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1.1 Die Digitalisierung von Programminhalten

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Der wesentliche technische Unterschied der digitalen[17] zur analogen[18] Aufnahme- und Sendetechnik besteht darin, dass die Darstellung und Übertragung von Informationen nicht mehr durch eine kontinuierliche Amplitude erfolgt, die hierbei die Dimensionen Zeit und Wert abbildet.[19] Die Übersetzung aller Bildinformationen (z.B. Helligkeit, Farbe, Ton), die den Zeit- und Wertbereich der Bildpunkte beschreiben, geschieht nicht mehr mittels einer Schwingung (Amplitude), sondern in einer geordneten Folge von einzelnen (diskreten) Zahlenwerten, die in das binäre System codiert werden. In diesem binären System werden alle Bildinformationen ausschließlich mit den beiden Werten 0 und 1 – die sog. Bits – ausgedrückt. Übertragen auf den Fernsehbereich bedeutet das, dass Programme nicht mehr durch elektrische Schwingungen in Form von Bild-, Ton- und Synchronisierungswellen, sondern als digitaler Datenstrom in Gestalt eines Binär-Codes gesendet werden. Dieser digitale Binär-Code wird über die Frequenzen des jeweiligen Übertragungsweges verbreitet.

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Sofern die Bild- und Tonsignale audiovisueller Inhalte nicht bereits mit digitaler Aufnahmetechnik produziert werden oder wurden, sondern noch in analoger Form vorliegen, müssen sie erst mittels der (Quell-) Codierung bzw. des sog. Encodings in digitale Signale umgewandelt werden. Hierzu werden erstens die Zeitwerte der analogen Signale ermittelt (Abtastung), zweitens den einzelnen Zeitwerten ein jeweiliger Amplitudenwert zugeordnet (Quantisierung) und drittens die so erfassten Signalwerte in eine Abfolge binärer Werte umgeformt (Codierung). Bei der Quellcodierung digitaler Fernsehbilder hat sich der MPEG-2 Standard international durchgesetzt und wurde sowohl in Europa als auch in den USA gesetzlich festgeschrieben. Dieser Codierungsstandard konnte sich für die Umwandlung von Bewegtbildern deshalb durchsetzen, weil er eine Reduktion der Datenmenge durch die Verwendung von Kompressionsverfahren ermöglicht[20] und damit eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Erfolg des digitalen Fernsehens schafft.[21] Beim Encoding von analogen Bewegtbildern und Tönen entsteht ein sehr hohes Volumen digitaler Daten, deren Verbreitung eine enorme Speicher- und Übertragungskapazität erfordern würde.[22] Die Komprimierungsverfahren nach dem MPEG-2 Standard ermöglichen jedoch eine derart effiziente Datenreduktion, dass im Ergebnis die digitalen Signale eine erheblich geringere Übertragungskapazität benötigen als die analogen Signale.[23] Da die derzeit schnell voranschreitende Umstellung auf hochauflösende Bildformate (HDTV und UltraHD) und die beginnende Einführung von 3-D-Filmen erneut die zur Programmübertragung benötigte Übertragungskapazität um ein Vielfaches erhöht, werden hierfür weiterentwickelte Kompressionsverfahren verwendet wie MPEG-4 mit dem H264 Codec für HDTV Inhalte und HEVC mit dem H265-Codec für UltraHD bzw. 4K. Es ist deshalb bereits jetzt abzusehen, dass sich in Zukunft der MPEG-4 Standard, der auch bei IPTV und DVB-T2 verwendet wird, aufgrund seiner höheren Datenkompression und der damit verbundenen effizienteren Nutzung von Übertragungskapazitäten den MPEG-2 Standard in der Praxis vollständig ablösen wird.[24] Diese Entwicklung wird auch politisch forciert, indem die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) den öffentlich-rechtlichen Sendeunternehmen die Finanzierung der Satellitenverbreitung im SD-Standard bislang nur bis zum Ende des Jahres 2019 genehmigt hat. Neben der Art und Weise der Datenkompression ist auch die für den Sendevorgang verwendete Modulation sowie das Bandbreitenmanagement (insbesondere das Multiplexing) für die Frage der effizienten Nutzung von Übertragungskapazitäten von besonderer Bedeutung.

Praxishandbuch Medien-, IT- und Urheberrecht

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