Читать книгу PENNYFLAX und die Rache des Hexenmeisters - Andreas Bulgaropulos - Страница 5
Schäbige Scheuchen
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Als ordentlicher Kobold konnte Pennyflax keine Strohmänner leiden, und schon gar nicht, wenn es sich um Vogelscheuchen handelte. Deshalb hatte er sich für diesen Oktobermorgen vorgenommen, so viele der lästigen Schreckfiguren von den Feldern zu entfernen, wie es ging, damit die armen Raben und Krähen etwas zu fressen fanden. Auch das Wetter entsprach seinen Vorlieben, denn während er die Leiter an seinem Wohnbaum hinabkletterte, durchweichte der Regen seine löchrige Jacke im Nu.
Auf dem Kontinent Eraluvia war der Herbst angekommen, und mit ihm der Sturm, der den Bäumen das welke Laub entriss und die Regenschauer übers Land peitschte. Vom Frostspitzen-Gebirge hoch im Norden bis hin zur Küste an den Südklippen wurden die Tage kürzer und die Nächte länger, doch an keinem anderen Ort begrüßte man die Jahreszeit mit einer solchen Leidenschaft, wie in dem Kobolddorf, das im Wäldchen östlich des Blauwassersees lag und den bedeutungsvollen Namen Garstingen trug.
Wie jeden Herbst machten sich die zweiundfünfzig Kobolde, die in Garstingen lebten, einen Spaß daraus, ein Fest an das andere zu reihen. Da wurde zum Beispiel das Kohlfest gefeiert, bei dem jeder Kobold mindestens zehn seiner Nachbarn verkohlen musste, ohne selbst ein rußiges Gesicht zu kriegen. Oder das Fest der Schaben-Freude, das dazu diente, sämtliche Küchenschaben aus den Wohnungen zu treiben und in einem Wettkrabbeln gegeneinander antreten zu lassen. Einer ebenso großen Beliebtheit erfreute sich das Hochstapler-Fest, anlässlich dessen jeder Garstinger versuchte, drei Kürbisse, vier Kartoffeln, fünf Tomaten und zwei rohe Eier aufeinander zu stapeln, ohne dass der Turm umkippte. Was natürlich kaum jemandem gelang und für Unmengen Gemüsepastete sorgte. Abgeschlossen wurden die Festlichkeiten durch die Fast-Tage, an denen die Kobolde, bei sechs Mahlzeiten am Tag, so viel Essen in sich hineinstopfen mussten, bis sie »fast« platzten.
Zurzeit schätzte man es in Garstingen jedoch besonders, an den kühlen Abenden mit einer Tasse Blödwurztee am Kaminfeuer zu sitzen und sich die Heldengeschichte von Pennyflax und Shirah zu erzählen. Der Kobold und die Koboldin waren vor drei Monaten in die Brennenden Lande aufgebrochen, um den Melodiekristall des Mondmanns Luno zu suchen, der von einer Horde gemeiner Goblins gestohlen worden war, die im Dienste des Hexenmeisters Sulferion standen. Nach einer Reise voller Gefahren hatten Pennyflax und Shirah schließlich den Feuerberg erreicht und dort, in Sulferions Zuhause, dem Hexenmeister den größten Streich gespielt, den Kobolde je einem Bösewicht gespielt hatten: Sie waren nicht nur mit dem Melodiekristall entkommen, sondern hatten Sulferions Zauberbuch stibitzt und Pennyflax’ besten Freund, den Drachling Fauch, aus der Gefangenschaft befreit. Auf ihrem Heimweg war es ihnen zu guter Letzt gelungen, das Sumpfmonster Swampdotti von seinem Fluch zu erlösen, woraufhin es sich in die liebreizende Elfenprinzessin Candela Lavendel zurück verwandelt hatte.
