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8. »Königliche Regalschiffe«

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Stockholm

Die jetzige Brisecrew begrüßt die Neuankömmlinge und die Nacht verbringen sie zu sechst auf dem Segler. Herkules und Madam, Sven und Marina und die Neuen frühstücken zusammen. Kay, der die Nacht in der Plicht verbracht hat, muss akribisch seine juckenden Mückenstiche versorgen. Aber ansonsten war es für ihn immerhin gemütlicher, als die vorherige Nacht im Auto. Auch Wildschweine waren nicht zu befürchten.

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben: Für den heutigen Tag sind von der Crew ein Großstadtbummel und ein Museumsbesuch vorgesehen. Nach dem fröhlichen Frühstück machen sich alle auf den Weg zum Vasa - Museum.

Vom Vasa - Museum, einem großen Schiffsmuseum, haben die Schweriner zwar schon etwas gehört, sie müssen aber zu ihrer Schande gestehen, dass sie sich nicht mit der Geschichte Schwedens beschäftigt haben. Was sie über die schwedische Historie wissen, beschränkt sich auf die Tatsache der Zugehörigkeit von Wismar, Stralsund und anderen Ostseestädten zum schwedischen Reich vor langer, langer Zeit.


Herkules hilft ihnen über diese Wissenslücke hinweg und erklärt bereitwillig, was, beziehungsweise wer, Vasa überhaupt war: »Gustav I. Erikson Vasa von Schweden lebte von 1496 bis 1560 und war der Begründer des schwedischen Königshauses Vasa. Unter ihm als König wurde Schweden zu einem unabhängigen Staat und er beendete die Auseinandersetzungen mit Dänemark. Gustav Vasa regierte Schweden von 1523 bis zu seinem Tod.«

Anna fragt weiter: »Gehen wir in ein Geschichtsmuseum? Und was gibt’s zu sehen?«

Auch diese Frage kann Herkules beantworten: »Dieses Museum wurde für ein königliches Schiff des 17. Jahrhunderts errichtet. Die »Vasa« war das größte königliche Regalschiff seiner Zeit, wurde nach der erfolgreichen Herrscherfamilie »Vasa« benannt und kann heute in seiner ganzen Pracht besichtigt werden.«

»Für nur ein Schiff ein ganzes Museum?«, Prinzessin schaut skeptisch, doch Herkules nickt.

An diesem Sonnabendvormittag ist das Wetter drückend heiß und kaum eine Wolke am Himmel deutet an, dass ihnen ein schöner Sommertag bevorsteht.

Das Vasa-Museum liegt am Ost-Ufer von Djurgården, gleich hinter dem Nordischen Museum, eine halbe Stunde zu Fuß von »Navishamn« entfernt.

Auf dem Weg zum Museum begegnet ihnen viel Interessantes. Der alte Vasa-Hafen, der als Traditionshafen mit einer kleinen Reparaturwerft ausgebaut ist, lädt zum Bummeln ein. Viele, in der Restaurierung befindliche Schiffe, nötigen den Besuchern bewundernde Komentare ab. Die männlichen Crewmitglieder schauen den Bootsbauern wissbegierig bei den unterschiedlichsten Arbeiten zu.

Das alte Feuerlöschboot kann besichtigt werden und auf einem uralten Fischkutter werden die Planken von Jugendlichen geschrubbt. Sie sind Teilnehmer eines Projektes, bei dem die jungen Leute alte Handwerkerarbeiten und vergangene Traditionen kennenlernen können. Sie haben sich vorgenommen, den Kutter im nächsten Sommer gemeinsam zu segeln. Dieses Ziel lässt sie fleißig und ausdauernd alle nötigen Arbeiten verrichten.

Von dieser Hafenanlage aus haben die Urlauber einen schönen Blick über Stockholm. Als sie sich umdrehen, sind hinter ihnen die drei Masten der »Vasa« zu erkennen. Sie ragen weit über das Dach des neu erbauten Museums hinaus und geben einen ersten Eindruck von der Größe des Schiffes.

Schon früh am Morgen ist die Hitze kaum auszuhalten. Anna, die warme Tage liebt, kann sich über die Schweißperlen auf den Gesichtern der Männer nur wundern. So ergibt sich ein erster, sehr pragmatischer Grund, warum die Crew schon beim Betreten des Museums von diesem Besuch begeistert ist. Die Tatsache, dass in den klimatisierten Räumen einigermaßen erträgliche Temperaturen herrschen, führt zu einer sichtlichen Erleichterung. Vom Eingangsbereich gelangen sie in einen großen, dunklen Raum, in dem es von Menschen aller Sprachen nur so wimmelt.

