Читать книгу Die großen Klassiker der Antike - Aristoteles - Страница 55

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Siehe von Zorn entbrannte der Meerbeherrscher Poseidon,Als sein Enkel ihm sank in schreckenvoller Entscheidung;Und er enteilt’ an den Zelten hinab und den Schiffen Achaias,Trieb die Achaier zum Kampf, und bereitete Jammer den Troern.
210 Ihm begegnete jetzt Idomeneus, kundig der Lanze,Wiedergekehrt vom Genossen, der jüngst ihm aus dem GefechteKam, an der Beugung des Knies mit scharfem Erze verwundet.Diesen brachten die Freund’, und er befahl ihn den Ärzten,Eilete dann zum Gezelte; denn noch in das Treffen verlangt’ er
215 Einzugehn. Ihm nahend begann der starke Poseidon,Gleich an tönender Stimm’Andrämons Sohne dem Thoas,Der durch Pleuron umher und Kalydons bergige FelderAllen Ätolern gebot, wie ein Gott im Volke geehret: Wo ist, Kretas Beherrscher Idomeneus, alle die Drohung
220 Hingeflohn, die den Troern Achaias Söhne gedrohet? Aber Idomeneus sprach, der Kreter Fürst, ihm erwidernd: Thoas, keiner im Volk ist jetzo schuldig, so weit ichSehen kann; denn alle verstehn wir den Feind zu bekämpfen:Keinen fesselt die Furcht, die entseelende; keiner, von Trägheit
225 Laß, entzieht des Kampfes Gefahren sich: sondern es wird wohlAlso beschlossen sein vom allmächtigen Sohne des Kronos,Daß hier ruhmlos sterben von Argos fern die Achaier.Thoas, wohlan! du warst ja vordem ausharrendes Mutes,Und ermahnst auch andre, wo jemand säumen du sahest;
230 Drum laß jetzo nicht ab, und ermuntere jeglichen Streiter! Ihm antwortete drauf der Erderschüttrer Poseidon: Nimmer kehre der Mann, Idomeneus, nimmer von TrojaWieder heim, hier werd’ er zerfleischenden Hunden ein Labsal,Welcher an diesem Tage den Kampf freiwillig vermeidet!
235 Aber wohlan zu den Waffen, und folge mir! Beiden gebührt nunTätig zu sein, ob wir Hilfe vielleicht noch schaffen, auch zween nur.Wirkt doch vereinigte Kraft auch selbst von schwächeren Männern;Und wir sind ja kundig mit Tapferen selber zu kämpfen. Dieses gesagt, enteilte der Gott in der Männer Getümmel.
240 Aber der Held, nachdem sein schönes Gezelt er erreichet,Hüllt in stattliche Waffen den Leib, und faßte zwo Lanzen,Eilte dann, ähnlich dem Blitze des Donnerers, welchen KronionHoch mit der Hand herschwang vom glanzerhellten Olympos,Sterblichen Menschen zum Zeichen; er strahlt mit blendendem Glanze:
245 Also blitzte das Erz um die Brust des eilenden Königs.Aber Meriones kam, sein edler Genoß, ihm entgegen,Nah’ annoch dem Gezelt; denn die eherne Lanze sich holendLief er hinab; ihm ruft’ Idomeneus’ heilige Stärke: Molos’ rüstiger Sohn Meriones, liebster der Freunde,
250 Warum kamst du verlassend Gefecht und Waffengetümmel?Traf dich vielleicht ein Geschoß, und quält dich die Wunde des Erzes?Oder suchest du mich mit Botschaft? Selber gewiß nichtAuszuruhn im Gezelte verlangst mich, sondern zu kämpfen! Und der verständige Held Meriones sagte dagegen:
255 Idomeneus, Fürst der erzgepanzerten Kreter,Sieh ich komm’, ob dir etwa ein Speer im Gezelte zurückblieb,Ihn mir holend zum Kampf, denn, den ich hatte, zerbrach ich,Treffend Deïphobos Schild, des übergewaltigen Kriegers. Aber Idomeneus sprach, der Kreter Fürst, ihm erwidernd:
