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Prolog – Jeder Abschied ist ein Anfang

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Eine hektische Arbeitswoche in der Fachschule für Touristik lag hinter Marina D'Amato, als sie Ende Juni 2009 aus dem Postauto stieg. Sie schlenderte zu dem ehrwürdigen Gebäude hinüber, in dessen Dachgeschoss sie seit einer gefühlten Ewigkeit hauste – regelrecht eingequetscht zwischen zwei Appartements.

In Erwartung der üblichen Werbesendungen öffnete sie lustlos den Briefkasten und zog eine Versandtasche heraus. Ihr Puls beschleunigte sich. Vielleicht hatte sie was gewonnen? Sie beteiligte sich an jedem halbwegs seriösen Gewinnspiel, das ihr vor die Augen kam, was ihr einige kleinere Preise beschert hatte.

Vergebens suchte sie nach dem Absender, konnte auch den verschmierten Poststempel nicht entziffern. Da hatte jemand auf Nummer sicher gehen wollen und kreuz und quer Klebeband über dem Umschlag verteilt. Auf den Stufen zum Dachgeschoss im vierten Stock zupfte sie ungeduldig daran und wollte soeben in ihre Singlewohnung schlüpfen, als ein stattlicher Herr mit Reisegepäck aus der Nachbarstür trat.

»Hallo, Marina, wie geht es dir?« Er stellte Koffer und Reisetasche ab und verriegelte gewissenhaft.

Sie sah zerstreut zu dem Hünen auf, weil die Frage, welche Schätze sie gewonnen oder wer an sie gedacht haben könnte, ihre volle Aufmerksamkeit erforderte.

»Hallo Archibald, danke und dir?«

»Ich möchte mich noch verabschieden. Alles Gute für dich und ein schöne Zeit!« Das klang unverbindlich, nur die Hand, die ihre Finger umfasste, bebte leicht. Weiche Männerlippen, umgeben von den rauen Härchen eines Dreitagebartes, streiften Marinas Wangen.

»Danke, für dich auch«, murmelte sie, den Blick schon wieder auf die geheimnisvolle Hülle gerichtet.

Ihr Nachbar polterte mit seinem Gepäck durchs Treppenhaus.

Marina trat ein, gab der Tür einen Stups mit der Hüfte und streifte die Handtasche von den Schultern.

In diesem Moment traf sie die Erkenntnis.

Archibald hat sich verabschiedet. Für immer! Und ich habe ihn einfach so gehen lassen. Ihr Herz zog sich zusammen, eine Träne rollte über ihre Wange. Sie wischte sie fort und straffte sich.

Denk vorwärts, Marina!

Sie schlitzte den Umschlag auf, zog eine in mehrere Papierbogen eingewickelte Tonbandkassette heraus. Ungeduldig löste sie die Schleife darum. Während sie die mit kühner Handschrift verfassten Zeilen überflog, ging der Sturm in ihr in ein sanftes Wogen über und ein Lächeln glitt über ihr Gesicht.

Erinnerungen stiegen auf, so intensiv, dass sie sich einen Augenblick setzen musste. Ob die Ereignisse anders verlaufen wären, wenn sie Ursus früher kennengelernt hätte?

Tanzkavalier Gesucht

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