| Sprach’s, und eilte voran; ihm folgte der göttliche Streiter. |
560 | Argos’ Söhn auch ermahnte der Telamonier Ajas: Seid nun Männer, o Freund’, und Scham erfüll’ euch die Herzen! Ehret euch selbst einander im Ungestüme der Feldschlacht!Denn wo sich ehrt ein Volk, stehn mehrere Männer, denn fallen;Doch den Fliehenden wird nicht Ruhm gewährt, noch Errettung! |
565 | Jener sprach’s; und sie selber dem Feind zu wehren begierig, Faßten all’ in die Herzen das Wort; sie umzäunten die SchiffeRings mit ehrnem Geheg’; und Zeus trieb stürmend die Troer.Doch den Antilochos reizte der Rufer im Streit Menelaos: Keiner ist jünger denn du, Antilochos, vor den Achaiern, |
570 | Weder geschwinder im Lauf, noch tapfer wie du in der Feldschlacht;Wenn du anjetzt vorspringend doch tötest einen der Troer! Dieses gesagt, nun eilt’ er zurück, und reizete jenen; Und er entsprang dem Gewühl, und warf die blinkende Lanze,Mit umschauendem Blick; und es flohn auseinander die Troer, |
575 | Als hinzielte der Mann: doch umsonst nicht sandt’ er die Lanze,Sondern dem Held Melanippos, dem mutigen Sohn Hiketaons,Welcher zum Kampf herschritt, durchschoß er die Brust an der Warze:Dumpf hinkracht’ er im Fall; und es rasselten um ihn die Waffen.Aber Antilochos sprang, wie der rasche Hund auf des Rehes |
580 | Blutendes Kalb anstürzt, das, weil aus dem Lager es auffuhr,Schnell der laurende Jäger durchschoß, und die Glieder ihm löste:So, Melanippos, auf dich sprang Nestors kriegrischer Sohn itzt,Dir die Wehr zu entreißen. Ihn sah der göttliche Hektor,Welcher entgegen ihm lief, durch Kampf und Waffengetümmel. |
585 | Nicht, wie tapfer er war, bestand Antilochos jenen;Sondern entflüchtete, gleich dem Gewild, das Böses getan hat,Das, da den Hund um die Rinder es mordete, oder den Hirten,Wegflieht, ehe die Schar versammelter Männer herandringt:Also der Nestorid’; ihm nach die Troer und Hektor |
590 | Rannten mit lautem Getös’, und schütteten herbe Geschosse;Doch nun stand er gewandt, da der Seinigen Schar er erreichet. Trojas Volk, blutgierig wie raubverschlingende Löwen, Stürzte nunmehr in die Schiffe, des Donnerers Rat vollendend:Der sie mit höherem Mut stets kräftigte, doch den Argeiern |
595 | Schwächte das Herz, und des Ruhms sie beraubete, stärkend die Troer.Denn dem Hektor beschloß sein Ratschluß Ruhm zu gewähren,Priamos’ Sohn, damit er die schreckliche Flamme des FeuersWürf’ in die prangenden Schiff’, und ganz erfüllte der ThetysUnbarmherzigen Wunsch: drum harrete Zeus Kronion, |
600 | Leuchten zu sehn den Glanz von einem brennenden Schiffe;Doch alsdann verhängt’ er den Troern Flucht und VerfolgungImmerdar von den Schiffen, und Siegesruhm den Achaiern.Also gesinnt, erregt er, der Danaer Schiffe zu stürmen,Hektor, Priamos’ Sohn, der selber des Kampfs auch begehrte. |
605 | Tobt’ er doch wild, wie Ares mit raffendem Speer, und wie FeuerSchrecklich die Berge durchtobt, in verwachsener Tiefe des Waldes!Siehe der Schaum umstand die Lippen ihm, während die AugenUnter den düsteren Brauen ihm funkelten; und um die SchläfenWehte der Mähnenbusch von dem Helm des kämpfenden Hektors |
610 | Fürchterlich! Selbst war ihm aus des Äthers Höhn ein BeschirmerZeus, der jenem allein in mächtigen Scharen der MännerPreis und Herrlichkeit gab: denn wenige Tage nur warenIhm gewährt; schon lenkt’ ihm das finstere TodesverhängnisPallas Athene daher durch siegende Macht des Achilleus. |
615 | Jener nun ging zu durchbrechen die Ordnungen, rings versuchend,Wo den dichtesten Haufen er sah, und die trefflichsten Waffen:Dennoch versucht’ er umsonst Einbruch, wie gewaltig er andrang;Denn stets hemmt’ ihn die Schar der Geschlossenen: gleich wie ein Felsen,Hochgetürmt und groß, an des bläulichen Meeres Gestade, |
