Читать книгу Märchenaugen - Annette Bethmann - Страница 9
Оглавление5. Der Märchenprinz
Also schlief ich ein.... aber in dieser Nacht passierte ein Wunder. Ich begegnete meinem Märchenprinzen persönlich.
Zuerst sah ich nur eine Gestalt, die mir ganz lässig den Rücken zuwandte. Als er sich halb zu mir umdrehte, sah er auf den ersten Blick aus wie Antonio Banderas. Mein Herz setzte für einen Atemzug aus. Dann sah ich wie ein Lächeln durch seine dunkelbraunen Augen ging. Und er drehte sich zu mir um. Meine Knie zitterten, ich spürte wie ich die Luft anhielt, als sich sein schlanker muskulöser Körper bewegte. Er war genauso groß wie ich, trug ein weißes T-Shirt und eine Jeans, aber in seinen Bewegungen war er absolut ruhig und selbstsicher. Ich fühlte eine Gänsehaut auf meinem ganzen Körper, wie sie langsam kam und ging. Ein Gefühl, das ich schon seit Teenagerzeiten vergessen hatte. Und dann, ich konnte es nicht fassen, reichte er mir seine Hand, eine kleine feste Hand, mit schlanken Fingern, genau so groß wie meine Hand.
Perfekt um mich festzuhalten, und trotzdem bestimmt. Ein Lächeln umspielte seinen Mund und nun erkannte man in den zwei weißen Zahnreihen einen kleinen, charmanten Fehler. An einem vorderen Schneidezahn war ein Stück heraus gebrochen und das verlieh ihm ein wahnsinniges Lächeln. Er lächelte immer noch und sagte kein Wort, aber trotzdem hatte ich das Gefühl, ich würde schmelzen. Mir war so heiß und alles fühlte sich so echt und richtig an, deshalb zögerte ich nicht sondern versank in seinen braunen, unendlich warmen Augen und wünschte mir nur eines, einen einzigen Kuss......
So ein Mist, dachte ich, denn ich war gerade erwacht. Ist das nicht immer so eine Ungerechtigkeit? Mein Wecker hatte geklingelt und ich wollte am liebsten liegen bleiben und noch einmal einschlafen, abtauchen in diese Berührung und in diesen Moment in dem alles aber auch alles so perfekt war!
Nein, ich musste zurück in die Realität, es war zu leicht im Dunkel der geschlossenen Augen zu vergessen, und auf die Spur nach den Gefühlen zu gehen.
Es war wie ein Suchen, ein Graben nach dem Innen, dem irgendwo Festhalten. Wo in diesen Schubladen, wo war der Traum hin verschwunden, in welcher Ecke dieser Unordnung war er verstaut!
Er war so leicht wie eine kleine Feder da gewesen und wieder gegangen. Aber er hatte sich gut angefühlt, so warm und weich, so vertraut und gleichzeitig so neu und anders.
Also aufstehen und Frühstück machen für die hungrige Familie.
Aber komischerweise war in den Bewegungen des Tages plötzlich ein neues Gefühl da, unbestimmt und leise, aber immer wieder kam es und ging.
Manchmal äußerte es sich in heftigem Herzklopfen und manchmal in einer flüchtigen Gänsehaut, oder in Wärme, der Wärme dieser Berührung?
Gegen Mittag rief ich mich selbst zur Vernunft:
„Wie sollte ich so „funktionstüchtig“ bleiben, wenn ich den ganzen Tag irgendwelchen Träumen nach hing“,
fragte ich mich.
„Absoluter Quatsch und außerdem ich glaubte ja nicht mehr an Märchenprinzen!“
Ich signalisierte das ganz deutlich meinem absolut chaotischen Gehirn, und bekam prompt die Retourkutsche:
„Selbst schuld, und überhaupt keinerlei Dankbarkeit von Dir, dafür dass Du ihn sehen konntest!“
„Cüce“
entfuhr es mir!
„Du verdammter..., das war nicht nett!“
„Ach so, ich hatte den Eindruck, du fandest es ganz spannend!“
und vor mir kristallisierte sich der kleine Elf auf meiner Küchenarbeitsplatte. Er saß ganz entspannt neben der Kaffeemaschine und ließ die Beine baumeln.
Das erste Mal konnte ich ihn jetzt ganz deutlich sehen. Er steckte in Leggins, so würde man diese Hosen heute bezeichnen und hatte wunderschöne kleine Schuhe an, die an den Schuhspitzen nach oben gebogen waren. Als Oberteil trug er ein längeres Hemdchen, mit kleinen Stickereien und gebauschten Ärmeln. Also so richtig definieren konnte ich ihn nicht. Er hatte was von einem kleinen Flaschengeist, aber auch eben soviel von einem Elf. Das Gesicht war spitz und frech und die kleinen grünen Augen blitzten immer schelmisch ironisch.
„Also das war nicht nett“,
wiederholte ich mich.
„Naja, vielleicht“,
gab er zu,
„aber dafür weißt du jetzt wen du suchen musst!“
Irgendwie war das Ganze absurd, wo sollte ich denn suchen?
„Cüce, vergiss das Ganze, ich hab jetzt zu tun....“
Und mit diesen Worten wischte ich den kleinen Zwerg von der Arbeitsplatte und kümmerte mich um das Kochen, so wie jeden Mittag. Nur mit dem Unterschied, seit dieser „Erscheinung“ hatte sich etwas verändert. Ich hatte heute Nacht das erste Mal geschlafen und nicht über mich selbst nachgedacht.
Ich hatte aufgehört über meine traurige Situation, über Problemzonen oder „Warum passierte das ausgerechnet mir“ nachzudenken.
Die Schubladen waren zwar noch ungeordnet, aber es schien sich etwas Licht in diese Kammer geschmuggelt zu haben. Ich war nicht mehr an der Tür der Kammer stehen geblieben, ich hatte einen Schritt hinein getan.
War das richtig? Ging es bergauf? War die Angst davor weg? Das Küchentuch in meiner Hand tropfte und erinnerte mich, Energie einfach nur die Energie für meine alltäglichen Arbeiten. Für die Kinder und den Haushalt. Wie ein geräuschloser Motor, machte ich weiter.