Читать книгу Four on Level 4 - Anna Schag - Страница 18

Оглавление

1 Stimmungen

Milli saß auf dem Gepäckträger ihres Fahrrads und wartete auf Chong. Als er um die Ecke der Sporthalle bog, war er nicht allein. Die Volleyball Cracks umringten ihn, und an seinem rechten Arm hing Lukrezia. Milli entwischte ein Laut, der ziemlich ruppig klang und kehrte ihnen den Rücken zu. Warum konnte Lukrezia Chong nicht endlich in Ruhe lassen? Es war doch offensichtlich, dass er nichts von ihr wollte.

„Stör ich“, sagte jemand neben ihr und riss sie aus ihren Gedanken. Leider war es nicht Chong, sondern Philip Adam.

Milli rang sich ein Lächeln ab. Hinter Philip, voll in ihrem Sichtfeld, war Chong mit der herumzappelnden Lukrezia am Arm zu besichtigen. Einfach unerträglich!

„Warum machst du nicht bei der Volleyball AG mit? Du spielst super“, sagte Philip.

„Ich? Oh Gott.“ Milli schnappte nach Luft. „Findest du?“

„Ich hab dich beobachtet. Ein bisschen Training noch, und du bist absolut top.“

Philip drehte sich glücklicherweise so hin, dass er den Ausblick auf Chong und Lukrezia verstellte, was Milli nur recht war.

„Tut mir leid Philip, aber ich bin kein Volleyballfan“, sagte sie ohne großen Enthusiasmus. „Ich hatte nur mitgespielt, weil ich musste.“

„Ah – okay. Wollen wir uns mal treffen?“, fuhr er mit gedämpfter Stimme fort und beugte sich zu ihr runter, „dann zeig ich dir ein paar super Tricks.“

Er hat’s nicht kapiert, dachte Milli, oder er ist hartnäckig.

„Das ist wirklich ungemein liebenswürdig von dir, Philip“, sagte sie und fühlte sich ziemlich angestaubt, weil sie wie ein altes Tantchen schwätzte, „aber ich mache schon bei der Tanz AG mit.“

Philip hatte die Hände in die Hosentaschen und wuselte mit dem rechten Fuß nervös auf dem Boden herum. „Dann treffen wir uns mal so – Filme gucken. Ich habe einen Beamer, das ist wie Kino.“

Milli spürte, dass sie rot wurde und wunderte sich warum. Sie kannte Philip überhaupt nicht. Sie könnte nein sagen und dann wäre die Sache gegessen. Warum wollte sie ihn nicht in Verlegenheit bringen?

„Gern“, sagte sie. „Wenn du einen Beamer hast, dann können wir ja auch noch anderen Leuten Bescheid sagen, dann lohnt sich das.“

Philip runzelte die Stirn – das war nicht die Antwort, die er erwartet hatte. „Na ja, wenn du das gut findest.“

„So. Wir können los“, sagte Chong und schob sich mit seinem Fahrrad geschickt zwischen sie und Philip.

Philip machte einen Schritt zur Seite und sah Milli hoffnungsfroh an. „Stehst du auf Fantasy“, fragte er sie über Chongs Kopf hinweg.

„Ja, warum nicht“, antwortete Milli. „Und wir fragen auch noch andere, ob sie Lust haben, okay?“

Philip lächelte zufrieden und sah Chong schnöde von der Seite an. „Nächste Woche?“

„Mal sehen. Ich muss los; wir reden morgen drüber.“

„Okay. Ich kümmere mich um einen Film“, antwortete er und ging ein paar Schritte rückwärts, ohne die Augen von Milli zu lassen.

Chong sprang aufs Fahrrad und fuhr langsam los.

„Bis morgen dann“, rief Milli und beeilte sich, Chong einzuholen.

„Philip Adam … was wollte der denn?“, fragte er misstrauisch.

Milli erzählte von seinen Avancen in Sachen Volleyball.

„Philip ist ein Idiot.“

„Wieso?“

„Weil er dich verarscht.“

„Hmm –“

„Er steht nicht auf Mädchen in der Mannschaft. Er denkt, sie senken das Leistungsniveau. Das war ’ne Anmache.“

Milli lachte: Glaubte er wirklich, sie wüsste das nicht?

