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Erichs Ambitionen
Оглавление«Das darf nicht wahr sein – ich häng den Job an den Nagel», denkt Erich. Er ist Elektroingenieur und arbeitet in einer Entwicklungsabteilung eines Industrieunternehmens. Seit 10 Jahren unterrichtet er an einer Fachschule das Fach Elektronik. Er unterrichtet aus Spass und weil er Freude hat, sein Wissen an junge Berufsleute weiterzugeben. Immer schon hat er versucht, eigene Erfahrungen aus seiner Praxis in den Unterricht miteinzubeziehen. Sein Engagement bestätigen die guten Kursevaluationsresultate. Trotzdem ist heute ein schlechter Tag für ihn und er denkt laut darüber nach, die nebenberufliche Tätigkeit aufzugeben.
Erich pflegt seit geraumer Zeit nicht nur einfache Repetitionsübungen, sondern möglichst reale Problemlöseaufgaben für die Praxis als Hausaufgaben zu geben. Diese erstellt er aus konkreten Problemstellungen aus seiner Praxis. Er hat in den letzten zwei Jahren verschiedene didaktische Weiterbildungen besucht und war von der Bedeutung authentischer Problemlöseaufgaben begeistert. Nun wollte er dies auch umsetzen.
Er stellt aber zu seinem Erstaunen fest, dass eine Mehrheit der Studierenden diese Aufgaben für die nächste Präsenzveranstaltung einfach nicht löste.
Er merkt, dass sein Aufwand nicht wertgeschätzt wird, was ihn zusätzlich frustriert. Zusätzlich behindert es noch die Weiterführung des Unterrichts. Er war davon ausgegangen, dass mindestens versucht werden würde, die Aufgaben zu lösen.
Ziemlich enttäuscht kündigt er seinen Rücktritt an, worauf der Schulleiter ihm eine didaktische Begleitung anbietet.
Die Beraterin ist bei einer ersten Sichtung begeistert von der didaktischen Qualität des Unterrichts und den authentischen Aufgaben. Nach einer genaueren Analyse stellt sie aber fest, dass die Aufgaben für ein Grundlagenfach höchst anspruchsvoll und komplex konstruiert sind.
In einem konstruktiven Gespräch mit der Klasse stellt sich dann heraus, dass die Studierenden zwar jeweils mitteilten, dass sie für die Hausaufgaben keine Zeit hatten, aber eigentlich nicht in der Lage waren, die Aufgaben selbständig zu lösen. Es war vor den Kollegen und Kolleginnen leichter zu sagen, dass man keine Zeit hatte, als dass man die Aufgaben nicht lösen konnte. Ein bekanntes und verständliches Verhalten.
Der Unterricht von Erich war zwar didaktisch gut durchdacht und kleinschrittig aufgebaut, die Studierenden konnten die Schritte nachvollziehen und die jeweiligen Lernaufgaben auch selbständig lösen. Einzig der Schritt zu den Hausaufgaben war zu gross. Die Aufgaben waren verglichen mit den Aufgaben im Unterricht zu komplex in ihrer authentischen und problemorientierten Konstruktion.