| Jener sprach’s; und es schmerzte der jauchzende Ruf die Achaier;Aber Antilochos schwoll sein mutiges Herz vor Betrübnis.Doch nicht, wie er auch traurte, vergaß er seines Genossen, |
420 | Sondern umging ihn in Eile, mit großem Schild ihn bedeckend.Schnell darin bückten sich her zween auserwählte Genossen,Echios’ Sohn Mekistheus zugleich, und der edle Alastor,Die zu den räumigen Schiffen den schwer Aufstöhnenden trugen. Rastlos tobte voll Mutes Idomeneus; immer noch strebt’ er, |
425 | Ob er einen der Troer mit Nacht des Todes umhüllte,Ob er auch selbst hinkrachte, das Weh der Achaier entfernend.Siehe, den mutigen Held Alkathoos, welchen der HerrscherÄsyetes erzeugt: ein Eidam war er Anchises,Seiner ältesten Tochter vermählt, der Hippodameia, |
430 | Die von Herzen der Vater daheim und die zärtliche MutterLiebeten; weil sie vor allen zugleich aufblühenden JungfraunGlänzt’ an Schönheit und Kunst und Tugenden; darum erkor sieAuch der edelste Mann im weiten Lande der Troer:Diesen bezwang durch Idomeneus jetzt der Herrscher Poseidon, |
435 | Täuschend den hellen Blick, und die stattlichen Glieder ihm hemmend.Denn nicht rückwärts konnt’ er hinwegfliehn, oder auch seitwärts;Sondern gleich der Säul’, und dem hochgewipfelten Baume,Stand er ganz unbewegt; da stieß ihm Idomeneus kraftvollSeinen Speer in die Brust, und zerschmetterte rings ihm den Panzer, |
440 | Welcher von Erz geflochten ihn sonst vor dem Tode geschirmet;Doch rauh tönt’ er nunmehr; um die mächtige Lanze zerberstend.Dumpf hinkracht’ er im Fall’, und es steckte die Lanz’ in dem Herzen,Daß von dem pochenden Schlage zugleich der Schaft an dem SpeereZitterte; doch bald ruhte die Kraft des mordenden Erzes. |
445 | Aber Idomeneus rief mit hoch frohlockender Stimme: Scheint sie dir billig zu sein, Deïphobos, unsere Rechnung, Drei für einen erlegt? Denn umsonst nur hast du geprahlet,Törichter! Aber wohlan, und stelle dich selber mir entgegen,Daß du erkennst, welch einer von Zeus’ Geschlecht ich hieherkam! |
450 | Dieser zeugete Minos zuerst, den Hüter von Kreta;Minos darauf erzeugte Deukalions heilige Stärke;Aber Deukalion mich, der unzähligen Menschen gebietetWeit in Kretas Gefild’; allein jetzt segelt’ ich hieher,Dir und dem Vater zum Weh’ und anderen Söhnen von Troja! |
455 | Jener sprach’s; da erwog Deïphobos wankendes Sinnes: Ob er sich einen gesellte der edelmütigen Troer,Rückwärts wieder gewandt; ob allein er wagte den Zweikampf.Dieser Gedank’ erschien dem Zweifelnden endlich der beste,Hinzugehn zu Äneias. Er fand ihn hinter der Heerschar |
460 | Stehend; denn immerdar dem göttlichen Priamos zürnt’ er,Weil er ihn nicht ehrte, den tapferen Streiter des Volkes.Nahe nun trat er hinan, und sprach die geflügelten Worte: Edler Fürst der Troer, Äneias, traun dir geziemt nun Deinen Schwager zu rächen, wofern dich rührt die Verwandtschaft. |
465 | Komm denn, und räche mit mir Alkathoos, welcher vordem ja,Deiner Schwester Gemahl, als Kind dich erzog im Palaste;Ihn hat Idomeneus nun der Speerberühmte getötet. Jener sprach’s; ihm aber das Herz im Busen erregt’ er. Schnell zu Idomeneus eilt’ er daher, in Begierde des Kampfes. |
470 | Doch nicht zagte vor Furcht Idomeneus, gleich wie ein Knäblein;Sondern er stand, wie ein Eber des Bergs, der Stärke vertrauend,Welcher fest das Gehetz anwandelnder Männer erwartet,In unwirtbarer Haid’, und den borstigen Rücken emporsträubt;Sieh, es funkeln von Feuer die Augen ihm; aber die Hauer |
