Читать книгу Später, Lena, später - Anne Karin Elstad - Страница 9
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ОглавлениеAls sie in der warmen Küche steht, den fertig gedeckten Tisch sieht, Weihnachtsgerichte, Preßpökelfleisch, Biskuitkuchen, in der Mitte den Adventskranz, die Mutter, die heiß und froh im Kochtopf mit Kakao rührt, da begreift sie, was sie tun, sie und Kjell. Was sie sich selber antun, ihren Eltern, die sich auf sie verlassen, und ihre Schuldgefühle überwältigen sie. Sie läßt sich auf einen Stuhl neben dem Tisch fallen, verbirgt ihr Gesicht in den Händen und weint vor den Augen ihrer Mutter wie ein kleines Kind. Ihre Mutter läßt alles stehen und liegen, beugt sich über sie, streichelt ihre Haare.
„Aber Lenachen, was ist denn los mit dir, Kind?“ fragt sie, und Lena hört die Angst in ihrer Stimme, hört auch, wovor die Mutter sich fürchtet.
Stein sieht sie verlegen an und geht hinaus.
Sie schlingt ihre Arme um die Taille der Mutter, weint gegen den warmen, runden Bauch. Weint Angst, Unsicherheit, alles, was wehgetan hat, aus sich heraus, wortlos weint sie unter den ängstlichen Händen, die ihre Haare streicheln.
„Aber, aber, erzähl doch deiner Mutter, was so schrecklich ist!“ Die Stimme der Mutter tut ihr weh.
„Nein, ich bin bloß dumm. Ich hab’ so schreckliches Heimweh gehabt, verstehst du. In der Schule ist alles so schwer, wenn du nur wüßtest! Ich hab’ solche Angst, daß ich das nicht schaffe. Mir graust so davor, wieder hinzumüssen.“
„Und das ist alles, Lena?“
„Alles? Ja, ist das denn nicht genug, meinst du?“
„Wirklich nur das?“ wiederholt die Mutter froh und kann ihre Erleichterung nicht verbergen. Sie nimmt Lenas Gesicht in ihre Hände. „So, jetzt wischen wir die Tränen ab, dann laß dich ansehen. Arme Kleine, mußt mit allem allein fertigwerden.“
Beim Abendessen müssen Lena und Stein ihre Zeugnisse zeigen.
„Hm. Gar nicht so schlecht“, meint der Vater.
„Und da hat unsere Kleine solche Angst, daß sie es nicht schafft“, lacht die Mutter. Quer über den Tisch begegnet Lena Steins Blick und errötet. Sie kaut und kaut und das gute Essen bleibt ihr im Hals stecken.
„Ach, das hat gut geschmeckt, Mutter“, sagt sie und möchte sich nur noch im Bett verkriechen, ihr Schuldgefühl wegschlafen, ihr schlechtes Gewissen, aber an diesem ersten Abend gibt es kein Entrinnen.
Die Mutter deckt im Wohnzimmer den Kaffeetisch, der Weihnachtskuchen wird aufgetragen, Schüsseln mit weihnachtlichem Naschwerk, warm und aufgeregt läuft sie um alle herum, aber Lena betrachtet ihre Mutter und begreift plötzlich, versteht, was es bedeutet, ihre Mutter zu sein. Sie rackert sich im Laden, mit den Tieren und dem Haus ab. Alles Geld, das sie entbehren kann, bekommen Lena und Stein. Geir, der Älteste, arbeitet in einer Bank im Norden. Er ist verheiratet und hat gerade einen Sohn bekommen. Bjørn studiert in Trondheim. Er feiert mit seiner Verlobten bei ihrer Familie in Oslo Weihnachten. Stein will Zahnarzt werden. Niemand wird den Laden übernehmen, wenn die Eltern sich zur Ruhe setzen. Der Vater setzt sich für die Abendnachrichten ans Radio. Er nickt im Sessel ein, und Lena findet, daß ihre Eltern in diesem halben Jahr viel älter geworden sind. Sie spürt, wie sehr sie sie liebt, daß sie sie niemals enttäuschen darf. Als der Vater schlafen gegangen ist, bleibt sie bei ihrer Mutter sitzen.
