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Der Gott der Stadt

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Hoch oben auf den Hügeln starrte ein alter Mann auf die Stadt hinab. Er hatte es sich gemütlich gemacht. Im Sonnenschein saß er auf seiner Bank und seine Zehen spielten in den Sandalen. Seine Jacke hing auf seinem Spazierstock und die Ärmel wehten im Wind. Der Alte kam jeden Tag hierher und ließ den Blick über die Stadt schweifen. Seine Stadt. Ein ungebändigter, weißer Haarkranz krönte seine Stirn. Sein fliehendes Kinn war unter einem grauen Kinnbart versteckt. Auf die wenigen Wanderer, die sich in diese Höhen verirrten, machte er einen gutmütigen, aber abwesenden Eindruck. Ungefährlich, aber vielleicht ein wenig verwirrt. Manchmal schien er Dinge zu sehen, die nur er sehen konnte. Und dann kicherte er, als ob er sich einen Spaß erlaubt hätte.

Doch heute war er aufmerksam. Er lehnte sich auf der Bank nach vorne und kniff die Augen zusammen. Er merkte, dass etwas anders war. Sein Blick wanderte von der einen Ecke der Stadt, an der der Flusshafen lag, über die großen Schornsteine der Fabriken, dann weiter über die Stadtautobahn bis ins Zentrum. Von dort wieder hinüber über die Kirchtürme und Moscheen, die Parks und bis in die Vorstädte. Nichts Ungewöhnliches. Dann blickte er auf die Stadt der Zwischenwelt. Er sah, was die Menschen nicht sahen. Die Klöster und Schlösser, die Gildenhäuser und Biesterställe. Er sah über die Erde und er sah unter die Erde. Nichts Ungewöhnliches. Ein Wind kam auf und der Alte kniff die Augen ein wenig mehr zusammen. Ein Lichtstrahl traf ihn und er blinzelte. Sein Blick glitt ab und blieb zwischen den Welten hängen. Dort sah er sie. Der Gott der Stadt stand von seiner Bank auf, um besser sehen zu können.

Ava und die STADT des schwarzen Engels

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