All diese Geschehnisse schwirrten Pennyflax durch den Kopf, während er im strömenden Regen an seinem Wohnbaum herabstieg und von der letzten Leitersprosse in einen Blätterhaufen sprang. Seit jenen spannenden Sommertagen war in Garstingen wieder die Normalität eingekehrt, doch das Wichtigste, das er bei dem Abenteuer gewonnen hatte, war die Freundschaft von Shirah. Hätte die Koboldin damals nicht darauf bestanden, ihn in die Brennenden Lande zu begleiten, würde Pennyflax heute noch insgeheim von ihr schwärmen, ohne sie besser kennengelernt zu haben. Sie hatte ihm das Leben gerettet, als er im Feuerberg von einer Giftschlange gebissen worden war, und sie hatte ihm seinen Ekel vorm Küssen genommen. Mittlerweile verbrachten Shirah und er so viel Zeit wie möglich miteinander, was bedeutete: Sie waren so richtig ineinander verpengt. Nur wohnen wollten sie noch nicht zusammen, da beide viel Wert darauf legten, zu Hause ihre eigene Unordnung zu veranstalten. Und das konnte gerade bei jungen Kobolden im Alter von 145 und 122 Jahren in einem heillosen Chaos enden.
Wie an jedem Morgen, wenn Pennyflax auf Erkundungstour ging, bestand seine erste Tat darin, Fauch zu wecken, der im Werkzeugschuppen unter der Eiche auf einem Stapel Säcke schlief. Er hatte den Drachling vor zwei Jahren auf der Kargfelsen-Ebene gefunden, wie er dort ziellos umher getapst war, hatte ihn mitgenommen, aufgepäppelt, und seitdem waren sie unzertrennlich.
Verzwurbeldingst, dachte der Kobold bei sich, öffnete die Tür und spähte in die Dunkelheit des Schuppens hinein. Ich hätte damals Runkelrüben gestaunt, wäre mir klar gewesen, dass Fauch als Baby aus dem Feuerberg abgehauen war und der Sohn von Pyros ist, dem Drachen des Hexenmeisters! Bei seiner Suche nach dem Melodiekristall in den Tiefen des Vulkans war er nämlich mit dem feuerspeienden Ungetüm aneinander geraten und hatte auf diese Weise von der Verwandtschaft zwischen Fauch und Pyros erfahren.
»Aufgestanden!«, plärrte Pennyflax in den Schuppen hinein und fragte sich, wie lange der Drachling noch hier drinnen übernachten konnte. Denn in den vergangenen zwei Jahren war Fauch auf siebzig Zentimeter Länge herangewachsen und würde bald nicht mehr durch die Tür passen. »Raus aus den Säcken! Wir müssen heute die Vogelscheuchen auf den Windgrashügeln kaputt dingsen, damit die Raben was zu rauben haben!«
In der Dunkelheit der Hütte war bis eben ein Schnarchen zu hören gewesen. Auf einmal aber glühten zwei gelbe Augen auf, und eine Stichflamme loderte in Pennyflax’ Richtung. Gerade noch rechtzeitig vermochte er sich zu ducken, doch sowohl sein Schlapphut als auch seine Wuselhaare, die darunter hervorschauten, fingen Feuer. Glücklicherweise musste er nur ein paar Schritte rückwärts machen und stand wieder im strömenden Regen, der den Brand sofort löschte.
Fauch flatterte aus der Hütte, beschädigte wegen seiner Größe den Türrahmen und landete vor seinem Herrchen. Missmutig blinzelte er zum Himmel hoch. Dabei lief ihm Wasser in die Nase, was ihn zu einem heftigen Niesen veranlasste. Wie ein begossener Pudel schüttelte sich der Drachling den Regen von den Flügeln und den roten Schuppen, zog seinen Schwanz ein und wollte zurück in seinen Unterschlupf tapsen.
Pennyflax aber griff in seine Tasche, zückte einen Feuerstein und rief lachend: »Dageblieben! Ich weiß ja, dass du keinen Regen magst. Aber du wirst mich doch nicht die ganze Arbeit mit den schäbigen Scheuchen alleine machen lassen, gelle?! Hab auch was für dich, wenn du mir hilfst …«
Fauchs Miene hellte sich auf, als er sein Frühstück erblickte. Mit einem einzigen Satz hüpfte er zu seinem Herrchen zurück, schnappte ihm den Feuerstein aus der Hand und zerkaute ihn genüsslich. Es knirschte, Rauchwölkchen quollen aus seinen Nüstern, und nachdem er seine Mahlzeit verschlungen hatte, glühten seine gelben Augen umso heller.
