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Büro der Präsidentin, London, 13. Januar 2266, 23:05 Uhr

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»Das ging überraschend schnell«, begrüßte Präsidentin Kartess Admiral Zhang, als er vor ihr materialisierte.

Er selbst befand sich noch immer auf SOL-13, um die Neukonstruktion des nächsten Schiffes der Interlink-Klasse zu besprechen. Sein Körper saß auf einem Holo-Chair, der seine neuronalen Wellen über den Phasenfunk in einen Körper aus Photonen im Büro der Präsidentin projizierte.

»Ab und an sind diese Zusammenkünfte doch ganz nützlich«, sagte er zu der hochgewachsenen Frau mit dem rotblonden Haar.

Präsidentin Kartess strahlte mit jedem Schritt und jeder Bewegung Eleganz aus. Sie trug ein modisches Kostüm und wirkte von ihrem filigranen Wesen her zerbrechlich, wodurch sie von ihren Feinden oft unterschätzt wurde. Ein Fehler, den jene Personen nur einmal begingen.

»Also gut, Yoshio, wie lautet Ihr Vorschlag für mich? Wofür spricht sich der Rat der Admiralität aus?«

Natürlich hatte er der Präsidentin noch während der Beratung einen Kurztext in ihren persönlichen Speicher gesendet.

»Sieben zu fünf für eine Intervention. Ich habe eine Nachricht an Kommandantin Ishida bereits vorbereitet. Mit Ihrem Einverständnis werde ich sie absenden.«

»Die ist hiermit erteilt«, sagte die Präsidentin. Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, griff nach einer auf dem Schreibtisch stehenden Porzellantasse, deren Wert vermutlich Yoshios Jahresgehalt überstieg, und nippte bedächtig daran. »Während ihr Rat debattierte, habe ich den Außen- und den Verteidigungsminister ins Bild gesetzt. Beide planen bereits für verschiedene Szenarien voraus, können im Ernstfall also schnell reagieren. Die übrigen Kabinettsmitglieder wissen bisher von nichts, und das wird auch noch eine Weile so bleiben. Mir steht wahrlich nicht der Sinn nach irgendwelchen Sondersitzungen. Gab es Probleme mit Michalew oder Sjöberg?«

Yoshio schüttelte den Kopf. »Sie haben sich beide tadellos verhalten. Michalew war heute handzahm. Irgendetwas ist da im Busch.« Während er sprach, aktivierte er seine körperlichen Funktionen auf SOL-13 mit einer gespeicherten Handgeste. Das Hologramm stand noch immer still vor der Präsidentin, während er mit seiner rechten Hand blind eine Eingabe auf der Konsole seines Holo-Chairs vornahm. Die Befehle an Ishida wurden nun automatisch über seinen Adjutanten versandt. Er aktivierte wieder das taktile Feedback des Hologramms, und das Gefühl seines Originalkörpers verblasste.

»Müssen wir uns Sorgen machen?«, fragte die Präsidentin.

Yoshio schüttelte den Kopf. »Michalew ist ein Hund, der bellt, aber nicht beißt. Er spielt doch seit Jahrzehnten den großen Hardliner, rasselt mit den Säbeln und macht uns das Leben im Senat und Rat der Admiralität schwer. Nein, er wird noch eine Zeit lang stillhalten. Ehrlich gesagt bin ich mir über seine momentanen Intentionen nicht im Klaren.«