„Lena“, sagt die Mutter. „Du bist so erwachsen geworden. Das ist seltsam, weißt du das? Seltsam, daß ich hier sitze und mit dir rede wie mit einem erwachsenen Menschen. Und ich bin froh, daß du nicht hier im Dorf bleiben mußt, daß du eine Zukunft hast. Froh, daß es dir nicht so ergangen ist wie Liv.“
„Was ist los mit Liv?“
„Hab’ ich dir das nicht geschrieben? Sie heiratet jetzt zu Weihnachten. Du bist zur Hochzeit eingeladen, Lena.“
Lena blickt ihre Mutter sprachlos an. „Liv heiratet? Aber sie ist doch nicht älter als ich!“
„Ist sie nicht, nein. Neulich 17 geworden. Aber es ist ihr schon anzusehen, ... armes Kind.“
„Ist das von Erling?“
„Ja.“
„Aber ich hab’ nicht gedacht, daß es so ernst mit ihnen wäre. Er ist doch alt, Mutter.“
„Na, ein Greis ist er schließlich noch nicht“, lächelt die Mutter. „Fünf-, sechsundzwanzig, würde ich meinen.“
„Aber Liv ...?“
„Ja, Lena, so geht das eben. Sie ist jetzt wohl über das Schlimmste hinweg, über den Klatsch und das Ganze. Sie hat einen Ring am Finger. Dann regen sie sich ab, weißt du, aber die haben vielleicht getratscht!“
„Arme Liv!“
„Ich sag’ ja immer, wenn die Leute reden, daß es den besten Mädchen so geht. Denen, die nicht wissen, wie sie auf sich aufpassen sollen. Die haben dann Pech. Die anderen, die von einem zum andern flattern, die schon als Kinder wie verheiratete Leute leben, die kommen zurecht, und ein braves Mädchen wie Liv sitzt dann da mit ihrem Unglück.“
Lena kann ihrer Mutter nicht in die Augen blicken. Liv, ihre beste Freundin aus der Schulzeit, die kluge, tüchtige Liv. Sie war besser in der Schule als Lena. Danach hat sie ihren Eltern auf dem Hof geholfen. Lena hatte versprochen, ihr zu schreiben, aber daraus ist nichts geworden. Und jetzt wird Liv heiraten, bekommt ein Kind.
„Wovon sollen sie denn leben?“
„Ja, das kannst du fragen! Erling ist ja zu Hause, übernimmt irgendwann den Hof, aber das dauert noch lange. Seine Geschwister gehen noch zur Volksschule, weißt du. Und Liv zieht wohl zu ihm. Ab und zu kann er beim Straßenbau arbeiten. Für sie wird das keine große Veränderung, einfach nur ein Umzug. Diesselbe Plackerei da, wo sie herkommt, wie da, wo sie hinzieht.“ Sie sieht Lena an. „Wie ist das, du hast doch wohl keinen Freund?“
Lena blickt zu Boden, spürt wieder das peinliche Erröten. „Nein, das nicht gerade, aber ich bin ein bißchen mit Kjell zusammen.“
Die Mutter strahlt. „Ach, mit Kjell? Da bin ich aber froh, Lena. Dann brauch’ ich mir um dich keine Sorgen zu machen. Kjell ist doch hier in all den Jahren ein und aus gegangen. Der ist ein guter Junge. Und ihr habt sicher zwischendurch auch viel Spaß, du und Kjell und Stein? Das ist gut, Lena, daß du dich an deine Kameraden hältst.“
Nach einigen Tagen zu Hause scheinen Lena die Schule und ihr Leben im möblierten Zimmer unwirklich. Sie hilft im Laden, schläft in ihrem eigenen Bett, das ist gut, das ist sicher, und sie wünscht, die Ferien nähmen nie ein Ende.
Am Weihnachtsmorgen bringt der Vater allen Kaffee ans Bett. „Gesegnete Weihnachten!“
Das macht er schon, so lange sie sich erinnern kann, jedes Jahr am Weihnachtstag.
Sie lacht, als sie das Tablett mit Weihnachtsplätzchen und Milch sieht. „Meinst du immer noch, Kaffee wäre zu stark für mich, Vater?“
Er sieht sie verwundert an. „Trinkst du Kaffee? Den kannst du doch kriegen, das ist klar!“ Er sieht sie eine Weile an. Dann fährt er ihr rasch mit dem Handrücken über die Wange.
„Bist du denn so groß geworden, Lena?“ fragt er leise, und seine Stimme klingt rauh und seltsam.
Nach dieser Liebkosung spürt Lena einen warmen Klumpen in ihrer Brust. Ihr Vater ist so wortkarg; streng und ernst kann er wirken.
Sie kann sich nicht erinnern, ob er sie je in den Arm genommen hat, aber an diese seltsame Liebkosung erinnert sie sich. An den rauhen Handrücken, der rasch über ihre Wange fuhr, zaghaft im Dunkeln, nachdem sie ins Bett gegangen war, wenn er glaubte, sie schliefe schon.
Und der Klumpen wächst und steckt nun in ihrem Hals. Wie komisch sie geworden ist. Bald kann sie nichts mehr vertragen, ohne vom Weinen überwältigt zu werden.
Als er die Kaffeetasse auf ihren Nachttisch setzt, beugt sie sich vor, umarmt ihn schnell, spürt, wie er vor Verlegenheit erstarrt.
