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6. Vortrag.
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Sechster Vortrag.
Über dieselbe Stelle des Evangeliums. Warum Gott den Heiligen Geist in Gestalt einer Taube habe zeigen wollen. Joh. 1, 32―33.
1.
] Ich gestehe eurer Heiligkeit, ich habe gefürchtet, diese Kälte möchte euch kaltsinnig machen, so daß ihr nicht hierher kämet; allein weil ihr durch diesen starken und zahlreichen Besuch bewiesen habt, daß ihr im Geiste warm seid, so zweifle ich nicht, daß ihr auch für mich gebetet habt, damit ich tue, was ich schuldig bin. Denn ich hatte versprochen, im Namen Christi heute darzulegen ― da der Mangel an Zeit kürzlich eine eingehendere Erklärung verhinderte ―, warum Gott den Heiligen Geist in Gestalt einer Taube zeigen wollte. Damit dies erklärt werde, ist der heutige Tag für uns angebrochen, und ich sehe, daß ihr euch in Hörbegierde und andächtiger Gesinnung zahlreicher eingefunden habt. Eure Erwartung erfülle Gott durch unsern Mund. Denn aus Liebe seid ihr gekommen, aber was habt ihr geliebt? Wenn uns, auch das ist gut; denn wir wollen von euch geliebt werden, aber wir wollen es nicht in uns. Weil wir euch also in Christus lieben, so liebet auch ihr uns in Christus, und unsere Liebe seufze füreinander zu Gott, denn das ist das Seufzen der Taube.
2.
Wenn es also das Seufzen der Taube ist, das wir alle kennen, die Tauben aber in Liebe seufzen, so höret, was der Apostel sagt, und wundert euch nicht, daß der Heilige Geist in Gestalt einer Taube gezeigt werden wollte; „denn um was wir bitten sollen“, sagt er, „wissen wir nicht, der Heilige Geist selbst aber ist Fürsprecher für uns mit unaussprechlichen Seufzern“160. Wie nun, Brüder, werden wir sagen, daß der Geist seufzt dort, wo er vollkommen und ewig selig ist mit dem Vater und dem Sohne? Denn der Heilige Geist ist Gott wie der Sohn Gottes Gott und der Vater Gott ist. Dreimal habe ich gesagt: Gott, aber ich habe nicht gesagt: drei Götter; denn eher noch dreimal Gott als drei Götter, weil der Vater und der Sohn und der Heilige Geist ein Gott ist; das wißt ihr ganz gut. Der Heilige Geist seufzt also nicht in sich selbst bei sich in jener Trinität, in jener Seligkeit, in jener Ewigkeit seines Wesens, sondern in uns seufzt er, weil er unser Seufzen bewirkt. Und es ist nichts Geringes, daß uns der Heilige Geist seufzen lehrt, denn er erinnert uns daran, daß wir Pilger sind, und lehrt uns nach dem Vaterland verlangen, und eben dieses Verlangen ist es, in dem wir seufzen. Wem es wohl ist in dieser Welt oder vielmehr wer glaubt, es sei ihm wohl, wer aus Lust an fleischlichen Dingen, im Übermaß zeitlicher Güter und eitler Glückseligkeit aufjauchzt, hat die Stimme eines Raben; denn die Stimme des Raben ist krächzend, nicht seufzend. Wer aber weiß, daß er in der Bedrängnis dieses sterblichen Lebens sich befindet und fern vom Herrn pilgert161, noch nicht die uns verheißene ewige Seligkeit besitzt, sondern erst in Hoffnung darauf lebt, um sie in Wirklichkeit zu erhalten, wenn der Herr in sichtbarem Glanze kommen wird, nachdem er zuerst verborgen in Niedrigkeit gekommen war: wer das weiß, seufzt. Und solange er deswegen seufzt, seufzt er gut; der Geist hat ihn seufzen gelehrt, von der Taube hat er seufzen gelernt. Denn viele seufzen