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Erstes Misstrauen

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Es war Samstag. Wir wollten gemeinsam bei mir das Wochenende verbringen. Jo wollte noch mit einer jungen Frau reden und mich danach besuchen. Ich wartete mit dem Mittag auf ihn. Die Kaffeezeit nahte und bald war es Zeit zu Abend zu essen. Um 21 Uhr entschied ich wütend ins Bett zu gehen und ihn nicht mehr herein zu lassen. Gegen 23 Uhr klingelte es an meiner Tür. Ich zog meinen Morgenmantel an und öffnete entgegen meiner Entscheidung doch die Tür. Frostig ließ ich ihn ein. Strahlend nahm Jo mich in den Arm. Ich wand mich heraus und setzte mich im Wohnzimmer auf das Sofa. „Was ist los?“ fragte er erstaunt. Fassungslos sah ich ihn an. Dann stand ich auf und legte los: „Du hast dich den ganzen Tag damit aufgehalten, einer Person ein bestimmtes Thema mitzuteilen. Diese Frau muss ja so interessant für dich gewesen sein, dass du vergessen hast, dass ich auf dich warte. Das wenigste, was ich erwartet habe, ist, dass du mich anrufst. Und bevor du mich mit deinen therapeutischen Fragen wieder auskillst: Ist das ein Benehmen eines Mannes in deinem Alter, mich Stunde um Stunde warten zu lassen, während du mit einer hübschen jungen Frau den Tag verbringst?“ Jo ging aufgeregt im Wohnzimmer auf und ab. „Mir ist schlecht, fast kotzübel. Diese Frau muss so interessant für mich gewesen sein, dass ich vergessen habe, dass du auf mich wartest?“ wiederholte er zynisch. „Das impliziert, dass du erwartet hast, dass ich sage, ach, du hast erwartet, dass ich dich anrufe. Es impliziert weiter, dass du diesen Satz als auskillen erlebst, des Weiteren, das du diesem Auskillen vorbauen musst in diesem Kampf, der für dich so eine Art kalter Krieg zu sein scheint. Du sprichst aber aus deinem Modell. Und dein eisiger Ton und die eisige Stimmung, die hier zu spüren ist, entsteht nur aus dem, was in deiner Fantasie entstanden ist.“

Müde setzte ich mich wieder aufs Sofa. Nun schlug mein Sarkasmus wieder zu. „Stell dir vor, du bist es, der sich Stunde um Stunde darauf freut, dass seine Partnerin wohl irgendwann mal auftauchen wird. Natürlich weißt du, wie attraktiv der Mann ist, mit dem sie sich trifft. Aber das stört dich ja nicht, denn du hast absolutes Vertrauen und bist nach Stunden glücklich, sie in die Arme schließen zu können.“

Nun stemmte Jo die Hände in die Hüften: „Na, das ist ja nun Sarkasmus pur. Ich kenne den Film nicht, der da bei dir ablief, aber deine Befürchtungen hast du zumindest angedeutet. Das fehlende Vertrauen, dann der Film-Wechsel zu dem wieder sarkastischen Ton.“ Er holte tief Luft: „Dein innerer Film bringt dich zur Weißglut, nicht mein Handeln. Und dann unterstellst du mir noch, das ich dich bisher mit therapeutischen Fragen ausgekillt habe!“

Fassungslos schaute ich mir diesen Mann an. Konnte das wirklich angehen, dass ihm nicht klar war, wie unwürdig er mit mir umging? Ich bat ihn zu gehen.

Jo kam zu mir auf das Sofa. Er nahm meine Hand und sagte mit leiser einschmeichelnder Stimme: „Das Modell des anderen kennen zu lernen, bedeutet für mich etwas Liebevolles. Interesse an dem zu haben, was beim Anderen im Inneren abläuft, um Verständnis dafür entwickeln zu können. Das ist es, was ich eigentlich gemeint habe. Und wir beide haben jeder nur ein Modell aber nie die Wirklichkeit. Hör auf mit der Feindseligkeit und Kälte und lass uns in Ruhe darüber reden.“ Bettelnd sah er mir in die Augen.

Müde schaute ich ihn an. „Ja, lass uns in Ruhe darüber reden. Aber nicht mehr heute. Ich kann nicht mehr.“ Wir haben das Thema nie wieder angeschnitten. Jedoch von der jungen Frau hörte ich später, dass sie gemeinsam essen waren und Jo sie unverschämt angebaggert hat.

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Der Tanz mit der Kobra

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