„Du, Vater, ich möchte dir etwas sagen! Nichts auf der Welt ist so schön wie zu Hause zu sein.“
„Meinst du das, Lena“, lacht er verlegen. „Nein, es ist wohl nicht immer so leicht. Ist es sicher nicht, nein.“
Freundinnen, alles, was früher wichtig war, war in diesem Herbst so weit weg. Nun freut sie sich darauf, sie wiederzusehen. Als sie mit den anderen Mädchen am zweiten Weihnachtstag zu einem Plauderstündchen beim Fest im Jugendheim sitzt, während sie darauf warten, daß der Tanz richtig in Gang kommt, erzählt sie munter von der Schule, ihrem Zimmer, gibt Anekdoten wieder. Plötzlich fällt ihr das Schweigen auf. Und sie sieht alles, Neid, Widerwillen, Feindseligkeit, aber auch Bewunderung. Sie wird warm, hektisch, das will sie nicht. Sie ist doch noch dieselbe, auch wenn sie aufs Gymnasium geht? Fieberhaft plappert sie weiter. Sie müssen doch auch erzählen, wie geht es ihnen, was machen sie? Nein, sie haben nicht so viel zu erzählen. Ingrid arbeitet in der Stadt im Haushalt, Kari auch. Astrid arbeitet in einem Laden, geht abends zur Handelsschule, da gibt’s nicht so viel zu erzählen. Sie bauen eine Mauer zwischen Lena und sich. Das tut weh, das tut schrecklich weh. Es ist eine Erleichterung, daß Kjell kommt und sie auffordert.
Auch hier ist sie also nur mit Kjell zusammen. Sie tanzen miteinander, nicht mit den anderen, und sie gehen, bevor das Fest zu Ende ist. Zum erstenmal läßt Lena beim Fest im Jugendheim den letzten Tanz aus.
Sie gehen zu Kjell nach Hause, und zum erstenmal betritt Lena unter solchen Umständen sein Haus. Sie ist auch früher schon hier gewesen, aber dann hatte immer ihre Mutter sie geschickt. Sie hat die feinen Zimmer voller Ehrfurcht betrachtet. Sie kennt Kjells Eltern, kennt seine Mutter und kennt sie doch nicht. Sie ist eine Arztfrau, und Lena hat sie mit derselben Ehrfurcht betrachtet wie das Haus. Kjells Mutter und ihre Mutter sind Mitglieder in denselben Vereinigungen. Sie besuchen sich ab und zu, aber an ihrer Mutter, wenn sie mit Kjells Mutter sprach, hat sie dasselbe gesehen, was sie heute abend an ihren Freundinnen bemerkt hat.
Im Flur zögert sie, ist geniert und ängstlich. „Geht das denn überhaupt, Kjell?“
„Warum sollte das denn nicht gehen? Hast du Angst vor Mutter? Die beißt nicht. Hat bloß Angst, daß ihr Kronprinz an ein Luder gerät. Reg’ dich ab. Ich hab’ von uns erzählt. Große Begeisterung.“
Kaum stehen sie im Wohnzimmer, da erscheint auch schon Kjells Mutter in Morgenrock und Pantoffeln. „Nein, wie schön, daß ihr so früh kommt. Hier zu Hause ist es gemütlicher, was? Ich hab’ so viele schreckliche Dinge über diese Feste gehört, nur Betrunkene und Krach, sagen alle.“
„Ach Mutter! Du hast doch nicht auf uns gewartet? Du bist einfach hoffnungslos.“
„Ich geh’ gleich wieder ins Bett, lieber Kjell, aber ich habe euch ein paar Brote gemacht, und im Kühlschrank findest du kaltes Bier.“
„Ja, schön, Mutter, und du kannst wirklich ganz beruhigt schlafen gehen. Hier werden keine Katastrophen passieren“, grinst er.
„Aber Kjell!“ Sie lächelt Lena zu. „Er ist eben so, nicht wahr? Und du bist ja erwachsen geworden. Weißt du, sein Vater und ich, wir finden das so schön, daß ihr beiden jungen Leute euch gefunden habt.“
Lena ist schrecklich heiß, und sie wird rot. Flehend blickt sie Kjell an.
„Nun hör bloß auf, Mutter. Lena wird ja ganz verlegen, siehst du das nicht?“
Sie lacht und klopft Lena auf die Wange. „Du brauchst doch nicht verlegen zu werden, meine Liebe. Es ist wirklich nur schön, ein junges Mädchen zu sehen, das noch rot werden kann.“
„Sie ist nicht so schlimm, wie sich das anhört“, sagt Kjell.
Lena sitzt auf dem tiefen Sofa, sieht sich im großen Zimmer um. So hat Kjell gelebt, mit Parkettfußboden, schönen Teppichen, Klavier, feinen Möbeln, Bildern, Kunst an den Wänden.
Als er sich auf dem Sofa ausstreckt und sie zu sich hinunterziehen will, wehrt sie sich. „Nein, Kjell, nicht.“
„Wieso nicht? Hast du Angst vor den Alten? Die schlafen.“
Sie streift die Schuhe ab, und sie sitzen sich gegenüber auf dem Sofa. Dann erzählt sie von Liv.