260 Suchst du Speere, mein Freund, so findest du einen, ja zwanzig,Dort in meinem Gezelt an schimmernde Wände gelehnet,Troische, die von Erschlagnen ich beutete. Denn ich bekenne,Niemals ferne zu stehn im Kampf mit feindlichen Männern.Darum hab’ ich der Speere genug, und genabelter Schilde,
265 Auch der Helm’, und der Panzer, umstrahlt von freudigem Schimmer. Und der verständige Held Meriones sagte dagegen: Mir auch fehlt’s bei meinem Gezelt und dunkelen SchiffeNicht an Raub der Troer; doch fern ist’s dessen zu holen.Denn noch nie, wie ich meine, vergaß ich selber des Mutes;
270 Sondern vorn in den Reihen der männerehrenden FeldschlachtSteh’ ich, sobald anhebt der blutige Kampf der Entscheidung.Manchem anderen wohl der erzumschirmten AchaierBleib’ ich verborgen im Streit; allein du kennst mich vermutlich. Aber Idomeneus sprach, der Kreter Fürst, ihm erwidernd:
275 Deine Tapferkeit kenn’ ich; was brauchest du dieses zu sagen?Würden anjetzt bei den Schiffen zum Hinterhalte wir TapfernAusersehn, wo am meisten erkannt wird Tugend der Männer,Wo der furchtsame Mann, wie der mutige, deutlich hervorscheint:(Denn dem Zagenden wandelt die Farbe sich, immer verändert;
280 Auch nicht ruhig zu sitzen vergönnt sein wankender Geist ihm,Sondern er hockt unstet, auf wechselnden Knieen sich stützend;Und ihm schlägt das Herz voll Ungestüms in dem Busen,Ahnend des Todes Graun, und dem Schaudernden klappen die Zähne:Doch nie wandelt dem Tapfern die Farbe sich, nie auch erfüllt ihn
285 Große Furcht, wann er einmal zum Hinterhalt sich gelagert;Sondern er wünscht, nur bald den schrecklichen Kampf zu bestehen:)Keiner möchte sodann dein Herz und die Arme dir tadeln!Wenn auch fliegendes Erz dich verwundete, oder gezucktes;Doch nicht träf’ in den Nacken Geschoß dir, noch in den Rücken,
290 Sondern der Brust entweder begegnet’ es, oder dem Bauche,Weil du gerad’ anstürmtest im Vordergewühl der Entschloßnen.Aber laß nicht länger uns hier, gleich albernen Kindern,Schwatzend stehn, daß keiner in zürnendem Herzen ereifre,Sondern du geh ins Gezelt, und nimm dir die mächtige Lanze.
295 Jener sprach’s; und Meriones, gleich dem stürmenden Ares,Holete schnell aus dem Zelte hervor die eherne Lanze,Folgt’ Idomeneus dann, voll heftiger Gier des Gefechtes.Wie wenn Ares zum Kampf hingeht, der Menschenvertilger,Und ihm der Schrecken, sein Sohn, an Kraft und an Mut unerschüttert,
300 Nachfolgt, welcher verscheucht auch den kühnausharrenden Krieger;Beid’ aus Thrakia her zu den Ephyrern gehn sie gewappnet,Oder zum mutigen Volke der Phlegyer; aber zugleich nichtHören sie beider Gebet, ein Volk nur krönet der Siegsruhm:So Meriones dort und Idomeneus, Fürsten des Heeres,
305 Gingen sie beid’ in die Schlacht, mit strahlendem Erze gewappnet.Aber zum Könige sprach Meriones, also beginnend: Deukalione, wo denkst du hineinzugehn ins Getümmel? Dort zur rechten Seite der Heerschar, dort in die Mitte,Oder auch dort zur Linken? Denn nirgends scheinen mir etwa
