Читать книгу Maimorde - Angelika Godau - Страница 10

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„Nicht Sie schon wieder, das gibt es doch überhaupt nicht!“ Werner Harber, Leiter der Dürkheimer Polizeiinspektion war der erste, der mit zwei Beamten eintraf.

„Eigentlich müsste der Kriminaldauerdienst hier sein, aber die sind alle Mann im Einsatz, daher wurden wir als ohnehin tätig werdende Fachdienststelle angefordert. Schlaf wird ja ohnehin völlig überbewertet.“

Erst eine halbe Stunde später kam auch die Spurensicherung mit Claudia Hähnel an der Spitze.

„Wenn Menke irgendwo auftaucht, ist eine Leiche nicht weit, ist bei uns schon ein geflügeltes Wort. Haben Sie den umgebracht oder wieder nur rein zufällig gefunden?“

Hähnel war die Leiterin des Erkennungsdienstes, scharfäugig, spitzzüngig, sarkastisch und brillant in ihrem Job. Das hatte ich bereits mehrfach hautnah miterleben dürfen.

„Was machst du denn hier, Menke? Ich dachte, du bist mit Tabea auf einer Schickimicki-Party. Hat sie jedenfalls vorhin erzählt.“ Norman Sand, Tabeas Kollege, war ebenfalls eingetroffen und sprach über die Schulter, während er sich in einen Schutzanzug quälte.

„Waren wir auch, aber da habe ich eine alte Freundin getroffen und die …“

„Alt stimmt, aber ob Freundin es trifft, kann ich noch nicht sagen, auf alle Fälle ist besagte Dame die Ehefrau des Toten. Vorausgesetzt, es handelt sich bei der Leiche um Doktor Andreas Brandt.“

Tabea war natürlich bereits da und ihrem Tonfall nach zu urteilen, sauer auf mich.

„Ist er“, bestätigte ich. „Ich habe ihn heute Morgen kurz kennengelernt und kann ihn daher zweifelsfrei identifizieren.“

„Du gehst zum Gynäkologen?“ Sands Gesicht war ein einziges Fragezeichen und er drehte sich zu Tabea um. „Oder warst du, ich meine, wart ihr …?“

„Klapp den Mund wieder zu, Sand, und hör auf zu spekulieren. Ich war hier noch nie.“

„Nein, nein“, warf ich schnell ein, „ich habe meine Mutter begleitet, weil sonst keiner Zeit hatte, darum war ich hier und seine Frau kenne ich flüchtig von früher.“

„Wie flüchtig, das wirst du nachher zu Protokoll geben“, unterbrach meine Freundin mich und wandte sich an einen jungen Beamten, der etwas unsicher an der Tür stehengeblieben war.

„Fahren Sie bitte zu den Kreutzers und holen Sie Frau Brandt. Sagen Sie ihr aber noch nichts, das übernehmen wir.“

Der Mann nickte und verschwand schnell die Treppe hinunter.

„Kann ich das nicht übernehmen? Ich meine, ich kenne sie schließlich und ich habe ja auch ihren Mann gefunden, außerdem bin ich auf ihren Wunsch hierher gefahren?“

„Das kannst du getrost uns überlassen, wir machen so etwas ja nicht zum ersten Mal. Du wolltest dich also mit der Dame hier treffen oder wie ist deine Anwesenheit zu verstehen?“

„Was? Nein, wieso denn? Sie hat mich beauftragt, zu überprüfen, ob ihr Mann sich hier mit einer seiner weiblichen Angestellten vergnügt. Es war ein Job, ein ganz normaler Job, nichts weiter.“

„Aha, ein Job“, Tabea verzog keine Miene und Sand grinste vor sich hin.

Tabea ließ mich stehen und der Sandmann legte mir die Hand auf die Schulter.

„Mach dir nichts draus, Menke, wenn ihr erst so lange verheiratet seid, wie ich, hört das auf. Sie ist eifersüchtig und das ist doch durchaus ein gutes Zeichen.“

„Sie hat überhaupt keinen Grund zur Eifersucht“, wehrte ich ab. „Ich habe wirklich nur einen Job übernommen. War nicht meine beste Idee, wenn ich das hier so sehe, aber das konnte ich ja nicht ahnen. Außerdem hat Tabea mich auf der Party überhaupt nicht beachtet. Erst war sie ständig mit dem Typen meiner Mutter beschäftigt und dann …“

„Ja, ja“, unterbrach der Sandmann mich lachend, „klingt nach den typischen Anfangsproblemen einer Beziehung. Wie gesagt, legt sich mit der Zeit, aber bei manchen wird es auch schlimmer. Siehst du hier. Der gute Doktor hat es wohl etwas übertrieben mit dem außerehelichen Vergnügen und nun ist er tot. Du hast ihn doch nicht angefasst, oder?“

„Nein, habe ich nicht. Bin an der Tür stehengeblieben. Ich meine, dass er tot war, konnte ich unschwer auch auf die Entfernung erkennen. Ich habe sofort die Polizei angerufen und dann Tabea informiert.“

„Gut! Aus dir kann doch noch was werden“, grinste Sand, aber er klang bei Weitem nicht mehr so ekelhaft, wie früher.

