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Prolog

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Todes Tochter




Die kalten Schatten zweier finsterer Gestalten strichen über die Mauern und Wege und verloren sich manchmal in der Dunkelheit. Leise, ohne auch nur einen Laut von sich zu geben, schlichen sie durch den Wald. Ihre weiten Umhänge umhüllten ihre Körper und ihre tief sitzenden Kapuzen verhinderten, dass man einen Blick auf ihre Gesichter erhaschen konnte.

Die Sonne warf ihre letzten Strahlen auf die Erde und tauchte sie für einen kurzen Augenblick in ein warmes Licht. Dann wurde es dunkel. Die Vögel verstummten und alles Leben auf Erden schien in einen tiefen Schlaf zu fallen. Stille umgab die zwei Gestalten. Eine Stille, die sowohl zu beruhigen als auch zu ängstigen schien. Die Nacht war hereingebrochen.

Plötzlich vernahm ihr feines Gehör ein Geräusch. Blitzschnell griffen sie unter ihre Mäntel und umfassten die Griffe grausam aussehender Waffen. Das leise Ächzen der Zweige, die unter dem Gewicht einer dritten Gestalt zerbrachen, störten die Stille der Nacht und ließen die Gestalten aufhorchen. Vorsichtig näherten sie sich einer kleinen Lichtung. Im Schutz der Bäume und der Dunkelheit brauchten sie nicht zu befürchten schnell entdeckt zu werden. Doch sie wollten nichts dem Zufall überlassen.

Ihre Aufgabe war eindeutig, ihre Mission von ihrem Herrn und Meister bestimmt worden und sollten sie versagen, hinge ihr Leben am seidenen Faden – bereit zu reißen.

Vorsichtig schoben sie ein paar Äste, die ihnen die Sicht auf die Lichtung versperrten, zur Seite und hoben gespannt die Köpfe. Mitten im Wald stand eine weitere vermummte Gestalt. Auch sie trug einen schwarzen Umhang, an dessen Rändern jedoch rote Schriftzüge eingenäht worden waren.

Es war ein Mann, daran bestand kein Zweifel. Seine kräftig gebaute Statur und das lange Schwert mit dem silbernen Griff und der schwarzen Klinge, das an seiner Seite hing, sprachen dafür. Er stand mit dem Rücken zu seinen Beobachtern und auch, als das leise Klirren von Metall die Luft erfüllte, verharrte er weiterhin reglos. Jeder Schritt, den sie auf ihr Opfer zugingen, ließ ihren Blutdurst steigen. Die Nacht war erfüllt von Totenstille, kein Geräusch war zu hören, kein Laut – noch nicht.

Als sich der Mann im schwarzen Umhang endlich umdrehte und seine Angreifer sah, war es zu spät. Das schmatzende Geräusch von durchbohrtem Fleisch erfüllte die stille Nacht und scheuchte ein paar Vögel auf, die laut kreischend auf die nächsten Bäume flogen. Der unglückselige Mann sackte nieder und blieb reglos am Boden liegen. Blut tropfte unaufhaltsam aus einer breiten Schnittwunde an seinem Bauch.

„Er ist tot!“

Die Stimme, die da sprach, klang nicht menschlich. Sie war kalt und schrill. Es war wie ein Zischen, ein Rauschen in den Ohren, das sich durch das Trommelfell bohrte und sich langsam durch das Gehirn fraß. Die andere Gestalt nickte zustimmend. Ihre befleckten Klingen steckten sie zurück unter die Umhänge und griffen nach ihren Kapuzen. Langsam enthüllten sie ihre Gesichter – ihre Fratzen. Denn auch ihre Köpfe waren nicht so, wie sie hätten aussehen sollen. Schwarze, faltige Haut spannte sich über ihre Schädel und schien auch den Rest des Körpers zu bedecken. Doch sah man genauer hin, so konnte man erkennen, dass ihre weitere Haut hellrot gefärbt war. Dort, wo ihre Augen hätten sein sollen, befanden sich zwei weiße Flecke und ihre Lippen schimmerten in einem dunklen Blau. Nasen schienen sie keine zu besitzen und wenn doch, waren es Schlitze, die kaum sichtbar in ihre Haut geritzt worden waren. Die zwei Gestalten grinsten sich an und entblößten dabei reihenweise messerscharfe Zähne.

Langsam näherten sie sich dem Toten und beugten sich mit ihren großen Mündern über ihn. Das Schmatzen und Schlucken, das die beiden von sich gaben, fuhr einem durch Mark und Bein. Ihre Mägen füllten sich mit den Innereien des Mannes und aus ihren Mündern tropfte das Blut, das sie nicht rechtzeitig mit hinunterschluckten. Man empfand den Wunsch, sich zu verkriechen, sich zu verstecken, um dem Schicksal, das dem Mann soeben widerfahren war, zu entgehen.

Doch die Zeit war reif. Keiner würde sich verstecken und verkriechen können. Keiner würde seinem Schicksal entgehen. Denn ER hatte an Macht gewonnen, hatte sich von seiner anstrengenden Reise aus der Hölle erholt und gewartet. Lange gewartet. Nun würde sich alles ändern.

Die Welt würde sich ändern.

Jedoch nicht zum Guten!




Todes Tochter

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