Batoris Auto stand im Hof, aber im Haus war niemand, auch der Hund nicht. Milli marschierte in die Küche und guckte in die Töpfe: Kartoffeln, Erbsen und in einer tiefen kupfernen Pfanne große Stücke Fisch in einer Soße mit Kräutern. Alles war noch warm und auf dem Küchentisch war für zwei Personen gedeckt. Milli rief Emma, bekam aber keine Antwort. Sie nahm sich einen Teller und bediente sich. Durchs Fenster sah sie eine schemenhafte Bewegung in der Gegend der Koniferen. Sie stellte den Teller beiseite und guckte genauer hin. Halb von den Eiben verdeckt stand dort Batori in Begleitung einer Frau. Die beiden sahen sich etwas in dem geheimnisvollen Schuppen an. Das schlug bei Milli ein, wie eine Bombe; sie ließ alles stehen und liegen und rannte los. Am Koniferenwäldchen machte sie eine Vollbremsung und setzte ein unschuldiges Gesicht auf. Lässig schlenderte sie den restlichen Weg und guckte in die Baumkronen.

„Milli!“, hörte sie eine vertraute Stimme. Emma kam hinter einer kleinen Kiefer hervor. „Das Essen ist fertig ... warst du schon in der Küche?“

Milli nickte.

„Emily, meine Liebe …“ Nun hatte auch Batori sie entdeckt. „Komm, ich möchte dir jemanden vorstellen.“

Er stand vor dem offenen Schuppen mit einer Fernbedienung in der Hand und lächelte ermutigend, als sie näher kam. Neben ihm stand eine blasse, rothaarige Frau mit schmalem Gesicht und schlanker Nase. Sie trug ein grünes, figurbetontes Kleid mit spitzem Kragen und dazu schwarze Stöckelschuhe.

Milli zwang sich, nicht den Schuppen anzustarren.

„Das ist Rosabella Schlips“, sagte Batori. „Meine Mitarbeiterin. Ihr werdet euch jetzt sicher öfter sehen.“

Rosabella reichte Milli die Hand und lächelte. Ihre Hand war eiskalt.

„Hallo“, sagte Milli kühl. Dann hielt sie es nicht mehr aus und drehte sich zu der weit geöffneten Tür des Schuppens um.

Das war nichts.

Außer einer Werkbank, ein paar Stühlen und Regalen mit Werkzeug gab es nichts zu sehen. Inmitten der ansonsten leeren Fläche vollbrachte ein kleines mechanisches Ding, eine Art Roboter, seltsam ungelenke Turnübungen. Milli hatte Mühe, ihre Enttäuschung zu verbergen.

Batori deutete ihren Gesichtsausdruck falsch. „Das ist nur ein kleiner, experimenteller Roboter, den Rosabella von einem Freund aus Brüssel mitgebracht hat“, sagte er und hielt die Fernbedienung hoch. „Mit Solarzellen … ich werde ihn ein wenig aufmöbeln.“

Rosabella zog ein Gesicht, das einer Beerdigung angemessen gewesen wäre. Wahrscheinlich hielt sie Millis Verhalten für Desinteresse an ihrer Person. Sie hüstelte ein wenig und fingerte nervös in ihrer Handtasche herum, bis sie ein Taschentuch zu Tage förderte.

„Warum steht diese Garage leer?“, fragte Milli ohne Rosabella zu beachten.

Batori sah sie neugierig an. „Hast du etwas anderes erwartet?“

„Ja, klar“, sagte Milli ohne nachzudenken. „Ich dachte da wäre was Interessantes drin.“

Batori wirkte überrascht. „Interessantes?“

„Eine tolle Erfindung zum Beispiel.“ Milli lachte und sah sich nach dem Hund um. Er saß in sicherem Abstand und beäugte misstrauisch das roboterartige Ding. Sie zeigte auf Bello. „Ein Ding oder eine Maschine, die Energie aussendet, die der Hund nicht mag, und die man hier irgendwie spürt.“

Über Batoris Gesicht huschte ein Schatten von Verständnis. „Energie ... ja, interessant. Und wie würdest du die Energie beschreiben?“

Milli suchte nach geeigneten Worten. „Vielleicht so was wie Magnetismus, irgendwie angenehm und ein bisschen prickelnd.“

Für einen Augenblick herrschte Stille. Alle sahen Milli an.

