Читать книгу Histaminintoleranz - in Verbindung mit Glutenunverträglichkeit und Laktoseintoleranz - Astrid Marie Ferver - Страница 5
Die Diagnose und die erste Zeit
ОглавлениеMit diesem Büchlein in der Hand oder vor Augen haben Sie möglicherweise erst vor kurzem Ihre Diagnose erhalten: Histaminintoleranz! Und wissen nun erst einmal nicht, wie weiter. Das kann ich gut verstehen und nachvollziehen, mir ging es vor einigen Monaten nicht anders. Völlig blockiert und aufgewühlt habe ich versucht, einen klaren Gedanken zu fassen. Und mich an jeden Strohhalm geklammert, der mir gereicht wurde. Seien es Menschen, denen es genauso geht (mir hat meine liebe Schwester helfen können) oder aber Hinweise und Rezepte aus dem Internet.
„Nur“ eine Histaminintoleranz mag von den noch übrig bleibenden Nahrungsmitteln gerade noch so durchgehen (Wobei ich hier absolut nicht werten und diese herunterspielen möchte, die Symptome sind sehr unangenehm bis grausam, keine Frage. Mir geht es hier um die Vielfalt der noch zur Verfügung stehenden Lebensmittel). Problematischer wird es allerdings, wenn sich noch andere Allergien, Unverträglichkeiten und Intoleranzen hinzugesellen.
In meinem Fall seien dies die Glutenunverträglichkeit und die Laktoseintoleranz1. Somit fallen Dinkel und Co. auch noch weg und bei den Milchprodukten sieht es völlig düster aus. Hier hilft dann nur noch experimentieren und Ausschau nach Rezepten halten, damit die erste Zeit überbrückt werden kann und nicht gleich die Unterzuckerung droht. Die Kilos purzeln hier von allein, ob erwünscht oder nicht. (Mit dem Blick auf die Nahrungsmittel, die noch übrig bleiben würden, wenn auch noch eine Fructoseintoleranz hinzukäme, bin ich doch tatsächlich froh, „nur“ mit meinen mir drei zugedachten zurechtkommen zu müssen.)
Auch eine gewisse Sensibilisierung tritt ein. Ich leide ja schon seit vielen Jahren, eigentlich Jahrzehnten unter Kopfschmerzen. Zwar verschiedener Art, aber oft unerträglich. Nun weiß ich zumindest schon mal meine „Histamin-Schmerzen“ einzuordnen. Und die waren trotz Nahrungsumstellung ziemlich oft da in der ersten Zeit. Das kommt wohl von der „Entgiftung“ des Körpers. Da muss sich erst so einiges ordnen und fügen und vor allem spielt der Entzug des Glutens hier auch eine große Rolle.2
Nach der Diagnose fliegt einem erst mal alles um die Ohren, nichts steht mehr da, wo es mal stand. Die bisherige Lebensordnung gerät aus den Fugen. Allerdings kommt dann langsam das Verständnis und es stellen sich gewisse AHA-Momente ein für so viele über lange Zeit unverständliche Dinge den eigenen Körper betreffend. Denn rückblickend betrachtet kann ich sagen, dass ich froh bin, jetzt zu wissen, woran ich bin. Nur so kann sich ja längerfristig eine Verbesserung einstellen. Mit dem richtigen Arzt an Ihrer Seite werden die Ursachen für die Histaminintoleranz gesucht und auch behandelt. Somit ist diese Diagnose nicht zwingend lebenslänglich. Ich habe schon viele Berichte gelesen, wo die Betroffenen schon nach wenigen Jahren wieder fast alle Nahrungsmittel zu sich nehmen konnten. Das macht mir Mut. Vor allem dann, wenn es mir mal wieder nicht so gut geht. Dann denke ich ganz einfach an die schon immer länger werdenden Abstände zwischen den schlechten Tagen.
So unterschiedlich jeder Mensch ist, so sind es auch die Ursachen und die Symptome der Histaminintoleranz. Bei mir sind es wohl Kupfer-, Zink- und Vitamin-C-Mangel. Außerdem ist mein Progesteron-Hormon im Defizit. Was es bei Ihnen ist, kann Ihnen nur der Arzt Ihres Vertrauens sagen. Ich selbst bin bei einer Allergologin in Behandlung, die sich auch auf Biomedizin spezialisiert hat. Wenn Ihnen Ihr Hausarzt nicht weiterhelfen kann, gehen Sie unbedingt auf die Suche nach einem geeigneten Mediziner. Zu aller Not auch einem, der nicht kassenärztlich abrechnet. Glauben Sie mir, das ist es auf jeden Fall wert. Es geht ja schließlich um das höchste Gut, Ihre Gesundheit.
Symptome können sich wie bei mir mit Verdauungsbeschwerden aller Art und Kopfschmerzen zeigen. Aber auch Husten, Fließschnupfen, Asthma, Nesselsucht, Herzrasen, Erschöpfungszustände, PMS, Schlafstörungen…3
Wenn sich diese in dem Zeitraum vom Moment der Essensaufnahme bis zu 72 Stunden nach dieser zeigen, dann liegt die Vermutung nahe, dass Sie an der Histaminintoleranz leiden. Genauer Abklärung bedarf es dann wie schon erwähnt eines Arztes und der von ihm eingeleiteten Tests und Untersuchungen von z.B. Blut, Stuhl, Schilddrüse und der Erstellung des Hormonstatus. Sie könnten aber bis zum Termin bei ihm schon ein Tagebuch führen, in dem Sie Ihre Beobachtungen festhalten.