475 | Wetzet er, abzuwehren gefaßt, wie die Hund’ auch die Jäger:Also bestand der Streiter Idomeneus kühn den Äneias,Der mit Geschrei anstürmte; doch ruft’ er seinen Genossen,Aphareus, samt Askalaphos dort, und Deïpyros schauend,Auch Meriones dort, und Antilochos, kundig des Feldrufs; |
480 | Diese reizt’ er zum Kampf, und sprach die geflügelten Worte: Kommt, o Freund’, und beschützt mich Einzelnen! Schrecken ergreift Vor des raschen Äneias’ Herannahn, der mich bestürmet;Der ein Gewaltiger ist in der Feldschlacht Männer zu töten;Auch noch blüht ihm Jugend in üppiger Stärke des Lebens. |
485 | Wären wir doch an Alter so gleich uns, wie an Gesinnung;Bald würd’ ihn Siegsehre verherrlichen, oder mich selber! Jener sprach’s; und sie all’, einmütiges Sinnes versammelt, Stellten sich nah umher, die Schilde gelehnt an die Schultern. Auch Äneias indes ermahnete seine Genossen, |
490 | Paris, samt Deïphobos dort, und den edlen Agenor,Welche die Troer mit ihm anführeten; aber die VölkerFolgeten nach: so folgen die blökenden Schafe dem WidderVon der Weide zur Tränk’; es freuet sich herzlich der Schäfer:Also war dem Äneias das Herz im Busen voll Freude, |
495 | Als er der Völker Schar nachwandeln sahe sich selber. Jetzt um Alkathoos her begegneten jene sich stürmend Mit langschaftigen Speeren; und rings um die Busen der MännerRasselte schrecklich das Erz, von den Zielenden gegeneinanderDurch das Gewühl. Zween Männer, voll Kriegesmuts vor den andern, |
500 | Beid’, Äneias der Held und Idomeneus, ähnlich dem Ares,Strebten einander den Leib mit grausamem Erz zu verwunden.Erstlich schoß Äneias den Speer auf Idomeneus zielend;Jener indes vorschauend vermied den ehernen Wurfspieß,Daß Äneias’ Geschoß mit bebendem Schaft in den Boden |
505 | Stürmte, nachdem es umsonst aus nervichter Hand ihm entflogen.Aber Idomeneus traf des Önomaos wölbenden PanzerMitten am Bauch, daß schmetternd ins Eingeweid’ ihm die SpitzeTaucht’; und er sank in den Staub, mit der Hand den Boden ergreifend.Zwar Idomeneus riß den langen Speer aus dem Toten |
510 | Eilend; doch nicht vermocht’ er die andere prangende RüstungIhm von der Schulter zu ziehn: so drängten umher die Geschosse.Auch nicht frisch war der Füße Gelenk dem strebenden Kämpfer,Weder hinanzuspringen nach seinem Geschoß, noch zu weichen.Drum in stehendem Kampf zwar wehrt’ er dem grausamen Tage; |
515 | Aber zur Flucht nicht trugen die Schenkel ihn rasch aus dem Treffen.Als er nun langsam wich, da flog Deïphobos’ LanzeBlinkend ihm nach; denn er hegte den daurenden Groll ihm noch immer.Doch verfehlt’ er auch jetzt; und Askalaphos bohrte die Lanze,Ihm Enyalios’ Sohne, mit stürmendem Erz in die Schulter |
520 | Tief; und der sank in den Staub, mit der Hand den Boden ergreifend.Nicht annoch vernahm es der brüllende Wüterich Ares,Daß sein Sohn gefallen im Ungestüme der Feldschlacht;Fern auf den Höhn des Olympos, durch Zeus’ des Allmächtigen Ratschluß,Saß er, von goldenen Wolken umschränkt; dort saßen zugleich ihm |
525 | Andre unsterbliche Götter, zurückgehemmt von dem Kriege. Jetzt um Askalaphos her begegneten jene sich stürmend. Siehe Deïphobos riß von Askalaphos’ Haupte den blankenFlatternden Helm; doch Meriones, rasch wie der tobende Ares,Rannte den Speer in den Arm des Raubenden, daß aus der Hand ihm |