310 Dürftig des Kampfes zu sein die hauptumlockten Achaier. Aber Idomeneus sprach, der Kreter Fürst, ihm erwidernd: Mitten sind schon andre Verteidiger unseren Schiffen,Ajas beid’, und Teukros, der fertigste BogenschützeUnter dem Volk, auch tapfer im stehenden Kampf der Entscheidung:
315 Welche genug ihn hemmen, wie kühn zum Gefecht er dahertobt,Hektor, Priamos’ Sohn, und ob er der Tapferste wäre!Schwer wird’s wahrlich ihm sein, dem rasenden Stürmer der Feldschlacht,Jener Heldenmut und unnahbare Hände besiegend,Anzuzünden die Schiffe; wofern nicht selber Kronion
320 Einen lodernden Brand in die rüstigen Schiffe hineinwirft.Aber ein Mann scheucht nimmer den Telamonier Ajas,Keiner, der sterblich ist, und Frucht der Demeter genießet,Auch durchdringlich dem Erz, und gewaltigen Steinen des Feldes.Selbst vor Achilleus nicht, dem Zerschmetterer, möcht’ er weichen,
325 Im stillstehenden Kampf, denn im Lauf wetteifert ihm niemand.Dort denn eil’ uns zur Linken der Heerschar, daß wir in EileSehn, ob wir anderer Ruhm verherrlichen, oder den unsern! Jener sprach’s; und Meriones, gleich dem stürmenden Ares, Eilte voran, bis sie kamen zur Heerschar, wo er ihn hintrieb.
330 Doch wie die Feind’ Idomeneus sahn, dem Feuer an Kraft gleich, Ihn und seinen Genossen in prangendem Waffengeschmeide;Riefen sie laut einander, und wandelten gegen ihn alle.Eins nun ward das Getümmel der Schlacht um die ragenden Steuer.Wie mit dem Wehn lautbrausender Wind’ Unwetter daherziehn,
335 Jenes Tags, wann häufig der Staub die Wege bedecket;Und sich alsbald aufwölkt’ ein finsterer Nebel des Staubes:So nun stürmte zusammen die Schlacht; denn sie sehnten sich herzlich,Durch das Gewühl einander mit spitzigem Erze zu morden.Weithin starrte die würgende Schlacht von erhobenen Lanzen,
340 Lang emporgestreckten, zerfleischenden; blendend dem AugeSchien der eherne Glanz von sonnenspiegelnden Helmen,Neugeglättetem Panzergeschmeid’, und leuchtenden Schilden,Als sie sich nahten zum Kampf. Der müßt’ ein entschlossener Mann sein,Welcher sich freute zu schaun den Tumult dort, und nicht verzagte!
345 Jene, gesondertes Sinns, die mächtigen Söhne des Kronos, Sannen dem Heldengeschlecht unnennbares Weh zu bereiten.Zeus beschied den Troern den Sieg und dem göttlichen Hektor,Peleus rüstigen Sohn zu verherrlichen; aber nicht gänzlichWollt’ er Achaias Söhne vor Ilios lassen verderben,
350 Ruhm nur schafft’ er der Thetis und ihrem erhabenen Sohne.Doch die Argeier durchging und ermunterte Poseidaon,Heimlich enttaucht dem greulichen Meer; denn er sahe mit Gram sieFallen vor Trojas Macht, und ergrimmte vor Zorn dem KronionBeide zwar entsprossen aus gleichem Stamm und Geschlechte;
355 Aber Zeus war eher gezeugt, und höherer Weisheit.Drum auch scheute sich jener sie offenbar zu beschirmen;Heimlich stets ermahnt’ er die Ordnungen, menschlich gebildet.Siehe, des schrecklichen Streits und allverheerenden KriegesFallstrick zogen sie beid’, und warfen es über die Völker,
360 Unzerbrechlich, unlösbar, das viel’ in Verderben hinabriß. Jetzo, wiewohl halbgrauendes Haupts, die Achaier ermunternd, Stürmt’ Idomeneus ein, und trieb die erschrockenen Troer.Denn er erschlug den edlen Othryoneus, der von KabesosNeulich dahergekommen zum großen Rufe des Krieges.