Dann lächelte Batori. „Magnetismus – aha, und wie fühlt sich das an?“

Milli warf Emma einen hilfesuchenden Blick zu.

„Beschreib es genauer“, ermutigte Emma sie, „spürst du es jetzt?“

Milli nickte. „Ja, wie ich schon sagte – prickelnd. So ’n Kribbeln am Hinterkopf und an der Wirbelsäule, wie Gänsehaut ... und manchmal kratzt es im Kehlkopf.“ Sie fasste sich an den Hals und hustete ein paarmal zur Untermalung.

„Vielleicht liegt es an den Einlagerungen in der Mauer“, sagte Emma zu Batori, „wenn ich im Gemüsebeet arbeite, kommt mir das manchmal so vor.“

Batori schmunzelte. „Habe ich es hier mit einem Fall außersinnlicher Wahrnehmung zu tun?“ Er sah Milli und Emma prüfend an, „aber doch wohl zumindest mit sehr empfindsamen Damen.“

Dann wandte er sich Rosabella Schlips zu. „Was denken Sie darüber, Rosabella? Spüren Sie eine Energie?“

Rosabella gab ein gekünsteltes Lachen von sich. „Gar nichts. Ich spüre nichts Ungewöhnliches.“

Batori nickte zufrieden.

„Drei Damen, drei Meinungen“, sagte er und winkte ausladend, damit sie ihm in den Schuppen folgten. „Wie ihr wisst, benutze ich diesen Raum für Tests und Experimente; er ist dementsprechend ausgerüstet. Die Mauern sind mit Metallen, Magneten, Kupfer- und Silberdraht und Kristallen durchsetzt. Sie können Energie aufnehmen und abgeben. Emily und Emma können das scheinbar spüren.“

„Ist da auch Gold drin?“, fragte Milli unschuldig.

„Nicht genug, dass es lohnt, danach zu kratzen. Ich werde euch etwas vorführen“, sagte Batori. „Wenn man hier den Strom anmacht, laden sich die Wände auf und erzeugen das Feld, das ich erwähnt habe.“

Rosabella Schlips stand immer noch draußen und zierte sich.

„Nun kommen Sie schon Rosabella, Ihnen wird nichts geschehen“, sagte Batori und ging zur hinteren Wand, wo es in Augenhöhe eine Box gab, die wie ein Sicherungskasten aussah. Milli robbte sich dezent so dicht wie möglich heran, damit ihr nichts entging. Im Kasten gab es einen Haufen Schalter und Regler, Sicherungen, und zwei Anzeigetafeln, eine digitale, und eine, die wie ein Schwingungsschreiber aussah. Außerdem war da ein Schlüsselbund mit zwei Schlüsseln und einem ovalen roten Kunststoffding als Anhänger – etwa so groß wie eine Streichholzschachtel. Das ovale Ding kam ihr bekannt vor, aber sie wusste nicht woher.

Batori zeigte auf eine Reihe von Markierungen auf dem Betonboden und nach oben zur Decke, wo eine große runde Metallplatte eingelassen war. „Hier in der Mitte“, erklärte er, „ist die Wirkung besonders stark.“

„Oh, da setzt ich mich hin!“, rief Emma begeistert und nahm sich einen Stuhl. Rosabella starrte sie fassungslos an und flüchtete zum Rand des Schuppens.

„Nehmt euch einen Stuhl. Machen Sie es sich bequem, Rosabella“, sagte Batori freundlich und drückte einige Knöpfe. „So meine Damen, es geht los.“

Milli stellte sich neben Emma in die Mitte. Bello blieb draußen sitzen und knurrte leise und missbilligend.

„In der Mitte dürft ihr euch nicht zu lange aufhalten“, erklärte Batori, „sonst werdet ihr überstimuliert.“

„Und wozu ist das jetzt gut?“, fragte Milli.

„Klärt den Kopf, reinigt die Sinne, und lädt, wenn die Dosis stimmt, euren Körper voll mit Energie.“

Emma war begeistert. Bei Milli hatte die Energie noch einen anderen Effekt; sie veränderte ihre Wahrnehmung. Das war spannend. Sie sah ein großes rundes Ding, das den ganzen Raum ausfüllte.

