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Enthüllungen

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In meinem Schlafzimmer hingen Bilder von Sai Baba, Babatschi und Jesus an der Wand. Das waren, nach meiner spirituellen Ausbildung, drei Vorbilder für mich. Eines Morgens, Jo hatte bei mir übernachtet, wachte ich auf. Ich war träge und genoss es, einfach zu dösen, ihn so schön nah zu spüren. Dann merkte ich, dass er unruhig wurde und bekam den Wunsch nach mehr Nähe. Ich kuschelte mich näher an Jo heran. Plötzlich sagte er total aggressiv: „Müssen deine Gurus hier im Schlafzimmer hängen?“ Ich schaute auf meine „Heiligen“, von denen ich viel gelernt hatte und war sehr verletzt. Diese Aussage beinhaltete für mich auch die Nichtachtung meiner Ausbildung und meiner spirituellen Arbeit. Er hätte doch einfach sagen können, dass er im Moment keine Nähe wollte. Wütend stand ich auf. Jo grinste mich ziemlich boshaft an. Ich schmiss ihm seine Kleidung ins Gesicht und sagte wütend: „Es wird wohl Zeit, dass du nach Hause fährst.“ Wütend verließ ich das Schlafzimmer.

Später beim Frühstück unterhielten wir uns über meine Ausbildung zur spirituellen Beraterin. Ich erzählte ein bisschen, aber irgendetwas hielt mich zurück, zu sehr ins Detail zu gehen. „Wie kam es, dass du Heilerin wurdest. Soweit ich mich erinnere, war das doch nicht das Ziel der Ausbildung?“ fragte Jo. „Nein, das war bestimmt nicht mein Ziel. Ich wollte einfach nur gesund werden. Als ich 35 Jahre alt war, wollte man mich in Rente schicken, weil ich Herzrhythmus-Störungen, Ekzeme, Allergien, spastische Bronchitis und Thrombosen hatte. Ich kam zur Kur, machte zwei Jahre Therapie und ging dann den spirituellen Weg. Und wie du siehst, ich bin vollkommen gesund geworden.“ Ja, ich war stolz darauf, soviel für mich erreicht zu haben. Jo fand das sehr interessant und fragte weiter: „Ja, du bist gesund geworden. Aber wie kam es, dass du Heilerin wurdest?“ „Ich bekam während einer Meditation eine Botschaft. Nutze deine Hände, wofür ich sie dir gegeben habe: Heile. Als ich aus der Meditation heraus kam, hatte ich das Gefühl, ich hätte Hände, wie Schaufelbagger. Das erzählte ich dort während der Ausbildung. Wir waren 33 Leute. Ich war die einzige, bei der das passiert war und alle gratulierten mir. Von da an hatte ich kaum noch Pause. Alle kamen zu mir und wollten die Hände aufgelegt haben.“

Meine Gedanken schweiften zurück. Ich erinnerte, wie lange ich brauchte, meine Fähigkeit anzunehmen und auch anzuwenden. Nie hätte ich damit gerechnet, dass ich einmal so einen Weg gehen würde. „Du hast also etwas visualisiert, “ sagte Jo in meine Gedanken hinein. „Nein, ich habe eine Botschaft bekommen.“ „Aha, du hast auch innerlich Stimmen gehört.“ Ich war irritiert und schaute Jo fragend an. Er hob zu einer Erklärung an. „Du hast in dir Stimmen gehört und dann ein Bild gesehen, stimmt das?“ „Ja, so kann man sagen“, dehnte ich. „Also“, sagte Jo, „hast du visualisiert und Stimmen gehört.“ Was für eine Unterstellung! „Nein, ich habe eine Botschaft bekommen, das ist ein Unterschied.“ Jo blieb hartnäckig bei seiner Meinung und ich war verstimmt. Seitdem habe ich ihm von meiner Ausbildung sehr wenig erzählt. Ich legte ihm mal die Hände auf, wenn er Schmerzen hatte, aber ansonsten hielt ich mich zurück.

***

Wir packten in Jo´s Firma einige Pakete mit Miniaturen für Kunden ein. Ich saß dann am Rechner und schrieb die Versandpapiere. Plötzlich stand Jo, wie ein kleiner Junge, vor mir. Er legte die Hände auf sein Herz und erzählte mir mit schmerzlichem Blick, dass er einen Offenbarungseid abgelegt hatte. Ich fand es seinerzeit sehr ehrlich, dass er es mir sagte und bedachte nicht die möglichen Konsequenzen. Wieder einmal erging er sich in Details, die ich gar nicht so erfassen konnte und wollte. Er, der immer so ehrlich war, wurde von Geschäftsleuten über den Tisch gezogen. „Gott sei Dank, hatte ich diese kleine Firma noch, auf die ich mich dann zurückziehen konnte“, schloss er mit Geste auf die Produkte in seiner kleinen Firma seine Beichte. Er tat mir leid. Es musste schlimm sein, ein großes Unternehmen mit 30 Angestellten und auch den Status zu verlieren. Ich stand auf und nahm ihn in den Arm und tröstete ihn. „Ich liebe dich nicht, weil du eine Firma hast, sondern dich als Mensch.“ Einige Zeit standen wir umschlungen mitten in der Firma. Dann löste ich die Umarmung und sagte burschikos: „So, nun haben wir genug gejammert, lass uns den Rest hier fertig machen.“

Jo lachte erleichtert und wir arbeiteten gemeinsam weiter. Ja, das machte mir Spaß. Gemeinsam etwas bewegen und selbst bei der Arbeit zusammen sein. Ich freute mich auf das zukünftige Leben mit ihm. Durch seine Beichte fühlte ich mich nicht mehr so klein und mittellos. Bis vor kurzem nahm ich an, dass Jo eine große Firma hat und sich finanziell keine Sorgen machen müsse. Nun konnten wir gemeinsam mit gleichem Status starten und etwas aufbauen. Ich freute mich.

***

Das kleine Mädchen half dem Vater die Elfenbeintasten auf die Tastatur des Klaviers zu kleben. Danach wurde das edle Holz poliert. Stolz erzählte der Vater, dass er Klavierbauer wäre. Zu der Zeit ahnte das kleine Mädchen noch nicht, dass es eine Lüge war und nur dem mangelnden Selbstwert des Vaters entsprang. Warum sonst musste er als Kraftfahrer sein Geld verdienen?

Der Tanz mit der Kobra

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