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2.Tag: Faro, 20. August

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Der nächste Morgen bringt mir zunächst nichts Neues. Als ich wiederum am Flughafen anrufe, weiß man noch nichts Neues, also warten, unsicher, wie es weitergehen soll.

So schlendere ich durch die Altstadt, hole mir Tipps für die weitere Reise in der Touristeninformation und besichtige die alten Gassen, die sich rund um die Stadtmauer befinden, die mit mindestens sechs Metern Höhe sehr imposant ist. Die Altstadt ist doch größer, als ich gedacht habe, und so gibt es Vieles zu entdecken. Winkelige Gassen, mit gemustertem, abgetretenem Kopfsteinpflaster umlegt, so dass der Mensch auf krummem und unebenem Untergrund die Häuser, die überwiegend gut erhalten sind, bewundern kann. Altertümliche Laternen runden dieses Bild ab.

Schließlich erreiche ich die Kathedrale, die mächtig den Vorplatz überragt. Hier kostet der Besuch drei Euro Eintritt, eröffnet jedoch die Möglichkeit, mit 78 Stufen auf den Glockenturm zu steigen. Von dort bietet sich eine phantastische Aussicht auf die Stadt Faro, auf das angrenzende Naturschutzgebiet und auf das Meer, das azurblau im Sonnenlicht glitzert. Ein Blick nur zum Träumen, in jeder Richtung schön. Das Innere der Kirche ist in meinen Augen nicht absolut sehenswert, da hier mehrere goldüberzogene Altäre mit Kacheldekoren im Wechsel stehen. Diese Kombination der Materialien ist für mich ungewohnt und auf jeden Fall befremdlich. Das Museum der Kathedrale zeigt sakrale Gegenstände und Kleidungsstücke, die durch ihre kunstvollen Applikationen auffallen.

Hier in dieser Kathedrale von Faro bekomme ich nun meinen ersten Pilgerstempel, der mir in zweifacher Variante liebevoll im Nebenraum der Kirche präsentiert wird. Diese Pilgerstempel dienen mir als Nachweis, dass ich meine vorgesehene Strecke auch zurückgelegt habe, wobei der Pilgerpass zudem die Möglichkeit bietet, später in Pilgerherbergen zu übernachten. Diesen Pilgerpass hatte ich mir bereits in Deutschland per Internet bestellt, so dass ich ihn bereits mit auf meine Reise nehmen konnte. Da dieser Stempel vom Pastor erst gesucht werden muss, bin ich mir sicher, dass dieser hier nicht allzu häufig an Pilger vergeben wird.

So allmählich gehe ich auf mein Zimmer zurück und telefoniere wieder nach meinem verlorenen Rucksack. Nun kommt für mich die größte Überraschung: Er ist da und inzwischen auf dem Weg zu meiner Pension! Offensichtlich war er in Palma verkehrt weitergeschickt worden, so dass er heute Morgen bereits von Ibiza zurückreisen musste. Mir fällt ein Stein vom Herzen, denn nun habe ich wieder die Hoffnung, dass meine Reise – wie geplant – vonstattengehen kann. Und wirklich, eine halbe Stunde später wird mein vermisster Rucksack angeliefert. Zuerst muss ich kontrollieren, ob es auch der Richtige ist. Er ist es, jedoch fehlen meine Walking-Stöcke komplett. Diese sind offensichtlich bei dem ganzen Durcheinander auf der Strecke geblieben. Außerdem vermisse ich noch ein paar weitere Kleinigkeiten, unter anderem meine Trinkflaschen und meine Tempotaschentücher, die offensichtlich den Mehrfachtransport nicht überlebt haben. Trotz allem bin ich froh, sehr sogar, und kann nun wieder in Ruhe planen.

So erstehe ich nach vielem Nachfragen und einer endlosen Suche in der Stadt in einem Laden für Gesundheitsartikel das einzige Paar Walking-Stöcke, das es dort gibt. Um den Preis zu berechnen, benötigt die Verkäuferin sage und schreibe zwanzig Minuten. Offensichtlich gehen die Uhren hier in Portugal anders als in Deutschland.

Den Abend verbringe ich wieder spazieren gehend in der Altstadt, die in einem unwirklichen Lichterglanz in gedämpfter Beleuchtung liegt. Schließlich finde ich ein gemütliches Lokal zum draußen Sitzen, in das ich einkehre. Dort genieße ich den guten, schweren, dunkelroten portugiesischen Rotwein, erfreue mich an der lauen Luft und an netter Gesellschaft. Denn am Nachbartisch sitzt eine Familie mit zwei kleinen Kindern, mit denen ich auf Englisch ins Gespräch komme. Es wird gelacht und geredet und im Nu ist es so spät, dass ich mit etwas Mühe, mich nicht zu verlaufen, in der Dunkelheit mein Zimmer wiederfinde.

Traumzeit – auf den Spuren des Jakobus

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