Читать книгу Sonnseitig. Schattseitig. - Anna Aldrian - Страница 16
V
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„Es ist mir sowas von egal, wo sich dein Vater vergnügt! Von mir aus in irgendeinem Puff in Bangkok oder in Santo Domingo. Hauptsache, er ist weit weg und spielt nicht dauernd hier den großen Zampano!“
„Elke, Schatz, reg dich ab. Wir brauchen sein Renommee. Für unser Projekt. Er kann nicht einfach verschwunden sein!“ „Er wird dir immer die Show stehlen wollen, solang er lebt.“ „Schatz, ich versteh deine Ressentiments. Aber erstens handelt es sich um meinen Vater, und dem verdank ich einiges. Und zweitens: Es ist doch seltsam, dass er eben keinen Flug irgendwohin gebucht hat, sondern einen Landaufenthalt.“
„Woher willst du das wissen?“
Elke Stückler sah ihren Mann nun doch mit einem gewissen Interesse an der Sache an.
„Also bitte, jetzt ist er schon mehr als einen Monat unauffindbar. Ich habe Nachforschungen anstellen lassen.“
„Lächerlich! Er ist ein erwachsener Mensch.“
„Ich bin auf ein Kellerstöckl im südsteirischen Weinland gestoßen, genauer in – Moment, wie hieß das? – in Oberlupitscheni. Da hatte er sich eingemietet. Er hatte ja von einer Auszeit gesprochen, erinnerst du dich?“
„Was? Das hätt’ ich ihm nicht zugetraut. Dein Vater kann ja ohne Publikum nicht sein. Nun ja, vielleicht sonnt er sich in der Bewunderung der Landbevölkerung.“
„Aber niemand hat ihn gesehen. Das Kellerstöckl steht ziemlich einsam, mitten in den Weingärten. Die Besitzer wohnen in Graz. Verstehst du jetzt, ich muss eine Anzeige machen. Ich kann ja nicht dort einbrechen – und überhaupt! Es könnte ihm ja was passiert sein.“
Elke Stückler blieb ungerührt: „Also, wenn ihn der Schlag getroffen hat, würden sich für dich einige Probleme lösen.“
„Oh Gott, Elke! Du bist so pietätlos wie blöd. Weißt du nicht, dass du nur einen Verstorbenen beerben kannst, der aktenkundig tot ist? Kapiert? Wenn wir nicht wissen, ob und wo er umgekommen ist, können wir jahrelang warten, bis er für tot erklärt wird.“
„Also dann. Abgängigkeitsanzeige. Womöglich liegt er halb verwest im Kellerstöckl.“
„Elke, er ist mein Vater, halte dich zurück!“