Читать книгу Die großen Klassiker der Antike - Aristoteles - Страница 62

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Unmutsvoll nun begann der erderschütternde Herrscher:
185 Traun das heißt, wie mächtig er sei, hochmütig geredet,Mir, der an Würd’ ihm gleicht, mit Gewalt den Willen zu hemmen!Denn wir sind drei Brüder, die Kronos zeugte mit Rheia:Zeus, ich selbst, und Aïs, der Unterirdischen König.Dreifach geteilt ward alles, und jeder gewann von der Herrschaft:
190 Mich nun trafs, beständig das graue Meer zu bewohnen,Als wir gelost; den Aïdes traf das nächtliche Dunkel;Zeus dann traf der Himmel umher in Äther und Wolken;Aber die Erd’ ist allen gemein, und der hohe Olympos.Nimmer folg’ ich demnach Zeus’ Ordnungen; sondern geruhig
195 Bleib’ er, wie stark er auch ist, in seinem beschiedenen Dritteil.Nicht mit den Armen fürwahr, wie den Zagenden, schrecke mich jener!Seine Töchter vielleicht und Söhn’ auch möcht’ er mit AnstandDurch hochfahrende Worte bedräun, die er selber gezeuget;Denn sie werden aus Zwang auf jedes Gebot ihm gehorchen!
200 Ihm antwortete drauf die windschnell eilende Iris: Völlig so, wie du sagst, schwarzlockiger Erdumstürmer,Bring’ ich Zeus die Rede, so ungestüm, und so trotzig?Oder wendest du noch? Gern wenden sich Herzen der Edeln.Weißt du doch, daß Älteren stets die Erinnyen beistehn.
205 Wieder begann dagegen der Erderschüttrer Poseidon: Iris, du hast, o Göttin, verständige Worte geredet.Wahrlich ein gutes Ding, wenn ein Bote weiß, was geziemet.Aber der bittere Schmerz hat Seel’ und Geist mir durchdrungen,Wenn er, wer gleich an Würd’, und ähnlichem Schicksal bestimmt ist,
210 Den zu schelten gedenkt mit wild anfahrenden Worten.Dennoch möcht’ ich für jetzt, obgleich unwillig, ihm weichen.Aber ich sage dir an, und beschließ’ im Herzen die Drohung:Wo er zum Trotz mir selbst, und der Siegerin Pallas Athene,Hermes, und der Here zum Trotz, und dem Herrscher Hephästos,
215 Ilios Feste verschont, die erhabene, und die VertilgungNicht beschleußt, noch schenkt des Sieges Gewalt den Achaiern;Wiss’ er dann, daß ewig unheilbarer Zorn uns entflammt! Also sprach, und verließ die Danaer Poseidaon, Ging und taucht’ in die Fluten, vermißt von den Helden Achaias.
220 Jetzo begann zu Apollon der Herrscher im Donnergewölk Zeus: Phöbos, geh, o Geliebter, zum erzgepanzerten Hektor; Denn bereits ja entwich der Erderschüttrer PoseidonWieder ins heilige Meer, den verderblichen Grimm zu vermeidenUnseres Zorns. Wohl hätten den Kampf auch andre gehöret,
225 Selbst die Unsterblichen unter der Erd’, um Kronos versammelt!Aber sowohl für mich weit heilsamer, als für ihn selber,War’s, daß jener zuvor, obgleich unwillig, enteilteMeinem Arm; nicht hätten wir ohne Schweiß uns gesondert!Auf du nimm in die Hände die quastumbordete Ägis;
230 Diese mit Macht herschütternd, erschrecke das Herz der Achaier.Aber du selbst, Ferntreffender, sorg’ um den strahlenden Hektor:Denn so lang’ erhebe den Mut ihm, bis die AchaierFliehend daher die Schiff’ und den Hellespontos erreichet.Dann beschließ’ ich selber mit Wort und Tat es zu ordnen,
235 Daß sich wieder erholen des schweren Kampfs die Achaier. Jener sprach’s; und dem Vater war nicht unfolgsam Apollon. Schnell von des Idas Höhn entschwang er sich, gleich wie der HabichtStürmend zum Taubenmord, der geschwindeste aller Gevögel.Priamos’ Sohn nun fand er, den heldenmütigen Hektor,
240 Sitzend; er lag nicht mehr, und erfrischt vom kehrenden LebenKannt’ er die Seinigen rings; des Atems Schwer’ und der AngstschweißRuhete, weil ihn erweckt des Ägiserschütterers Ratschluß.Nahe nun trat und begann der treffende Phöbos Apollon: Hektor, Priamos’ Sohn, warum so entfernt von den andern
245 Sitzest du kraftlos hier? Hat etwa ein Leid dich getroffen? Wieder begann schwachatmend der helmumflatterte Hektor: Wer bist du, o bester der Himmlischen, welcher mich fraget?Hörtest du nicht, daß dort um die ragenden Steuer von Argos,Wo ich die Freund’ ihm vertilgte, mich warf der gewaltige Ajas
250 Mit dem Gestein an die Brust, und im stürmischen Kampfe mich hemmte?Glaubt’ ich doch die Geister der Tief’ und Aïdes WohnungDiesen Tag noch zu sehn; denn schon verhaucht’ ich die Seele. Ihm antwortete drauf der treffende Herrscher Apollon: Sei getrost; solch einen gewaltigen Rettet entsendet
255 Zeus dir vom Ida herab, dir beizustehn und zu helfen,Mich den Phöbos Apollon mit goldenem Schwert, der zuvor auchSchirmte dich selber zugleich, und Ilios türmende Feste.Jetzo wohlan, ermahne die reisigen Scharen der Krieger,Auf die gebogenen Schiffe die hurtigen Rosse zu lenken.
