Читать книгу Jenseits aller Pfade - Annette Kaiser - Страница 10
ОглавлениеAm Nachmittag liehen wir uns ein Auto. Ich gestehe es – neben der äußeren Schönheit der Insel hatte mich noch anderes hierher gezogen. Es waren auf dieser Insel große Mengen Knochen von Zwergelefanten ausgegraben worden. Die Vorstellung, dass hier noch bis vor 3000 Jahren Elefanten lebten, gefiel mir.
Man musste bei der Gemeindeverwaltung nach dem Schlüssel fragen und bekam dann die »Museums«-Führung gleich mitgeliefert. Wir betrachteten eingehend die ausgestellten Knöchelchen.
Dann folgten wir den Spuren der Ritter. Die Johanniter waren hier gewesen, und während ihrer Zeit wurde ein neues Dorf gegründet, Mikro Chorio, das »kleine Dorf«. In den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde es von seinen Bewohnern verlassen, verfiel und wurde jetzt Geisterstadt genannt. Die Kirche steht noch. Wir wanderten durch die Ruinen, auf ihnen, unter ihnen und konnten noch im Verfall genau die Bauweise der Häuser, die Anlage der Wege, Plätze und Gärten nachvollziehen. Es herrschte eine Atmosphäre besonderer Dichte.
Einige Häuser und ein paar Treppen und Wege waren in den letzten Jahren restauriert worden und in eine Bar mit großer, mehrstufiger Terrasse umfunktioniert worden. Als ich im Sommer auf Tilos gewesen war, kam ich einmal nachts hier her und staunte im Erleben der Musik, der Wärme, der von innen beleuchteten Ruinenhäuser, der weiten Terrasse mit dem Blick aufs Meer, wo in der Ferne die Kreuzfahrtschiffe still vorüber zogen …
Aber auch tagsüber hatte der Platz etwas. Er war friedlich, seltsam unberührt von der sonst leisen, inneren Unruhe der Insel.
Wir setzten uns ganz oben auf einen Mauerrest, freuten uns am weiten Blick und tauschten uns aus, worüber Annette am nächsten Morgen sprechen würde.