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DAS GROSSE SCHWEIGEN

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Tobias habe da wohl recht, nimmt Patricia, Mutter des fünfjährigen Nick, den Faden auf. Sie sehe das bei ihrem Sohn: »Der hat vor allem ANGST, vor allem und jedem. Jede neue Situation ist für ihn eine Herausforderung. Sein ständiges ›Ich kann das nicht‹ bringt mich auf die Palme. Und wenn man ihn dann lässt, dann macht er es ja doch. Er kann es ja!« Die Mutter nickt: »Er kann es ja! Verdammt!« Sie stockt: »Aber vorher dieses ängstliche Getue. – Das geht mir so was von auf den Wecker! Mannomann! Ganz schlimm ist es, wenn er fremden Personen begegnet: Die schaut er nicht an. Sein Blick ist dann starr auf den Boden gerichtet. Seine Stimme wird leise, unsicher!« Patricia schüttelt ihren Kopf: »Nicht mal seinen Namen kann er dann sagen. Er sagt nichts, presst nur seine Lippen zusammen. Aus ihm kriegt man nichts heraus, gar nichts!«

Sie lächelt etwas verlegen: »Noch nicht mal bestechen lässt er sich.« Das fände sie aber nun wieder gut: »Der bleibt stur. Meine Schwiegermutter will ihn immer mit Bonbons zum Reden bringen. Und Bonbons sind etwas Besonderes für ihn. Bei uns gibt es die nämlich nicht!« Patricia lächelt in sich hinein: »Aber selbst da bleibt er stur und seine Oma ist dann kurz vor dem Verzweifeln. Die kann machen und tun, was sie will! Nick redet nicht!«

Dann wird sie ernst: Sie fände das ja auf der einen Seite in Ordnung, weil sie ja wisse, er rede dann schon, wenn er wolle: »Und dann quasselt er ununterbrochen! Aber«, fährt sie mit sorgenvoller Miene fort, »in einem Jahr kommt er in die Schule. Und da wird verlangt, dass er spricht, wenn er dazu aufgefordert wird. Was machen wir denn, wenn auf Fragen nicht antworten wird?« Patricia zuckt mit den Schultern: »Da ist man schon in einer Zwickmühle: Soll man sein Kind zwingen zu sprechen? Soll man es lassen, in der Hoffnung, die Zeit löse das Problem?« Sie zieht die Schultern ratlos nach oben: »Ich weiß es nicht!«

So große Gefühle!

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