Читать книгу Das schwarze Schaf - Annette Röder - Страница 11

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Kapitel 6

Nichtstun war noch nie eine Stärke von Texel gewesen. Außerdem hatte es eine neue Idee, die es Winnewurp unbedingt mitteilen wollte. Und dann gab es da auch noch diesen geheimnisvollen Buchstaben, der wie Ameisenpipi unter seinen Klauen kribbelte. W wie Willi oder Walter?

»Weder noch«, antwortete Winnewurp kurz angebunden. Er musterte Texel nachdenklich. »Und dafür störst du mich schon wieder beim Frühstück? Das ist nicht sehr rücksichtsvoll von dir.«

»Aber mir ist pupsfurzlangweilig«, sagte Texel entschuldigend. »Und dagegen müssen wir dringend etwas unternehmen!« Möglichst beiläufig setzte es sich auf den Eingang im Maulwurfshügel.

»Was heißt hier wir?«, fragte Winnewurp misstrauisch.

»Wir ist ein persönliches Fürwort und bedeutet ich und du«, erklärte Texel geduldig. »Wenn wir zwei herausfinden, was mit Gutti wirklich passiert ist, wird der Wolf nicht mehr verdächtigt und kann nachts wieder kommen, um mit uns zu spielen.«

»Das klingt logisch«, bestätigte Winnewurp. »Du hast dabei nur eines übersehen: Ich mag Spiele gar nicht leiden! Überhaupt bin ich sehr glücklich mit mir und meinem leckeren Regenwurm, der in meiner kuscheligen Wohnung auf mich wartet! Diesmal musst du dein Problem wirklich ohne mich lösen.« Er krabbelte zu Texels Po, der ihm den Rückweg in seine Wohnung versperrte, und versuchte ihn wegzuschieben. Texel kicherte, denn das kitzelte. Winnewurp durchschaute Texels Schwachstelle und zwackte es nun absichtlich mit seinen kleinen, stumpfen Krallen. Wie gemein! Texel konnte es kaum aushalten. Gleich würde es aufspringen und Winnewurp den Rückweg in den Maulwurfsbau frei machen müssen! Doch genau in dem Moment, als es aufgeben wollte, unterbrach ein quäkendes GNÖÖP-GNÖÖP Winnewurps hinterhältige Kitzelattacke. Der Maulwurf ließ die Grabschaufeln sinken und schaute sich nach der Ursache des Lärms um. Auch Texel reckte den Hals, um nichts zu verpassen. Vicki strampelte auf ihrem Fahrrad in den Hof. Dabei trötete sie so laut mit ihrer Shaun-das-Schaf-Hupe, dass Texel die Ohren wackelten. GNÖÖP-GNÖÖP! GNÖÖP-GNÖÖP! Zu dem Krach schmetterte Vicki aus voller Brust: »Gut-ti! Gut-ti!« Sie sprang vom Rad, ließ es fallen, schleuderte ihren Schulranzen Richtung Misthaufen und sah sich um. »Gut-ti! Deine Vicki ist zurück! Wo bist du Schnarchschnuffel denn?«

Aus dem Heuschober trat der Bauer und eilte auf Vicki zu.

»Endlich mal Action!«, rief Texel begeistert. »Das müssen wir uns genauer anschauen!« Bevor Winnewurp etwas dagegen einwenden konnte, packte es ihn vorsichtig mit den Zähnen am Schlafittchen. So transportierte es das strampelnde Kerlchen bis zum Weiderost. Von dieser Stelle der Weide konnten sie am besten sehen und hören, was auf dem Hof geschah. Der Bauer war inzwischen bei Vicki angelangt. Er klopfte sich den Staub an der Hose ab, legte ihr die Hände auf die Schultern und sagte ernst: »Gutti ist immer noch nicht zurückgekommen. Ich habe mit Bettel überall nach ihm gesucht und dabei Wolfslosung am Weidezaun gefunden. Schätzlein, du weißt, was das bedeutet?«

»Er hat ihn gefressen, Papa?« Vicki schluchzte auf. Der Bauer umarmte sie fest.

Texel setzte Winnewurp sanft in die Wiese und fragte ihn: »Wieso heult Vicki denn jetzt? Gerade hatte sie noch die allerbeste Laune!«

»Das arme Mädchen ist verzweifelt, weil es seinen Spielgefährten verloren hat«, erklärte Winnewurp, dessen Äuglein plötzlich ebenfalls auffällig glitzerten.

»Verstehe.« Texel nickte erfreut. Sonst war der Maulwurf ja eher langsam von Begriff, aber in Gefühlsdingen konnte es von ihm tatsächlich noch etwas lernen. Allerdings musste man das Kind seiner Meinung nach nicht bedauern. »Mach dir mal keine Sorgen um Vicki«, tröstete Texel Winnewurp. »Der kleine Hopskäse wird bestimmt bald ein neues Lieblingstier finden. Siehst du den Puppenwagen neben der Haustür, in dem die Katze schläft? Bevor Vicki täglich mit Gutti durch die Wiesen getobt ist, hat sie Hase vom Stall ständig darin herumgefahren. Und davor war ein seltsames blaues Wesen mit Glupschaugen und acht Beinen aus Plüsch ihr bester Freund.«

Während Texel Winnewurp von Vickis Sprunghaftigkeit erzählte, bemerkte es, wie Bettel aus seiner Hundehütte kroch. »Aha! Da kommt auch schon der erste Anwärter auf den Posten Lieblingstier!«

Der schwarze Pyrenäenhund tapste leicht geduckt zu Vicki, setzte sich direkt vor sie und machte Männchen. Es schien zu funktionieren. Vicki ging in die Knie und kraulte Bettel hinter den Ohren. Dann zog sie eine funkelnde Haarspange aus ihrem Zopf und klemmte sie in den dichten Pelz über seinen Augen. Sie kicherte über den lustigen Anblick, und Bettel wedelte stolz mit dem Schwanz.


»Hab ich es gesagt, oder hab ich es gesagt?«, rief Texel stolz.

»Das ging tatsächlich schnell«, gab Winnewurp zu. »Diese Menschen sind schon seltsame Tiere.«

Das schwarze Schaf

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