530 | Schnell der längliche Helm mit Getön hinsank auf den Boden.Doch Meriones sprang von neuem hinan, wie ein Habicht,Und er entriß aus dem Ende des Arms den gewaltigen Wurfspieß,Dann in der Freunde Gedräng’ entzog er sich. Aber Polites,Seinen verwundeten Bruder Deïphobos mitten umfassend, |
535 | Führt’ ihn hinweg aus dem Sturme der brüllenden Schlacht zu den Rossen,Welche geflügeltes Hufs ihm hinter dem Kampf und GefechteStanden, gehemmt vom Lenker am kunstreich prangenden Wagen.Diese trugen zur Stadt den schwer aufstöhnenden Krieger,Matt vor Schmerz; und das Blut entfloß dem verwundeten Arme. |
540 | Aber die anderen kämpften, und graunvoll brüllte der Schlachtruf. Jetzo stürzt’ Äneias auf Aphareus, Sohn des Kaletor,Welcher sich gegen ihn wandt’, und stieß ihm den Speer in die Gurgel.Jenem sank zur Seite das Haupt, es folgte der Schild nach,Auch der Helm; und des Todes entseelender Schauer umfloß ihn. |
545 | Als Antilochos jetzt den gewendeten Thoon bemerkte, Stieß er dahergestürmt, und ganz die Ader zerschnitt er,Welche längs dem Rücken emporläuft bis zu dem Nacken:Diese zerschnitt er ihm ganz, daß er rücklings hinab auf den BodenTaumelte, beide Händ’ umher zu den Freunden verbreitend. |
550 | Aber Antilochos eilt’, und entzog den Schultern die Rüstung,Mit umschauendem Blick; denn rings anstürmende TroerTrafen den breiten Schild, den prangenden; doch sie vermochtenNicht ihm durchhin zu verwunden den Leib mit grausamen Erze,Nestors Sohn; denn siehe, der Erderschüttrer Poseidon |
555 | Schirmt’ Antilochos rings im mächtigen Sturm der Geschosse.Denn nie war er der Feind’ entlediget, sondern durchtobteStets ihr Gewühl; nie ruhte der Speer ihm, sondern beständigBebt’ er geschwungen umher; denn er wählete, mutiges Herzens,Jetzt dem Wurfe sein Ziel, und jetzt dem stürmenden Anlauf. |
560 | Wohl nahm Adamas nun des Zielenden wahr im Getümmel, Asios’ Sohn, und traf ihm den Schild mit spitzigem Erze,Nahe daher sich stürzend; doch kraftlos machte die SchärfeDer schwarzlockige Herrscher des Meers, sein Leben ihm weigernd:Stecken blieb ein Teil, wie ein Pfahl in der Flamme gehärtet, |
565 | Dort in Antilochos’ Schild’, und der andere lag auf der Erde.Schnell in der Freunde Gedräng’ entzog er sich, meidend das Schicksal.Aber Meriones folgt’, und schoß die Lanze dem FlüchtlingZwischen Scham und Nabel hinein: wo am meisten empfindlichNaht der blutige Mord den unglückseligen Menschen: |
570 | Dort durchdrang ihn das Erz, daß er hingestürzt um die LanzeZappelte, gleich wie ein Stier, den im Bergwald weidende Männer,Wie er sich sträubt, fortziehn durch Zwang des Rutengeflechtes:Also zappelt’ im Blut er ein weniges, aber nicht lange;Denn ihm nahte der Held Meriones, welcher dem Leibe |
575 | Mächtig die Lanz’ entriß; und Nacht umhüllt’ ihm die Augen. Helenos hieb nun genaht dem Deïpyros über die Schläfe Mit dem gewaltigen thrakischen Schwert, und den Helm von dem HaupteSchmettert’ er, daß er getrennt hintaumelte; und ein Achaier,Als vor der Streitenden Füß’ er daherrollt’, hob ihn vom Boden; |
580 | Doch ihm hüllte die Augen ein mitternächtliches Dunkel. Schmerz ergriff den Atreiden, den Rufer im Streit Menelaos; Schnell mit furchtbarem Drohn auf Helenos eilt’ er den Herrscher,Schwenkend den ehernen Speer; doch Helenos spannte den Bogen.Also nahten sie beid’, und trachteten, dieser den Wurfspieß |