„Ist das nicht schlimm, Kjell?“
„Dumm. Das hätten sie doch vermeiden können. Das ist ihre eigene verdammte Schuld, Lena.“
„Aber begreifst du denn nicht, Kjell? Uns beiden hätte das auch passieren können.“
„Uns beiden? Quatsch. Solche Risiken gehen wir doch nicht ein.“
„Tun wir das nicht?“
„Wovon redest du jetzt?“
„Ich meine bloß, Kjell, daß nichts sicher ist“, sagt sie leise.
„Lena, du bist doch nicht ...?“
„Nein, Kjell, das bin ich nicht, aber das haben wir nicht uns selber zu verdanken. Nenn’ das lieber Glück.“
„Was versuchst du mir eigentlich zu sagen?“ fragt er und sieht sie an.
Sie wagt nicht, ihm in die Augen zu sehen, schluckt. „Können wir nicht versuchen, es zu lassen? Ohne ist es doch auch schön, oder nicht? Ich meine, es ist doch sicher nicht notwendig, daß wir so zusammen sind?“
„Das meinst du doch nicht im Ernst, Lena! Notwendig? Ich versteh’ das nicht. Ich kann doch nichts versprechen, was ich sowieso nicht halten kann!“
„Ich schaff’ das, das weiß ich, Kjell. Ist das für dich denn schwerer?“
„Ja. Das kann ich dir sagen, für mich ist es schwerer. Nenn’ es von mir aus notwendig. Weißt du, warum? Weil ich dich liebe. Ich liebe dich wohl mehr als du mich.“
„Aber davon ist doch gar nicht die Rede! Ich liebe dich doch auch. Das weißt du doch! Ich hab’ Angst, begreifst du das denn nicht? Die Sache mit Liv, die hat mir eine Höllenangst eingejagt!“
„Wenn du das wirklich meinst, dann können wir überhaupt nicht mehr zusammen sein. Dann machen wir besser Schluß.“
„Jetzt erpreßt du mich, weißt du das? Jetzt bist du nicht die Spur besser als damals Stig. Ja, sieh mich ruhig so an, das mein’ ich“, sagt sie und wischt sich die Tränen mit dem Handrücken ab.
„Du weinst doch nicht?“
„Nein“, schnieft sie verärgert. „Nein, ich wein’ nicht. Ich bin wütend. Das ist nicht richtig, daß du dich so benimmst. Es gibt noch mehr, was du nicht verstehst. Meine Mutter, ich könnte losheulen, wenn sie mich nur ansieht. Verstehst du das?“
Er beugt sich vor, nimmt ihre Hände. „Lena, wir versuchen’s. Mehr kann ich nicht versprechen, aber wir versuchen’s, ja?“
Sie preßt ihr Gesicht an seinen Handrücken.
„Kjell“, sagt sie leise. „Ich hab’ gewußt, daß du das verstehen würdest. Weißt du, jetzt hab’ ich dich noch viel lieber als je zuvor.“
„Lena“, sagt er und küßt sie vorsichtig. „Lena, mein Mädchen.“
Er bringt sie durch das dichte Schneegestöber nach Hause.
Von weither, eher wie ein Gefühl, hören sie die Musik im Jugendheim. Sonst ist alles still. Keine Straßenlaternen, nur der Widerschein von vereinzelten Türlampen bricht die grauweiße Dunkelheit. Sie halten einander an den Händen, die Stille ist dicht und seltsam, und wieder hat sie das Gefühl, daß sie ganz allein sind, sie und Kjell, in einem Kreis, in den niemand anders eindringen kann. Lange stehen sie am Hafen. Sie hört das vertraute Glucksen des Wassers an den hölzernen Pfählen der Anlegestellen, spürt den Geruch von See und Tang, vertraute Geräusche und Gerüche, die für sie Zuhause bedeuten. Sie hat dasselbe Gefühl wie an ihrem ersten Abend nach dem Schulfest, aber nun erfüllt sie eine andere Freude. Sie legt ihr Gesicht an seine Brust, der Schnee auf dem zottigen Dufflecoatstoff schmilzt unter ihrer Wange, macht sie naß. Er umfaßt ihr Gesicht mit kalten Händen, sie denkt, daß jetzt alles zwischen ihnen neu anfangen wird.
„Du, Lena“, sagt er ernst. „Was du gesagt hast, weißt du, ich bin froh darüber. Das hat mich beeindruckt, verstehst du das? Es gefällt mir, daß ich Respekt vor dem Mädchen haben kann, das ich heiraten will.“
Das Mädchen, das ich heiraten will, hat er gesagt; und sie lächelt und verspürt eine verwunderte Freude.
Livs Brautstrauß besteht aus roten Treibhausrosen.
Lena kann in der Kirche den zitternden Strauß auf Livs Schoß sehen, ihre Hände, die ihn hart umklammern. Über die Lehne des Brautstuhles baumelt ein Seidenband, an dessen Ende ein Hufeisen aus Myrten befestigt ist, hin und her, hin und her.
