Читать книгу Schwingen des Adlers - Anna-Irene Spindler - Страница 13

XI.

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Sophia warf einen prüfenden Blick in den Spiegel. Ja, jetzt war es gut!

Fünfmal hatte sie sich umgezogen, bis sie mit ihrer Wahl zufrieden war. Die blauen Leinenschnürschuhe waren trendy, die beige Cargohose modisch, das blaue Polo-Shirt sportlich und die beige Strickjacke wirkte äußerst solide.

Von jedem etwas!

‚Konntest du dich wieder nicht entscheiden!‘ wäre sicherlich Katies spöttischer Kommentar gewesen. Ihre Tochter hatte immer wieder über Sophias Kleidungskompromisse gelästert. Das war ja jetzt Gott sei Dank vorbei! Sie konnte anziehen was immer ihr gefiel. Wenn ihr danach war sogar karierte Hosen und Blümchenbluse.

Aber heute war es ihr nicht leicht gefallen, das Richtige zu wählen. Sie wollte auf keinen Fall großstädtisch-mondän wirken, aber natürlich auch nicht altbacken. Den ganzen Tag hatte sie schon die eine oder andere Zusammenstellung durchdacht und wieder verworfen.

Anna hatte sie zur Dorfversammlung eingeladen. Anscheinend fand dieses Treffen der Dorfbewohner von Saas Gurin in einem vierteljährlichen Rhythmus statt. Angelegenheiten wurden beredet, die den Einwohnern wichtig erschienen. Als Sophia die Gemeindesekretärin ganz erstaunt gefragt hatte, was sie denn bei einer solchen Versammlung sollte, war die schlichte Antwort gewesen:

„Alle Einwohner von Saas Gurin kommen. Sie wohnen seit drei Wochen dort, also müssen Sie auch hingehen!“ Das klang so bestimmt, als wäre eine Absage unmöglich.

In München hatte sie gelegentlich bei Veranstaltungen von Katies Schule die eine oder andere Ausrede erfunden, wenn sie keine Lust gehabt hatte hinzugehen. Einladungen oder vorbestellte Theaterkarten wurden als Hinderungsgrund immer akzeptiert. Das war hier in Saas Gurin nicht ganz so einfach. Es gab kein Theater weit und breit. Das Einzige was vielleicht zählen würde, wäre eine Erkrankung. Aber nachdem sie heute den ganzen Tag putzmunter die Kinder betreut hatte, war das nicht unbedingt glaubwürdig. Also blieb ihr nichts Anderes übrig als zur Versammlung zu gehen, obwohl sie eigentlich keine große Lust hatte.

Mit einem letzten Blick in den Spiegel überzeugte sie sich noch einmal davon, dass sie angemessen angezogen war. So hoffte sie wenigstens. Sie hatte schließlich noch nie zuvor an einer Dorfversammlung teilgenommen.

Als sie die Holzstufen hinunterging knöpfte sie die Jacke zu. Jetzt, Ende August, wenn man in München im Sommerkleidchen unter den Kastanien im Biergarten sitzen konnte, wurde es hier abends schon kühl. Sophia schaute auf ihre Armbanduhr und legte einen Zahn zu. Die Versammlung war auf acht Uhr angesetzt. Sie wollte auf keinen Fall zu spät kommen.

„Das ist aber schön, dass Sie auch kommen, Frau Römer!“

Sophia drehte sich um. Frau Gestner, die Besitzerin des kleinen Ladens, hatte sie beinahe eingeholt.

