Читать книгу Braune Augen - Anna-Irene Spindler - Страница 9
Der Besuch
ОглавлениеTeresa saß auf dem Sofa, hatte die Beine auf ihren Couchtisch gelegt, starrte in die Flammen des Ofens und träumte vor sich hin. Es war tatsächlich passiert. Sie hatte sich in Antonio verliebt! Ihr Verstand versuchte ihr zwar einzureden, dass dies unmöglich war und auch nicht wirklich real sein konnte, aber ihr romantisches Ich wusste es besser. Als Kind und später als Teenager hatte sie sich ihren eigenen persönlichen Traumprinzen zurecht gebastelt. Seit sie erwachsen war hatte sie nur wenige Männerbekanntschaften gehabt. Da waren wohl zwei feste Freunde gewesen, aber das hatte nie länger als ein halbes Jahr gehalten. Es war nicht so, dass sich keiner für sie interessiert hätte. Aber bereits nach kurzer Zeit waren ihr alle zu oberflächlich erschienen. Vielleicht lag es ja daran, dass keiner von ihnen auch nur im entferntesten Ähnlichkeit mit ihrem Traumprinzen hatte. Antonio hingegen entsprach in Allem ihren Vorstellungen. Er war so komplett anders als alle anderen Männer, die sie bisher gekannt hatte. Es musste wohl daran liegen, dass er eben kein ‚normaler‘ Mann war.
„Oh je, oh je! In was bin ich da bloß hinein geraten“, seufzte Teresa.
Das Klingeln des Telefons riss sie aus ihren Träumen.
„Lambert“, meldete sie sich.
„Hallo, mein Liebling! Schön, dass ich dich gleich erwische!“, klang eine muntere Stimme am anderen Ende.
„Robert?“, vergewisserte sie sich ungläubig.
„Na wer denn sonst. Hast du vielleicht noch einen weiteren Liebhaber? Eigentlich müsste ich dir ja böse sein, weil du mich nicht gleich angerufen hast, aber großzügig wie ich bin, verzeihe ich dir. Hör zu, halte dir das nächste Wochenende frei, ich komme dich besuchen.“
„Ja, in Ordnung“, war Alles, was sie auf seinen Redeschwall antworten konnte.
„Wunderbar. Ich kann zwar noch nicht genau sagen, wann ich am Freitag hier wegkomme, aber ich nehme an, dass ich dich jederzeit von unterwegs erreichen kann. Vergiss nicht den Champagner kalt zu stellen. Also bis zum Freitag. Tschüs, mein Hase!“
Ehe sie etwas erwidern konnte hatte er aufgelegt. Typisch Robert! Wahrscheinlich hatte ihm seine derzeitige Flamme für das Wochenende einen Korb gegeben und da hatte er sich an sie erinnert. Wie hatte er sie doch gleich genannt? Liebling – Hase! Vermutlich konnte er sich an ihren Vornamen gar nicht mehr erinnern. Er war überhaupt nicht auf die Idee gekommen, sie hätte keine Zeit für ihn haben können. Kein ‚Wie geht es dir? Was machst du?‘ Nichts! Und sie? Sie hatte sich verhalten wie eine treudoofe, verliebte Ziege.
‚Ja, in Ordnung!‘ Das war alles was ihr eingefallen war. Mit Robert war es wirklich so eine Sache. Er war das komplette Gegenteil ihres Traummannes. Er war arrogant, egoistisch und eingebildet. Trotzdem konnte sie nie Nein sagen, wenn er sie anrief. Genau wie gerade eben. So dumm es auch von ihr war, sie freute sich darüber, dass er sie nicht ganz vergessen hatte und sie sogar besuchen wollte.
