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GELIEBTE GEFÜHLSMONSTER

Betrachtet man die Fülle an Kinderratgebern, die jedes Jahr erscheinen, so wird offenbar auf die kognitive oder die sprachliche Entwicklung der Kleinen größter Wert gelegt. Dabei durchleben Kinder von Anfang an vor allem eines – starke Gefühle: Unbändige Freude, wenn sie etwas erreicht oder bekommen haben, und Momente von Glück, wenn sie sich geborgen fühlen. Den Moment von Nähe, wenn sie von Mutter oder Vater in den Arm genommen werden, und das Gefühl von Aufgehobensein, wenn sie so angenommen werden, wie sie sind. Die Momente von Innigkeit, wenn sie ihr Kuscheltier im Arm halten.

Mit solch positiv erlebten Gefühlen bei Kindern können Eltern »gut« umgehen. Ja es scheint fast, als ob das die wichtigsten Emotionen sind: Kinder müssen/sollen glücklich sein. Aber jedes Kind weiß: Da gibt es noch die anderen Gefühle, die auch zu mir gehören, die Mama und Papa aber Sorgenfalten auf die Stirn treiben.

Von guten und schlimmen Emotionen

Da sind die traurigen Momente, die mit viel Tränen und Leid einhergehen. Eltern reagieren dann unsicher, bagatellisieren kindliche Gefühle. »Du musst nicht traurig sein!« Oder: »Das ist doch alles nicht so schlimm!« Oder: »Denk mal an was Schönes!« Mit solchen Sätzen fühlt sich ein Kind aber allein gelassen. Es spürt, dass auch in den unglücklichen Augenblicken spirituelle Kräfte enthalten sind, die Mut machen. Ein Kind ahnt, dass es das Erreichte übersteigen muss, um selbstständig zu werden. Dabei vergießt es Tränen, die erleichtern. Und ein Kind kann zürnen, wütend sein, ausflippen. Es ist eben nicht nur lieb! Es kann auch ein »kleines Monster« sein! Doch egal wie: Es braucht das Gefühl: Ich bin OKAY so!

Wie sollen wir damit umgehen?

Eltern handeln in vielen Alltagssituationen häufig sehr souverän, aber dann gibt es Augenblicke, Phasen im Leben ihres Kindes, da ist es mit der Selbstsicherheit schnell vorbei. Die Devise lautet: Jetzt bloß keinen Fehler machen! Das verwirrt – und man agiert noch nervöser. Dies betrifft vor allem Situationen und Phasen, in denen Kinder nicht fröhlich, sondern untröstlich sind.

Dieses Buch will Sie ermutigen, sich den Emotionen, die Ihr Kind berühren, selbstbewusst zu stellen, um es zu begleiten, Halt zu geben und zu trösten. Glücksgefühle gehören dabei genauso wie das Abschiednehmen – mal nur kurz, mal länger, mal für immer. Man kann ein Kind nicht davor bewahren. Krisen und Abschiede sind Teil seiner Entwicklung. Und trotzdem tun sie weh. Wenn man sie also schon nicht davor beschützen kann, dann gilt es, sie dabei zu begleiten.

Dein Stecken und Stab

Leben vollzieht sich in Übergängen, von Abschied zu Neubeginn – und das von Geburt an. Übergänge gehören zum Leben und zur Entwicklung, aber sie machen auch Angst, sind mit starken, beunruhigenden Gefühlen verbunden, werfen einen aus der Bahn, sind mit Tränen und Erschütterungen verbunden. Wenn man Kinder begleitet, dann ist eine HALTUNG wichtig. Das wichtigste Moment ist dabei die Beziehung. Fünf Momente sind dabei zentral:

 Vom Kind aus denken (»Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder!«)

 Die kindliche Persönlichkeit akzeptieren

 Mitgefühl stärkt, Mitleid schwächt

 Geborgenheit aufbauen, spirituelle Rituale entwickeln

 Geduld, Glaube und Gelassenheit helfen

Jedes Hänschen spürt, dass es vom Erreichten wegmuss. Aber um den Übergang auszuhalten, braucht es den Stock (Psalm 23, »Dein Stecken und Stab trösten mich«) und den Hut, also die Behütung. Nur behütete Kinder (»Du schaffst es!«/»Ich vertraue dir!«) schaffen den Übergang, überbehütete Kinder (»Sei vorsichtig!«/»Soll ich dir nicht doch helfen?«) scheitern häufig. Übergänge gelingen mit vertrauten Objekten, um neues, unbekanntes Terrain zu erobern. Diese können der Reim, der magische Satz, das Gebet oder das Vertrauen auf Gott sein. Den Zauber des Neubeginns zu erfahren oder Abschiede zu erleben ist ein Grundprinzip von Begleitung und Beziehung. Dabei begeben sich Eltern wie Kinder gemeinsam auf eine Reise.

So große Gefühle!

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