Erst nach einigen Minuten haben sich die Augen an die sparsame Beleuchtung und die Ohren an das monotone Gemurmel gewöhnt.

Die Crewmitglieder machen einen Sprung von fast 400 Jahren zurück in die Vergangenheit und werden nach Stockholm in den Sommer des Jahres 1628 versetzt: Drei Jahre lang hatten die Zimmerleute, Kransäger, Schmiede, Glasermeister, Segelmacher, Seiler, Maler, Lafettenschreiner, Bildschnitzer und andere Handwerker am Bau des neuen Regalschiffes der Flotte - der »Vasa« - gearbeitet. Regalschiff nannte man im 17. Jahrhundert die großen Kriegsschiffe, den Stolz der königlichen Flotte. Die »Vasa« sollte das prächtigste aller je gebauten Regalschiffe werden.

Anna liebt alte Geschichten und kann sich sofort vorstellen, wie der König mit von Stolz geschwellter Brust, auf der Brücke seines Schiffes die Kondolenzen seiner befreundeten Königshäuser entgegennehmen möchte. Nur SEINE Schiffsbauer sind in Lage ein Schiff mit einem Rumpf aus tausend Eichen, mit 64 schweren Kanonen, über fünfzig Meter hohen Masten und hunderten von vergoldeten Bildwerken auf Kiel zu legen. Die Werft, auf der die »Vasa« gebaut wurde, befand sich auf einer Insel mitten in Stockholm und so war es dem König jederzeit möglich, den Fortschritt der Arbeiten zu verfolgen. Nun lag das fertiggestellte Schiff gegenüber dem königlichen Schloss vertäut. Dort nahm man Ballast sowie Kugeln und Kanonen an Bord.

Am Sonntag, dem 10.August 1628, stand alles für die Jungfernfahrt bereit. Das Wetter war schön und es wehte ein schwacher Wind. An Bord befanden sich etwa hundert Mann Besatzung, aber auch Frauen und Kinder.

Die Jungfernfahrt war als ein rauschendes Fest geplant, an dem ganz Stockholm, ganz Schweden und die Abordnungen der befreundeten Länder teilhaben sollten. Im Hafen versammelten sich die Neugierigen, die Bewunderer, die Bürger Stockholms, die Handwerker und ihre Familien. Es blieb ihnen viel Zeit, das Absegeln des Schiffes zu verfolgen. Der Wind kam aus Südwest und auf den ersten hundert Metern musste man die »Vasa« mit Hilfe von Ankern verholen. Dann enterten die Matrosen die Rahen und setzten vier von zehn Segeln des Dreimasters. Die Kanonen schossen Salut und sachte, ganz sachte trat das Schiff seine erste Reise an. Unter dem tosenden Jubel der Zuschauer schob sich ein glanzvolles und farbenprächtiges Kunstwerk über das Wasser. Gewaltig und beeindruckend war sein Auftritt und die Handwerker, die beim Bau geholfen hatten, hielten vor Stolz, Spannung und Aufregung den Atem an.

Doch dann geschah das große Unglück. Die »Vasa« wurde zwischen vier und fünf Uhr von einer Windbö getroffen, kam in eine kritische Schräglage, konnte sich nicht wieder aufrichten und kenterte. Dabei verschob sich der Ballast des Schiffes und das prächtigste Regalschiff seiner Zeit ging nach kaum einer Seemeile unter. Tausende Schaulustige, die zu einem großen Volksfest gekommen waren, sahen, wie sich das Unglück ereignete.

Jubel wandelte sich in Entsetzen, Stolz in einen Überlebenskampf und aus einem geplanten Freudentage wurde ein Schicksalstag für viele Familien. Bei dieser schrecklichen Katastrophe kamen etwa fünfzig Menschen ums Leben.

Die Nachricht vom Untergang der »Vasa« erreichte den schwedischen König, der sich in Preußen aufhielt, erst zwei Wochen später. Die Katastrophe müsse »auf Unverstand und Unachtsamkeit beruhen, und die Schuldigen seien zu bestrafen«, schrieb er an seinen Reichsrat in Stockholm. Warum sank die »Vasa«? »Wart ihr betrunken? Waren die Kanonen nicht ordentlich festgemacht?« Schwere Anschuldigungen hallten nach dem Schiffbruch der »Vasa« durch das königliche Schloss. Schon einen Tag nach dem traurigen Unglück wurde Gericht gehalten. Vor dem Reichsrat stand der Kapitän des Schiffes, Söfring Hansson, ein gebürtiger Däne. Er wurde sofort nach dem Untergang des Schiffes gefangengenommen.