Die ganze Woche über war sie in Anspruch genommen von Vorbereitungen für das Wochenende. Sie brachte ihre Wohnung auf Vordermann, putzte und schrubbte wie ein Weltmeister. Auch ein Besuch beim Friseur stand auf dem Programm. Sie wusste Robert legte großen Wert auf ein gepflegtes Äußeres. Den Mittwoch verbrachte sie im Büro und erledigte die angefallenen Arbeiten. So konnte sie am Donnerstag und Freitag ohne schlechtes Gewissen frei machen. Sie war so beschäftigt, dass sie an Antonio keinen Gedanken verschwendete. Je näher der Freitag rückte, um so größer wurde die Vorfreude auf ein Wiedersehen mit Robert. Selbst das Wetter spielte mit. Der Schneefall vom Sonntag war nur ein Zwischenspiel gewesen. Während der Woche wurde es wieder wärmer und der Wetterbericht sagte sogar Sonne und Temperaturen bis siebzehn Grad voraus. Da konnte sie mit Robert Golf spielen gehen. Es würde herrlich werden. Am Freitag wagte sie sich ab zehn Uhr nicht mehr aus dem Haus, um ja Roberts Anruf nicht zu verpassen. Endlich kurz nach ein Uhr rief er an. Kurz und prägnant wie immer teilte er ihr mit, dass er so gegen halb drei Uhr da sein würde und erwarte, frischen Kaffee vorzufinden. Sie deckte den Tisch besonders liebevoll. Dann zog sie sich um und schminkte sich sehr sorgfältig. Ein Blick in den Spiegel verriet ihr, dass sie sich durchaus sehen lassen konnte. Die leichte Mahagoni-Tönung, die der Friseur ihren braunen Haaren verpasst hatte, gefiel ihr sehr gut.
„Ich glaube, du brauchst dich nicht zu verstecken“, erklärte sie ihrem Spiegelbild. Da hörte sie das Knirschen von Autoreifen auf den Steinchen im Hof. Noch ein kurzer Blick in den Spiegel und sie lief zur Haustür.
‚Wie ein Backfisch vor der ersten Verabredung‘, schoss es ihr durch den Kopf.
Da riss sie auch schon die Tür auf und rannte hinaus. Robert stieg aus seinem Wagen aus und blieb neben der geöffneten Tür stehen. Sie lief zu ihm und er fing sie mit ausgebreiteten Armen auf und schwenkte sie im Kreis.
„Schön dich wieder zu sehen!“, rief sie. Mehr konnte sie nicht sagen. Robert presste sie an sich und küsste sie leidenschaftlich.
‚Endlich ein normaler Mann aus Fleisch und Blut‘, dachte Teresa und war selig.
„Gut siehst du aus“, meinte Robert anerkennend, als er sie wieder losließ. Er schloß die Wagentür, holte sein Gepäck aus dem Kofferraum und Arm in Arm gingen sie zu ihrer Wohnung. Als sie die Tür schloß, ließ sie einen Blick über die Fassade des Schlosses schweifen. Täuschte sie sich oder hatte sie hinter einem der Fenster eine Gestalt bemerkt? Sie trat noch einmal einen Schritt hinaus und fixierte das Fenster genauer. Aber jetzt fiel ihr nichts mehr auf. Sie musste sich wohl geirrt haben.
Robert hatte viel zu erzählen. Von ihrem alten Golfclub, von Bekannten aber hauptsächlich von seinen Geschäften. Seine Boutiquen schienen besser zu laufen als je zuvor. Aus seinen Bemerkungen konnte sie schließen, dass er offensichtlich nicht wusste, wohin mit seinem ganzen Geld. Aber da sie seine kleinen Angebereien schon kannte, störte es sie nicht weiter. Sie war einfach nur froh, dass er da war. Genauso wie es früher auch schon immer gewesen war. Außerdem sah er noch genauso gut aus und konnte wenn er wollte sogar charmant sein.