620 | Welcher besteht der sausenden Wind’ herzuckende Wirbel,Und die geschwollene Flut, die gegen ihn brandend emporrauscht:So vor den Troern bestand der Danaer Volk, und entfloh nicht.Er, den strahlendes Feuer umleuchtete, sprang auf die Heerschar,Hergestürzt, wie die Wog’ in das rüstige Schiff sich hineinstürzt, |
625 | Ungestüm aus den Wolken vom Sturme genährt; es bedeckt sichGanz mit Schaume das Schiff, und fürchterlich saust in dem SegelOben die Wut des Orkans; und es bebt den erschrockenen SchiffernBange das Herz; weil wenig vom Tode getrennt sie entfliegen;Also empört Unruhe das Herz der edlen Achaier. |
630 | Aber der Held, wie ein Löwe voll Wut eindringt in die Rinder,Die in gewässerter Aue des großen Sumpfes umhergehn,Tausende; nur ein Hirt begleitet sie, wenig geübt noch,Ein krummhorniges Rind zu verteidigen wider ein Raubtier;Zwar bei den vordersten bald, und bald bei den äußersten Rindern, |
635 | Wandelt er ängstlich umher; doch er, in die Mitte sich stürzend,Würgt den Stier, und es entfliehn die Erschrockenen: so die Achaier,Graunbetäubt entflohn sie vor Hektors Macht und Kronions,Alle; doch einen erschlug er, Mykenens Held Periphetes,Kopreus’ Sohn des Berühmten, der einst des Königs Eurystheus |
640 | Botschaft pflag zu bringen der hohen Kraft Herakles:Ihm ein besserer Sohn, dem schlechteren Vater, gezeuget,War er in jeglicher Tugend, im rüstigen Lauf, und im Kampfe,Auch an Verstand mit den ersten im Rat der Mykener gepriesen;Der nun sank vor Hektor, noch höheren Ruhm ihm gewährend. |
645 | Denn wie zurück er wandte, da stieß er sich unten am BordeSeines Schilds, den er trug, die fers’erreichende Schutzwehr:Er, verwickelt daran, sank rückwärts, und um die SchläfenTönte mit furchtbarem Klange der Helm des fallenden Kriegers.Hektor sofort bemerkt’ es, und eilendes Laufs ihm genahet, |
650 | Bohrt’ er die Lanz’ in die Brust, ihn dicht bei den lieben GenossenMordend: sie suchten umsonst, betraurend zwar den Genossen,Rettung; sie selbst erbebten zu sehr dem göttlichen Hektor. Vorwärts hatten sie jetzt, und umher die äußersten Schiffe, Die man zuerst aufzog; allein nachstürzten sich jene. |
655 | Zwar die Danaer wichen genötiget auch von den vordernSchiffen zurück; doch dort beharrten sie bei den GezeltenScharweis, nicht sich zerstreuend durchs Lager umher; denn es hielt sieScham und Furcht; sie ermahnten sich unablässig einander.Nestor vor allen der Greis, der gerenische Hort der Achaier, |
660 | Flehete jeglichem Manne, bei Stamm und Geschlecht ihm beschwörend: Seid nun Männer, o Freund’, und Scham erfüll’ euch die Herzen Scham vor anderen Menschen! Noch mehr erinnre sich jederSeines Weibs, und der Kinder, des Eigentums, und der Eltern,Welchen sie leben sowohl, als welchem bereits sie gestorben! |
665 | Ihrenthalb, der Entfernten, beschwör’ ich jetzo euch flehend,Tapfer den Feind zu bestehn, und nicht zur Flucht euch zu wenden! Jener sprach’s, und erregte zu Mut und Stärke die Männer. Allen nunmehr von den Augen entnahm Athene des DunkelsHehres Gewölk; und Licht umstrahlte sie hiehin und dorthin, |
670 | Nach der Seite der Schiff, und des allverheerenden Krieges.Hektor sahn sie, den Rufer im Streit, und sahn die Genossen,Jene, die hinterwärts sich entferneten, müde des Kampfes,Und die mutig den Kampf um die rüstigen Schiffe noch kämpften. Nicht mehr jetzt gefiel es dem heldenmütigen Ajas, |
675 | Dort in der Ferne zu stehn mit den anderen Söhnen Achaias;Sondern der Schiffe Verdeck’ umwandelt’ er, mächtiges Schrittes,Und bewegt’ in dein Händen die mächtige Stange des Meerkampfs,Wohlgefügt mit Ringen, von zweiundzwanzig Ellen.So wie ein Mann, mit Rossen daherzusprengen verständig, |
680 | Der, nachdem er aus vielen sich vier Reitrosse vereinigt,Rasch aus dem flachen Gefilde zur großen Stadt sie beflügelt,Auf dem gemeinsamen Weg’; und viel anstaunend ihm zuschaun,Männer umher und Weiber; denn sicher stets und unfehlbarSpringt er vom anderen Roß aufs andere; und sie entfliegen: |