260 Sieh ich wandle voran, und ebne die Bahn vor den RossenWeit hinab, und wende zur Flucht die Helden Achaias. Also der Gott, und beseelte mit Mut den Hirten der Völker. Wie wenn im Stall ein Roß, mit Gerste genährt an der Krippe,Mutig die Halfter zerreißt, und stampfendes Laufs in die Felder
265 Eilt, zum Bade gewöhnt des lieblichwallenden Stromes,Trotzender Kraft; hoch trägt es das Haupt, und rings an den SchulternFliegen die Mähnen umher; doch stolz auf den Adel der Jugend,Tragen die Schenkel es leicht zur bekannteren Weide der Stuten:So auch Hektor, in Eile die Knie’ und die Schenkel bewegend,
270 Trieb er der Reisigen Schar, da des Gottes Stimm’ er vernommen.Dort, wie wenn ein Gewild, den Kronhirsch, oder den Geißbock,Jagende Hund’ hinscheuchten und landbewohnende Männer;Ihn dann des steilen Gebirgs Felshaupt und ein schattiges DickichtRettete; denn ihn versagte das Schicksal noch den Verfolgern;
275 Doch auf das laute Getümmel erschien ein bärtiger LöweDrohend am Weg’, und verscheuchte die Strebenden alle mit einmal:So die Achaier zuerst, in Schlachtreihn folgten sie immer,Zuckend daher die Schwerter und zwiefach schneidenden Lanzen;Doch wie sie Hektor gesehn die Männerscharen umwandeln,
280 Standen sie starr, und allen entsank vor die Füße der Mut hin. Drauf ermahnte sie Thoas, der tapfere Sohn Andrämons, Edel im Volk der Ätoler, ein kundiger Held mit dem Wurfspieß,Auch im stehenden Kampf; den Redenden aber besiegtenWenige, wann um ihr Wort Achaias Jünglinge stritten;
285 Dieser begann wohlmeinend, und redete vor der Versammlung: Weh mir! ein großes Wunder erblick’ ich dort mit den Augen! Wie doch von neuem erstand, den greulichen Keren entronnen,Hektor! Eben nur hofft’ in sicherem Herzen ein jeder,Daß er von Ajas’ Händen gestürzt, des Telamoniden.
290 Aber ein Gott hat wieder emporgestellt und errettetHektor, der schon vielen der Danaer löste die Kniee:Welches auch jetzt, vermut’ ich, geschehn wird! Schwerlich ja steht erOhne den Donnerer Zeus so freudiges Muts in dem VorkampfAber wohlan, wie ich rede das Wort, so gehorchet mir alle.
295 Heißt die Menge des Volks zu unseren Schiffen zurückziehn;Selbst nur, so viele wir uns die Tapfersten rühmen des Heeres,Laßt uns stehn, um zuerst dem Ungestüm zu begegnen,Alle die Lanzen erhöht. Ich meine ja, wie er auch wütet,Wird er im Herzen sich scheun, der Danaer Schar zu durchbrechen.
300 Jener sprach’s; da hörten sie aufmerksam, und gehorchten. Schnell um die Ajas’ her, und Idomeneus, Kretas Beherrscher,Teukros auch, und Meriones auch, und den kriegrischen Meges,Ordneten jene die Schlacht, die edelsten Helden berufend,Gegen der Troer Gewalt und Hektors; aber von hinten
305 Zog die Menge des Volks zurück zu den Schiffen Achaias. Vor nun drangen die Troer mit Heerskraft; Hektor voran ging Mächtiges Schritts; vor ihm selbst dann wandelte Phöbos Apollon,Eingehüllt in Gewölk, und trug die stürmische Ägis,Graunvoll, rauhumsäumt, hochfeierlich: welche Hephästos
310 Schmiedet’, und Zeus dem Donnerer gab zum Einsetzen der Männer:Diese trug in den Händen der Gott, und führte die Völker. Argos’ Söhn’ auch harrten gedrängt dort; und ein Geschrei stieg Laut aus beiderlei Heer, die Pfeile geschnellt von den SennenSprangen; und häufige Speere, von mutigen Händen geschleudert,
315 Hafteten teils anprallend im Leib der blühenden Kämpfer;Viel’ auch im Zwischenraume, den schönen Leib nicht erreichend,Standen empor aus der Erde, voll Gier im Fleische zu schwelgen.Weil noch still die Ägis einhertrug Phöbos Apollon,Hafteten jegliches Heeres Geschoss’, und es sanken die Völker.