„Erfreut euch, liebe Seelen ...“
Lena friert, denn sie weiß Bescheid. Liv war ihre beste Freundin, bis Lena das Dorf verlassen hat. Sie kennt Livs Träume. Für Liv war es unmöglich, das Gymnasium zu besuchen. Ihre Eltern konnten sich das nicht leisten. Liv beneidete Lena, ließ aber nicht den Kopf hängen. Sie war ein munteres Mädchen und wußte, was sie wollte. Das vierjährige Lehrerseminar war ihr Ziel, aber dafür mußte sie 17 sein. Das würde sie dann selber schaffen, sie konnte dann ein Studiendarlehen bekommen. Als Lena aufs Gymnasium ging, hatte Liv bereits vom Seminar die nötigen Unterlagen erhalten. Sie war eifrig, im Winter wollte sie sich auf die Aufnahmeprüfung vorbereiten. Und das mit Erling ... Er war, wie so viele andere, hinter ihr hergewesen, aber Liv hatte die Sache nie ernstgenommen. Das weiß Lena. Hauptsächlich hat es ihr wohl geschmeichelt, daß er schon erwachsen war. Erling, der nie ein Buch aufmacht, der im Bus nach Festen in anderen Dörfern grobe Witze erzählt, Erling, der keine Musik mag. Und Liv geht in die Kirche, nur um die Musik zu hören.
„Erfreut euch, liebe Seelen,
ein Wunder ist geschehen,
von Engel zu erzählen ...“
Und Lena betrachtet den zitternden Brautstrauß, das baumelnde Band.
Die Hochzeit wird bei Erling zu Hause gefeiert. Im Brautzimmer ist der Gabentisch aufgebaut. Tassen und Schüsseln, Hausrat aller Art. Lena sieht, wie Liv die Rolle der erwachsenen Hausfrau übernimmt, wie sie in einer Schar von Frauen am Tisch steht, die alles befühlen. Kundige Hände, die Tücher und Läufer auseinanderfalten, der kurze Blick auf die Unterseite einer Tischdecke, um festzustellen, ob alles ordentlich verarbeitet ist.
Sie bleiben eine Weile allein. Liv läßt sich auf einen Stuhl plumpsen, wirft die hochhackigen Schuhe beiseite, die an ihren geschwollenen Füßen einen roten Rand hinterlassen haben. Sie streckt sich aus, lehnt den Kopf zurück, schließt die Augen. Ihre Arme hängen schlaff über die Armlehnen. Das glänzendweiße Taftkleid betont eher, wie es um sie steht, als es zu verbergen. Liv war genauso dünn wie Lena. Ihr rundes Kindergesicht ist blaß und angespannt, rote Flecken zeigen sich an Hals und Wangen.
„Bist du erschöpft, Liv?“
„O Gott, ich wünsch’ mir so sehr, alles wär’ schon vorbei!“
„Du? Du und Erling, ich hätte nie geglaubt ...?“
Liv sieht sie trotzig an. „Erwähn’ das nicht, hörst du? Ich hab’ den gekriegt, den ich haben wollte, das ist alles. Hast du das gehört, Lena?“ Und ihre Augen sind blank.
„Liv, bei mir kannst du doch ehrlich sein?“
„Ehrlich? Und was kann das wohl helfen?“
In diesem Moment kommt Erling mit einer Schar von Kameraden hereingestürmt. Liv springt auf, steigt in die Schuhe, zieht Kleid und Schleier gerade.
„Hier sitzt ja die Braut. Du kommst jetzt besser mit, die Jungs wollen den Brauttanz, weißt du“, sagt Erling.
„Ich mußte mich bloß einen Moment hinsetzen.“
„Du mußt aufpassen, daß sie nicht schon vor der Hochzeitsnacht erschöpft ist“, witzeln die anderen.
Erling tritt hinter Liv, legt seine großen Hände um ihren Bauch. „Ach, die härteste Arbeit ist schon getan, nicht wahr, Liv?“ grinst er. „Sie ist handfest, Jungs, oder? Wirklich was zum Anfassen.“
Liv lacht, muß sich an diesen groben Scherzen beteiligen, aber Lena sieht ihre Augen, das glühende Gesicht. Keiner der Männer ist nüchtern. Erling ist über seinem weißen Kragen rot und verschwitzt. Lena sieht seine hohen Geheimratsecken. Sie sieht die großen Hände auf Livs Bauch, denkt an seinen behaarten Körper, den sie beim Baden gesehen hat, an seine groben Ausdrücke, wenn er von Frauen redet ...
