Читать книгу Fotografie - Inspired by life - Anna Heupel - Страница 14

Оглавление

Spiel mit der Technik

Als ich irgendwann merkte, dass meine Bilder nicht besser wurden, musste ich aufhören, kopflos draufloszuknipsen, und mehr in Richtung des professionellen Fotografierens gehen. So kam ich an einen Punkt, den ich nicht länger vor mir herschieben konnte: Ich musste mich mit der Technik und den Einstellungen einer Kamera beschäftigen und mir ein neues Arbeitsgerät zulegen, um Fortschritte zu erzielen. Da all die fotografischen Begriffe, Formeln, Werte und Zahlen wildes Chaos in meinem Kopf auslösten, hatte ich ehrlicherweise ein bisschen Angst vor dem Technikthema und habe versucht, dem so lange wie möglich zu entgehen. Schließlich war ich ja noch nie so gut in Mathe. Die Zeit davor knipste ich eigentlich komplett unwissend drauflos, probierte weniger gut aussehende Bilder durch wildes Drehen am Einstellungsrad besser aussehen zu lassen, was natürlich alles andere als gut klappte. Die Bilder wurden einfach nicht so abgebildet, wie ich es mir vorstellte. Ich habe mich oft gefragt, ob man sich die Fotografie überhaupt selbst beibringen kann – es gibt ja nicht umsonst einen Ausbildungsberuf dafür. Obwohl ich aber in unzähligen Bewerbungen alles versucht und nur Absagen kassiert hatte, wollte ich meine Leidenschaft nicht einfach an den Nagel hängen, sondern weitermachen und besser werden. Auch wenn ich durch und durch eine Chaotin bin, nicht gern still sitze und lerne, bin ich doch ein sehr ehrgeiziger Mensch und habe bei Themen, die mich interessieren, einen sehr großen Wissensdurst. So fing ich an, mir Kenntnisse über Kameras und Einstellungen anzueignen, probierte mein neu errungenes Wissen direkt in der Praxis aus und fing an, mich mit dem Thema intensiver auseinanderzusetzen. Und wisst ihr, was cool ist? Was mir anfangs so kompliziert und lästig erschien, erwies sich nach und nach als immer wichtiger werdender Bestandteil, der mir durch viele Erfolgserlebnisse sogar richtig Freude bereitete. Das ist das Schöne an der Fotografie: Wir können neu erlerntes Wissen direkt auf eine kreative und spielerische Art ausprobieren und erleben. Und genau deswegen versuche ich euch so einfach und visuell wie möglich in die Grundlagen der Fotografie einzuführen, damit auch ihr solche Erfolge erlebt und motiviert seid weiterzumachen. Es würde keinen Sinn machen, ein visuelles Thema wie die Fotografie nur anhand von Texten wiederzugeben. Wie sagt man so schön? Bilder sagen mehr als tausend Worte.

Jeder kann das Fotografieren lernen, aber jeder wird in seiner eigenen Bildsprache kommunizieren.


LERNEN VS. TALENT

Ich vergleiche die Fotografie immer ganz gern mit dem Kochen. Für die Zubereitung eines Gerichts brauchen wir Know-how, um Werkzeuge bedienen zu können, unterschiedliche Zutaten, vor allem aber brauchen wir einen Koch, der das Gericht auf seine individuelle Weise zubereitet und damit jedem Essen eine persönliche Note verleiht. Genauso ist es auch in der Fotografie. Die Kamera, das Werkzeug, ist ein wichtiger Bestandteil für die Zubereitung, aber das eigentliche Bild wird durch dich erzeugt. Wenn ihr in einem Restaurant richtig lecker esst, lobt ihr im Anschluss ja auch nicht das Equipment, sondern den Koch. Ähnlich wie in der Kochszene gibt es auch in der Fotografie herausragende Menschen mit einer ganz besonderen Sprache und andere, die vielleicht weniger herausstechen, aber trotzdem tolle Bilder kreieren. Alle haben damals immer von Talent gesprochen, deswegen fragte ich mich oft, ob ich überhaupt ein Talent für die Fotografie habe. Heute denke ich, wenn Menschen über ein Talent in der Fotografie sprechen, ist damit eher eine gewisse Stärke für das Erkennen von Momenten, das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten und ein besonders ausgeprägter Sinn für Kreativität und Ästhetik gemeint. Der Satz »Du hast ein Auge dafür« trifft es gut, wie ich finde. Ein gutes Auge beim Fotografieren ist wie ein guter Geschmackssinn beim Kochen. Dieses Auge besitzen wir letztendlich alle, wir müssen nur anfangen, richtig zu sehen und zu erkennen und unsere Geschichten in der eigenen Sprache zu erzählen. Wir bewegen uns mit der Fotografie in einem sehr kreativen und breit aufgestellten Feld. Du, ich, jeder von uns sieht und erlebt anders, nimmt Momente unterschiedlich wahr, die wir mit der Fotografie wiedergeben können. Ich glaube fest daran, dass jeder fotografieren kann, seinen Platz und seine Bildsprache findet und die eigene Kreativität ausleben kann.


WIE KANN MAN DIE FOTOGRAFIE LERNEN?

