Читать книгу Fotografie - Inspired by life - Anna Heupel - Страница 10
KANN ES SO FALSCH SEIN, AUF SEIN HERZ ZU HÖREN?
ОглавлениеNein, kann es nicht. Das kann ich dir versprechen. Wenn das Herz für etwas brennt, kann man keine falschen Entscheidungen treffen. Das geht einfach nicht, auch wenn es sich anfangs komisch anfühlt. Ich lebte lange mit diesem Konflikt: Kopf gegen Herz – und es wäre mir um einiges leichter gefallen, meinem Herzen zu folgen, wenn ich mehr Unterstützung im engeren Umfeld erlebt hätte. Aber ein 22-jähriges Mädchen vom Dorf, das gerade aus einer Ausbildung purzelte und eigentlich einen handfesten Beruf ausüben könnte, bekam viel Gegenwind und negatives, vor allem ungefragtes Feedback zu hören. »Mit der Fotografie verdient man doch nichts, Anna.« »Passbilder machst du dann, oder?« »Du hast die Fotografie doch gar nicht gelernt.« »Aber bald gehst du wieder ins Büro?« »Und was ist mit der Rente?« All das und viel mehr konnte ich mir täglich anhören, während mein Kopf bereits die nächsten Fotoideen und Projekte zusammensuchte. Geld? War mir egal, Hauptsache, ich konnte fotografieren. Ich glaube, wenn man eine Sache macht, weil das Herz dafür brennt, kann es nur gut gehen. Wenn man jedoch eine Sache macht, weil man schnelles Geld und den großen Erfolg als Ziel hat, geht das oft nach hinten los.
Ich lebte anfangs von ca. 500 Euro im Monat; da ich aber noch bei Mama und Papa einquartiert war, kam ich damit über die Runden. Anstatt mir Sorgen über mein Geld zu machen, das machten meine Mitmenschen ja schon genug, legte ich los, trat einer Fotogemeinschaft bei, lernte die Studiofotografie kennen (also das Blitzen mit künstlichem Licht), fotografierte viele Menschen, brachte mir die Hautretusche bei, arbeitete Tag und Nacht mit Hingabe, sodass sich diese Arbeit bereits nac kurzer Zeit bezahlt machte. Es gab erste Veröffentlichungen in Magazinen, Beauty- und Modelkampagnen, Interviews und Beiträge, Models aus ganz Deutschland kamen zu Fotoshootings. Bilder, die auf einmal im Internet durch die Decke gingen und auf der ganzen Welt zu sehen waren, kamen von einer Industriekauffrau aus Rudersdorf, die gerade dabei war, an ihrem eigenen Traum zu wachsen. Es war ein Prozess, ein Zusammenspiel aus Tausenden kleiner Momente, die sich gut und richtig anfühlten. Ich habe mich jedoch nie darauf ausgeruht oder in den Erfolgen gebadet. Klar, Bestätigung fühlt sich immer gut an und füttert das Ego. Das kann keiner abstreiten. Aber ich blieb weiterhin einfach am Ball, folgte meiner inneren Stimme, suchte neue Projekte und steckte Unmengen an Zeit und Leidenschaft in meinen Prozess. Mir ging es dabei mehr um eine persönliche Weiterentwicklung anstatt um Erfolg und bezahlte Jobs. Die meisten meiner Arbeiten habe ich zu Beginn sogar unentgeltlich oder gering bezahlt gemacht, weil ich einfach nur lernen und mich entwickeln wollte und dankbar um jede Referenz war. Alle Energie und aller Mut, die ich in die Fotografie gesteckt hatte, kamen aber irgendwann step by step zurück. Ich war zwar ein junges Küken in der Szene und wurde von vielen belächelt, weil ich so unwissend drauflosknipste, erreichte aber nach kurzer Zeit mit meiner Bildsprache, mit natürlichen Porträts und stimmungsvollen Momentaufnahmen Tausende Menschen auf der ganzen Welt.
Diese Bilder waren meine ersten Portraitprojekte.