„Anna hat mich eingeladen“, sagte Sophia und streckte der rundlichen, rotwangigen Frau die Hand entgegen. „Ich weiß aber eigentlich nicht so recht, was ich bei der Versammlung soll.“

„Sie werden sehen, dass es da Einiges gibt, was Sie interessiert. Außerdem ist es eine gute Gelegenheit die Eltern der Kinder näher kennenzulernen. Pfarrer Maierhofer und der Bürgermeister von Oberkirch, Ferdi Tobler, werden auch da sein. Da können Sie auch Dinge, die den Kindergarten betreffen gut vorbringen. Und im Übrigen“, Frau Gestner blieb stehen und sah sie eindringlich an „Sie wohnen in Saas Gurin, also gehören sie zu uns. Und es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass aus jedem Haus mindestens Einer zur Dorfversammlung kommen muss. Das ist schon immer so gewesen. Seit es unser Dorf gibt. Das ist auch gut so. Wenn etwas beschlossen wird, muss man es nicht extra öffentlich aushängen. Und trotzdem kann keiner sagen ‚ich hab nix gewusst‘.“

Auf eine so klare Aussage blieb nichts weiter zu erwidern. Das letzte kurze Stück bis zum Gasthof gingen sie schweigend nebeneinander her. Sophia war heilfroh, dass sie sich entschlossen hatte zur Versammlung zu gehen. Ein Nichterscheinen hätten ihr die Dorfbewohner sicher sehr übel genommen.

Der Gasthof ‚Mühle‘ lag nicht an der breiten Hauptstraße des Dorfes, sondern genau wie der Kindergarten am Ende einer Seitengasse. Direkt hinter dem Haus floss ein glasklarer, eiskalter Bergbach vorbei, der immer noch ein uraltes, verwittertes, mit Moos bewachsenes Mühlrad antrieb. Das hatte zwar keinerlei Funktion mehr, wirkte aber ungeheuer malerisch und verträumt. Es gab wahrscheinlich keinen einzigen Fremden, der während seines Aufenthaltes das historische Überbleibsel aus längst vergangenen Zeiten nicht fotografierte.

Im Gasthof herrschte bereits geschäftiges Treiben und der Lärmpegel war schon entsprechend hoch. Als Sophia gemeinsam mit Frau Gestner eintrat, wurden sie sofort von allen Anwesenden umringt. Einige Leute kannte sie bereits. Es waren meistens Eltern oder Großeltern von Kindergartenkindern. Sie schüttelten ihr die Hand und jeder gab ihr deutlich zu verstehen, wie sehr er sich freute, dass sie gekommen war.

Frau Gestner übernahm das Amt, sie den übrigen Anwesenden vorzustellen. Sophia schüttelte jedem artig die Hand. Krampfhaft versuchte sie sich die Namen zu merken und sie den jeweiligen Gesichtern zu zuordnen. Das war gar nicht so einfach. Bereits nach kurzer Zeit bemerkte sie, dass sich die einzelnen Namen immer wieder wiederholten.

Im Kindergarten war ihr das auch schon aufgefallen. Von den sieben Kindern hatten drei den gleichen Familiennamen, obwohl es keine Geschwister waren. Ebenso häufig wurden Doppelnamen genannt. Diese setzten sich bis auf zwei oder drei Ausnahmen aus den schon bekannten Familiennamen zusammen. ‚Also doch Inzucht!‘ schoss es Sophia durch den Kopf, als sie die Hand eines alten Mannes schüttelte, den ihr Frau Gestner als Ruedi Michler-Anninger vorstellte. Zuvor hatte sie schon dreimal einem Herrn Michler und einer Frau Michler die Hand geschüttelt.

„Schön, dass du auch da bist!“

Ein Arm legte sich um ihre Schultern und ein ziemlich kratziger Kuss wurde ihr auf die Wange gedrückt.

„Hallo Thomas!“ Sophia war ehrlich erfreut ihn zu sehen.

In diesen drei Wochen, die sie jetzt hier in Saas Gurin wohnte, waren ihr der stets gut aufgelegte Mann und seine liebenswerte, herzensgute Frau Gina ans Herz gewachsen. Thomas gab ihr immer wieder den einen oder anderen hilfreichen Tipp im Umgang mit den Einwohnern. Er erteilte ihr auch stets bereitwillig Auskunft, wenn sie Fragen über die Familien und das Umfeld ihrer sieben Schützlinge hatte.

