Читать книгу PENNYFLAX und die Rache des Hexenmeisters - Andreas Bulgaropulos - Страница 6

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Pennyflax half Minky aufzustehen und musste sich dabei vor dessen Rotzfaden in acht nehmen, der fröhlich durch die Gegend schlenkerte. »Verzwurbeldingst«, staunte der Kobold, »hätte ja nicht ahnen können, dass du auf den Windgrashügeln mit den Vogelscheuchen scheuchst! Machste hier Urlaub oder bist du auch hinter dem Klabauterkraut her? Und wieso haben dich die fiesen Goblins verfolgt?«

Minkys schwarze Knopfaugen huschten ängstlich über den Hügel, dann zum Blauwassersee sowie in die Ferne zum Düsterwald und blieben schließlich an seinem Gegenüber hängen. Erst jetzt schien er den Kobold zu erkennen und begann zu grinsen, wobei er zwei große Schneidezähne entblößte. »Warte, Kamerrrad …«, schnarrte er und zog seinen Rotzfaden hoch, der jedoch gleich wieder heraus flutschte. »Pennyflax?! Du … du warst doch verrrgangenen Sommer mit deiner Freundin Shirah bei uns im Gasthaus zur hinterhältigen Wörrrtlichkeit, stimmt’s?«

»Richtig gedingst!«, bestätigte Pennyflax und erinnerte sich wieder, dass Minky einer der zehn Rotzlinge war, denen das Gasthaus gehörte. Dort wurden nicht nur allerlei verrückte Attraktionen geboten, sondern das beste Essen zwischen hier und dem Frostspitzen-Gebirge serviert. »Und die Goblins haben echt euer Gasthaus überfallen?«, hakte er nach.

Minky nickte nervös, blickte sich ein weiteres Mal um und schnarrte hinter vorgehaltener Hand: »War grrrauenhaft, kann ich dir sagen! Die Grünhäuter haben mit ihren Schwertern alles kurrrz und klein geschlagen, meine Brüder gefesselt und sie weggeschleppt. Nur ich konnte fliehen. Ich bin gerannt, so schnell ich konnte. Doch das erzähl ich dir lieber anderswo, Kamerrrad … lass uns erst mal verschwinden. Denn falls die Goblins uns schnappen, reißen sie uns die Rrrüben runter und kochen daraus ’ne Gemüsesuppe!«

Pennyflax runzelte die Stirn und musterte Minky, der mit seinen vorstehenden Zähnen und den Knopfaugen einem Wiesel ähnelte, aber kein Fell besaß und unter seinem Mantel wie Espenlaub zitterte. Was jedoch nicht am Sturm oder dem Regen lag, der wieder vom grauen Himmel zu fallen begann – vielmehr hatte der Rotzling panische Angst. Konnte es möglich sein, dass Sulferions Goblins ihre Raubzüge endgültig auf das Gebiet der Weidenwiesen ausdehnten? Wenn ja, war es bis Garstingen nicht mehr weit. Steckte auch nur ein Fünkchen Wahrheit in Minkys Bericht, dann musste sofort Meister Snagglemint davon erfahren, der Magiker des Kobolddorfs. Der Alte war nämlich weise und gebildet, kannte sich in der Welt aus und wusste vielleicht, was man angesichts der Lage tun konnte.

Sofort gab Pennyflax Fauch den Befehl, das Abfackeln der Vogelscheuchen zu stoppen, damit die Goblins nicht den Qualm bemerkten, der durch das Verbrennen des feuchten Strohs entstand. Anschließend stapfte er in Begleitung von Minky und dem Drachling vom Windgrashügel herunter, gelangte auf die Landstraße und marschierte mit ihnen zurück nach Garstingen. Denn wichtige Angelegenheiten nahmen Kobolde genauso ernst, wie sie es liebten, Streiche zu spielen.

***

Als die drei im Laufe des Vormittags am Wäldchen ankamen, in dem Garstingen lag, hatte es aufgehört zu regnen und die Sonne blinzelte durch die Wolkendecke. Einige Koboldkinder begrüßten sie an der Rauschebach-Steinbrücke, und nachdem Minky von ihnen begutachtet worden war und einige neugierige Fragen beantwortet hatte, erreichten Pennyflax, Fauch und der Rotzling das erste Haus am Ortseingang. Hier wohnte Meister Snagglemint.