Es könnte allerdings auch sein, dass bestimmte Düfte die Symptome auslösen. Bei mir ist das ganz extrem: ich reagiere sofort auf Rauch, egal welcher Art, auch auf Parfüm und Deos oder überhaupt chemische Substanzen. Selbst das Wetter kann Auslöser für diese Reize sein: ich hab unheimliche Probleme bei Wind und zu viel Sonne.
Höchstwahrscheinlich aber nur dann, wenn der Histamingehalt im Körper sehr hoch ist, dass „Fass“ also voll ist. An den Tagen, wo dieses recht leer ist, wird uns eben Genanntes wohl nichts weiter ausmachen. (Dies schreibe ich deshalb so vorsichtig, weil die Histaminintoleranz noch keine feste Diagnose in der Schulmedizin darstellt. Und sie sich außerdem so vielseitig und „kreativ“ zeigt.)
Auch wurde schon beobachtet, dass es mitunter am Nachmittag zu einem Energietief im Körper kommen kann. Das kenne ich ebenfalls von mir und äußert sich dann so, dass die Symptome eher nachmittags als morgens auftreten und gegen Abend wieder besser werden. Natürlich wird das nicht bei jedem der Fall sein. Aber möglicherweise bei Menschen, die körperlich nicht ganz so fit sind. Nach der chinesischen Organuhr hat in der Zeit von 17 bis 19 die Niere ihre Hauptzeit und diese ist nach der Traditionellen Chinesischen Medizin der Speicher der Lebensenergie. Wenn diese möglicherweise nicht ganz so stark ist, dann sind wir um diese Zeit doch recht schlapp, energie- und lustlos. Auffüllen können wir diese Energie nur bedingt, da sie schon zum Zeitpunkt der Zeugung angelegt wird4.
Mit bewusster und nachhaltiger Ernährung können wir dafür sorgen, dass von unserem Körper her nicht an die Speicher gegangen werden muss bzw. sie nicht so schnell geleert werden. Also am besten kein Fastfood und keine industriell verarbeiteten Lebensmittel, keine zuckerhaltigen Getränke, den Alkoholkonsum minimieren und möglichst kein Nikotin. Dazu wenig bis gar kein Stress… Was können Sie jetzt erkennen? Genau, dies müssen wir nämlich mit unserer Diagnose auch alles beachten. Sicherlich sind im Moment noch mehr Einschränkungen hinzunehmen, diese werden aber wie schon erwähnt, nicht lebenslänglich sein. Z.B. dürfen wir ja jetzt keine Tomaten essen. Kommt aber wieder der Zeitpunkt, wo dies geht, dann sollte schon darauf geachtet werden, dass es sich dann um eigenen Anbau oder Bio-Produkte handelt. Pestizide sollten in unserer Ernährung überhaupt nicht vorkommen.
Kein Tag ist gleich, nicht jeder Mensch ist gleich und die Histaminintoleranz ist unberechenbar. Deshalb müssen trotz vieler und umfangreicher Empfehlungslisten die Nahrungsmittel selbst ausprobiert werden. Sie können nur als Richtlinie dienen. Und es sollte einem klar sein, histaminfreies Essen gibt es nicht, nur histaminarmes.
Es wird immer Tage und Zeiten geben, wo wir ein Gericht besser vertragen, weil das „Fass leer ist“. An den „schlechten Tagen“ ist es bei mir allerdings manchmal schon so, dass ich die einfachsten Zutaten, wie Kartoffeln, Möhren, Lauchzwiebel in Butter, nicht vertrage. Da könnte ich natürlich die Wände hochgehen. Was soll ich mir denn als Nächstes zubereiten?? Ohne Essen geht es ja nun mal nicht. Und fertig zubereitetes und zu kaufendes vertrage ich entweder durch die Zusatzstoffe oder aber die Reifung nicht. Hilft ja alles nichts, da müssen wir durch. Es gibt ja dann auch wieder die besseren Tage, wo wir wieder Mut schöpfen können. Und den möchte ich Ihnen mit meinem kleinen Ratgeber hier machen. Denn Schritt für Schritt, auch wenn es erst einmal recht kleine sind, geht es wieder vorwärts in Richtung Gesundheit.
Denn was zeigt uns denn die Histaminintoleranz? Das mit unserem körperlichen Haushalt etwas nicht in Ordnung ist, dass es eben Defizite gibt. So unangenehm wie das Ganze zwar ist, ich bin dennoch froh, dass ich nichts wirklich Organisches und Unheilbares habe. Das halte ich mir immer wieder vor Augen. Und es ist eine Situation, in der wir vielleicht einmal innehalten und uns genau vor Augen führen sollten, wie es unter anderem so weit kommen konnte. Wie gesund haben wir denn bisher gelebt oder nicht gelebt? Was haben wir denn an Nahrungsmitteln zu uns genommen, dass es zu diesen Ungleichgewichten in uns gekommen ist? Oder wie sieht überhaupt unser Alltag aus? Welchem Stress setzen wir uns tagtäglich aus? Welche Ängste beherrschen uns und machen uns fertig? Auch das ist eine Art von Stress. Dieser ist nämlich mit verantwortlich, wenn es wieder die „schlechten Tage“ gibt. Denn in einer entspannten Atmosphäre kommt es viel weniger zu größeren Histaminschüben.