archiv und Schrift verstand es meisterlich, stets kompetente und hoch motivierte Leute aufzutreiben, die sich unter ihrer Federführung darum kümmern konnten. Etliche neue Städte entstanden in der neuen und alten Heimat, die, gleich einem reanimierten Patienten, frische Lebensfreude ausstrahlte.

Das Marsklima stabilisierte sich zunehmend, es entstand ein leistungsfähiges Ökosystem. Sauerstofferzeugende Grünflächen und Wettersysteme bildeten sich aus. Schon bald würde man die Atmosphärenkraftwerke abschalten können, weil der Planet selbst in der Lage wäre, seine Lebewesen zu erhalten.

Ein TUN nach der Nuklearkatastrophe kamen wieder neue Siedler von Terra. Sie wagten es nicht mehr, in der CydoniaRegion zu siedeln, sondern wählten einen Ort namens Hypanis Vallis. Er lag in der Xanthe TerraRegion, unweit der tiberianischen Atmosphärenkraftwerke.

Die Bevölkerungszahl auf Tiberia reduzierte sich innerhalb weniger TUN spürbar. Unablässig rauschten monströse Raumfrachter durch den gekrümmten und damit stark verkürzten Raum zwischen Tiberia und dem Mars. Längst handelte es sich nicht mehr nur um lästige Unruhestifter und Glücksritter, die man elegant loswerden wollte.

Mittlerweile konnten in einigen der insgesamt dreihundert Distrikte mehrere Untersektionen aus personellen Gründen nicht mehr aufrechterhalten werden, so dass man sie mit denen angrenzender Distrikte zusammenfassen musste. Die logistischen Schwierigkeiten bei der Versorgung des halb verlassenen Himmelskörpers nahmen kontinuierlich zu.

Inzwischen war abzusehen, dass nicht alle Einwohner Tiberias zum Mars umzusiedeln gedachten. Am Ende sollte also eine Kolonie bestehen bleiben, die das bisherige Leben unverändert weiterhin aufrechterhalten würde. Diese eingeschworenen Traditionalisten hielten partout nichts von Familienverbänden und dem monetären System, das Alanna auf dem Mars installieren wollte, hielten es sogar für gefährlich. Wahrscheinlich würden sich diese ewig gestrigen Sturköpfe viral vermehren, um den verwaisten Planeten neu zu bevölkern.

»Soll mir recht sein«, überlegte die Regentin. »Dann kann ich zukünftig über eine noch größere Anzahl von Menschen herrschen. Tiberia wird niemals etwas anderes sein dürfen als eine abhängige Marskolonie. Ich muss nur zusehen, dass nach der Verlegung unseres Regierungssitzes zum Mars dort nichts aus dem Ruder läuft.

Vielleicht schicke ich mein äußerst ehrgeiziges Fräulein Tochter dorthin. Sie vertritt meine Interessen offensichtlich auch auf dem Mars ganz ordentlich. Jedenfalls kommen von dort keine Klagen.«

Alanna ahnte nicht, dass die NeuMarsianer mit ihrer Interimsregentin sogar außerordentlich zufrieden waren. Die junge Frau vereinte die Intelligenz und Organisationsfähigkeit ihrer Mutter mit der Integrität und Besonnenheit ihres Vaters in sich. Diese ausgewogene Genmischung sorgte dafür, dass Alanna junior eines schönen Tages, zusammen mit einer kleinen Delegation, sogar Kontakt mit den neu angekommenen Terranern aufnahm, bei den Verantwortlichen um eine friedliche Koexistenz warb. Sie benutzte die uralte Universalsprache Latein, die ihre Vorfahren vor Urzeiten auf dem Mars verwendet und bei späteren Missionen auf Terra etabliert hatten.

Die beiden, genetisch nur wenig verschiedenen Menschenrassen, bestaunten und taxierten sich gegenseitig, tauschten erste Informationen aus. Man trennte sich unter Anwendung eines weiteren, universell gültigen Habitus – einem freundlichen Lächeln. Auf Tiberia erfuhr allein Kiloon von der weitsichtigen Großtat seiner Tochter.

Obgleich man auf der Erde theoretisch mit der Existenz weit entwickelter Aliens gerechnet hatte, löste Alannas gut gemeinter Vorstoß dort eine wahre Hysterie aus. Wie bei jeder globalen Angelegenheit waren die Mächtigen des blauen Nachbarplaneten uneins, ob man die Anwesenheit fremder Intelligenzen auf dem Mars als Bedrohung oder als große Chance wahrnehmen sollte. Erbittert wurden konkurrierende Argumente, Vorschläge und Pläne zur Bekämpfung der zahlenmäßig überlegenen Fremden aus dem Hut gezaubert.

Skepsis dominierte das Denken – und nicht etwa die Freude darüber, dass die Frage, ob die Menschheit der Erde im Weltall alleine sei, nun endgültig beantwortet worden war.

Man sorgte sich vor allem um die Gefahr, dass einem die anderen Marsianer Gebietsansprüche streitig machen und die Kolonisten von der Erde beherrschen wollen könnten. Auch erinnerte man sich unangenehm an die Schilderung des vor einigen Jahren verstorbenen Phönix 1Kolonisten Philipp Emmerson, der seine damalige Begegnung der dritten Art am Observationsiglu als eher beängstigend und feindselig beschrieben hatte.

Die terrestrischen Kolonisten auf dem Mars nahmen die Existenz von außerirdischen Nachbarn nach anfänglicher Besorgnis als willkommen hin. Sie mussten im Alltag fern der Erde so oder so mit den Anderen umgehen, konnten nicht abwarten, bis die irdischen Regierungen sich irgendwann vielleicht einigten und eine offiziell gewollte Gangart vorgaben. Sie waren nahezu unbewaffnet, hätten im Falle eines Angriffs ohnehin nichts entgegenzusetzen gehabt. Also freuten sie sich darüber, dass ein solcher nicht zu befürchten war.

Alle Zeichen standen hoffnungsfroh auf Frieden.

Operation Terra 2.0

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