Pennyflax streichelte den Drachling, der ihn im Sitzen bereits um zehn Zentimeter überragte, und verließ zusammen mit ihm sein Grundstück, um nicht noch mehr Zeit an diesem wunderbaren Herbstmorgen zu vertrödeln.
Während er den Waldweg am Rauschebach entlang marschierte, wünschte er denjenigen Kobolden einen miesepetrigen Morgen, die gerade aus ihren Wurzelhöhlen traten, von ihren Baumhäusern kletterten oder in ihren Gärten werkelten. Wie zum Beispiel Schlonzo der Tüftler, der mal wieder an irgendeiner tollen Erfindung bastelte und von dem sich Pennyflax eine Säge auslieh. Dabei handelte es sich zwar bloß um eine Nervensäge, die aber ihren Zweck gewiss erfüllen würde. Am Ortsausgang warf er flugs einen Blick in die Dreieckfenster der letzten beiden Häuser, doch sowohl seine Freundin Shirah als auch Meister Snagglemint, der 589 Jahre alte Magiker des Dorfes, schienen noch an ihren Kissen zu horchen.
Schließlich überquerten Pennyflax und Fauch die alte Steinbrücke, die sich über den Rauschebach schwang, und wanderten von Garstingen aus Richtung Nordwesten, wo die Windgrashügel lagen.
***
Die Landstraße schlängelte sich wie ein graues Band zwischen den Wiesen und Feldern hindurch, führte an Senken vorbei, in denen der Nebel waberte, und verschwand am Horizont in den tiefhängenden Wolken, von denen ab und zu der Donner herüber grollte. Auch über den beiden Freunden zogen dicke Regenwolken dahin, die ihre Last mit der ganzen Inbrunst des Herbstwetters entluden.
Unterwegs patschte der Kobold mit seinen großen Füßen in jede Pfütze hinein, die ihm unterkam. Und da die Straße verflixt viele Schlaglöcher aufwies, geriet er ziemlich ins Schwitzen, weil er nicht wusste, wie er die ganzen Pfützen abarbeiten sollte, ohne bis morgen dafür zu brauchen. Bedauerlicherweise hatte Fauch überhaupt keinen Spaß bei dieser wässrigen Witterung, weshalb Pennyflax die Pfützen irgendwann Pfützen sein ließ und sich lieber um sein Frühstück kümmerte: Er sammelte fünf dicke Regenwürmer am Wegesrand auf und schlürfte sie mit Genuss hinunter. Und zum Nachtisch aß er einen faulen Apfel.
Einmal mehr war er für seine ledrige, braune Haut dankbar, die ein wenig an Baumrinde erinnerte und ihn vor der Kühle der Jahreszeit schützte. Dafür ging ihm sein dichtes Wuselhaar auf die Wanze, weil es ständig in alle Himmelsrichtungen abstand. Immerhin war er so gezwungen, die Haarpracht mittels seines Schlapphuts zu bändigen, in dessen Krempe man wunderbar eine kleine Flasche unterbringen konnte. Diese befüllte er am liebsten mit dem Saft frischer Himbeeren von der Hecke bei der Rauschebachbrücke. Da Himbeeren aber nun mal Sommerfrüchte waren und die Brombeerzeit ebenfalls vorüber war, blieben im Moment nur einige restliche Holunderbeeren übrig. Deren Saft schmeckte zwar bitterlich, schützte jedoch gegen Erkältungen, die bei Kobolden von zu viel Sonnenschein hervorgerufen wurden.
Sogleich machte Pennyflax an einem Holunderbusch Halt, griff sich eine Handvoll der schwarzen, perlengroßen Früchte und quetschte den dunkelroten Saft in sein Fläschchen hinein. Hinterher steckte er sie in seine Hutkrempe zurück und wischte die Hände mit diebischem Vergnügen an seiner Hose ab, was aber zu seinem Bedauern keine nennenswerten Flecken hinterließ, da der Stoff gleich wieder vom Regen ausgewaschen wurde.