Die schriftlichen Verhörprotokolle sind erhalten geblieben und im Museum anzuhören. »Ihr könnt mich in tausend Stücke schlagen, wenn nicht alle Kanonen gezurrt waren«, antwortete Hansson, »und vor Gott dem Allmächtigen schwöre ich: Niemand war betrunken an Bord.«

Der Kapitän und die Offiziere versuchten sich tapfer gegen unberechtigte Vorwürfe zu wehren und sie lehnten somit jede Verantwortung ab. »Es war eine schwache Bö, die das Schiff kentern ließ«, erklärte der Kapitän weiter, »Die »Vasa« war zu rank, obwohl wir vollen Ballast geladen hatten.« Hansson gab somit der Schiffskonstruktion die Schuld - und damit dem Schiffsbaumeister. Der Fehler lag wohl tatsächlich in der Bauweise des Seglers. Das Unterwasserteil war zu klein im Verhältnis zu Rumpf und Takelage, sodass die Schiffsaufbauten Übergewicht bekamen und das Schiff kippte.

Der Deckoffizier Matsson enthüllte außerdem, dass man die Stabilität der »Vasa« vor dem Absegeln überprüft hatte. Dreißig Mann waren dabei als geschlossene Gruppe hin und her über Deck gelaufen. Nach dem dritten Mal mussten sie mit diesem Experiment aufhören, sonst wäre die »Vasa« schon bei dieser Prüfung gekentert. Um die Vormachtstellung der schwedischen Kriegsflotte im Ostseebereich zu beweisen, wurde die Jungfernfahrt trotzdem von höchster Stelle befohlen. Gott und König, beide unfehlbar, wurden somit in die Recherchen hineingezogen. Wie der Reichsrat nach diesen Erkenntnissen weiter beriet, ist nicht bekannt. Irgendwelche Schuldigen wurden niemals ermittelt und ein Urteil blieb aus. Die Ursache der entsetzlichen Katastrophe ist sicherlich in den mangelhaften theoretischen Kenntnissen jener Zeit zu suchen. Die Schiffsbauer des 17. Jahrhunderts wussten weder Bauzeichnungen zu machen, noch mathematische Stabilitätsberechnungen durchzuführen. Ein neues Schiff wurde daher nach den gleichen Regeln konstruiert, wie das Vorherige.

Mutig wurden utopische Anforderungen der Auftraggeber in Angriff genommen und Neuerungen probiert und gewagt. Das erworbene Wissen wurde von Generation zu Generation weitergegeben und ergänzt. Dabei gelang das Neue nicht immer, trugt aber dazu bei, den Wissensstand zu erweitern und auszubauen. Auch Niederlagen unterstützten somit den Fortschritt der Wissenschaften. Das war in früheren Zeiten so und hat sich bis zum heutigen Tag nicht geändert.

1956 wurde das Wrack der »Vasa« wiederentdeckt und erst langsam wurde den Wissenschaftlern bewusst, welches besondere Fundstück sie zu enträtselt hatten. So begannen die bedachten Vorbereitungen für seine aufregende Bergung. 1961 war alles bereit für die Hebung des Wracks. Nach 333 Jahren durchbrach ein Stück unberührte Vergangenheit die Wasseroberfläche. Für alle Beteiligten ein überwältigender Augenblick. Seitdem wurde das Holz getrocknet und in einem sehr aufwendigen Verfahren konserviert. Danach konnte die »Vasa« von den Wissenschaftlern restauriert und neu aufgebaut werden. Das Ergebnis dieser Puzzlearbeit besteht zu 95 Prozent aus Originalteilen, deren Konservierung allein siebzehn Jahre dauerte. Heute liegt die »Vasa« hoch und trocken und am 15. Juni 1990 wurde das neue Vasa - Museum öffentlichkeitswirksam eröffnet.

Anna und alle anderen Gäste können vom Betreten bis zum Verlassen des Museums viel über das Schiff, die Bergungsversuche, die Ausgrabungen und Restaurierung, die Kunstschätze, das Leben an Bord und die Besatzung erfahren.