Bevor Pennyflax jedoch das Gartentor des Magikers öffnen konnte, erblickte er seine Freundin Shirah auf dem Nachbargrundstück, die gerade aus ihrem Wurzelhäuschen ins Freie trat, um ihr Unkrautbeet zu begutachten. Sie trug ein grünes, löchriges Kleid mit Blumenmuster und hatte ihr rotbraunes Haar zu zwei Zöpfen geflochten, die beidseitig abstanden und frech wippten. Als sie den Lärm der Kinder auf dem Weg hörte, entdeckte sie Pennyflax, lächelte und winkte ihm.

»Garstigen Tag!«, rief die Koboldin ihrem Freund zu. »Dachte, du wolltest die Scheuchen verscheuchen. Oder haben sie dich verscheucht, weil du selbst von den Klabauterkraut-Samen naschen woll…« Shirah stutzte, als sie den Rotzling in seinem blauen Regenmantel bemerkte. Sie zog die Brauen hoch, kam zum Zaun gelaufen und stellte fest: »Dich kenn ich doch! Du bist Minky vom Gasthaus zur hinterhältigen Wörtlichkeit. Was verschlägt DICH denn hierher?!«

»Hab ihn genau dasselbe gefragt«, gluckste Pennyflax und erzählte ihr in Kürze, was Minky von den Überfällen der Goblins berichtet hatte.

Shirah erschrak. »Wenn die gemeinen Grünhäuter sogar schon das Gasthaus angreifen, dann müssen wir was unternehmen! Solltest Meister Snagglemint davon berichten!«

Pennyflax grinste und nickte zum Haus des Magikers hinüber. »Was glaubste, wo wir gerade hinwollen, verzwurbeldingst?!«

Die Koboldin trat durch ihr Gartentor auf den Weg hinaus und stemmte entschlossen die Hände in die Hüften. »Dann bin ich neugierig, was ihr zu bereden habt. Ich komme mit!« Ohne auf eine Antwort zu warten, schritt sie an Pennyflax vorbei und betrat das Nachbargrundstück, wo der alte Magiker auf der Veranda seines Hauses saß und in einem Buch blätterte.

Pennyflax zog Minky mit sich und wetzte seiner Freundin nach. Es störte ihn nicht die Erbse, wenn sie dabei war, aber er war derjenige, der Snagglemint zuerst von den Geschehnissen berichten wollte. Deshalb drängelte er sich an ihr vorbei und fuchtelte mit den Armen, während er dem Alten entgegen eilte. Zu allem Überfluss stürmten ihnen sämtliche Koboldkinder des Dorfes hinterher und quietschten vor Vergnügen wegen der spannenden Vorgänge.

Der Magiker hatte bereits das weißhaarige Haupt gehoben, weil ihm der Tumult an seinem Gartenzaun aufgefallen war. Er blickte über seine Brillenränder hinweg und runzelte die Stirn, als er Pennyflax, Shirah, Fauch, den Rotzling und einen Haufen Koboldkinder auf sein Grundstück marschieren und sich vor seiner Veranda versammeln sah. Da alle durcheinander riefen und er kein einziges Wort verstand, schwang er sich aus seinem Schaukelstuhl und zeichnete mit dem Finger ein magisches Zeichen in die Luft, dessen Linien blau aufglühten. Keine Sekunde später zerplatzte das Zeichen mit einem Knall und in einem Funkenregen. Augenblicklich herrschte Ruhe, da die versammelte Mannschaft gebannt auf das Glitzern starrte. Und endlich gelang es Snagglemint, das Wort zu ergreifen.

»Was zur gammligen Schuhsohle geht hier eigentlich vor?«, krächzte er streng. »Beginnen denn heute schon die Auflauf-Tage, an denen sich allerorts Kobolde versammeln, um das Ernte-Nein-Danke-Fest zu feiern?«

Pennyflax nahm höflich seinen Hut ab, woraufhin seine Wuselhaare in alle Richtungen abstanden, und reckte die Hand empor. »Meine Schuld, Meister Snagglemint. Geht um eine superbedeutsame Nachricht, die mein Freund Minky von den nördlichen Weidenwiesen mitbringt.« Er wies auf den Rotzling und raunte bedeutungsvoll: »Die Goblins weiten ihre Raubzüge aus und fallen bestimmt bald in Garstingen ein!«

Weil die Koboldkinder vor Schreck aufkreischten und zu bibbern begannen, hob Snagglemint beschwichtigend die Hände. »Deinen Sinn für garstigen Schabernack in allen Ehren, Pennyflax. Aber lass uns nichts unterstürzen, bevor wir alle Tatsachen verdreht haben.« Er musterte Minky, der fast doppelt so groß wie die Kobolde war, strich durch seinen langen grauen Bart und krächzte: »Bequasseln wir die Sache am besten bei mir im Haus. Und ihr …«, der Magiker deutete auf die Koboldkinder, »ihr verschwindet und spielt woanders Streiche.« Dann ergriff er seinen Zauberstab, auf dessen Spitze ein grüner Smaragd leuchtete, und schlurfte nach drinnen.