Beim Einzug stand ihr Gina tatkräftig zur Seite. Kaum hatte sie den für ihren Umzug gemieteten Kleintransporter vor dem Kindergarten geparkt, war wie aus dem Nichts Gina aufgetaucht, hatte ihr die Hand entgegengestreckt und gesagt: „Ich bin Frau Anninger. Aber Sie können mich Gina nennen. Ich werde Ihnen helfen.“

Ohne auf eine Antwort zu warten, hatte sie die Heckklappe geöffnet, sich die oberste Kiste geschnappt und war die Treppen zu Sophias neuem Zuhause hinaufgestiegen.

Seither verging beinahe kein Tag, an dem sie nicht im Kindergarten auftauchte. ‚Zu einem kleinen Schwätzchen!‘ wie sie sich immer ausdrückte. Stets hatte sie ‚rein zufällig‘ ein Stück Kuchen, selbstgemachte Marmelade, ein Stück Ziegenkäse oder Eier dabei.

„Hast du Gina nicht mitgebracht?“, fragend sah ihn Sophia an.

„Nein. Sie hat sich eingebildet, sie muss alle Fenster im Haus auf einmal putzen. Jetzt hat sie Rückenschmerzen und kann die Arme kaum mehr bewegen. Sie hat sich auf das Sofa gelegt und verkündet, dass Nichts und Niemand sie heute abend noch zum Aufstehen bewegen könnte.“

Thomas’ Arm lag immer noch um ihre Schultern. Mit einem sanften Druck schob er sie jetzt von den Umstehenden weg.

„Komm mit! Ich muss dir noch Jemanden vorstellen.“

Hinter einem Mann, der ihnen den Rücken zukehrte blieb er stehen. Thomas klopfte dem Mann auf den Rücken und sagte:

„Du Mark, ich würde dich gern mit Jemandem bekannt machen.“

Der Angesprochene drehte sich um und sah Sophia direkt ins Gesicht.

Noch nie zuvor hatte sie so strahlend blaue Augen gesehen, wie im Gesicht dieses Mannes, den sie sofort wiedererkannte.

„Das ist Sophia Römer, die neue Erzieherin. Und das ist Mark Suttner, mein bester Freund.“

Thomas betrachtete aus den Augenwinkeln die Reaktion der Beiden, als sie sich die Hand schüttelten. Da seine Hand immer noch auf Sophias Schulter lag, war ihm das leise Zittern nicht entgangen, das über ihren Körper lief als sie Mark die Hand gab.

„Es freut mich sehr Sie kennenzulernen, Frau Römer. Beat hat so von Ihnen geschwärmt, dass Ihnen die Ohren geklungen haben müssen von so viel Lob.“ „Ich bin nicht sicher, ob ich all diesen Vorschusslorbeeren überhaupt gerecht werden kann. Ich werde auf jeden Fall mein Möglichstes tun“, erwiderte Sophia.

Der Anflug eines Lächelns huschte über ihr Gesicht, als sie ihn ansah.

‚Sie ist ja gar nicht so alt‘, ging es Mark durch den Kopf, als er die Frau vor sich überrascht musterte.

Genau das hatte er nämlich erwartet. Wer, außer einer verschrumpelten, alten Jungfer, würde freiwillig hierher kommen? Er wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als zwei Gläser mit hellem Klang aneinandergestoßen wurden.

„Wir wollen anfangen, damit es nicht wieder so spät wird wie beim letzten Mal“, rief Bürgermeister Tobler, der inzwischen an einem der Tische Platz genommen hatte.

Es dauerte noch eine Weile, bis jeder einen Platz gefunden hatte und das kratzende und scharrende Geräusch der Stuhlbeine und Schuhe verstummte. Sophia saß zwischen Thomas und Frau Gestner in einer Ecke der Gaststube. Von hier aus hatte sie einen guten Überblick über den gesamten Raum.

Nach einer, für einen Politiker ziemlich kurzen Einleitung, begrüßte Ferdi Tobler noch einmal ganz offiziell die neue Erzieherin und wünschte ihr auch im Namen des Gemeinderats von Oberkirch alles Gute. Sophia stand auf, bedankte sich artig für die freundlichen Wünsche und bestätigte, dass es ihr sehr gut in Saas Gurin gefalle. Damit war ihr Part erledigt. Sie konnte sich wieder hinsetzen und in aller Ruhe die Anwesenden studieren.