585 | Gegen ihn herzuschnellen, und jener den Pfeil von der Senne.Priamos’ Sohn itzt traf mit dem Pfeil den wölbenden PanzerJenem über der Brust; doch es flog das herbe Geschoß ab.Wie von der breiten Schaufel herab auf geräumiger TenneHüpfet der Bohnen Frucht, der gesprenkelten, oder der Erbsen, |
590 | Unter des Windes Geräusch, und dem mächtigen Schwunge des Wurflers:Also vom Panzer herab dem herrlichen Held MenelaosFerne zurückgeprallt, entflog das herbe Geschoß hin.Nun traf jener die Hand, der Rufer im Streit Menelaos,Welche den Bogen ihm hielt, den geglätteten; und in den Bogen |
595 | Stürmte, die Hand durchbohrend, hinein die eherne Lanze:Schnell in der Freunde Gedräng’ entzog er sich, meidend das Schicksal,Mit hinhangender Hand, und schleppte den eschenen Speer nach.Diesen zog aus der Hand der hochgesinnte Agenor;Dann verband er sie selbst mit geflochtener Wolle des Schafes |
600 | Einer Schleuder, geführt von dem Kriegsgefährten des Herrschers. Aber Peisandros rannt’ auf den herrlichen Held Menelaos Ungestüm; denn ihn führte zum Tod’ ein böses Verhängnis,Dir, Menelaos, zu fallen in schreckenvoller Entscheidung.Als sie nunmehr sich genaht, die Eilenden gegeneinander; |
605 | Schoß er fehl, der Atreid’, und seitwärts flog ihm die Lanze.Aber Peisandros traf dem herrlichen Held MenelaosSeinen Schild; doch konnt’ er hindurch nicht treiben die Spitze;Denn sie hemmte der Schild, daß ab der Schaft an der ÖseBrach: schon freute sich jener im Geist, und erwartete Siegsruhm; |
610 | Doch der Atreid’, ausziehend das Schwert voll silberner Buckeln,Sprang auf Peisandros hinan. Der hob die schimmernde StreitaxtUnter dem Schild, die ehrne, geschmückt mit dem Stiele von Ölbaum,Schöngeglättet und lang; und sie drangen zugleich aneinander.Dieser haut’ ihm den Kegel des schweifumflatterten Helmes |
615 | Oben dicht an dem Busch: doch er des Nahenden StirneÜber der Nas’; es zerkrachte der Knochen ihm, aber die AugenFielen ihm blutig hinab vor die Füß’ auf den staubigen Boden;Und er entsank sich windend. Gestemmt nun die Fers’ auf die Brust ihm,Raubt’ er das Waffengeschmeid’, und rief frohlockend die Worte: |
620 | So doch verlaßt ihr endlich der reisigen Danaer Schiffe, Ihr unmenschlichen Troer, des schrecklichen Streits unersättlich!Auch noch anderer Schmach und Beleidigung nimmer ermangelnd:Wie ihr schändlichen Hunde mich schmähetet, und nicht geachtetZeus’ schwertreffenden Zorn, des Donnerers, welcher das Gastrecht |
625 | Heiliget, und zerstören euch wird die erhabene Feste!Die ihr mein jugendlich Weib und viel der reichen BesitzungFrech mir von dannen geführt, nachdem sie euch freundlich bewirtet!Und nun möchtet ihr gern die meerdurchwandelnden SchiffeTilgen mit schrecklicher Flamm’, und Achaias Helden ermorden! |
630 | Aber ihr ruht wohl endlich, wie sehr ihr tobt, von dem Kriege!Vater Zeus, man sagt ja, du seist erhaben an WeisheitÜber Menschen und Götter; doch warst du Stifter des alles:Wie du anjetzt willfahrest den übermütigen MännernTrojas, welchen, vor Trotz und Üppigkeit, nimmer das Herz sich |
635 | Sättigen kann am Streite des allverderbenden Krieges!Alles wird man ja satt, des Schlummers selbst, und der Liebe,Auch des süßen Gesangs, und bewunderten Reigentanzes:Welche doch mehr anreizen die sehnsuchtsvolle Begierde,Als der Krieg; doch die Troer sind niemals satt des Gefechtes! |