Während die jungen Kobolde enttäuschte Gesichter zogen und sich vom Grundstück des Alten trollten, gab Pennyflax Fauch die Anweisung, draußen zu warten und stapfte mit Shirah und Minky die Treppe zu Snagglemints Haus hoch. Dieses war ein umgestürzter, von Pilzen bewachsener Baumstamm, über dessen Tür ein Schild prangte, auf dem in Schönschrift geschrieben stand: »Magiker für alle Gelegenheiten und Verwegenheiten«. Was Pennyflax nur bestätigen konnte, denn er hatte sich bei Meister Snagglemint schon oft Rat geholt, wenn er auf seinen Entdeckungstouren im Umland über Dinge gestolpert war, die ihm Rätsel aufgaben. Der Alte besaß nämlich deshalb ein solch enormes Wissen, weil er haufenweise Bücher studierte, von denen viele in fremden Sprachen verfasst waren.

Drinnen betraten die drei die Wohnstube des Magikers, die hauptsächlich mit Bücherregalen zugestellt war, deren Bretter sich unter der Last der Druckwerke bedenklich durchbogen. An der Rückwand des Raums prasselte ein gemütliches Feuer im Kamin, und in der Mitte stand ein Tisch, auf dem ein Strauß Kuhmist-Veilchen angenehm vor sich hin müffelte. Darüber baumelte eine magische Laterne von der Decke und sorgte für gelbliches Licht.

Snagglemint nahm einen Kessel vom Warmhaltebrett des Kamins, befüllte drei Tassen mit Blödwurztee und reichte sie seinen Besuchern. Anschließend fixierte er Minky über seine Brillengläser hinweg und krächzte: »Also, was haste zu erzählen, Jungchen? Und halte deinen Rotzfaden von meinen Büchern fern, klarifari?!«

Der Rotzling legte seinen Regenmantel ab und musste aufpassen, mit dem Kopf nicht an die Decke zu stoßen. Nachdem er an seinem Blödwurztee geschnuppert und die Nase gerümpft hatte, berichtete er dem Magiker von dem Goblinüberfall auf das Gasthaus zur hinterhältigen Wörtlichkeit und wie er von seinen neun Brüdern getrennt worden war. Er schilderte seine Flucht und die Zerstörungswut der Goblinhorden, die etliche Dörfer im Nordwesten niedergebrannt und deren Einwohner gefangen genommen hatten. Am Schluss seines Berichts zog er seinen Rotzfaden hoch und schnarrte: »Beinahe hätten die Grrrünhäuter auch mich erwischt … kurz vor den Windgrashügeln. Das Schlimmste war aber, wie die Schurken mein Zuhause zerlegt haben, unseren geliebten Gasthof! Der Laden war wirrrklich ’ne Goldgrube für meine Brüder und mich. Doch wir hätten wohl die Gerüchte um die Seufzer-Schlucht errrnster nehmen sollen.«

Meister Snagglemint hatte bis eben aufmerksam zugehört und lediglich ein paar Mal genickt. Als der Rotzling aber die Seufzer-Schlucht erwähnte, verschluckte er sich an seinem Tee. »Was … was ist mit der Schlucht? Welche Gerüchte habt ihr gehört?«, hustete der Magiker und kniff die Augen zusammen.

»Na ja«, schnarrte Minky, »einige Rrreisende berichteten uns von Goblintrupps, die sich da versammeln würden. Eine ganze Arrrmee möglicherweise. Und sie berichteten über seltsame Geräusche, die aus der Schlucht kommen.«

»Geräusche welcher Art?«, krächzte Snagglemint und seine Hände zitterten.

»Ein forrrtwährendes Heulen. Als ob tausend rrrachsüchtige Geister kreischen. Angeblich sah man auch Lichter aus der Schlucht emporsteigen.«

Dem Magiker fiel die Teetasse aus der Hand. Mit kreidebleichem Gesicht setzte er sich in seinen Sessel und starrte sekundenlang ins Leere.

