Читать книгу Heliosphere 2265 - Der komplette Fraktal-Zyklus - Andreas Suchanek - Страница 22

Mars, Sektor 2 des Niemandslands, Forschungsstation des Wissenschaftsrates, 26. Dezember 2265, 08:00 Uhr

Оглавление

»Captain.« Die Stimme von Admiral Sjöberg klang besorgt.

Stöhnend öffnete Jayden seine Augen. Er hatte das Gefühl, sein Schädel müsse platzen und ihm war schwindelig.

Irgendjemand in einem weißen Kittel beugte sich über ihn und presste etwas gegen seinen Hals. Es zischte, dann ließ der Kopfschmerz schlagartig nach. »Verdammt, was ist passiert?«

»Eine Frage, deren Beantwortung mich ebenfalls brennend interessiert«, sagte Admiral Sjöberg und bedachte Doktor Florian von Ardenne bei diesen Worten mit einem durchdringenden Blick.

Während Jayden auf die Beine kam, sah er sich um. Überall um ihn herum standen oder lagen Menschen in weißen Kitteln. Einige waren noch immer bewusstlos, andere hielten sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Schädel. Das Fraktal schwebte wieder friedlich hinter den Fesselfeldern.

»Das kann ich Ihnen nicht sagen, Admiral«, entgegnete von Ardenne schnippisch. Eine große Beule, die weiter anschwoll, zierte seine Stirn. »Ich wurde von diesem Ausbruch genauso überrascht wie Sie. Die ersten Ergebnisse gehen gerade erst ein. So wie es aussieht, hat diese seltsame Schwärze den gesamten Mars geflutet.«

»Bisher gibt es keine Anzeichen für bleibende Schäden«, erklärte eine junge Frau mit aschblondem Haar. Auf ihrer blauen Uniform prangte das Emblem des medizinischen Dienstes der Space Navy. »Diese Explosion sorgte dafür, dass jeder innerhalb des Forschungskomplexes das Bewusstsein verlor. Weitere Folgen sind nicht feststellbar. Trotzdem möchte ich zusätzliche Untersuchungen durchführen.«

»Doktor Rosen …«

Zwischen dem Admiral und Doktor Abigail Rosen entbrannte ein Streit über das weitere Vorgehen. Jayden erkannte die junge Frau erst jetzt; er hatte einmal auf einem Landgang mit ihr geflirtet, ohne zu wissen, wer sie eigentlich war.

Jayden aber hatte nur Augen für das Fraktal. Irgendetwas hatte sich verändert. Er konnte nicht genau sagen was, aber er konnte es spüren. Er misstraute diesem Ding, begann sogar langsam, es zu fürchten. Wozu war es noch in der Lage?

Ein Ziehen hinter seiner Stirn ließ ihn aufkeuchen. Auf seiner Netzhaut öffnete sich das Interface des Kommandochips. »Was soll das!?«

»Captain?« Admiral Sjöberg wandte sich ihm zu, und auch die Doktoren Rosen und von Ardenne starrten ihn an.

Jayden blickte verwundert auf den Koordinatensatz, den nur er sehen konnte. »Auf meinem Kommandochip befinden sich Daten, die zuvor nicht da waren.«

Admiral Sjöberg sog scharf die Luft ein. Jayden war nicht weniger beunruhigt. Der Kommandochip enthielt alle sensiblen Alpha-Codes, um auf der HYPERION neuralgische Funktionen in Gang zu setzen. Die Selbstzerstörung war eine davon. Der Chip sollte von außen nicht zugänglich sein. Nur das fest installierte Incept-System des Schiffes konnte Daten und Updates überspielen. Jayden selbst musste jeden Zugriff bewusst gestatten.

