Читать книгу Die 12 Häuser der Magie - Schicksalsretter - Andreas Suchanek - Страница 5

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Prolog

Der verschlissene Teppich verrottete vor seinen Augen. Risse zogen sich über das Porzellan des Gedecks, die Chrysanthemen verwelkten. Fenster kippten mit ihren hölzernen Rahmen aus den Mauern, schlugen auf dem Boden auf und zerbrachen in tausend Scherben. Kerzenwachs schmolz zu einer Lache. Wo einstmals Wärme gewesen war, die Geborgenheit eines Heims, blieb nichts. Ausgelöscht von Gnadenlosigkeit, dazu verdammt, einen Weg zu beschreiten, der niemals hätte betreten werden dürfen.

Er versuchte, den Augenblick festzuhalten, erfasste instinktiv, dass dies wichtig war. Doch wie ein glitschiger Fisch entschlüpfte ihm der Gedanke und hinterließ nur Leere und Verlust. Der letzte Moment nahte heran. Oder war er bereits verstrichen?

Risse bildeten sich auf dem Verputz der Wände. Sie leuchteten wie flüssiges Gold. Durch die offenen Fenster drang schwarzer Nebel herein. Dunkelheit und Licht umtanzten einander in einer traurigen, doch gleichermaßen gnadenlosen Choreografie, berührten sich jedoch niemals.

Porzellan wurde zu Glas, Kerzenwachs zu feinem Goldgespinst. Verfaulte Chrysanthemenstängel vergingen in Rauch.

Alles formte sich neu, wurde durcheinandergewirbelt zwischen dem, was war, und dem, was hätte sein sollen.

Das Schicksal schrie auf.

Er schwebte inmitten des Chaos, wusste nicht einmal seinen eigenen Namen. Doch er existierte. Irgendwo. Irgendwie. Das Schicksal wollte ihn nicht gehen lassen, hielt ihn fest. Gleichzeitig sollte er sterben. Musste er.

Unsichtbare Augen schienen in der Dunkelheit ihren Blick auf ihn zu richten, groß wie Wolkenkratzer. Er war nichts. Und doch alles. Der Funke, der einen Brand ausgelöst hatte.

Wie lange war er bereits hier?

Ein Schrei erklang, urtümlich und voller Pein. Die goldenen Fäden des Schicksals pochten im Takt eines Herzschlags, erschienen und vergingen. Doch immer mehr Stellen färbten sich schwarz.

»Doch Verrat milderte des Schicksals Klinge.«

Die Stimme war laut und leise, alt und jung, schien von überallher an sein Ohr zu dringen.

»Ein Tropfen Blut von reiner Seele.«

Die Worte klangen schmerzerfüllt, wurden beständig leiser. Der letzte Satz war nicht mehr als ein Wispern.

»Einzig tausendfach aus Güte gegeben.«

Ein Seufzer, dann war sie fort. Die Umgebung machte einen Ruck, ein Strudel zog ihn mit sich. Zum ersten Mal blickte er an sich herab, wurde seiner eigenen Finger gewahr, die in seine Hand übergingen, seinen Arm. Da war keine Haut, kein Leben.

Nur schwarzes Glas.

Die 12 Häuser der Magie - Schicksalsretter

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