Der Reihe nach wanderte ihr Blick über die Dorfbewohner. Gleichzeitig versuchte sie sich an die jeweiligen Namen zu erinnern. Zu ihrem eigenen Erstaunen klappte das ziemlich gut. Nur bei den Doppelnamen hatte sie noch so ihre Probleme. War der Mann mit dem dichten Vollbart und der dicken Zigarre nun der Andi Rügner-Kleinauer oder hieß er doch Kleinauer-Gestner? Auch bei der hageren Frau, die zwei Plätze neben Thomas saß, war sie nicht sicher. Der Vorname war gar kein Problem, sie hieß nämlich Cläre. Diesen Namen fand Sophia so außergewöhnlich, dass sie ihn sich sofort gemerkt hatte. Aber ob das jetzt Cläre Michler-Anninger oder Gestner-Michler war konnte sie nicht mehr genau sagen. Naja, mit der Zeit würde sie auch das lernen.

Ihr Blick schweifte wieder über die Versammlung hinweg. Ihre Augen blieben an Mark Suttner hängen. Er saß leicht schräg versetzt an einem Tisch mit dem Bürgermeister und Pfarrer Maierhofer. Sie befand sich nicht in seiner direkten Blickrichtung und konnte ihn deshalb ungestört und in aller Ruhe beobachten. Ihr fiel auf, dass er nur sprach, wenn er von irgendeinem Anwesenden angeredet wurde. Dann äußerte er sich stets ruhig, sachlich und gelassen, auch wenn der Disput vorher lautstark und emotionsgeladen geführt worden war. Sobald er das Wort ergriff, verstummten sämtliche Gespräche und alle hörten ihm zu. War er mit seinen Ausführungen fertig, erhob sich in der Regel ein beifälliges Gemurmel. Die meisten Dorfbewohner nickten zustimmend und man ging zum nächsten Punkt über. Nur in ein, zwei Fällen wurde noch weiterdiskutiert. Aber bei Weitem nicht mehr so laut und heftig wie zuvor. Es war vollkommen einerlei, ob über die Größe einer Viehweide, die Menge des zu verkaufenden Ziegenkäses oder die Nutzung eines bestimmten Bergpfades diskutiert wurde. Seinen Ansichten und Vorschlägen wurde am Ende immer zugestimmt. Es war aber nicht nur seine Art zu sprechen, die ihn von den Anderen unterschied. Sophia konnte selbst nicht genau sagen, worin der Unterschied eigentlich bestand. Vielleicht empfand sie es auch nur so, aber irgendwie war er anders. Plötzlich drehte er seinen Kopf und sah zu ihr herüber. Sophia kam sich richtig ertappt vor. Sie spürte zu ihrem großen Ärger, dass sie rot wurde. Schnell wendete sie ihren Blick ab. Aus den Augenwinkeln heraus konnte sie das leichte Lächeln auf Marks Gesicht erkennen und die Röte auf ihren Wangen vertiefte sich noch.

Sie tat so, als würde sie höchst interessiert der alten Frau am linken Ende ihres Tisches zuhören, die sich heftig über zwei große Lebensbäume beklagte, die am Friedhof allen gepflanzten Grabblumen die Sonne nahmen. In ihrer langatmigen Beschwerde wurde sie von zwei weiteren Frauen wortgewandt unterstützt. Die Drei schilderten bis ins kleinste Detail, was für Schäden durch die Bäume verursacht wurden. Sophia gewann den Eindruck, sie hätten tagtäglich nichts anderes zu tun, als stundenlang über den Friedhof zu wandern und das Befinden der Grashalme zu beobachten.

Als Sophias Meinung nach ein genügend langer Zeitraum verstrichen war, warf sie wieder einen verstohlenen Blick auf Mark Suttner. Er unterhielt sich mit Pfarrer Maierhofer und drehte ihr den Rücken zu. Sophia beobachtete, dass der Pfarrer nickte und sein Gegenüber sich an die Frau wandte, die nicht weit von Sophia entfernt saß.