320 Aber sobald er sie gegen der reisigen Danaer AntlitzSchüttelte, laut aufschreiend und fürchterlich; jetzo verzagteIhnen im Busen das Herz, und vergaß des stürmenden Mutes.Jetzt wie die Herd’, entweder des Hornviehs, oder der Schafe,Zwei Raubtiere zerstreut, in dämmernder Stunde des Melkens,
325 Kommend in schleuniger Wut, wann nicht der Hüter dabei ist:Also entflohn kraftlos die Danaer, ganz von ApollonsSchrecken betäubt; denn die Troer und Hektor ehrt’ er mit Siegsruhm. Nun schlug Mann vor Mann, im zerstreueten Kampf der Entscheidung. Hektor raffte den Stichios hin und Arkesilaos:
330 Diesen der erzumschirmten Böotier ordnenden Führer,Jenen des hochgesinnten Menestheus treuen Genossen.Auch Äneias entriß des Jasos Waffen und Medons:Dieser war ein Bastard des göttergleichen Oileus,Medon, des Ajas Bruder, des kleineren; aber er wohnte
335 Ferne vom Vaterland’ in Phylake, weil er den VetterEinst erschlug, Eriopis der späteren Gattin Oileus:Jasos war zum Führer der Athenäer geordnet,Sphelos’ Sohn im Volke genannt, und Bukolos Enkel.Auch den Mekistheus schlug Polydamas, auch den Polites
340 Echios vorn im Gefecht, und den Klonios mordet’ Agenor.Paris durchschoß rückwärts dem Deïochos oben die Schulter,Als er im Vorkampf floh, daß vorn das Erz ihm hervordrang. Während sie jen’ entblößtem der Rüstungen; jetzt die Achaier, Schnell auf Graben und Pfähle dahergestürzt in Verwirrung,
345 Bebten sie dorthin und dort, und tauchten aus Zwang in die Mauer.Hektor anjetzt ermahnte mit lautem Rufe die Troer: Auf die Schiffe gesprengt, und verlaßt die blutige Rüstung! Wen ich vielleicht wo anders entfernt von den Schiffen erblicke,Gleich den Tod auf der Stelle bereit’ ich ihm! Keine Verwandtschaft
350 Folgt dann, Männer und Fraun, zum Totenfeuer dem Leichnam;Sondern er liegt, von Hunden zerfleischt, vor Ilios Mauern! Sprach’s, und schwang die Geißel dem raschen Gespann auf die Schultern, Lautes Rufs anmahnend die Ordnungen. Alle zugleich nunLenkten sie, laut aufschreiend, die wagenbeflügelnden Rosse,
355 Mit graunvollem Getös’; und der fahrende Phöbos ApollonStürzete leicht mit den Füßen des Grabens ragende UferStampfend hinab in die Mitt’, und brückte den Pfad hinüber,Lang zugleich und breit, so fern der geschwungene WurfspießHinfliegt, welchen ein Mann, die Kraft zu versuchen, entsendet.
360 Dort nun strömten sie vor in geschlossener Schar, und ApollonVorn, von der Ägis umstrahlt; hinstürzt’ er der Danaer MauerLeicht, wie etwa den Sand ein Knab’ am Ufer des Meeres,Der, nachdem er ein Spiel aufbaut’ in kindischer Freude,Wieder mit Hand und Fuße die Häuflein spielend verschüttet:
365 So, ferntreffender Phöbos, verschüttetest du der AchaierMüh und daurenden Fleiß, und scheuchtest sie selbst mit Entsetzen.Jetzo hemmeten jene sich dort bei den Schiffen beharrend,Und ermahnten einander; und rings mit erhobenen HändenBetete laut ein jeder zu allen unsterblichen Göttern.
370 Nestor vor allen der Greis, der gerenische Herr der Achaier,Flehte, die Händ’ ausstreckend zum sternumleuchteten Himmel: Vater Zeus, so dir einer in Argos’ Weizengefilden Fette Schenkel des Stiers anzündete, oder des Widders,Flehend um Wiederkehr, und du ihm gewinkt und gelobet;
375 Denk’ uns des, und steur’, Olympier, solchem Verderben!Laß nicht so hinsinken vor Trojas Macht die Achaier!
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