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Die Frauen der Artuswelt

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Weibliche Figuren nehmen in der auf den ersten Blick männlich dominierten Ritterwelt um König Arthur eine durchaus wichtige Stellung ein. Diese Erkenntnis veranlasste bereits die amerikanische Fantasy-Autorin Marion Zimmer Bradley, ihren Artusroman »Die Nebel von Avalon« aus einer weiblichen Perspektive zu erzählen (vgl. Kap. 3). Sie bestätigt den Eindruck, dass Frauen als adlige Damen die höfische Welt prägen – wobei sie gleichwohl Gefahren ausgesetzt sind, die sich in Entführungen ausdrücken können und manchmal tödlich enden. Vor allem aber treten weibliche Gestalten als Botinnen bzw. Angehörige einer mysteriösen, magisch bestimmten Anderwelt auf, wodurch sie dem Zauberer Merlin nahestehen, ihn aber an Klugheit wie anderweltlichem Wissen sogar übertreffen.

Ginevra, Tochter des Königs Lodegrance und Arthurs Gattin, verkörpert den Aspekt der höfischen Herrschaft von Camelot. Als Königin steht sie als einzige Frau der Tafelrunde nahe und lädt deren Ritter sogar zu sich. Die treue Liebe zu Arthur wird von ihrem leidenschaftlichen Verhältnis zu Lanzelot überschattet. Dadurch ruft Ginevra ungewollt den Zwist am Hofe hervor, der schließlich zum Untergang Camelots führt (vgl. oben). Mehreren Vorwürfen ist die Königin ausgesetzt, wofür ihr jeweils der Tod auf dem Scheiterhaufen droht. In diesen Situationen bedarf sie der ritterlichen Hilfe eines Lanzelot. Aber letztlich steht sie loyal zu ihrem Gatten Arthur. Als der verräterische Mordred sie zur Ehe zwingen will, entzieht sie sich ihm in den Londoner Tower. Mit Arthurs Tod und dem Untergang Camelots zieht sie sich als Äbtissin in ein Kloster zurück.

Arthurs Mutter Igraine ist erheblich mehr der männlichen Begehr ausgesetzt, empfängt sie doch den späteren König ungewollt von Utherpendragon in der Gestalt ihres damaligen Gatten Gorlois von Cornwall. Später versöhnen sich Sohn und Mutter miteinander. Igraine hat mit ihrem ersten Mann zwei Töchter, die als Halbschwestern Arthurs für die Artusgeschichte von großer Bedeutung sind:

Morgause wird die Ehefrau des Artusfeindes Lot von Orkney, mit dem sie Gawain und drei weitere Söhne hat. Die Lady lässt sich mit Arthur ein, von dem sie nicht weiß, dass er ihr Halbbruder ist. Das Produkt dieser fatalen Liaison ist Mordred, der schließlich das Ende seines Vaters betreiben wird. Aber Morgause endet übel: Ihr Sohn Gaheris überrascht sie mit ihrem Geliebten, dem Tafelritter Lamorak, und tötet sie.

Dieses Geschick droht ihrer Schwester Morgan (Morgane, Morgaine le Fay) nicht, ist sie doch zum einen mit König Urien von Gorre (Nordengland) verheiratet, mit dem sie den Sohn Iwain hat, später ein Ritter der Tafelrunde. Neben dieser menschlichen Seite hat sie jedoch überirdische Eigenschaften, die sie der Anderwelt zuschreiben. Von den einen als Hexe, von den anderen als Fee bezeichnet, stellt sie jedoch auch an sich den Prozess der Alterung fest. Aber sie ist und bleibt eine »Meisterin der Nekromantie« (Sir Thomas Malory 1977, 20), die die Zauberkunst mit ihren dunklen Seiten beherrscht. Diese wendet sie nicht selten gegen ihren Halbbruder Arthur an. So raubt sie sein Schwert Excalibur mit der Schutz gewährenden Scheide und lässt ihn mit einem wirkungslosen Duplikat kämpfen. Ihrem Geliebten Accolon will sie auf diese Weise den Sieg im Zweikampf sichern, was allerdings misslingt. Arthur erkennt ihren Verrat, erschlägt Accolon und lässt den Toten auf einer Bahre nach Camelot schaffen: »Bringt ihn zu meiner Schwester Morgan le Fay und sagt, ich schicke ihn ihr als Geschenk und hätte mein Schwert Excalibur und die Scheide wieder« (ebd., 148). In ihrer Trauer macht sie sich auf den Weg zu Arthur und stiehlt ihm aufs Neue die Schwertscheide. Der zürnende König verfolgt sie bis an einen See, in den Morgan die Scheide wirft (später sollte ihm Merlin wieder dazu verhelfen, vgl. oben). Sie beweist zugleich ihre Zauberkraft, indem sie sich und ihr Gefolge in einen Marmorstein verwandelt, was sie vor Arthur schützt. Arglos nimmt er hingegen einen prächtigen Mantel von seiner Halbschwester an, der sich als vergiftet erweist: Die Überbringerin der Gabe wird gezwungen, den Mantel umzulegen, worauf sie verbrennt. Morganes schwarze Magie und ihr dunkler Charakter zeigen sich ebenso an einem Mordversuch an ihrem Gemahl Urien, den Iwain im letzten Moment verhindern kann, und an ihrer oben geschilderten Zauberei gegen Lanzelot, der gefangen gesetzt wird, um die schönste der Königinnen auszuwählen. Auf die Ambivalenz ihres Charakters verweist, dass Morgane zu jenen Frauen gehört, die den todwunden Artus auf ihrer Barke nach Avalon bringen.

Morgane bleibt nicht die einzige Gestalt, der eine Herkunft aus der Anderwelt nachgesagt werden kann. Dies gilt auch für die Dame vom See (Fräulein vom See, Frau vom See), deren Identität diffus ist – zumal wahrscheinlich mehrere Seefrauen in Erscheinung treten. Zumindest die eine residiert in einem Felsen in der Mitte eines Sees und verschafft Arthur Excalibur (vgl. oben). Sie bedingt sich dafür einen späteren Wunsch aus, der jedoch ihre Zwiespältigkeit verdeutlicht. Denn sie wünscht sich den Kopf eines Ritters oder seiner Dame oder gleich beider, weil sie Schuld am Tod ihrer Verwandten tragen. Der Tafelritter Balin erkennt hingegen in der Frau vom See die Töterin seiner Mutter und enthauptet sie seinerseits. Eine andere Frau des Sees ist jene Nimue, in die sich Merlin verliebt und daraufhin selbst von ihr verzaubert wird. Zauberinnen und Anderweltwesen kennzeichnen die Artuswelt des Thomas Malory und mögen seit jeher zur Sagenwelt des Königs gehört haben. Sie nehmen folgerichtig in den jüngeren Bearbeitungen des Stoffes in Literatur und Film eine bedeutende Rolle ein.

König Artus

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