»Aber das ist unmöglich«, sagte Doktor Rosen mit dem ihr eigenen britischen Akzent. »Hier im Labor gibt es kein Incept-System.«

Doktor von Ardenne schaltete schneller. »Das Artefakt! Mein Gott, die Daten, die über den Phasenraum ausgestrahlt wurden, müssen irgendwie auf Ihren Chip gelangt sein. Die Signaturen der Datenpakete sind identisch.«

Admiral Sjöberg blickte verwundert und zunehmend entsetzt auf den Monitor. »Ich hoffe sehr, dass Sie sich irren, Doktor von Ardenne. Andernfalls besteht hier ein immenses Sicherheitsrisiko. Bisher hielten wir die Kommandochips für sicher. Nicht umsonst wurden sie mehrere Jahre getestet. Ich selbst habe für ihre Einführung gekämpft.«

Die letzten Techniker erwachten. Einige wurden von Paramedics davongeführt, andere stürzten sich sofort auf ihre Pads und tippten eifrig darauf herum.

»Dann finden wir es doch einfach heraus«, sagte von Ardenne und wandte sich an Doktor Rosen. »Beschaffen Sie mir ein mobiles Incept-Aggregat. Mit der Zustimmung von Captain Cross können wir die Daten damit auslesen. Natürlich nur mit Ihrer Erlaubnis, Admiral Sjöberg.«

Jayden blickte fragend zu seinem Vorgesetzten, der nach kurzem Zögern nickte.

Doktor von Ardenne verfiel in hektische Betriebsamkeit. Kurz darauf saß Jayden auf einem Konturensessel, und ein mobiles Incept-Aggregat wurde in seinen Nacken gepresst.

»Auf etwas Derartiges waren wir nicht vorbereitet«, erklärte der Doktor. »Daher müssen wir improvisieren. In dieser mobilen Einheit befinden sich die Universalcodes zur Incept-Verschlüsselung. Wir können damit natürlich nur lesend auf die Daten zugreifen, aber das wird für unsere Zwecke ausreichend sein. Wundern Sie sich nicht, wenn es etwas kribbelt. Die mobilen Einheiten sind noch nicht ganz ausgereift.«

Admiral Sjöberg klopfte Jayden beruhigend auf die Schulter, während er Nachrichten über sein mobiles Pad verschickte. Doktor Rosen sprach mit ruhiger Stimme in ihren Hand-Kommunikator. Die dünne Display-Folie mit integrierter Kommunikationsfunktion klebte, wie bei fast allen Offizieren der Space Navy, auf ihrem linken Handrücken.

»Wir sind dann soweit.« Von Ardenne wirkte aufgeregt. Jayden hätte ihn liebend gerne an seiner Statt in diesen Stuhl gesetzt, doch heute musste er wohl selbst als Versuchskaninchen herhalten.

»Legen Sie los«, sagte er nur.

Zuerst geschah gar nichts, dann erschien die Daten-Zugriffsanfrage in Jaydens Gesichtsfeld. Mit einem geistigen Befehl bestätigte er den Zugriff, worauf die Daten abgerufen wurden. Nach einigen Sekunden war alles vorbei.

Eine Paramedic entfernte die mobile Incept-Einheit, worauf Jayden sich zu den Doktoren und Admiral Sjöberg gesellte, die gespannt auf eines der Panels starrten.

»Es war tatsächlich ein Koordinatenpaar«, sagte von Ardenne. »Ich vermute, das Artefakt hat es irgendwie in Ihren Speicher überspielt.«

»Vielleicht sollte die Admiralität den Kommandochip noch einmal überdenken«, sagte Jayden zu Sjöberg. »Um welche Koordinaten handelt es sich?«

Von Ardenne bedeutete Jayden, näherzutreten. »Um diese.« Er zoomte auf einer stellaren Karte einen Planeten heran. »Was immer die Reaktion des Fraktals auch ausgelöst hat, rechnete wohl nicht damit, dass die Daten auf Ihren Chip gelangen könnten, Captain Cross. Wir wissen nicht, an wen die Übertragung eigentlich adressiert war, ob es überhaupt einen Empfänger gibt. Aber wie sie sehen, ergeben die Koordinaten durchaus einen Sinn.«

»Oh verdammt!«, fluchte Jayden, als er das Gestirn erkannte. »Das bedeutet wohl Ärger.«

*

Heliosphere 2265 - Der komplette Fraktal-Zyklus

Подняться наверх