Nach insgesamt einer Stunde Fußweg, in der Fauch jede Deckung ausgenutzt hatte, die sich ihm vor den Wolkenbrüchen bot, erreichten die beiden die Windgrashügel.
Die Hügel trugen ihren Namen nicht umsonst, denn erstens wehte der Sturm in diesem Gebiet Eraluvias besonders stark, und zweitens verursachten die dichten, langen Grasbüschel auf den Hügelspitzen ein Pfeifgeräusch. Doch nicht nur das Gras wuchs auf den Hügeln, sondern auch das Klabauterkraut. Gelb blühende Pflanzen, die von den Zwergen, die in der Gegend lebten, angebaut wurden und deren Samenkörner nach Zitrone schmeckten. Aus den Samen wurde die berühmte Meerschaum-Limonade hergestellt, von der schon so manch einer die Seekrankheit bekommen hatte, oder, im schlimmsten Falle, morgens mit einem Holzbein erwacht war. Die Raben wiederum, welche die Hügel umkreisten, störte das überhaupt nicht. Sie hätten den ganzen Tag von den leckeren Klabauterkraut-Samen naschen können, wäre da nicht das dutzend Vogelscheuchen gewesen, das ihnen Angst einjagte.
Pennyflax hatte die zwölf lästigen Strohmänner schon oft umgekippt, ihnen das klappernde Besteck von der Kleidung entfernt oder ihre Tarnung auffliegen lassen. Aber die Zwerge waren ein stures Völkchen und dachten sich immer neue Bosheiten aus. Um den Raben und Krähen nämlich eine Falle zu stellen, verkleideten die Zwerge ihre Vogelscheuchen als Verkehrspolizisten, Fahrkartenkontrolleure oder sogar Schuldirektoren. Mehrmals hatte Pennyflax beobachtet, wie die armen Vögel schuldbewusst auf den Strohfiguren gelandet waren und mit gesenktem Kopf auf ihre Ermahnung oder ihren Bußgeldbescheid gewartet hatten. Mit anderen Worten: Schon allein aus Tierschutzgründen mussten die schäbigen Scheuchen weg! Deshalb stapfte der Kobold voller Tatendrang und mit Fauch im Schlepptau den erstbesten Windgrashügel hinauf, um mit seinem Tagwerk zu beginnen.
Das Vorhaben gestaltete sich jedoch schwieriger als erwartet, da der Sturm mit einer solchen Kraft blies, dass er beinahe aus seiner löchrigen Jacke geweht wurde. Wenigstens hatte es aufgehört zu regnen, aber der matschige Boden sowie die tieffliegenden Blätter und Ästchen erschwerten sein Vorankommen. Also hielt er mit der einen Hand seinen Hut fest und zog sich mit der anderen Hand von Grasbüschel zu Grasbüschel, welche einem dreißig Zentimeter großen Kobold ordentlich Halt boten. Fauch hatte es hingegen schwerer, denn obwohl der Drachling im Vergleich zum vergangenen Sommer längere Strecken am Stück flattern konnte, nutzte ihm diese Fähigkeit nichts. Vielmehr musste er sich so dicht wie es ging an den Boden pressen und kroch auf allen Vieren aufwärts.
Oben angekommen verschnaufte Pennyflax, nahm einen Schluck Holundersaft aus der Flasche in seiner Hutkrempe und ließ den Blick über das Umland schweifen. Weil sich die Wolkendecke gehoben und der Nebel aus den Senken verzogen hatte, bot sich ihm eine gute Sicht auf die Weidenwiesen, ein Feuchtgebiet im Westen. In dessen Mitte lag der Blauwassersee mit seiner grauen, vom Wind aufgewühlten Oberfläche, und schräg dahinter, kaum erkennbar, schloss sich die Kargfelsen-Ebene an, über der die nächste Regenwand heran rollte. Der Feuerberg, der sich viele Kilometer weiter im Nordwesten hinter der Seufzer-Schlucht erhob, war nicht mal ansatzweise zu sehen. Trotzdem fröstelte Pennyflax bei dem Gedanken an den bösartigen Hexer Sulferion, der im Inneren des Vulkans seine finsteren Pläne schmiedete. Im Norden erspähte er das Druntertal und den Drüberhügel, während sich der Finsterwald als dunkles Band präsentierte, das in Richtung Osten vom Wetter verschluckt wurde. Entlang der Oststraße, das wusste jeder, gelangte man nach einer mehrtägigen Reise in das Elfenreich Viancáru.