Ein Räuspern an der Tür beendete unser Gespräch unter Männern. Der Beamte war mit Julia eingetroffen.

Tabea kam aus dem Sprechzimmer und ging auf sie zu.

„Guten Abend, Frau Brandt, ich bin Tabea Kühn, das ist mein Kollege Sand. Wir sind von der Mordkommission Ludwigshafen. Es tut uns sehr leid, aber wir müssen Ihnen mitteilen, dass Ihr Mann ermordet wurde. Möchten Sie sich vielleicht setzen?“

„Was? Wie ermordet, wann denn und wo, ich meine, warum? Wer hat das getan?“ Julia war sichtlich verstört, von ihrer Sicherheit nicht mehr viel zu spüren.“

„Das wissen wir noch nicht, und eigentlich müsste ich Sie jetzt fragen, wo sie heute Abend waren, aber da mir das bekannt ist, können wir uns das sparen. Haben Sie irgendeine Vermutung, wer das getan haben könnte? Hatte Ihr Mann Feinde?“

„Feinde? Nein, nicht dass ich wüsste, aber wieso wurde er ermordet, ich meine, wie denn, auf welche Weise?“

„Er wurde erschossen und da wir keine Waffe in seiner Nähe gefunden haben, können wir Selbstmord mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen. Sie wissen also nicht, ob er vielleicht bedroht wurde?“

„Keine Ahnung, ich meine, er hat nie etwas in diese Richtung gesagt.“

„Warum war er nicht mit Ihnen auf der Party, sondern noch hier in der Praxis?“

Julia geriet ein bisschen aus dem Takt und warf mir einen hilflosen Blick zu.

„Darf ich dazu vielleicht etwas sagen?“, reagierte ich daher schnell. „Ich habe ja bereits gesagt, dass ich nicht zufällig hier war, sondern ich wurde von Frau Brandt in meiner Eigenschaft als privater Ermittler engagiert. Sie hatte den Verdacht, dass ihr Mann sich heute Abend hier mit einer seiner Sprechstundenhilfen traf. Nicht um Patientenakten zu besprechen, sondern … na, ihr versteht schon. Sie wollte ihn mit meiner Hilfe des Ehebruchs überführen.“

„Der Mann ist noch keine Stunde tot und der Schütze konnte mit einer Waffe umgehen. Ein gezielter, nicht aufgesetzter Schuss, direkt in die Stirn, mit Austrittswunde, keine Abwehrverletzungen, keine Hinweise auf einen Kampf“, rief Hähnel aus dem Sprechzimmer. „Sieht eher nach Auftragsmord, als nach einer Beziehungstat aus, da wird eher in die Brust geschossen. Das Projektil haben wir aus dem Schrank hinter ihm gepuhlt, 9 mm, ganz altes Modell, vermutlich eine Makarow, sonst hätte es den Schädel nicht durchschlagen.“

„Wann genau bist du denn hier eingetroffen?“, wollte Tabea von mir wissen, schaute mich aber nicht an.

„Das muss gegen 22. 00 Uhr gewesen sein, eher etwas früher, genau weiß ich es nicht, aber … Moment mal, mir fällt gerade ein, dass mir ein Mann die Haustür geöffnet hat, der es verdammt eilig hatte. Verdammt, das könnte der Täter gewesen sein.“

„Kannst du ihn beschreiben?“

„Hm, er war etwa so groß wie ich, schlank, trug ein Basecap und ich glaube, eine schwarze Lederjacke. Ich habe nicht weiter auf ihn geachtet, aber er ist Richtung Römerplatz gelaufen.“

„Frau Brandt?“, wandte sich Tabea wieder an Julia. „Fällt Ihnen zu der Beschreibung jemand ein?“

Julia überlegte einen Augenblick und schüttelte dann den Kopf. „Nein, keine Ahnung, wer das gewesen sein könnte.“

„Gut, das war es dann fürs Erste, Sie können nach Hause gehen, halten sich aber bitte zu unserer Verfügung, wir haben morgen sicher weitere Fragen.“

Ich sah das Aufblitzen in Julias Augen und ahnte, was kommen würde.

„Frau Oberkommissarin, ich wurde ja von einem Ihrer Beamten hergebracht, daher steht mein Auto noch bei den Kreutzers. Könnte Deti mich vielleicht dort hinfahren?“

Tabea zog die Augenbrauen in die Höhe und schaute von ihr zu mir, ohne eine Antwort zu geben. Im Hintergrund sah ich Sand, der vor lauter Vergnügen fast hüpfte.

Das Schweigen zog sich etwas, bis Tabea sagte: „Das fragen Sie Herrn Menke am besten selbst, ich habe nicht über seine Zeit zu bestimmen.“

Ich nickte ergeben, nahm Julias Arm und wandte mich zur Tür. „Ich fahre dann anschließend direkt nach Hause, sagte ich noch über meine Schulter, erhielt aber keine Antwort.

Maimorde

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