Читать книгу I Ging - Andrea Seidl - Страница 18
ОглавлениеKun – die Erde
Geschehen lassen
Alles ist gut, so wie es ist. Es gibt nichts zu tun.
Struktur
Dieses Trigramm verkörpert die kosmische Mutter von Wind, Berg, Feuer, Wasser, Donner und See. Es besteht ausschließlich aus offenen, weichen Yin-Linien. Deren Reihe durchbrochener Linien lässt graphisch eine große Furche entstehen, die auf das rezeptive, passive Wesen der Erde hinweist. Die Bewegungsrichtung dieses Halbzeichens sinkt schwer nach unten.
Schlüsselworte
Empfänglich / fühlen / hingebungsvoll / demütig / dienen / sich fügen / folgen / beeindruckbar / weich / schwanger / fruchtbar / reproduzieren / nähren / großzügig / hegen und pflegen / bewahren / gebären / hervorbringen / Geborgenheit spendend / fürsorglich / selbstlos / nachsichtig / geduldig / unbewegt / ungeformt / passiv / entspannen / akzeptieren / bedingungslos offen / Raum geben / sammeln / unvoreingenommen / bescheiden / schlicht / unauffällig / gewöhnlich / alltäglich / gewähren lassen / absichtslos / unbewusst / chaotisch / dunkel / leer / körperlich / materiell / kollektiv / irdisch / schwer / Bauch / Stute / Fisch …
Archetyp
Das Urweibliche / Urmutter / Fruchtbarkeitsgöttin / Natur / Mutter Erde
Naturbild
Aus dem All gesehen ist die Erde unser blauer Mutterplanet. Aus unserer bodenständigeren Perspektive aber weckt sie das Bild weiter grüner Auen, unberührter Wälder und fruchtbarer Felder mit saftigen, nährenden Böden. Im Angesicht solcher Landschaften breitet sich in uns ein Gefühl von Ruhe, Frieden und Stimmigkeit aus. Hier, in der Natur, darf alles sein, wie es ist...
In ihrer überbordenden Fürsorglichkeit bringt die Erde alles hervor, was wir brauchen: Lebensraum, Wasser, Nahrung in Hülle und Fülle, wertvolle Rohstoffe, Heilpflanzen… Sie kümmert sich großzügig und unterschiedslos um alle ihre Kinder. Allerdings braucht die Erde den zündenden himmlischen Funken, um von ihm erweckt und belebt zu werden – ohne ihn würde sie nur dahinvegetieren. Die Erde bietet dem Himmel ihren fruchtbaren Schoß, trägt seinen Samen aus, umhegt ihn und lässt ihn gedeihen - so entsteht alles Leben. Die Erde beschenkt und nährt alle und jeden, wenn wir nur bereit sind, uns demütig zu ihr hinunterzubeugen.
Charakter
Die Erde ist das perfekt komplementäre Gegenstück zum Himmel. Da sie selbst ganz und gar leer ist, nimmt sie die kraftvollen Impulse des Himmels hingebungsvoll auf. Sie öffnet sich dem Chaos, bereit für das Unerwartete, auf das sie sich von Augenblick zu Augenblick rückhaltlos einlässt. Die sanfte Erde stellt sich vollkommen zur Verfügung und lässt sich widerstandslos führen und prägen. Was auch kommt, sie akzeptiert es mit mütterlicher Fürsorge, ohne zu bewerten oder auszuwählen. Weil sie ganz inniges Fühlen ist, spürt sie, was gerade gebraucht wird, und gibt es gerne. Ihr einziger Wunsch lautet, zu dienen, indem sie das neue Leben nährt. Und dabei muss sie niemand Besonderes sein, nichts darstellen und nichts erreichen, sie ist einfach nur da – für sich und andere.
Ein Mensch, der sich vor nichts verneigt,
kann niemals die Last seiner selbst tragen.
(Fijodor Dostojewski)
Was auch immer der Erde widerfährt,
widerfährt auch den Kindern der Erde.
(Häuptling Seattle)
Das Tao bringt alle Geschöpfe hervor;
es nährt sie, hält sie, umsorgt sie,
es erfrischt und beschützt sie,
und holt sie am Ende wieder heim zu sich.
Es erschafft ohne Besitzanspruch,
es schenkt ohne Erwartung,
es führt ohne Einmischung.
Ebendarum liegt es in der Natur aller Wesen
das Tao zu achten und zu lieben
(Laotse)