„Was hältst du davon, Maria, wenn wir den älteren der beiden Bäume umsägen und den kleineren stehen lassen? Der große wirft sicherlich den meisten Schatten. Wenn der weg ist, haben fast alle Gräber wieder Sonne. Glaubst du, du könntest dich mit dieser Lösung anfreunden?“

Bei dieser letzten Frage setzte er ein so strahlendes Lächeln auf, dass die Frau, die Sophias Schätzung nach schon weit über siebzig war, rote Wangen bekam. „Aber freilich, sind wir damit zufrieden, Mark. Nicht wahr?“

Diese Frage war an ihre zwei Mitstreiterinnen gerichtet. Auch diese beiden kämpferischen Damen schmolzen unter seinem charmanten Lachen wie Butter in der Sonne und beeilten sich eifrig zuzustimmen.

‚So sind wir Frauen! Sobald uns ein Kerl anlacht verlieren wir all unsere hehren Ziele aus den Augen‘, ging es Sophia durch den Kopf.

Aber auch sie musste sich eingestehen, dass dieser strahlende Blick aus den leuchtend blauen Augen sie angenehm berührte. Dabei hatte er ja noch nicht einmal ihr gegolten.

‚Vielleicht sieht er dich ja eines Tages auch so an.‘

Als Sophia dieser Gedanke durch den Kopf schoss, merkte sie wie ihr wieder das Blut in die Wangen stieg. Hastig sah sie zur Seite, damit er es ja nicht bemerkte, falls er zufällig in ihre Richtung schaute.

Das war jetzt schon das zweite Mal an diesem Abend, dass sie wegen dieses Mannes rot wurde. Schon seit einer Ewigkeit war ihr das nicht mehr passiert. Es war höchst beunruhigend.

Als die Versammlung um kurz vor elf endlich endete, atmete sie erleichtert auf. In dem allgemeinen Gedränge, das gleich darauf entstand, verabschiedete sie sich schnell von Thomas und Frau Gestner und schlängelte sich als Eine der Ersten zur Tür hinaus.

„Gott sei Dank!“, seufzte sie leise und schlug eine flotte Gangart an, um möglichst schnell vom Gasthaus wegzukommen. So brauchte sie sich wenigstens nicht von Mark Suttner zu verabschieden. Womöglich wäre sie wieder rot geworden. Und das wäre dann ja der Gipfel der Peinlichkeit gewesen.

In ihrer Wohnung schenkte sie sich ein Glas Wasser ein und färbte es mit einem Spritzer Rotwein rosa. Mit dem Glas in der Hand trat sie auf den Balkon hinaus. Aus dem Dorf war noch eine kurze Zeit das leise Gemurmel der nach Hause gehenden Frauen und Männer zu hören. Dann war es still.

Diese Ruhe war für sie immer noch ein Grund zum Staunen. Das einzige Geräusch, das bis zu ihr drang, war das verschlafene Gebimmel einer Glocke, wenn sich deren vierbeiniger Träger im Schlaf bewegte. Sophia sah hinauf zu den Sternen. Auch diese leuchteten hier so sehr viel heller als in München. Schräg vor ihr strahlte das Sternbild des Orion. Von den drei Gürtelsternen wanderten ihre Augen aufwärts bis zu den breiten Schultern des Himmelsjägers. Unvermittelt kam ihr wieder Mark Suttner in den Sinn. Sie ertappte sich dabei, wie sie versuchte sich an Einzelheiten seines Aussehens zu erinnern.

Erstaunt über sich selbst schüttelte sie den Kopf, so als ob sie damit die absonderlichen Gedanken loswerden könnte. Sie trank das Glas leer und stellte es energisch auf die Balkonbrüstung.

„Lass den Unsinn und geh’ lieber ins Bett, altes Mädchen“, sagte sie zu sich selbst, ging hinein und zog die Glastüre hinter sich zu.

Schwingen des Adlers

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