Читать книгу Herr Rudi - Anna Herzig - Страница 12

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LACHEN KANN IM LEBEN OFT helfen, aber jetzt, im Hotelzimmer in Salzburg, mit elendem Hexenschuss – er zwingt sich.

»Ha, ha. Haha.«

»Du machst mir Angst«, sagt die Livi.

»Kannst mich bitte für fünf Minuten in Ruhe lassen. Ich hab grad einen Moment.«

»Du bist nackt.«

»Ja.«

»Und siehst anders aus.«

»Ich bin alt. Da sehen Dinge nun mal anders aus.«

»Was ist mit deinem Gesicht?«

»Falten.«

»Das andere.«

»Das ist Traurigkeit.«

»Warum?«

»Wegen Dingen«, antwortet er.

Eine Ungemütlichkeit, seine Einstellung zu Salzburg. Würde er sich bewegen können, der Herr Rudi, dann würde er vom Hotelbalkon aus schimpfen. Und zwar mit solch einer Leidenschaft, dass man ihn bis nach Wien hört. Hinunterspucken und sich in eine Hysterie hineinsteigern, die sich gewaschen hat, verdammt noch einmal.

Bei seiner Ankunft am Salzburger Hauptbahnhof heute Nachmittag hatte er damit geliebäugelt, die Schnellbahn Nummer drei nach Hallein zu nehmen. Wegen der Bella-Palma-Pizzeria.

Seit 1998 war die Bella Palma die Hauptkommandozentrale vom Fritz und dem Herrn Rudi. Es hat dort ein gewisses Flair, das muss man schon sagen, weil selbst die Servietten ein bisschen nach Italien riechen. Und Hallein, dort kann man sich schon verlieben. Da hat der Herr Rudi die Salzach immer in der Nähe. Der Fritz ist in Hallein aufgewachsen und wegen einer seiner großen Lieben nach Wien gezogen. Dann wieder nach Hallein. Dann wieder nach Wien. Dann wieder nach Hallein, und das nächste Mal Wien ist das letzte Mal geblieben. Da hat ihm das Leben drei Söhne geschenkt. Und mit dem Leben ist es meist so: Entweder passiert dir alles oder eben nichts. Wenn der Fritz über Salzburg redet, steckt er sich eine Zigarre in den Mund. Anzünden tut er sie nicht.

»Liebe. Was soll denn das am Ende des Tages eigentlich sein?«, fragt der Fritz.

»Ich glaub, das ist, wenn der Kopf sagt: Ich fühl mich verbunden«, antwortet der Herr Rudi.

»Sei nicht komisch, Rudi.«

»Wieso komisch?«

»Denk doch mal nach.«

»Ach was.«

»Du bist doch ständig verliebt, Herr Fritz.«

»Aber die große Liebe: vor Ewigkeiten, Herr Rudi!«

»Herr Rudi, Herr Rudi – ich hab gar keinen Nachnamen mehr.«

Der Fritz kaute an dem Ende seiner Zigarre herum und sagte: »Herr Fritz passt aber irgendwie nicht.«

»Nein«, antwortet der Herr Rudi, »irgendwie nicht.«

Herr Rudi

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