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4.Tag: Albufeira, 22. August

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Ein neuer Tag, schon beim Wachwerden streichelt mich die Sonne. Es gibt Frühstück in meiner Pension, nicht so üppig, aber reichlich genug, so dass ich sehr zufrieden den Tag beginne. Danach geht es zum Strand und dort auf Entdeckungsreise: Ein endlos langer Sandstrand, mit Felsen in allen möglichen Formen und Größen verziert, dazwischen kleine Nischen und kleine Seen mit warmem Wasser. Das Meer an sich, durch das ich laufe, ist kalt, sehr kalt, sicher nicht wärmer als an unserer heimischen Ostsee. Jedoch ist das Wasser klar und sauber und es gibt Muscheln, auch große, die meinem Pilgersymbol entsprechen. Es sind also Muscheln, die in der Form der Jakobsmuschel zu sehen sind, recht groß und ebenmäßig weiß. Dieses ist also das natürliche Vorbild der stilisierten Jakobsmuschel, die als Kennzeichnung des Jakobsweges Verwendung findet. Dazu gibt es mehrere Geschichten, in denen Jakobus einen Ertrinkenden rettet und dieser dann, von mehreren Jakobsmuscheln bedeckt, aus dem Wasser herausgezogen wurde.

In meiner Pension habe ich mir für diese Strandtage einen Safe für 2,50 Euro pro Tag mieten können, so dass ich mich am Strand ganz entspannt bewegen kann. Um 10.00 Uhr füllt sich der Strand rasend schnell, die Leute liegen eng bei einander und für mich ist das fast zu viel Nähe. Ich bleibe jedoch, bis es gegen Mittag sehr heiß wird, und entscheide mich dann für eine längere Siesta, um am Nachmittag meine Sightseeing-Tour durch Albufeira und am Strand fortzusetzen.

Hinter einem Pilgerstempel für den heutigen Tag brauche ich nicht herzulaufen, da ich diesen an der Rezeption meiner Pension problemlos bekomme.

Als ich gegen 15.30 Uhr wieder auf die Straße trete, ist es noch immer glühend heiß. Ich wandere heraus bis ans Meer, ca. zehn Minuten bergab, und sitze auf der noch fast menschenleeren Promenade und esse dort eine Kleinigkeit. Die Menschenmassen sind noch am Strand, doch nur wenige baden, das Wasser ist wohl anderen auch zu kalt. Ich schlendere weiter am Strand, am Meer entlang, sitze draußen im Lokal, die Füße im Sand, und beobachte, wie die Sonne immer tiefer geht und das Meer und seine Umgebung in ein unwirkliches Licht taucht. Schließlich färbt sich der Himmel streifenrot mit rosa Wattewölkchen, die Lichter Albufeiras beginnen in der untergehenden Sonne zu leuchten. Das Meer rauscht im seichten Wind, es riecht nach Salz und Meer, meine Füße fühlen den kühlen Sand. Ich blicke auf das Meer, das sich anschickt, schlafen zu gehen, als gegen 21.00 Uhr die Sonne untergeht und der dunkelnde Himmel das Meer mit einem grauschwarzen Tuch zudeckt.

Nun wird es kühler, der Wind hat fast aufgehört und ich mache mich auf den Weg zurück zum Ort Albufeira. Mein Weg führt mich noch eine Viertelstunde am Strand entlang, bis ich die bunten, vollen und lauten Straßen Albufeiras erreiche. Das ist fast frustrierend, aus der wundersamen Abendstimmung in den Kulturschock der Ferienmetropole einzutauchen. Hunderte von Menschen laufen, in Abend- und Freizeitgarderobe gestylt, in den engen Gassen der Altstadt herum, sitzen auf der Piazza, füllen die Restaurants und stöbern in den noch offenen Ladenzeilen oder an den zu Hunderten aufgebauten Ständen herum. Da kann ich bei weitem nicht mithalten, denn meine Kleidung ist – meinem Rucksack entsprechend – sportlich praktisch, und kaufen kann und will ich nichts, da ich alles transportieren müsste. Zudem bin ich völlig erschlagen von der Fülle um mich herum, so dass ich entscheide, einen Internetzugang aufzusuchen, um eine Mail nach Hause zu schicken.

Diese Möglichkeit finde ich kostengünstig in einem Hotel in der Innenstadt, zahle für zehn Minuten einen Euro und freue mich, dass ich das geschafft habe. Danach stürze ich mich wieder in das Getümmel, um nach knappen fünf Minuten festzustellen, dass ich meinen Fotoapparat am PC im Hotel vergessen habe. Voller Panik rase ich zurück, um mich mehrmals zu verlaufen. Schließlich finde ich das Hotel doch wieder. Am PC sitzt eine junge Frau, die auch schon bemerkt hat, dass dort neben dem PC eine Digitalkamera liegt. Ich bin erleichtert und glücklich, als ich meine verloren geglaubte Kamera wieder in der Hand halte. Das wäre aber ein Pech gewesen, wenn ich all die Fotos, die ich schon gemacht habe, verloren hätte, und auch künftig nichts mehr hätte im Bild festhalten können!

Plötzlich laufe ich mitten auf der Straße einem Pilgerbekannten aus Faro in die Arme, der mich dort bei der Suche nach meinem vermissten Rucksack unterstützt hatte. Wir sitzen zusammen bei Rotwein und Selters und tauschen Neuigkeiten und weitere Pläne aus. Auch er ist von der Algarve enttäuscht, da es hier nicht möglich ist, mit dem Rucksack längere Strecken zu laufen. Es gibt keine Fußwege zwischen den Orten und Städten und kein Pilger möchte an Autobahnen oder Schnellstraßen entlanglaufen. Auch sind die Wege zu den weiter abliegenden Stränden kaum zu Fuß erreichbar, denn sie führen alle durch Stadtbereiche, so dass man mitten durch die Städte laufen müsste, immer im dicksten Straßenverkehr. So sind wir der gleichen Meinung, dass die Algarve nur per Bus zu bewältigen ist. Schade, wo ich mich doch eigentlich als Fußpilger angemeldet hatte! Wir verbringen den Abend mit der Aussicht, eventuell am Sonntag gemeinsam per Bus weiter zu reisen.

Traumzeit – auf den Spuren des Jakobus

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