In den ersten Wochen nach Weihnachten sind sie abends nicht mehr so oft zusammen. Kjell macht die Schule dafür verantwortlich, während ihr Unruhe und Nervosität das Konzentrieren unmöglich machen. Stundenlang kann sie mit einem ungeöffneten Buch auf dem Sofa liegen, der Musik im Radio lauschen, die Decke anstarren, untätig. Sie vermißt ihn immer, wenn er nicht da ist. Manchmal hat sie Angst, daß er sie nicht mehr will, daß alles zwischen ihnen zu Ende ist, aber in den Pausen, wenn sie zusammen essen, wenn sie mit anderen zusammen sind, ist er derselbe. Sie sieht die Wärme in seinen Augen, spürt die Sicherheit, wenn er sie an sich drückt.
„Es geht gut, Lena, nicht? Bin ich vielleicht nicht tüchtig?“
Für kurze Zeit fühlt sie sich wieder sicher, froh, aber wenn sie allein ist, kehren Unsicherheit, Sehnsucht zurück. An den Wochenenden besuchen sie öfter als früher Feste, tanzen miteinander. Sie spürt die gute Kameradschaft, die sie verbindet. Spürt Wärme im Körper, wenn sie tanzen. Sie spürt, daß er sie will, spürt seine Erwartung, aber jetzt hat sie keine Angst; sie bereut, daß sie nicht eher mit ihm geredet hat.
Am schwierigsten ist es, wenn sie allein miteinander sind. Sie sieht, daß es ihm schwerer fällt als ihr, sie hat ihn nie so geliebt wie in dieser Zeit. An einem Samstagabend liegen sie auf dem Sofa. Sie liegen schon seit Stunden da, schwitzend und erschöpft, vollständig angezogen. Ihr Gesicht ist wund, ihre Lippen sind geschwollen, ihr Körper brennt, aber dennoch genießt sie es, seinen Körper an ihrem zu fühlen, ist froh, weil sie so zusammensein können, fühlt sich sicher, weil er sie nicht dazu drängt, weiterzugehen. Es ist so schön, sie hat ihn unglaublich lieb. Da schiebt er sie weg.
„Geh jetzt, Lena.“
Sein Gesicht ist nicht wiederzuerkennen, fremd. Er setzt sich auf, stützt seine Stirn auf die angezogenen Knie. „Du sollst gehen, hörst du?“
„Was hab ich denn getan?“
„Was du getan hast? Bitte, geh.“
Ihr ist schlecht. Mit steifen Fingern zieht sie ihren Mantel an, setzt sich zu ihm aufs Sofa. „Ich kann doch nicht einfach so gehen? Du mußt doch sagen, was los ist?“
„Es tut weh, Lena. Verstehst du das denn nicht? Es tut so verdammt, verflixt weh.“
„Ich kann doch nicht gehen, wenn dir etwas weh tut, das mußt du doch einsehen“, sagt sie weich. „Mir tut es auch weh.“
„Lena“, sagt er verzweifelt. „Du begreifst gar nichts.“
„Doch, Kjell, das tu ich.“
„Wenn du mich liebst, Lena, dann geh jetzt. Wir reden morgen über alles.“
„Hast du mich denn lieb? Jetzt weiß ich wirklich nicht, was ich glauben soll.“
„Ob ich dich lieb habe? Aber begreifst du denn nicht, gerade das ist doch so schlimm! Sonst könnte ich mir diese Hölle ersparen!“
Sonntagvormittag lernt sie, ruhig und sicher. Als er sie zum Essen abholt, gleitet sie still in seine Arme. Er hält sie von sich ab, erstaunt über ihre Augen, die ihn anstrahlen.
„Lena, ich hatte solche Angst, ich könnte dich gestern erschreckt haben.“
„Mich erschreckt haben? Aber Kjell, wo ich mich doch so schrecklich gefreut habe!“
„Gefreut?“
„Ja, ich liebe dich, Kjell.“
Er versteckt sein Gesicht in ihren Haaren. „Mein dummes, komisches Mädchen.“
Sie halten einander an den Händen. Der Schnee knirscht unter ihren Stiefeln, eine blasse Februarsonne hängt tief am Himmel.
„Ich bin so froh“, singt sie und schlingt die Arme um ihn, vergräbt ihr Gesicht an seinem Hals. „Ich bin so froh, weil ich den besten Jungen auf der Welt habe!“
Er lacht, und von seinem Atem wird ihr Nacken naß und kalt.
Nach dem Essen sitzen sie in seinem Zimmer. Er hat von Zuhause einen Kuchen bekommen. Mit Kuchentellern und Kaffeetassen sitzen sie einander gegenüber auf dem Sofa, wie immer, wenn sie sich unterhalten. Sie reden über alles Mögliche, sie hat das Gefühl, ihm ganz nah zu sein. Von der Kälte draußen sind ihre Wangen heiß und rot, und sie zieht den dicken Pullover aus. Sitzt im Schneidersitz in ihren Jeans, in dünnem weißen Pullover da, im Pferdeschwanz ein rotes Band, sie spürt seinen Blick.
„Herrgott, wie hübsch du jetzt gerade bist, Lena! Deine Augen strahlen. Weißt du das?“
„Du bist auch hübsch. Der Hübscheste, den ich kenne.“
„Komm“, sagt er.