Shirah ging behutsam auf den Alten zu und kniete sich vor ihm hin. »Und was bedeutet das?«, fragte sie besorgt. »Geschieht jetzt was Schlimmes?«

»Wäre möglich«, flüsterte Snagglemint und blickte seine Besucher an. »Wisst ihr denn, wie die Seufzer-Schlucht zu ihrem Namen kam?«

Pennyflax warf sich in die Brust und verkündete: »Na lilalogo! Weiß ich schon, seit ich ein Knirps war. Die wird deshalb so genannt, weil vor Jahrtausenden eine gewaltige Schlacht in dem Gebiet ausgetragen wurde, und zwar zwischen Lichtelfen und Dämonen. Die Langohren haben gewonnen und verbannten mit ihrer Zauberei die Dämonen tief hinab in die Erde, wo sie heute noch ihre Niederlage bejammern … die ollen Heulsusen!«

Der Magiker nickte, korrigierte Pennyflax aber: »Fast richtig. Denn das Winseln der Dämonen ist nach dieser langen Zeit nur noch leise und selten zu hören, ohnehin nur in Vollmondnächten. Aber laut des Gerüchtegeblubbers, das Minky aufschnappte, ist’s ein andauerndes Heulen und man sieht sogar Lichter, die aus der Schlucht steigen. Kann also nur eines bedeuten: Irgendjemand beschwört die Dämonen wieder aus ihrem Gefängnis herauf. Und mir schwant auch schon, wer.«

»Sul… Sulferion?«, hauchte Shirah mit bebender Stimme.

»Fürchte ja«, krächzte Snagglemint. »Habe nämlich das Zauberbuch studiert, das du und Pennyflax dem Hexenmeister im Sommer stibitzt habt. Darin fand ich den Beweis, dass Sulferion einerseits ein Dunkelelf und Feuerteufel ist. Und andererseits die Schwarze Magie beherrscht, mit deren Hilfe er die Toten auferstehen lassen kann. Scheinbar will der Hexer seine Goblintruppen mit einer Dämonenarmee verstärken.«

»Dann ist’s also soweit«, murmelte Pennyflax. »Sulferion traut sich aus seinem Feuerberg, um ganz Eraluvia zu … dings, äh … zu erobern.«

Shirah nickte, was ihre Zöpfe zum Wackeln brachte. »Hat er ja auch schon angedroht, als wir ihn damals in seinem Thronsaal belauscht hatten. Aber was können wir da bloß tun? Will mich nicht erobern lassen!«

Meister Snagglemint erhob sich mit entschlossener Miene und griff nach seinem Zauberstab. »Auf alle Gefälle müssen wir ein Kobold-Getümmel zusammentrommeln, damit wir besprechen können, wie wir uns am besten schützen. Begleitet mich sofort zum Dorfplatz!«

Pennyflax, Shirah und Minky folgten dem Alten aus seinem Baumstammhaus nach draußen, und Fauch flatterte ihnen hinterher. Sie beschritten den Hauptweg, der am Rauschebach entlangführte, und riefen alle Bürger Garstingens dazu auf, sich geschwind zum Getümmel einzufinden, da es um Leben, Tod und nie mehr Streiche spielen ging – was sich natürlich kein Kobold zweimal sagen ließ. So erreichte ein ganzer Pulk von Garstingern den Dorfplatz unter der großen Eiche, und selbst die beiden Schäfer Triefauge und Schniefnase ließ man von der Weide ihrer Wollmäuse holen.

Eine Viertelstunde später waren alle zweiundfünfzig Kobolde versammelt, um sich die Schreckensnachricht aus Minkys Mund anzuhören und anschließend Meister Snagglemints Vermutung wegen der Seufzer-Schlucht. Nachdem der Magiker geendet und vorgeschlagen hatte, Garstingen eine Weile zu verlassen, bis die Gefahr aus dem Nordwesten vorübergezogen war, riefen alle aufgeregt durcheinander. Niemand wollte sein Heim aufgeben und in Richtung Osten flüchten, einer ungewissen Zukunft entgegen. Zumal die meisten Kobolde der Meinung waren, man könne nicht aufgrund von Gerüchten das Schlimmste vermuten und feige alles stehen und liegen lassen. Vor allem Bäcker Murksipfusch und Tüftler Schlonzo wollten um keinen Preis ihre Backstube und Werkstatt der Zerstörungswut irgendwelcher Goblins oder Dämonen überlassen. Und noch während sich zustimmendes Gemurmel unter den Bürgern breitmachte und einige bereits nach Hause gehen wollten, weil sie die Sache als erledigt betrachteten, sprang Pennyflax auf den Redner-Baumstumpf und erhob die Stimme.

