Читать книгу Rosenmedizin. So sanft heilt die Königin der Blumen - Angelika Gräfin von Wolffskeel von Reichenberg - Страница 8
ОглавлениеEXTRA Die Rose als Symbol
Vom Feuer der Leidenschaft zum Symbol der Reinheit
Aphrodite, Göttin der Schönheit und Patronin der Liebe, wurde aus der Gischt des Meeres geboren, war nackt wie jedes Baby. Als sie sich ihrer Blöße bewusst wurde, versteckte sich die Schöne hinter einem Busch – einem Rosenstrauch mit weißen Blüten. Seit dieser antiken griechischen Sage steht die weiße Rose für die reine Liebe, für blühende Schönheit. Die lebensfrohe Göttin nahm es aber nicht ganz so genau mit der Treue. Einen ihrer Geliebten, den schönen Adonis, griff dann ein wilder Eber an. Er starb in ihren Armen – und die Tropfen seine Blutes färbten die Blüten des ihr geweihten Rosenstockes rot. Seitdem gilt die rote Rose als Sinnbild der Leidenschaft, für Kraft, Verlangen und Lust.
Und was bedeutet es, von einer Rose zu träumen? Sehen Frauen im Traum einen roten Rosenkranz, steht bald eine Hochzeit bevor. Pflückt sie rote Rosen, bekommt sie in Kürze einen Heiratsantrag. Und ein aufgeblühter Rosenstock bedeutet: Alle Wünsche gehen in Erfüllung.
Die christliche Kirche tat sich lang schwer mit der uralten Rosenverehrung. Zumal ihr Duft so betörend war, dass die Blumen schnell in die Nähe der »professionellen Liebe« gerieten. Noch vor rund 200 Jahren hießen Bordelle im süddeutschen Raum Rosenhäuser, und Prostituierte trugen den euphemistischen Namen »Rosengässlerin«. Die einfache, aber clevere Lösung der Kirchenväter war, den antiken Kult von Lust, Liebe und Leidenschaft umzuwandeln in etwas Reines, Erhabenes und Göttliches.
Mit dem Beginn der Marienverehrung im ersten Jahrhundert wurde die rote Rose umgedeutet zur Blume der Gottesmutter Maria. Sie stand nun für reine Sittlichkeit, jugendliche und ewige Unschuld. Die prächtigen Rosenfenster, unter denen Maria verehrt wurde, zierten die gotischen Kathedralen des Mittelalters. Die Rosenfenster lagen im Westen, ihnen gegenüber das Kreuz im Osten der Kirche. Ab 1208, wenn nicht schon früher, bekam die christliche Gebetsschnur den Namen »Rosarium«. Kirchenhistoriker vermuten, dass die 59 Perlen ursprünglich aneinandergereihte Rosenknospen waren.
In die Beichtstühle schnitzten die Tischler Rosen ein.
Was »unter der Rose« (lat.: sub rosa) gesprochen wurde, blieb geheim. In den Ratssälen schmückten deshalb oft Rosenverzierungen die Kammern und Säle. Hier konnte vertraulich gehandelt – und wohl auch geklüngelt – werden.
Als Wappenblume sehr beliebt
Die neu erfundene Rose setzte ihren mittelalterlichen Siegeszug auch auf den Wappen der Adelshäuser fort. Freund und Feind trugen Panzerrüstungen, waren bei herabgeklapptem Visier kaum zu unterscheiden. Deshalb mussten farbige, klare Kennzeichnungen her. Am besten sichtbar waren sie auf dem Schild. Da prangten Drachen, Löwen, Adler, Wildschweine und Bullen, aber auch Eichenblätter, Lilien und – natürlich – die Rose. Sie war eine der häufigsten und edelsten Wappenblumen, nicht nur für adlige Häuser wie die der Grafen Wolffskeel von Reichenberg (→ Bild), der Guttenbergs oder der Tudors (→ Seite 35), sondern auch für Stadtwappen, etwa in Rosenheim, Erkelenz oder Altenburg. Troubadoure besangen ihre Schönheit, den Siegern im Turnier winkte ein Rosenkranz.