Sie liegt auf seinem Arm, in ihr ist es warm und weich. „Ist es nicht schön so, Kjell?“
„Doch, Lena, so ist es schön.“ Er schmiegt sein Gesicht an ihren Körper, und so schlafen sie ein.
Sie wird wach, als seine Arme sich hart um sie schließen. Im Zimmer ist es dunkel, und sie fröstelt. Er holt eine Decke und breitet sie über sie, und in der halbwachen Stille kommt sie erst zur Besinnung, als beide nackt sind.
„Aber Kjell ...“
„Pst, sag jetzt nichts.“
Er ist in ihr, und sie spürt, daß er das angezogen hat. Plötzlich macht es nichts aus. Sie empfindet eine tiefe Freude, die durch ihren ganzen Körper flackert. Im Bauch scheint ein zitternder Knoten zu sitzen, aber ehe er sich lösen kann, ist es vorbei. Sie klammert sich an ihn an.
„Lena“, sagt er hilflos.
„Nein, nein“, weint sie, als er sich von ihr löst.
„Pst, warte doch“, und sie beißt in die Decke, um nicht laut zu schreien, als er am Waschbecken steht.
Sie fühlt sich in seinen Armen in der Dunkelheit hilflos und allein, und sie haßt es. „Ach, Kjell.“
„Hab keine Angst, Lena. Ich war vorsichtig, das weißt du doch.“
Die Tränen überwältigen sie. Vorsichtig, sagt er, aber er versteht einfach nicht. Davon ist doch nicht mehr die Rede, nicht davon, sondern von dem, was sie während eines kurzen, intensiven Augenblicks verspürt hat. Er hat es weggerissen. Wie kann er das verstehen?
Dann kämpft sie gegen ihre Tränen, und er streichelt unbeholfen ihren Rücken, bis sie versiegen. Sie starrt mit schmerzenden Augen in die Dunkelheit.
„Du, Lena? Ich wollte das nicht. Eigentlich wollte ich das nicht.“
„Das weiß ich, Kjell. Das war nicht bloß deine Schuld. Ich hab’s sicher auch gewollt.“
„Gestern abend, Lena, du mußt versuchen, das zu verstehen.“
„Meinst du denn, ich versteh’ das nicht?“
„Du kannst das nicht verstehen, du als Mädchen.“
„Wie meinst du das?“
„Es tut so verdammt weh, verstehst du, und zwar da.“
„Wovon redest du denn bloß, Kjell?“
„Ich sag’, daß es wehtut. Körperlich, verstehst du das? Du hast es doch gestern abend selber gesehen. Wenn du mich so erregst, dann ist das eine Hölle, von der du dir einfach keine Vorstellung machen kannst.“
Sie will seine Worte nicht begreifen. Sie hat geglaubt, etwas Großes gesehen zu haben, Liebe. Herrgott, das kann doch nicht stimmen, was er sagt! Daß es körperlich wehtut, und sie lacht und lacht und kann einfach nicht aufhören. Und ihr Lachen geht in Weinen über.
Er schüttelt sie. „Lena, hör auf! Was ist los mit dir?“ Und er gibt ihr eine Ohrfeige. Ihr Schluchzen verstummt jäh. Sie legt die Hand auf ihre Wange. „Du hast mich geschlagen, Kjell!“
„Mußte ich doch, du mußt dich beruhigen. Wir sind nicht allein im Haus.“
Sie sinkt in seinen Armen zusammen. „Hilf mir, Kjell.“
„Ja, Lena, ich helf dir.“
Er küßt ihr Gesicht, streichelt ihre Haare, ihren Rücken, schmiegt sich eng an sie und sie hat nicht die Kraft, sich zu wehren, als seine Liebkosungen härter werden. Hat nicht die Kraft sich zu wehren, als er in sie hineinkommt.
„Nein, Kjell, bitte nicht“, bittet sie.
„Lena, mein Mädchen, merkst du nicht, daß ich dich liebe?“
Später schläft er ein, und sie legt ihr Gesicht an seinen Rücken, nimmt ihn in den Arm.
Sie wird davon wach, daß er wieder in ihr ist, schnell, hart und schmerzhaft.
Zitternd zieht sie sich an.
„Ich bring’ dich nach Hause“, sagt er.
„Nein. Bald wird es hell, und uns könnte jemand begegnen. Ich geh’ lieber allein.“
„Du, Lena“, bittet er weich. „Komm her.“
Sie setzt sich zu ihm, er nimmt ihre Hand, spielt schläfrig mit ihren Fingern.
„Du bist nicht böse? Bist nicht traurig?“
„Nein, böse ...“
„Das mußte doch passieren, wir haben es ja beide gewollt. Wir konnten doch nicht so weitermachen ...“
„Nein, das konnten wir wohl nicht.“
„Gib mir einen Kuß, ehe du gehst.“
Sie beugt sich vor, küßt ihn kurz auf die Stirn. Im Mund hat sie einen klebrigen, ekelhaften Geschmack nach Schlaf und Weinen.