Doch der Kobold war nicht hergekommen, um die braun-grüne Herbstlandschaft zu bewundern. Mit aller Entschlossenheit näherte er sich der ersten Vogelscheuche und zückte die Nervensäge, die er sich von Schlonzo geborgt hatte. Ohne zu zögern begann er, an dem Stock zu sägen, auf dem die ein Meter große Scheuche errichtet war – ein besonders fieses Exemplar, das mit seinem Frack, dem Zylinderhut und der Peitsche wie ein Zirkusdompteur aussah. Zudem hatten die Zwerge dem Strohmann ein widerliches Grinsen auf das Stoffgesicht gemalt, um auch den letzten Raben davon zu überzeugen, dass er seines Lebens nicht mehr froh wurde, sollte er sich an das Klabauterkraut wagen.
Nachdem Pennyflax den Stock durchgesägt hatte, schaute er mit Befriedigung zu, wie die Vogelscheuche umkippte und vom Sturm erfasst wurde. Sie verlor ihre Kleidung, das Stroh wirbelte davon und in Sekundenschnelle war nichts mehr von ihr übrig. Er machte einen Freudensprung und beobachtete, wie Fauch eine andere Vogelscheuche, die einem Zoowärter ähnelte, mit seinem Feueratem entzündete. Da ihr Material vom Regen durchweicht war, dauerte dies natürlich einen Moment, aber dem Drachenfeuer war sie nicht gewachsen und verging schließlich in den Flammen. Derweil kämpfte sich Pennyflax durch den schneidenden Wind zum nächsten Strohmann auf der Hügelkuppe vor.
Als er die Scheuche erreichte, wunderte er sich über ihre kleinere Bauart. Aber er musste zugeben, dass sich die Zwerge bei ihr extra viel Mühe mit der Verkleidung gegeben hatten. Denn durch den blauen Regenmantel, die Gummistiefel und den Rucksack wirkte die Vogelscheuche wie eine echte Person, vor allem, weil sie scheinbar auf zwei Stöcken und nicht nur auf einem stand. Um die Täuschung perfekt zu machen, schaute unter ihrer Kapuze eine lange Nase hervor, aus der irgendetwas heraushing. Pennyflax stellte sich auf die Zehenspitzen und beäugte die verdächtige Substanz, die im Wind hin und her baumelte.
Dreimal verlauster Grottenolm!, dachte der Kobold und schüttelte sich. Die Zwerge schrecken auch vor nix zurück. Die haben der Scheuche ’nen Rotzfaden an die Nase geklebt! Schon wollte er die Säge ansetzen, um dieser Teufelei ein Ende zu bereiten. Doch als er sich bückte und den linken Gummistiefel der Vogelscheuche anvisierte, stieß diese einen Schrei aus und machte einen Satz rückwärts.
»GNADE!«, kreischte die Scheuche, sank bibbernd auf die Knie und schnarrte: »Habt Erbarrrmen, ihr super-duper-mächtigen Goblins! Ich ergebe mich und verrrate bestimmt niemandem, dass ihr auf eurem Beutezug mein Gasthaus überrrfallen und etliche Dörfer niedergebrannt habt. Noch besser: Wenn ihr mich laufen lasst, erzähle ich jedem, wie großartig euer Meister Sulferion ist. Nur verrrschont mich … BITTE!!!«
Da die vermeintliche Vogelscheuche nicht aufhörte, um ihr Leben zu winseln und noch dazu eine nervige Quäkstimme besaß, packte Pennyflax sie am Kragen und schüttelte sie mal kurz durch. Als er aber sah, wer unter der Kapuze zum Vorschein kam, klappte ihm der Mund auf: Es handelte sich um einen Burschen, den er letzten Sommer im Gasthaus zur hinterhältigen Wörtlichkeit kennengelernt hatte. »MINKY!«, rief der Kobold. »Was machst DU denn hier?!«