Draußen war es schon hell, als Teresa am nächsten Morgen aufwachte. Vorsichtig drehte sie sich um. Neben ihr schlief Robert noch tief und fest. Sie legte sich zurück und betrachtete ihn. Er hatte sich seine Haare blondieren lassen und Koteletten trug er jetzt auch. Die goldene Kette passte gut zu seiner braunen Haut. Er war erst kürzlich aus Florida zurück gekommen. Am Abend hatte er ihr von den dortigen Golfplätzen geradezu vorgeschwärmt. Sie versuchte sich zu erinnern, worüber er noch geredet hatte. Robert mochte es nämlich überhaupt nicht, wenn sie ihm nicht richtig zuhörte. Über irgendwelche Immobilien hatte er ziemlich ausführlich berichtet. Er wollte das viele Geld, das er verdiente in ein Golfhotelprojekt stecken. Offensichtlich hatte er deshalb schon mit ihrem Chef, dem Präsidenten des Golfclubs Berghof gesprochen. Sie konnte sich aber nicht mehr erinnern um was es genau ging. Eigentlich hatte sie ihm überhaupt nicht zugehört. Zu sehr war sie damit beschäftigt gewesen ihn anzuschauen und sich über seine Anwesenheit zu freuen. Aber sie war ziemlich gut darin, interessiert und aufmerksam zu tun. Er würde es sicher nicht merken, dass sie ihm nicht zugehört hatte, wenn er heute wieder davon anfangen sollte. Langsam rückte sie von Robert weg und stieg aus dem Bett. Sie schnappte sich ihren Morgenmantel und verschwand im Bad um zu duschen. Leise zog sie sich an und nachdem sie sich vergewissert hatte, dass er noch schlief, schlich sie aus dem Haus. Sie wollte beim Bäcker frische Brötchen holen. Der Himmel war hellblau und die Sonne lugte schon hinter den Bäumen des Waldes hervor. Der Wetterbericht hatte nicht gelogen. Es versprach ein herrlicher Tag zu werden. Sie freute sich schon sehr darauf, Robert ‚ihren‘ Golfplatz zu zeigen. Alex hatte auf Grund des Wetters die Spielbahnen am Donnerstag wieder freigegeben und der Platz war in erfreulich gutem Zustand. Als sie zurück kam, stellte sie ihr Auto wieder in die Scheune und ging mit der großen Tüte unter dem Arm zu ihrer Wohnung. Roberts Auto stand noch immer mitten auf dem Hof. Es war ein Porsche Carrera. Was sonst! Er passte, wie alles womit sich Robert umgab, hervorragend zu seinem Äußeren und seinem Auftreten. Sie trällerte vor sich hin, während sie die Tür aufsperrte. Vielleicht hatte Robert ja schon Kaffee gemacht und den Tisch gedeckt. Nichts dergleichen war geschehen. Aber immerhin war er schon wach. Er lag auf dem Sofa und telefonierte.
„Okay, dann treffen wir uns um zehn Uhr im Schlosshof. Also dann bis zum Montag!“, hörte sie ihn noch sagen, ehe er auflegte. Er schaute sie an.
„Guten Morgen, Liebling. Ist das Frühstück noch nicht fertig?”
Sie legte ihre Tüte auf den Tisch, ging zu ihm hinüber und gab ihm einen Kuss.
„Guten Morgen. Ich war beim Bäcker. Jetzt mache ich Kaffee. Deckst du inzwischen den Tisch?“ Überrascht blickte er sie an.
„Nein, ich gehe unter die Dusche.“
Er stand auf, gab ihr noch einen flüchtigen Kuss und verschwand im Bad.
Als sie beim Frühstück saßen, bemerkte sie beiläufig: „Mit wem hast du denn telefoniert? Jemand den ich kenne?“
„Möglicherweise. Es war einer der Anwälte, die den Besitz hier verwalten.“
Teresa war erstaunt. „Woher kennst du denn diesen Anwalt?“
„Ich habe ihn in Florida auf dem Golfplatz getroffen. Wir kamen ins Gespräch und ich habe ihm von meinen Plänen erzählt in das Immobiliengeschäft einzusteigen.“ Er schenkte sich noch eine Tasse Kaffee ein und fuhr fort:
„Er erzählte er hätte das richtige Objekt für mich. Es wären schon Pläne für ein Golf- und Hotelprojekt vorhanden. Als er mir dann mitteilte, dass es sich um den Golfclub Berghof handelte, fiel mir ein, dass du ja hier arbeitest. Was läge also näher, als einen Geschäftstermin mit einem kleinen Besuch bei dir zu verbinden. Am Montag will er mit seinen beiden Kollegen herkommen. Wir werden das Objekt vor Ort gemeinsam in Augenschein nehmen und alles besprechen. Es wird eine Riesensache. Du wirst sehen!“
„Und du meinst das funktioniert. Ein Golfresort? Hier mitten in der Pampa? Na ich weiß nicht so recht. Was schätzt du wird das Ganze kosten?“
Skeptisch blickte sie Robert an.