Sowohl die Fotografie als auch das Kochen bestehen aus einem kreativen Bereich, in dem man sich ausleben kann, und einem technischen Bereich, den man einfach draufhaben sollte. Es wäre ja doof, einen Hefezopf zubereiten zu wollen, ohne zu wissen, wie man den Backofen korrekt einstellt. Genau wie beim Kochen kann man sich in der Fotografie ebenfalls in dieses Handwerk einarbeiten und lernen, es zu verstehen. Die persönliche Würze am Ende jedoch gebt ihr selbst dem Gericht. Auf die Frage, wie man die Fotografie lernen kann, würde ich wie bei so vielen Dingen ganz einfach antworten: mit »learning by doing«. Die meisten Schlüsselmomente hatte ich, wenn ich mir vorher etwas Wissen über ein Thema angelesen hatte und es im Anschluss direkt ausprobierte. Meist ist dann erst der Groschen gefallen und ich habe ein Verständnis für das Thema entwickelt. Ihr könnt euch also easy einlesen, euch die Grundlagen in der Praxis selbst beibringen und immer mehr Erfahrungen im Fotografieren sammeln, die in meinen Augen wertvoller sind als das theoretische Wissen. Ich würde sagen: Ein gesunder Mix aus 75 Prozent Praxis und 25 Prozent Theorie sind eine gute Basis. Eigentlich genau wie beim Autofahren, da lernt man das eigentliche Fahren durch Erfahrung auf der Straße und nicht nur durch einen theoretischen Test. Durch Erfahrungen werdet ihr sehr schnell lernen und verstehen und könnt jederzeit auf diese Werte zugreifen, um euch daran zu orientieren. Ich habe manchmal das Gefühl, dass vor allem im Bereich der Fotografie sehr kompliziert gedacht wird und man sich häufig auf theoretische Themen versteift, anstatt sich auf das Wesentliche – nämlich das Gefühl für das Bild selbst – zu konzentrieren. Ihr könnt euch natürlich im Internet Unmengen an Wissen aneignen, euch in Diskussionen unterschiedliche Meinungen anhören, aber ich glaube, dadurch verliert man sich sehr schnell in einer Flut an Infos, die am Ende euer Bild gar nicht besser machen. Ich weiß bis heute nicht alles über die Technik, kenne weder alle Begriffe, geschweige denn die Formeln der Fotografie oder könnte euch bis ins kleinste Detail erklären, wie meine Kamera funktioniert. Mir persönlich ist es immer am wichtigsten, mit meinen Fotos Momente, Licht und Stimmungen einzufangen, ein Bild so zu gestalten, wie ich einen Augenblick sehe, erlebe und fühle, und im besten Fall dieses Gefühl beim Betrachter auszulösen. Dabei möchte ich natürlich mein Werkzeug bedienen können und wissen, was ich machen muss, um ein Bild nach meinen Wünschen zu erstellen; es muss aber nicht immer die absolut korrekte Technik im Bild zu sehen sein. Manchmal finde ich sogar technische Fehler in einem Bild, wie zum Beispiel ein falscher Fokus oder eine Bewegungsunschärfe, total cool. Das ist aber immer Geschmacksache und eine Frage der persönlichen Anforderungen an die Fotografie. Welche Art von Bild ihr mögt, was eure eigene Sprache ist, ein Gefühl für die Kamera, den Blick fürs Detail, Verständnis von Licht – all das kann man sich aneignen, aber nicht von heute auf morgen. Übt euch deswegen in Geduld bei eurem ganz eigenen Prozess in der Fotografie. Viele kleine Momente schärfen in der Summe euren Blick und den Sinn fürs Fotografieren, und ihr werdet sicherer mit eurem Werkzeug, was zum Beispiel bei der Arbeit mit Menschen wichtig ist. Gerade beim Porträtieren einer Person möchte ich souverän sein und die Kamera beherrschen können, um mich voll und ganz auf das Model zu konzentrieren. Ja, Sicherheit mit der Kamera gibt euch Sicherheit in der Fotografie, und ihr könnt euch auf die wichtigen Momente konzentrieren, die ihr einfangen wollt. Stellt euch mal vor, vor euch liegt ein mega Moment, und ihr könnt nicht abdrücken, weil ihr nicht mehr wisst, wie ihr die Verschlusszeit einer Kamera richtig einstellt. Um diese doofe Situation zu vermeiden, ist es unerlässlich, die Kamera zu verstehen. Deswegen gehe ich auf den nächsten Seiten auf die wichtigsten Themen in der Fotografie ein, im Anschluss findet ihr dann noch mal kreative Gestaltungsmöglichkeiten.


Dafür habe ich mir verschiedene Dinge überlegt, wie zum Beispiel Bilder, die euch auf eine visuelle Weise die Fotografie näherbringen sollen, inspirierende Sprüche, wiederkehrende Tipps und Einstellungsseiten, auf denen ihr meine Kameraeinstellungen seht. Diese Seiten sind wie Rezepte beim Kochen zu verstehen und geben euch einen direkten Einblick in die Zubereitung eines Bildes. Außerdem wird euch dieser Fließtext von A bis Z durch den Inhalt leiten. So könnt ihr euch voll und ganz diesem Buch widmen und den Text zusammenhängend lesen. Die unter euch, denen das zu viel ist, können Themen natürlich auch einfach nachschlagen. Da die Fotografie sehr komplex sein kann, möchte ich mit diesem Buch eher das wichtigste Basiswissen in Kombination mit Bildern vermitteln, damit ihr loslegen und ausprobieren könnt, ohne in zu viel Input verloren zu gehen. Ich hoffe, ihr habt Bock und seid mit Freude und Neugier dabei, wenn wir tiefer in dieses wunderschöne Thema eintauchen.

Auf einen Blick

Was ihr euch grundsätzlich schon mal merken könnt: Das Motiv ist das Wichtigste in der Gestaltung eines Bildes. Fotografieren heißt, sich immer wieder zu überlegen, was ihr »aussagen« wollt. Danach könnt ihr euch Motive suchen.

Fotografie - Inspired by life

Подняться наверх