685 | So dort Ajas, auf vieler gerüsteten Schiffe VerdeckeWandelt’ er mächtiges Schritts; und es tönte sein Ruf bis zum Äther.Immerdar mit schrecklichem Laut den Achaiern gebot er,Daß sie Schiff’ und Gezelte verteidigten. Aber auch HektorWeilete nicht im Haufen der dichtumpanzerten Troer; |
690 | Nein, wie ein glänzender Adler auf weitgeflügelter VögelScharen daher sich stürzt, die weidend am Strom sich gelagert,Kraniche, oder Gäns’, und das Volk langhalsiger Schwäne:So drang Hektor dort auf ein schwarzgeschnäbeltes MeerschiffGrad’ im stürmenden Lauf; ihn schwang von hinten Kronion |
695 | Mit allmächtiger Hand, und erregte die folgende Heerschar. Wiederum ein bitterer Streit bei den Schiffen erhub sich; Gleich als flög’ unermüdet und nie bezwungenes MutesJeder zum Kampfe daher: so tobten sie wild aneinander.Dieser Gedank’ entflammte die Streitenden: sie, die Achaier |
700 | Dachten nicht zu entfliehn vor den Schrecknissen, sondern zu sterben;Aber den Troern hofft’ ein jeglicher mutiges Herzens,Anzuzünden die Schiff’, und Achaias Helden zu morden.Also gefaßt im Herzen bekämpften sie wütend einander. Hektor erhub nun die Hand zum Steuerende des Meerschiffs, |
705 | Das, leichtsegelnd und schön, den Protesilaos gen TrojaHergeführt, allein nicht wiederbrachte zur Heimat.Hierum kämpfeten jetzt die Troer und die Achaier,Wild durcheinander gemengt, und mordeten: siehe fürwahr nichtFerne des Bogenschusses erharrten sie, oder des Speeres; |
710 | Sondern nahe zusammen gedrängt, einmütiges Herzens,Schwangen sie scharfe Beil’ und hauende Äxt’ aufeinander,Auch gewaltige Schwerter, und zwiefach schneidende Lanzen.Manches stattliche Schwert mit schwarzumwundenem HefteStürzete dort aus der Hand in den Staub, und dort von den Schultern |
715 | Streitender Männer herab; und in Blut floß ringsum die Erde.Hektor, nachdem er das Schiff anrührete, ließ es durchaus nicht,Fest den Knauf in den Händen gefaßt, und ermahnte die Troer: Feuer her, und erhebt in stürmendem Drange den Schlachtruf! Uns nun sendete Zeus den Tag, der alle vergütet: |
720 | Daß wir die Schiff’ einnehmen, die trotz den Unsterblichen landendUns so viel Unheiles gebracht, durch die Zagheit der Greise,Welche, so oft zu kämpfen ich strebt’ um die ragenden Steuer,Immer mich selbst abhielten, und Kriegsvolk mir versagten.Aber hat auch dann uns betört Zeus’ waltende Vorsicht |
725 | Unseren Sinn; doch jetzo ermahnt er selbst und gebietet! Jener sprach’s; und sie stürmten noch heftiger auf die Achaier, Ajas bestand nicht fürder, ihn drängten zu sehr die Geschosse;Sondern entwich ein wenig, da Todesgraun er zuvorsah,Hoch auf des Steuerers Bank, vom Verdeck des schwebenden Schiffes. |
730 | Dort gestellt nun späht’ er umher, mit der Lanze die TroerStets von den Schiffen entfernend, wer loderndes Feuer herantrug;Stets auch ruft’ er mit schrecklichem Laut, und gebot den Achaiern: Freund’, ihr Helden des Danaerstamms, o Genossen des Ares! Seid nun Männer, o Freund’, und gedenkt des stürmenden Mutes! |
735 | Wähnen wir denn, uns stehn noch tapfere Helfer dahinten?Oder ein stärkerer Wall, der das Weh abwehre den Männern?Keine Stadt ist nahe, mit türmender Mauer befestigt,Die uns verteidigen könnt’, abwechselndes Volk uns gewährend;Sondern ja hier im Felde der dichtumpanzerten Troer |
740 | Liegen wir nahe dem Meer, entfernt vorn Lande der Väter!Nur in den Armen ist Heil, und nicht in der Laue des Kampfes! Sprach’s, und schaltete wütend daher mit der spitzigen Lanze. Wer auch alljetzt der Troer den räumigen Schiffen sich nahte,Flammende Glut in der Hand, dem ermahnenden Hektor gehorsam; |
745 | Schnell verwundet’ ihn Ajas, mit langem Speer ihn empfangend.Zwölf mit stürmender Hand vor Achaias Schiffen erlegt’ er. |