„Ich denke mit fünfunddreißig oder vierzig Millionen müssten wir hinkommen“, meinte er lässig und untermalte seine Aussage mit einer beiläufigen Handbewegung. Nach dem Frühstück lümmelte sich Robert auf das Sofa und schaltete den Fernseher an um am Laufband die Aktienkurse vom Vortag zu verfolgen. Dabei murmelte er freundliche, aber auch weniger nette Kommentare zur Indexentwicklung vor sich hin. Teresa räumte mittlerweile den Tisch ab und spülte das Geschirr.
„Bist du endlich fertig? Ich möchte mir gerne das Schloß ansehen.“
Er streckte den Kopf in die Küche und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf die Ablage der Durchreiche.
„Ich bin gleich so weit“, antwortete sie und spülte schnell die letzten Messer noch ab.
„Wieso hast du eigentlich keine Spülmaschine?“, fragte er erstaunt.
„Das lohnt sich doch für eine Person gar nicht. Außerdem kann ich mir im Augenblick so etwas nicht leisten. Ich bekomme doch nur für fünfzehn Stunden pro Woche Gehalt.“ Sie trocknete sich die Hände ab und kam zu ihm heraus.
„Schon fertig.“ Sie überlegte kurz und fügte hinzu: „Seit wann interessierst du dich für alte Schlösser. Bei dem herrlichen Wetter könnten wir doch auch Golf spielen gehen.“
„Meine Liebe, ich möchte mir den Schuppen schon einmal vorab anschauen und mir ein Bild machen, ehe ich mich mit den Anwälten treffe. Also ziehe dich an, besorg die Schlüssel und komm endlich.“
Robert war ziemlich ungeduldig. Ihren Einwand, dass es vielleicht nicht ganz in Ordnung wäre, das Schloß einfach so zu besichtigen, tat er mit einem Achselzucken ab.
„Ist jemand da, den wir um Erlaubnis fragen könnten? Nein! Also, stell dich nicht so an und komm endlich.“
Er ging voraus und schlenderte, die Hände in den Hosentaschen, quer über den Hof zum Hauptgebäude. Teresa nahm den Schlüssel und kam hinterher.
‚Wie eine Sklavin, die ihrem Herrn den Schlüssel hinterher trägt‘, schoss es ihr durch den Kopf. Mit einem ziemlich unguten Gefühl sperrte sie die Tür auf.
Es war sehr interessant, diese Schlossbesichtigung mit derjenigen zu vergleichen, die sie am Samstag zuvor mit Antonio gemacht hatte. Kaum zu glauben, dass man ein und dieselbe Sache mit derart unterschiedlichen Augen betrachten konnte. Das Einzige was Robert interessierte waren Quadratmeter, Deckenhöhen, Raumeinteilungen und Zustand der Bausubstanz. Weder der Parkettfußboden noch die Stuckdecken konnten ihm irgendeine Art von Bewunderung abringen. Im Gegenteil! Sein einziger Kommentar dazu war:
„Oh je, da haben wir mit Sicherheit sofort den Denkmalschutz am Hals. So ein Mist!“
Als sie in den beiden Obergeschossen durch die Räume gingen, hatte er keinen Blick für die Schönheit der alten Einrichtung.
„Wenn wir einen Antiquitätenhändler finden, der uns den ganzen Plunder auf einmal abnimmt, können wir vom Glück sagen.“
Lediglich die Bibliothek begutachtete er mit einer gewissen Neugier. Er nahm einige Bücher aus den Schränken und musterte sie genauer. Dabei pfiff er anerkennend.
„Das ist doch wenigstens etwas. Ich hatte schon Angst, es gäbe nur Krempel für den Sperrmüll in diesem Kasten. Wenn man das richtige Antiquariat finden würde, könnte man für die alten Schinken ein Vermögen bekommen. Darum werde ich mich selbst kümmern. Vielleicht kann ich sie ja auch dem Staat für irgendein Museum aufschwatzen.“
Teresa war ihm mit immer verständnisloser werdender Miene gefolgt und hatte seinen lieblosen Kommentare mit wachsendem Unmut zugehört.
„Du redest ja so, als würde dir das alles schon gehören.“
„So gut wie, meine Liebe“, kam wie aus der Pistole geschossen seine Antwort. Unternehmungslustig marschierte er weiter. Schließlich, schon fast am Ende ihres Rundganges, landeten sie in der Ahnengalerie. Lachend ging Robert von einem Bild zum nächsten.
