Читать книгу Na, wann ist es denn so weit? - Anna Wilken - Страница 5
KAPITEL 1 Gibt es den richtigen Zeitpunkt, um schwanger zu werden? Natürliche Familienplanung
ОглавлениеZu Beginn meiner Kinderwunschreise habe ich mich oft schwer damit getan, Entscheidungen zu treffen. Ich war noch ziemlich jung – gerade mal 21 – und hatte vieles im Kopf, aber nicht den Plan, sogleich schwanger zu werden. Dabei bin ich durch und durch ein Familienmensch, und Kinder zu bekommen, hat für mich immer ganz selbstverständlich zu meiner Lebensplanung gehört. Demnach war ich heftig überfordert, als es plötzlich nach einer Untersuchung hieß: jetzt oder wahrscheinlich nie! Man könnte also quasi sagen, ich habe zunächst nicht der „Standardpatientin“ in einem Kinderwunschzentrum entsprochen. Stellenweise habe ich mich total deplatziert gefühlt zwischen all den Frauen und Paaren, die schon mit Herz und Niere mitten in der Behandlung steckten, während ich wie ferngesteuert die ersten Termine wahrnahm – total im Unreinen mit mir selbst, keinen Schimmer, was ich wirklich wollte oder nicht. Ich wusste nur, was ich nach Ansicht der Ärzte ganz dringend tun sollte: in absehbarer Zeit schwanger werden, wenn ich mir überhaupt auch nur die minimale Chance auf ein Kind sichern wollte. Ich bekam richtig Panik! Hatte nächtelang Albträume von Fehlgeburten und dramatischen Schwangerschaften. So weit weg der Gedanke ans Kinderkriegen davor auch war, die Vorstellung, nie ein Baby bekommen zu können, hat alles verändert. Gleichzeitig blieb trotzdem dieses dominante Gefühl bestehen, dass es nicht der richtige Zeitpunkt für ein Kind war. Meine Mutter versuchte, mich zu beruhigen: „Anna, es wird nie den perfekten Zeitpunkt geben, um ein Kind zu bekommen. Es wird immer irgendwas sein.“ Klar, kann man einige Lebensumstände bis zu einem gewissen Maß optimieren, vielleicht eine geeignet erscheinende Phase in der Karriereplanung und Partnerschaft abpassen. Doch diese Zeit hatte ich eben nicht und es war mir unmöglich, die Pistole auf der Brust zu ignorieren. Immer wieder stellte ich mir dieselbe Frage: Sollte ich aufgrund des Befunds nun mein ganzes Leben auf den Kopf stellen und die Familienplanung vorziehen? Der Zeitdruck hat mich völlig gelähmt. Irgendwann war ich überhaupt nicht mehr in der Lage, eine Entscheidung zu treffen. Jedes gut gemeinte Wort von außen kam bei mir falsch an. Ich hatte total dichtgemacht. Die einzige Person, die damals einen Zugang zu mir fand, war meine Ärztin, bei der ich seit Jahren wegen der Endometriose in Behandlung bin, Frau Dr. Sylvia Mechsner. Aufgrund meiner Teilnahme an einer Studie verbrachte ich viel Zeit bei ihr und natürlich fragte sie mich, was mich so beschäftigte. Sie machte den rettenden Vorschlag: Eizellen einfrieren für später. Und ganz egal, was das bedeutete, zu dem Zeitpunkt war mir das Ausmaß dieser Behandlung nicht gleich völlig klar, doch „die Lösung“ beruhigte mich zunächst. Zumindest so weit, dass die Beklemmung in der Brust nachließ und ich wieder atmen konnte.
Ist es empfehlenswert, die Familienplanung zeitlich vorzuverlegen, weil eine Diagnose besteht?
Frau Dr. Seehaus, Annas Kinderwunschärztin: Das kann durchaus mal sinnvoll sein. Wichtig ist natürlich immer, die Gesamtsituation zu betrachten und das im Einzelfall mit der Frau beziehungsweise dem Paar zu besprechen.