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Mit den Augen des Dichters

Vor mir liegt das Buch «Geliebte Erde» von Hans Müller Einigen aufgeschlagen. Unter dem Titel «Ich hab ein Holzhaus» finden wir folgende Worte: «Wo denn? Am Thunersee, im Berner Oberland, sechshundert Meter über der menschlichen Eitelkeit, links, zwischen Spiez und Thun. Warum? Ja, weil es der schönste Punkt der Welt ist, ganz einfach.» Wie recht Hans Müller Einigen mit diesen Worten hat. War doch die erste Bezeichnung für diesen Ort am Thunersee «Zum Paradies». Da wo die Wunderquelle in den See rann, da wo Menschen gesund wurden. Diesem Ort gab man den Namen zum Paradies. Hier wurde die erste Kirche erbaut, vor über tausend Jahren. Diese unsere Kirche gehört zu den ältesten der Schweiz und wurde zu Beginn der Christianisierung in der Thunersee-Gegend gebaut. So ist es nicht verwunderlich, dass ein weitgereister Mann, der Wien die schönste Stadt Europas nennt, der New York, Hollywood, London, Berlin, München, Paris, Rom und all die gigantischen Sehenswürdigkeiten der Welt sah, sich in Einigen niederliess. Müller, ein Mann mit feinem Gefühl, erkannte die Kraft, die von diesem Ort ausging, und wollte den Rest seines Lebens am schönsten Punkt der Welt verbringen. Hier schrieb er auch sein noch heute bekanntestes Bühnenstück «Im Weissen Rössl».

Hans Müller liebte die Schweiz. Im Besonderen aber einen Flecken Erde am Thunersee. So sei mir erlaubt, mit den Worten des Meisters dies zum Ausdruck zu bringen: «Lang, lang her! Wie oft habe ich seitdem meinen Fuss in dieses lichteste, beste Zimmer Europas gesetzt! Immer wieder suchte und fand ich das Erlebnis der Schweiz; auf Skibrettern von Arosa hinuntersausend … in einem Segelboot vor Luzern … auf der Oschwand des Malers Cuno Amiet … bei der Landgemeinde in Appenzell … mit Freunden vor der Trattoria Ticinese in Bissone roten Nostrano trinkend … am Grabe Pestalozzis … in der Käserei von Oberdiesbach … in der Tonhalle Zürich… auf dem Pferdemarkt von Wimmis … in der St. Nikolauskirche zu Freiburg … zwischen den Büchern der Baslerstadtbibliothek … im Hospiz St. Bernhard nächtigend … ach, und viel weiter drüben: in der 71. Strasse von New York, wo eine winzige St. Galler Wirtsstube echte ‹Röschti›, Mundharmonika-gequiek und das rasende Heimweh verkauft … oder in Tetuan, im spanischen Marokko, in Madame Gardels kleinem Hotel National, das so sauber gehalten wird, als stünde es auf der Heimatwiese der Wirtin, zu Haudères im Kanton Wallis. Überall hier und dort liess jenes kernige, unfrömmlerische, wesentliche Wesen sich erkennen, das vom Sonntag in den Montag einen gangbaren Steg baut. Jeder Sinn für Freiheit, aus dem zugleich Besonnenheit entspringt. Und eine blutvolle Art unbefohlenen, man möchte sagen unliterarischen Humors, dem auch noch im Komischen das Komische nicht entgeht. Zuletzt dann aber, vor nun bald zehn Jahren, wurde mir das bis anhin nur Erlebte zum eigenen Leben: als ich in der Schweiz mein Häuschen fand. Und dazu achtzehnhundertzweiundneunzig Quadratmeter grünen Umschwung am Thunersee. Eine Wahlheimat bedeutet mehr als eine Geburtheimat. Man hat sich durch die Welt bis an diesen Punkt hindurchgeschlagen, endlich landet man in einem Hafen nach dem eigenen Kompass. Und nun möchte man nie, nie mehr auf unbekannte, drohende Meere hinaussegeln.»

Einigen-Lied

us em Chindergarte

Mys Dörfli, wo-ni läbe,

isch dr schönscht Platz uf der Wält!

I wett mit niemerem tuusche

ou nid um e Huuffe Gäld.

I ghöre d’Kander ruusche,

im See spieglet s Himmels-Zält.

I bi so glücklich u so froh,

dass i grad hie, grad hie uf d’Wält bi cho!

Mis Dörfli, wo-ni läbe,

isch dr schönscht Platz uf der Wält!

I wett mit niemerem tuusche

ou nid um e Huufe Gäld.

I ghöre d’Glogge lüüte

vom Chilchli Sankt Michael.

We d’wosch dr Himmel uf Ärde gseh,

so chumm i ds Paradies am Wendelsee!

Text von Maria Ringgenberg (1929 – 1984). Sie war ab 1969 im Kindergarten Einigen als Kindergärtnerin tätig.

«I bi so glücklich und so froh, dass i grad hie, grad hie uf d’Wält bi cho!» Dieses Lied wurde im Kindergarten geübt und von den Kindern auf dem Nachhauseweg aus voller Kehle gesungen. Was kann es Schöneres geben, als Kinder singen zu hören. Glückliche Kinder, die singen: «Ich bin so glücklich und so froh …»

Einigen - der schönste Punkt der Welt

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