Jetzt können sie gut verstehen, dass dieses Museum in den vergangenen Jahren, neben dem Königshaus, die bedeutendste Sehenswürdigkeit Schwedens wurde. Anna beeindrucken besonders Details, die viel über die Menschen in dieser Zeit und ihr Leben aussagen und somit die Bedingungen des Bordlebens beschreiben. Herkules, den die Technik fasziniert, beschreibt und erklärt der Crew viele funktionelle Einzelheiten des Großseglers.

Herkules ist pensionierter Schiffsmaschineningenieur und kennt sich bei allen Schiffstechniken und Funktionsdetails ausgezeichnet aus, egal, um welchen Schiffstyp es sich handelt. Neugierig besichtigt die Brisecrew stundenlang alle sechs Ebenen des Museums und erst gegen Mittag treffen sie sich am Eingang der riesigen Anlage wieder.

Da die Neuen bei ihrer gestrigen Anfahrt schon ein wenig die Örtlichkeiten Stockholms unter die Lupe genommen haben, schlagen sie vor, zu Fuß in die Altstadt von Stockholm zu gehen.

Entlang der Strandvägen zum Nybroplan vorbei am Dramatischen Theater, tollen Hotels, der Jakobskirche, dem Erbfürstenpalais, durch den Kunstgården, einen Park und beliebten Treffpunkt der Stockholmer, zum Opernhaus bis zum Denkmal von Gustav Adolf. Von diesem gewaltigen offenen Platz mit dem Ehrenmal des Ex-Königs eröffnet sich ihnen ein großartiger Blick auf das Schloss und die Regierungsgebäude. Die Touristen durchqueren das Risdagshuset, in dem das schwedische Parlament tagt und besuchen vor dem Schloss die königliche Wache.

Madam schleicht um das Wachhäuschen und den jungen Posten herum und als sie bemerkt, dass er nicht stur aufs Wasser starrt, sondern sie freundlich beobachtet, schwatzt sie standesgemäß ein wenig mit dem Mützenträger und dieser bestätigt: »Jäh, the King is tu Huus!« Das königliche Schloss in Stockholm ist eines der größten und lebendigsten Schlösser Europas und wurde 1754 im Baustil des italienischen Barocks fertiggestellt. Seine historischen Milieus sind Spiegelbild europäischer und schwedischer Kunst und Kultur in der Zeit vom Mittelalter bis zur Gegenwart.

Die Temperaturen am heutigen Tag steigen und steigen und im Innenhof des Schlosses kann die Crew beobachten, wie die königlichen Wachen mit Trinkwasser versorgt werden. Dem Gardesoldaten wird von einem Kameraden in Dienstuniform ein Kanister mit Wasser gebracht, aus dem sich der Gardist einen Becher Wasser entnehmen darf. Diese Prozedur geht mit viel Aufwand vonstatten: Grußerweisung - Waffenwechsel, weiße Handschuhe ausziehen, feierliches Becherfüllen, genussvolles Trinken, gezieltes Abstellen von Kanister und Becher, Handschuhe wieder überstreifen, Waffe übernehmen und weiter in der Sommerhitze strammstehen. Dann marschiert der Wasserträger zu seinem nächsten Kameraden und das Schauspiel wiederholt sich. Anna hat für dieses militärische Getue kaum Verständnis, schüttelt den Kopf und fragt: »Warum können sich die armen Jungs, wenn sie Durst haben, nicht einen Becher beim Wachposten holen und sich dann brav wieder hinstellen?«

Auf diese Frage bekommt sie, außer zweifelndem Unverständnis von den altgedienten Herren ihrer Umgebung, keine Antwort. Die Prinzessin zieht weiter zum königlichen Einkaufsshop, in dem die adligen Souvenirs angeboten werden.

»Na, Anna, wie ist das mit dem Prinzessinnendasein?«, will Kay belustigt wissen, »Stell dir vor, auf diesem Pokal leuchten deine herrlichen blonden Locken, von goldenen Verzierungen umgeben und deine grünen Augen schauen bitterernst jeden Besucher flehend an: ‚Bitte kauf mich’!«

Anna schaut sich eifrig um, was alles angeboten wird. Unendlich viele, mit dem Abbild des Königspaars bedruckte Tassen und Teller lassen sie erschaudern und fluchtartig verlässt sie den Laden.

Der Status IHRES Prinzessinnendaseins ist für sie völlig ausreichend.