„Erzeugt diese Energie ein Licht?“, fragte sie vorsichtig. „Sind wir von einem runden, silbrig blauen Licht umgeben?“

Batori sah sie neugierig an.

„Wie ein U-Boot“, fügte sie hinzu und lachte übermütig. „Mit Luken.“

Emma kicherte. „Mensch, Milli! Hast du einen Schwips?“

Milli fühle sich prima. „Nee, ich habe bloß ein paar von deinen Erbsen gegessen.“

„Dann hast du sicherlich Kapitän Memo und die Nautilus im Fernsehen gesehen“, kam es aus Rosabellas Ecke.

„Schlechter Vergleich“, sagte Milli. „Die Nautilus ist viel größer und vor allem länglich.“

„Luken hat sie aber“, erwiderte Rosabella pikiert.

„Oh, liebe Rosa, du hast Farbe bekommen“, bemerkte Emma, „steht dir ausgesprochen gut.“

Rosabella sah Emma erbost an.

Batori drückte weitere Knöpfe. „Ich habe die Feldstärke gedrosselt. Siehst du immer noch Bilder, Emily?“

Milli schüttelte den Kopf. „Davon hängt es nicht ab. Es hört auf, wenn ich mich nicht mehr darauf konzentriere.“

„Dr. Batori, sind wir hier fertig?“, keuchte Rosabella, hastig nach Luft schnappend. „Ich gehe zurück. Ich fürchte, dass mich die Reise doch etwas angestrengt hat.“

„Aber selbstverständlich. Gehen Sie nur, meine Liebe, gehen Sie“, erwiderte Batori mit einem Lächeln.

Rosabella stieß einen Seufzer der Erleichterung aus; in der Eile warf sie einen Besen um und hüpfte aus dem Schuppen wie eine junge Bergziege auf der Flucht.

„Ein bisschen feurig gemacht hat es sie schon“, kicherte Emma.

Batori stellte das Energiefeld ab.

„Ich denke mal, dass ihr heute Nacht weniger schlafen werdet, aber das macht nichts.“

„Das könnte ich öfter gebrauchen“, sagte Emma.

Batori sah Milli an. „Wie geht es deinem U-Boot?“, fragte er freundlich.

Milli schluckte. Sie hätte es für sich behalten sollen. Als sie klein war, konnte sie Dinge sehen. Batori wusste natürlich davon. Eigentlich war es ganz einfach, man musste nur den Blick ein wenig ändern, sozusagen einen anderen Gang einlegen. Offenbar hatte die Energie im Schuppen ihre Wahrnehmung stimuliert. Aber es war unklug, mehr davon zu erzählen. Batori würde denken, sie wäre wie ihre Mutter, die ständig Dinge sah, die für andere nicht da waren.

„War echt toll“, antwortete Milli, nun fest entschlossen, nichts mehr zu verraten. „Mit dem U-Boot hatte Rosabella angefangen … und blaue Lichter waren da auch keine mehr.“

Emma hakte sich bei ihr unter. „Wir zwei werden jetzt Mittag essen.“

„Emily“, hörten sie Batori hinter sich. „Schau mal in den nächsten Tagen bei mir rein. Wir müssen ein paar Formalitäten besprechen.“

Nach dem Mittagessen fand Milli keine Ruhe. Sie fühlte sich wie von einem ziellosem Tatendrang getrieben. Sie schaltete den Computer aus und setzte sich auf den Balkon. Aber stillsitzen und nachdenken machte es nur noch schlimmer. War das die Überstimulierung, vor der Batori sie gewarnt hatte? Sie klappte den Stuhl zusammen und stellte sich an die Brüstung.

Die violetten Fliederbüsche erreichten mit ihren Spitzen beinahe den Balkon. Er war nicht hoch, und man konnte leicht runter auf den Rasen springen. Gute Idee, dachte Milli, so könnte sie morgen Nacht aus dem Haus schleichen. . Direkt unter ihr lag Emmas Zimmer, und die war abends oft nicht da, weil sie lieber im großen Wohnzimmer vor dem neuen Fernseher abhing. Ein kleiner Test konnte nicht schaden. Milli zog Turnschuhe an und setzte sich aufs Geländer. Einen Augenblick später hockte sie unten im Gras. Perfekt! Niemand hatte sie beobachtet. Sie ging hinunter zur Uferböschung und nahm den Pfad links am See entlang, und rannte, bis der Druck in ihrem Körper nachließ.