»Verzwurbeldingst noch mal!«, schimpfte er. »Shirah und ich haben euch doch erst vor wenigen Monaten von den Kriegsmaschinen berichtet, die wir im Feuerberg gesehen haben. Und wir haben euch von den Gemeinheiten erzählt, die Sulferion dort ausbrütet. Habt ihr das schon wieder vergessen?! Der Hexer ist tatsächlich der fieseste Bösewicht, den ihr euch vorstellen könnt, und wenn wir jetzt die Köpfe in den Matsch stecken und so tun, als ob uns sein Feldzug nix angeht, dann geht’s uns wie den Dorfbewohnern nördlich von hier: Garstingen wird niedergebrannt, und wir werden gefesseldingst!«

»Und was schlägste vor?«, rief Murksipfusch. »Sollen wir kilometerlang über die Oststraße nach Viancáru latschen und bei den Elfen leben? Für die feinen Langohren sind wir doch nur nutzlose Winzlinge, die gerne Maden fressen!«

Pennyflax überlegte und zuckte die Schultern. »Nee, nicht dort leben. Aber ’ne Spitzenidee wäre, Elfenkönig Lampion Lavendel um die Hilfe seiner Truppen zu bitten. Und wenn wir auf dem Weg ins Elfenreich so viele Bewohner Eraluvias wie möglich warnen, könnten wir uns alle verbünden und Sulferion ’nen Superstreich spielen. Da würde der nämlich ganz schön Augen glubschen!«

Erneut brachen die versammelten Kobolde in Gemurmel aus. Die Mehrheit war vom Nutzen einer solchen Aktion nicht überzeugt, sondern vielmehr dafür, sich aus den Angelegenheiten der anderen Völker herauszuhalten und den Hexenmeister nicht noch mehr zu verärgern, als es Pennyflax schon letzten Sommer getan hatte. Viele waren gar der Meinung, dass keine Gefahr für Garstingen bestand, weil es zu unbedeutend war. Deshalb hörte auch keiner mehr Shirah oder Meister Snagglemint zu, die beide Pennyflax’ Vorschlag unterstützten, nach Viancáru zu gehen. Ein Kobold nach dem anderen wandte sich ab und marschierte zurück auf den Waldweg, um sich wieder seinen Alltagsgeschäften zu widmen.

Niedergeschlagen stand Pennyflax auf dem Redner-Baumstumpf und ließ die Schultern hängen. Er hätte aus seiner braunen Koboldhaut fahren können, so ärgerte er sich über die Gleichgültigkeit seiner Mitbürger. Doch noch während sich die Versammlung auflöste, brach vorne auf dem Weg ein Tumult aus und Geschrei war zu vernehmen, das sogar das Rauschen des Herbstwinds in den Baumwipfeln übertönte. Die Garstinger, die zuerst gegangen waren, kamen zurückgestürmt, die Augen vor Schreck geweitet und von einer solchen Panik erfüllt, dass sie die anderen über den Haufen rannten, die gerade gehen wollten.

Pennyflax, Shirah, Meister Snagglemint und Minky versuchten in dem umher wirbelnden Laub zu erkennen, vor was die Kobolde flüchteten. Bis sie plötzlich eine große grüne Gestalt durch das Unterholz hetzen sahen, deren Augen rot glühten und die auf den Dorfplatz zulief. Irgendjemand schrie »GOBLIN!«, und genau in diesem Moment erblickten sie tatsächlich einen jener gefährlichen Grünhäuter, die im Dienste Sulferions standen und für ihre Brutalität berühmt waren.

Der Goblin war nur mit einem Lendenschurz bekleidet und trug Knochenschmuck, der an seinem Hals und den muskulösen Armen klapperte. Das Auffälligste aber war der Zopf oben auf seinem Schädel sowie sein Maul mit dem Raubtiergebiss. Er machte einen gewaltigen Sprung, landete auf dem Dorfplatz und grunzte Pennyflax an: »Ihr Kobolde müssen verschwinden! Es geben Krieg!«

PENNYFLAX und die Rache des Hexenmeisters

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