„Schau dir bloß einmal die Speckwänste an“, prustete er los.
Besonders Mathilde hatte es ihm angetan.
„Der arme Ehemann! Er brauchte bestimmt jedesmal wenn er mit ihr ins Bett stieg ein besonders großes Kissen um ihr hässliches Gesicht nicht sehen zu müssen. Meine Zeit, war das ein Besen!“
Vor dem Bild der Fürstin Elena blieb er stehen.
„Das ist vielleicht eine heiße Braut. Die hat ja noch fast eine bessere Figur als du“, kommentierte er das Gemälde und klatschte dabei Teresa auf den Hintern. „Die aus dem Korsett zu schälen hat bestimmt Spaß gemacht.“
Sein Blick fiel auf das nächste Bild.
„Na sieh mal an. Was haben wir denn da? Das ist aber ein Hübscher.“
Prüfend schaute er zwischen den beiden Portraits hin und her.
„Die sehen sich doch ähnlich oder?“, wollte er ihre Meinung wissen.
„Soviel ich weiß sind das Mutter und Sohn“, antwortete sie vorsichtig.
Er überlegte kurz und sagte dann: „Was meinst du, hatten die zwei wohl was miteinander? Das soll doch in so hochadeligen Familien durchaus üblich gewesen sein. Inzucht war doch damals an der Tagesordnung. Darum hat sich doch bei den meisten von ihnen über kurz oder lang erblicher Schwachsinn eingestellt.“ Mit gerunzelter Stirn betrachtete er noch einmal Antonios Bild.
„Aber das ist so ein geiler junger Mann. Wer weiß, vielleicht war er ja auch schwul.“
Die Tür am Ende der Galerie fiel mit einem lauten Krachen ins Schloß. Teresa erschrak fürchterlich und fuhr mit einem spritzen Schrei herum. Es war Niemand zu sehen. Alles war ruhig und still!
„Kein Grund zur Panik. Du hast vergessen die Tür zu schließen“, meinte Robert gleichgültig. Teresa hätte schwören können, dass sie die Tür zu gemacht hatte.
Mit einem sehr mulmigen Gefühl wendete sie sich ihrem Begleiter zu und sagte: „Jetzt hast du alle interessanten Räume gesehen. Können wir nicht Schluss machen und zum Golfplatz gehen, solange noch die Sonne scheint.“
Auffordernd sah sie ihn an.
„Du hast recht, Mäuschen. Ich habe jetzt schon eine ganz gute Vorstellung von dem Anwesen. Gehen wir!“
Er legte seinen Arm um ihre Schultern, drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Stirn und sie verließen die Galerie.
„Und das waren wirklich alle interessanten Räume? Sind denn die anderen Zimmer alle leer?“, fragte Robert so ganz nebenbei.
„Du hast die Zimmer im Erdgeschoss doch gesehen. Es gibt hier oben noch ein, zwei Zimmer, aber die sind lange nicht so interessant, wie die, die du schon gesehen hast.“
„Du meinst es hängen nirgendwo anders noch Wandteppiche oder Bilder herum?“
Sie hörte ihm gar nicht mehr richtig zu, sonst wäre ihr vielleicht der drängende Unterton in seiner Stimme aufgefallen.
„So genau weiß ich das auch nicht. Es hängen bestimmt noch irgendwo Sachen an der Wand. Aber das ist doch jetzt egal. Komm endlich, lass uns gehen.“
Sie nahm seine Hand und zog ihn hinter sich her. Erst als Teresa wieder im Hof stand und den Schlüssel im Schloß umgedreht hatte, konnte sie aufatmen. Während des ganzen Rückwegs durch das Haus, hatte sie darauf gewartet, dass etwas passieren würde. Sie hatte sich ein paar Mal umgeblickt, weil sie ständig das Gefühl gehabt hatte beobachtet zu werden.
„Du solltest nicht so abfällig über das Haus und seine ehemaligen Bewohner reden“, sagte sie zu Robert als sie über den Hof gingen.
Er lachte. „Hast du vielleicht Angst, dass das Schlossgespenst kommt und uns holt.“ Ihre Gedanken zu diesem Thema behielt Teresa wohlweislich für sich.