Südwestlich vom Schloss erhebt sich der Dom, Storkyrka. Ein Hochzeitspaar und seine Gefolgschaft verlässt gerade diese Kirche. Anna bleibt neugierig stehen und beobachtet das hübsche Paar. Dann setzen die Segler den Weg zum einstigen Hauptplatz der Stadt, der Stotorget fort. Dieser Platz ist nicht sonderlich groß und wird von der klassizistischen Säulenfassade der ehemaligen Börse bestimmt. Heute sind dort die schwedische Akademie und die Nobel-Bibliothek untergebracht. Seitlich stehen einige schmale Bürgerhäuser, die dem Platz mit seinen schmalen wegführenden Gassen, romantisches Flair verleihen. Die Mitte dominiert ein größerer Brunnen, an dem sich die Bummler erfrischen und ihre Wasserflaschen mit kühlem Wasser auffüllen. Es ist noch heißer geworden.


Die Crewmitglieder bummeln durch schmale Gassen, in denen kleine Boutiquen und Geschäfte ihre Aufmerksamkeit erwecken und zum Kaufen animieren.

Anna ersteht in einem kleinen Souvenirladen ein rotes Dala - Pferdchen und freut sich über ein typisch schwedisches Mitbringsel, welches sie unbedingt haben wollte. Die Tradition der Dala - Pferdchen reicht zurück bis ins 18. Jahrhundert. Schon damals wurden an langen Winterabenden von den Männern Figuren aus Holz geschnitzt, die als Spielzeug oder Handelsware verkauft wurden. Meistens wurden Pferde geschnitzt, da dieser Kamerad ein zuverlässiger Freund der Familien, sowie Transport- und Arbeitstier war. Im 19. Jahrhundert wurden diese Pferde in typischen Farben angemalt und mit Verzierungen versehen. Die Pferde kommen auch heute aus der Region rings um Mora und werden in Handarbeit geschnitzt und bemalt und nicht nur von Anna als ein typisches Andenken an Schweden erworben.

Ihr Weg führt vorbei an der Tyska Kyrkan bis zum Järntorget. Die Atmosphäre in den Straßen ist unbekümmert und gemütlich. Überall bestaunen Touristen die Sehenswürdigkeiten. Mitten auf dem Markt stehen Massagehocker und Studenten laden die Besucher zu einer kurzen Entspannung auf ihrem Rundgang ein. Anna und Kay nehmen eine Rückenmassage der freundlichen jungen Leute gern in Anspruch. Sie schauen sich um und entdecken auf dem Markt das um 1670 errichtete ehemalige Reichsbankgebäude, eines der ältesten Bankhäuser der Welt.

Die Ausflügler haben nicht bemerkt, wie schnell die Zeit vergeht und sind am Anlegeplatz der Fähren angekommen. Mit einer Zubringerfähre fahren sie übers Wasser zurück nach Djurgården.

Bei dieser Überfahrt fällt Anna auf, dass sehr viele Kinder diese Fährverbindung nutzen und bei den aufmerksamen Beobachtungen stellte sie fest, dass Schultaschen und Sportbeutel die Sitze belegten und die Gänge verstopften. Daraus schließt sie, dass die Kinder diese Fähre als Schulzubringer nutzen, wie bei ihr Zuhause den Schulbus. Stolz teilt sie diese neue Erkenntnis ihrem Nachbarn mit: »Diese Fähre steuert bestimmt viele Stationen und Inseln an, um die Kinder morgens für die Schule einzusammeln und nachmittags wieder nach Hause zu bringen.«

»Ja, Prinzessin und wegen der unendlichen Zahl an Wasserstraßen und Wassertaxis, vergleichen viele Menschen Stockholm mit Venedig! Venedig des Nordens! Da kannst du dir dein Gedrängel nach dem italienischen Venedig sparen!«, triumphiert Kay, »Romantisch ist es hier auch!«

Anna antwortet nicht, sie genießt den frischen Windhauch auf der Fähre als Belebung ihrer Seele und den schönen Blick auf Stockholm als Ersatz für Venedig. Ihnen gefällt Stockholm sehr und sie werden diesen Ort bestimmt nochmals für einen längeren Aufenthalt besuchen. Es gibt in dieser Stadt alles: gemütliche Gassen, interessante Museen, einladende Straßencafés, vielseitige Einkaufsmöglichkeiten und abwechslungsreiche kulturelle Veranstaltungen.

Erschöpft von den vielen neuen Eindrücken und Erlebnissen schläft die große Crew nach dem Abendessen tief und fest bis zum nächsten Morgen.

Prinzessin und Mehr

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