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Peter
ОглавлениеBesondere Freunde.
August 2008. Ich bin jetzt vier Monate alt. Und das Spazieren mit dem Tüdelband ist noch immer nicht so mein Ding. Damit wir auch mal ein Stückchen vorankommen, geht sie mit mir mitten auf der schmalen Teerstraße entlang. Keine Chance was Interessantes Aufzulesen, dabei aber die Gerüche von beiden Straßenseiten gleich intensiv in meiner Nase.
So eiern wir beide in meiner Welpengeschwindigkeit die Straße entlang. Das mit dem sich nicht ablenken lassen ist aber so eine Sache. Da gibt es ein kleines weißes Haus mit einem tief runter gezogenen roten Pfannendach hinter einer mächtigen dunkelgrünen Tanne. Heute ist es das Dritte mal, das dort jemand um die grüne Lebensbaumhecke gebogen kommt. Spielerisch und geschmeidig auf leisen Pfoten schleicht er weiträumig um uns herum, beäugt mich mit gelbgrünen Katzenaugen. Was will er? Ich bleibe stehen. Erwidere neugierig seinen intensiven Blick. Er kommt ein paar Schritte auf mich zu, seine kleinen beharrten Ohren sind aufmerksam nach vorne ausgerichtet. Er bleibt vorsichtig stehen. Mein Frauchen bückt sich und hakt meine Leine aus. Ich bleibe trotzdem bei ihr. Der junge Kater schleicht auf mich zu und tapst mit seiner weichen Pfote auf meine Nase. Oh, eine Freundschaftsanfrage.
Er ist fast so groß wie ich, hat einen weißen Latz und weiße Schnurbarthaare, die schön im Kontrast zu seinem schwarzen Fell stehen. Vorne hat er kurze weiße Socken und seine Hinterläufe sind wie weiße Stiefel gezeichnet. Wir spielen auf eine leise Art miteinander. Er nimmt mich mit in seinem Revier unter dem riesigen Tannenbaum, Wir laufen um einander rum, nebeneinander her, er versteckt sich bei den Blumenkübeln, um mich dann wieder zu überraschen. Tippt mich mit der Pfote an, ich stupse mit der Nase zurück. Fast jeden Tag, wartet er auf mich, schaut von Weiten zu, wie ich in meinem Hundewackelgang den Weg entlang komme, um mich auf der Straße abzuholen. Er geht tänzelnd über den Klinkerpflasterweg und springt auf die Fensterbank des kleinen Hauses. Er findet schnell heraus, dass ich das auch nach Tagen immer noch nicht kann und springt wieder zurück. Häufig legt er sich unter seine Tanne, schaut mir aus schrägen Augen beim Rumschnuppern in seinem Revier zu, während sein langer Katzenschwanz geheimnisvolle Zeichen in der Luft schreibt.
Ich gehe bedächtig die Teerstraße entlang, sehe mich um und warte. Sie schaut mich traurig an, und sagt, Peter musste wegziehen. Ich verstehe nicht, was das bedeutet. Immer bleibe ich an der gleichen Stelle stehen und warte. Sie sieht mich dann wieder traurig an. Sie weiß, ich habe einen besonderen Freund verloren und sie gibt mir Zeit, zu warten. Aber er kommt nicht mehr. Er ist einfach weg.
Der Winter kommt, die Tanne wird gefällt und das Haus wird dem Erdboden gleichgemacht. Keine sichtbare Erinnerung von seinem Heim bleibt mehr. Nichts von Ihm und seinem Menschen Ida. Nur in meiner Erinnerung bleibt er. Ein Kater der mein Freund war.