Sie schleicht in die kalte Dämmerung hinaus, wartet ein Weilchen, nachdem die Tür ins Schloß gefallen ist; hat Angst, jemand im Haus könnte sie hören. Übelkeit wogt in ihr auf.
Sie lehnt sich an einen Laternenpfahl, bis sie sich genug gesammelt hat, um weiterzugehen. Sie weiß nicht, wie sie nach Hause kommen soll. Ihre Beine zittern unter ihr, ihr Unterleib schmerzt, sie ist naß und wund, beim letztenmal hat er kein Kondom benutzt. Ihre engen Jeans scheuern, aber am allerschlimmsten ist das Gefühl, das sie in sich spürt.
Ein Arbeiter unterwegs zur Frühschicht begegnet ihr, und sie verbirgt ihr Gesicht in ihrer Kapuze, um seinem neugierigen Blick auszuweichen. Vorsichtig schließt sie die Tür auf, zieht die Stiefel aus, schleicht die Treppe hinauf und schließt hinter sich die Tür. Unter strömenden Tränen wäscht sie sich, reibt sich mit Wundcreme ein, liegt glühendheiß und naß, fröstelnd im kalten Bett. Kann nicht denken, kann nicht fühlen; später, später wird sie das machen.
Tage und Wochen gehen ineinander über. Es wird Frühling, die Wege bestehen nur noch aus braunem, glucksendem Matsch. Sie geht Hand in Hand mit Kjell über die Frühlingswege. Die Sonne sticht ihnen in die Augen, es riecht nach Frühling, die Luft schmeckt nach Frühling, und sie hat Heimweh. Heimweh nach der Sicherheit zu Hause. Manche Tage sind schön, an solchen Tagen fühlt sie sich ihm ganz nah. An anderen Tagen faucht sie gereizt bei allem, was er sagt oder tut. Am schlimmsten ist es, wenn sie auf ihre Tage wartet. Sie verspäten sich immer, sie weiß nicht, wann sie kommen werden, immer hat sie die gleiche Angst, und wenn die Regel dann endlich kommt, ist ihre Erleichterung so groß, daß sie Unbehagen, Schmerzen, Schmutz vergißt. Es ist wieder so wie vor Weihnachten, aber nun ist sie abhängiger von ihm denn je. Sie wagt nicht mehr, an ihre Mutter und an das Vertrauen zu denken, das ihre Eltern in sie setzen. Sie wagt auch nicht, an das zu denken, was in der Nacht passiert ist, als sie wieder zusammenkamen. Kjell erwähnt es nie, und sie spürt, daß es jetzt keinen Weg zurück mehr gibt.
Die Kluft zwischen ihr und den anderen Mädchen vergrößert sich zusehends. Bei dem Leben, das sie führt, hat sie keine Zeit, sich an irgendeine Klassenkameradin anzuschließen. Es kommt ihr unglaublich vor, daß sie die Schularbeiten schafft, daß sie mitten im Chaos ihrer Gefühle und Stimmungen lernen kann. Sie schreibt Klassenarbeiten und legt Zwischenprüfungen ab, als Vorbereitung für die richtigen Prüfungen am Ende des Schuljahres.
Dann beginnt für Kjell das Abitur. Sie näht die Abiturientenabzeichen aus rotem Filz auf seine Tweedjacke und auf den weißen Abiturientenmantel. An einigen der Feiern nimmt sie teil, die meisten sind allerdings den Abiturienten vorbehalten.
Es ist eine schlimme Zeit für Lena. Sie lernt für die Prüfungen, Kjell lernt fürs Abitur und nimmt an den Aktivitäten seiner Klasse teil. Oft sieht sie ihn tagelang nicht, sie ist ängstlich und eifersüchtig.
„Du paßt wohl besser auf ihn auf, denk ich. Sieh dir doch all die Abiturientinnen an, die ihn umschwärmen“, sagt Synnøve boshaft.
Das weiß Lena natürlich. Mit Abiturientenmütze und Mantel wirken sie plötzlich gefährlich, smart und erwachsen. Die Abiturienten fahren an den Wochenenden weg, treffen sich mit Abiturienten aus der Stadt, bekommen von ihnen Besuch. Wenn sie mit ihm zusammen ist, ist er aufgekratzt, hektisch. In dieser Zeit streiten sie sich oft.
Kjell ist früher fertig als sie, fährt auf Abiturfahrt nach Kopenhagen. Sie bekommt Karten von ihm, Karten, die gar nichts berichten, die aber voller Andeutungen stecken. Sie erfährt, daß sie die Prüfungen bestanden hat und versetzt wird, und fährt dann nach Hause. Er erwartet sie an der Bushaltestelle, braun und flott, und sie vergißt all ihre dummen Gedanken der letzten Zeit.