365 Dieser warb um Kassandra, die schönste von Priamos’ Töchtern,Ohne Geschenk, und verhieß ein großes Werk zu vollenden,Weg aus Troja zu drängen die trotzenden Männer Achaias.Priamos aber der Greis gelobete winkend die TochterIhm zur Eh’: und er kämpfte, des Königes Worte vertrauend.
370 Doch Idomeneus zielte mit blinkender Lanz’ ihm entgegen,Schoß, wie er hoch herwandelt’, und traf, nichts half ihm der Panzer,Schwer von Erz, den er trug; sie drang in die Mitte des Bauches;Dumpf hinkracht’ er im Fall; da rief frohlockend der Sieger: Traun dich preis’ ich, Othryoneus, hoch vor den Sterblichen allen,
375 Wenn du gewiß das alles hinausführst, was du verheißenPriamos, Dardanos’ Sohne, der dir die Tochter gelobet.Wir auch hätten dir gern ein gleiches gelobt und vollendet:Siehe, die schönste Tochter des Atreionen gewännst du,Her aus Argos geführt, zum Weibe dir; wenn du uns hilfest,
380 Ilios auszutilgen, die Stadt voll prangender Häuser.Folge mir, dort bei den Schiffen der Danaer reden wir weiterÜber die Eh’; wir sind nicht karg ausstattende Schwäher. Also sprach der Held Idomeneus, zog dann am Fuß ihn Durch das Getümmel der Schlacht. Doch Asios kam ihm ein Rächer,
385 Vor dem Gespann herwandelnd, das nah’ ihm stets an den SchulternSchnob, vom Wagengenossen gelenkt; und er sehnte sich herzlich,Wie er Idomeneus träfe: doch schnell warf jener den Speer ihmUnter dem Kinn in die Gurgel, daß hinten das Erz ihm hervordrang;Und er entsank, wie die Eiche dahinsinkt, oder die Pappel,
390 Oder die stattliche Tanne, die hoch auf Bergen die KünstlerAb mit geschliffenen Äxten gehaun, zum Balken des Schiffes:Also lag er gestreckt vor dem rossebespannten Wagen,Knirschend vor Angst, mit den Händen des blutigen Staubes ergreifend.Aber dem starrenden Lenker entsank jedwede Besinnung;
395 Nicht einmal vermocht’ er, die feindlichen Hände vermeidend,Umzudrehn das Gespann: doch Antilochos, freudig zur Feldschlacht,Traf ihn scharf mit durchbohrendem Speer; nichts half ihm der Panzer,Schwer von Erz, den er trug; er drang in die Mitte des Bauches;Und er entsank aufröchelnd dem schöngebildeten Sessel.
400 Aber der Nestorid’ Antilochos lenkte die RosseSchnell aus der Troer Gewühl zu den hellumschienten Achaiern. Siehe, Deïphobos kam dem Idomeneus nahe gewandelt, Traurend um Asios Fall, und warf die blinkende Lanze.Zwar er selbst vorschauend vermied den ehernen Wurfspieß,
405 Kretas Fürst, und barg sich mit gleichgeründetem Schilde,Welchen er trug, aus Häuten der Stier’ und blendendem ErzeStarkgewölbt, inwendig mit zwo Querstangen befestigt:Unter ihn schmiegt’ er sich ganz, daß der Wurfspieß über ihn hinflog,Und mit heiserm Getöne der Schild von der streifenden Lanze
410 Scholl; doch nicht vergebens entflog sie der nervichten Rechte,Sondern Hippasos’ Sohne, dem Völkerhirten Hypsenor,Fuhr in die Leber das Erz, und löst’ ihm die strebenden Kniee.Aber Deïphobos rief mit hoch frohlockender Stimme: Nicht fürwahr ungerächt liegt Asios; sondern ich meine,
415 Wandelnd zu Aïs Burg mit starkverriegelten Toren,Wird er sich freun im Geist; denn ich gab ihm einen Begleiter.
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