Auf dem Rückweg kam ihr Bello entgegen und sprang neben ihr her. Milli fiel ein, dass sie keinen Schlüssel dabei hatte; sie musste klingeln, um wieder ins Haus zu kommen.

Rosabella öffnete ihr die Tür. Sie hielt zwei Aktenordner im Arm. Batori kam mit einer Aktentasche aus seinem Büro und wedelte mit dem Schlüsselbund.

„Emily?“, sagte er ein wenig überrascht.

Milli schlängelte sich an ihm vorbei bis zur ersten Treppenstufe.

Batori blieb stehen und musterte sie zerstreut. „Ach, und ich dachte, du wärst auf deinem Zimmer. Hast du deinen Schlüssel verloren?“

„Nein, nur vergessen. Ich bin den Seeweg entlang gerannt; ich hab extrem viel Energie.“

Batori lachte kurz. „Hoffentlich bist du nicht überstimuliert. Körperliche Bewegung tut auf jeden Fall gut.“

„Wir müssen überraschend nach Berlin“, erklärte Rosabella und kam näher. „Könntest du bitte Emma ausrichten, dass sie mit dem Abendbrot nicht auf Dr. Batori wartet.“

Milli war überrascht. „Emma ist nicht da?“

„Sie ist einkaufen gefahren.“

„Ich kann die Berechnungen für den zweiten Entwurf nicht finden“, murmelte Batori im Hintergrund, während er in seiner Tasche wühlte.

Rosabella suchte sich einen Sitzplatz und schlug den obersten Ordner auf. Sie seufzte. „Sehen Sie: Es ist alles hier.“ Sie blätterte ein paar Seiten durch. „Im Übrigen glaube ich nicht, dass Politiker das verstehen werden. Grundeinkommen und Schuldenerlass, Verstaatlichung der Energiekonzerne und Teilen der Ressourcen ... sie werden den Zusammenhang nicht verstehen.“

„Diese Studie wurde von ihnen in Auftrag gegeben“, antwortete Batori geduldig und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Warten wir’s ab. Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist. Die Menschen wachen langsam auf, wir werden noch große Überraschungen erleben.“

Rosabella seufzte erneut und sank in ihrem Stuhl zurück.

Milli ging das lästige Gruppenreferat über Wirtschaftskrisen durch den Kopf. „Eigentlich dürfte es diese Krisen doch gar nicht mehr geben“, sagte sie ins Blaue hinein. „Es gibt doch so viel Geld …“

Batori war damit beschäftigt, seinen Mantel anzuziehen.

„Vorbei? Oh nein, solange man an unserem überholten – um nicht zu sagen, ungerechten – Wirtschaftssystem nur herumschustert sind sie eine Dauereinrichtung. Man merkt es nur zeitweilig nicht so deutlich, und das Geld ist leider extrem ungleichmäßig verteilt.“

„Aber wenn die das repariert haben, dann sind die Krisen doch endgültig vorbei“, drängte Milli ungeduldig.

Batori warf ihr einen erstaunten Blick zu und bat Rosabella, schon mal vorzugehen.

„Das wird nicht gelingen“, lächelte er. „Im Moment wird dieser Zustand nur unnötig verlängert, gerade weil man versucht, ein marodes System zu reparieren … und wir alle leiden darunter, Menschen und die Umwelt. Aber weshalb fragst du?“

„Wegen dem Referat in Geschichte. Wir sollen Leute zum Thema Krise befragen, und ich würde dich gern interviewen.“

„Ja gern, aber später“, antwortete Batori und hastete zur Tür. Auf der Fußmatte drehte er sich noch einmal um. „Und was soll dabei rauskommen?“

„Eine Zusammenfassung von Meinungen“, antwortete Milli.

Batori schüttelte den Kopf. „Meinungen! Für Tatsachen interessiert sich wohl kaum noch jemand.“

Einen Augenblick später fiel die Tür ins Schloss.

Four on Level 4

Подняться наверх