»Behalten Sie ihn im Auge«, sagte die Präsidentin. »Ich will über jeden seiner Schritte informiert werden.« Sie erhob sich und trat an das Panoramafenster, das die gesamte Breite der Wand einnahm. Der Blick über die Gärten des Ratspalastes war atemberaubend. »Ich habe weiß Gott genug andere Sorgen, als mich um einen verdammten Admiral zu kümmern, der kurz davor steht, Amok zu laufen. Der Eriin-Bund überfällt ständig Handelsschiffe und schwächt damit die Wirtschaft der äußeren Systeme, wodurch die Senatoren in ihrer Heimat unter Druck geraten. Die Vertreter der Handelshäuser sitzen mir im Nacken, damit ich die Space Navy darauf ansetze. Und nicht zu vergessen das nach der Schlacht von Elnath anwachsende Parlidenproblem, was die Atmosphäre auch nicht gerade verbessert. Wenn wenigstens die Rentalianer nicht so störrisch wären und uns einfach ihre Teleportationstechnik übergeben würden. Das würde die Beliebtheitswerte der Regierung ordentlich ankurbeln. Dank eines Erdrutschsieges von Kirkovs Partei haben wir bei den Wahlen vor einer Woche die Mehrheit im Senat verloren. Das macht es momentan noch schwerer. Glauben Sie mir, Yoshio, momentan stehe ich kurz davor, die Phasenfunk-Relais-Kette abzuschalten und damit alle Holo-Übertragungen der Vertreter der Randkolonien auszusperren. Damit wäre wenigstens die leidige Subventionsdebatte erledigt. Wirklich, Yoshio, Michalew steht auf meiner Prioritätenliste nicht sehr weit oben. Sollte er aber weiterhin ein Problem darstellen, bin ich durchaus gewillt, dem Verteidigungsminister auf die Füße zu treten, damit er ihn aus dem Amt entfernt.«

Yoshio sog scharf die Luft ein. »Ma’am, das wäre keine gute Idee. Wenn …«

»Ich weiß, ich weiß«, sie stoppte seinen Redefluss. »Er würde seine politischen Verbindungen ausnutzen und uns das Leben zur Hölle machen. Glauben Sie mir, ich bin mir der Macht, die er mittlerweile angehäuft hat, durchaus bewusst. Doch das bedeutet nicht, dass ich mir alles gefallen lassen werde.«

Yoshio nickte. Er konnte die Präsidentin ja verstehen. Leider gab es aktuell nun mal einen Gleichstand zwischen Michalews und Sjöbergs Anhängern, was meist jede Debatte zu einem schmutzigen Schlagabtausch werden ließ.

Einzig Santana Pendergast zeigte sich unbeeindruckt von dem Kleinkrieg und entschied stets auf Grundlage aktueller Fakten, auf wessen Seite sie sich schlug.

»Mir ist durchaus klar, dass Ihre Geduld begrenzt ist, Madame Präsident. Doch bitte unternehmen Sie nichts. Eine Entlassung Michalews wäre eine Ohrfeige – für die gesamte Admiralität.«

»Das wäre es zweifellos. Und eine verdiente. Ich kann mir die Schlagzeile in der Presse schon vorstellen.« Die Präsidentin lächelte. »Einer der mächtigsten Admiräle entlassen. Das würde der Ohrfeige doch noch einmal zusätzliche Schlagkraft verleihen. Ich denke, mehr muss ich dazu nicht sagen. Bringen Sie Michalew auf Kurs, Yoshio – und zwar bevor ich eingreifen muss.«

»Ich habe verstanden.«

»Ausgezeichnet.« Die Präsidentin nahm wieder Platz. »Dann entschuldigen Sie mich jetzt. Der Oppositionsführer wartet schon, und ich fürchte, dieses Gespräch wird ebenfalls sehr unerfreulich.«

Yoshio nickte der Präsidentin noch einmal respektvoll zu. »Madame Präsident.« Dann deaktivierte er den Holo-Feed.

Fluchend erhob er sich aus seinem Holo-Chair auf SOL-13. Er konnte nur beten, dass Ishida es nicht versaute und Michalew noch eine Weile stillhielt. In der momentanen Situation hatte er andere Sorgen als Admiral Juri Michalew. Er musste ihm zugutehalten, dass er bisher nichts weiter tat, als sich mit dem Parlidenkörper zu befassen. Scheinbar kamen die Wissenschaftler damit nicht voran, machten nur einen nutzlosen Scan nach dem anderen. So war der Admiral immerhin erst einmal beschäftigt und verzichtete auf seine üblichen Spielchen.

*

Heliosphere 2265 - Der komplette Fraktal-Zyklus

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