in irdischer Unglückseligkeit; entweder durch Verluste entmutigt, oder mit Krankheit beladen, oder in Gefängnissen eingeschlossen, oder in Ketten gebunden, oder von den Meereswogen hin- und hergeworfen, oder von Nachstellungen der Feinde umringt seufzen sie, aber sie seufzen nicht mit dem Seufzen der Taube, sie seufzen nicht aus Liebe zu Gott, sie seufzen nicht im Geiste. Wenn darum solche von ihren Bedrängnissen befreit sind, jubeln sie mit lauter Stimme, und es zeigt sich dann, daß sie Raben sind, nicht Tauben. Mit Recht wurde aus der Arche ein Rabe entlassen, und er kehrte nicht zurück; es wurde eine Taube entlassen, und sie kehrte zurück; diese beiden Vögel sandte Noe aus162. Er hatte dort einen Raben, er hatte dort auch eine Taube; diese beiden Gattungen enthielt die Arche; und wenn die Arche die Kirche vorbildete, so seht ihr eben, daß die Kirche in der Sintflut dieser Welt beide Gattungen enthalten muß, den Raben und die Taube. Welche sind die Raben? Die das Ihrige suchen. Welche die Tauben? Die das suchen, was Christi ist163.
3.
Darum also hat er, als er den Heiligen Geist sandte, ihn auf zweierlei Weise sichtbar gezeigt, durch die Taube und durch das Feuer: durch die Taube über dem Herrn bei der Taufe, durch das Feuer über den versammelten Jüngern. Denn als der Herr nach der Auferstehung nach vierzigtägigem Verkehr mit seinen Jüngern in den Himmel aufgestiegen war, sandte er ihnen am Pfingstfeste den Heiligen Geist, wie er versprochen hatte. Der Geist also kam damals und erfüllte jenen Ort, und nachdem zuerst ein Brausen vom Himmel her entstanden war, als ob ein gewaltiger Wind wehte, wie in der Apostelgeschichte zu lesen ist, da „erschienen ihnen zerteilte Zungen wie Feuer, das sich auf jeden von ihnen niederließ, und sie fingen an, in Sprachen zu reden, wie der Heilige Geist es ihnen auszusprechen verlieh“164. Dort sahen wir eine Taube über dem Herrn, hier zerteilte Zungen über den versammelten Jüngern; dort wird Einfalt, hier Liebesglut versinnbildet. Denn es gibt solche, die zwar einfältig heißen, aber träge sind; sie werden einfältig genannt, sind aber saumselig. Kein solcher war Stephanus, des Heiligen Geistes voll; er war einfältig, weil er niemand etwas Böses tat; er war liebeglühend, weil er die Gottlosen rügte. Denn der schwieg nicht vor den Juden, von dem die flammenden Worte stammen: „Ihr Hartnäckigen und Unbeschnittenen an Herz und Ohren, ihr widerstehet allezeit dem Heiligen Geiste“. Eine scharfe Sprache, allein die Taube wird scharf ohne Galle. Denn damit ihr wisset, daß sie ohne Galle scharf wurde: beim Hören dieser Worte liefen die Raben sofort zu den Steinen wider die Taube und fingen an Stephanus zu steinigen, und der kurz vorher heftig und glühend im Geiste wie auf Feinde einen Angriff gemacht hatte und wie ein Stürmender auf sie losgegangen war mit jenen feurigen und flammenden Worten, wie ihr gehört: „Ihr Hartnäckigen und Unbeschnittenen an Herz und Ohren“, so daß, wer diese Worte hört, meinen könnte, Stephanus wolle, wenn es ihm möglich wäre, daß sie auf der Stelle aufgezehrt werden sollten, der sprach, als die Steine aus ihren Händen auf ihn flogen, mit gebeugtem Knie: „Herr, rechne es ihnen nicht zur Sünde an“165. Er gehörte zur Einheit der Taube. Denn vorher hatte dies der Meister getan, auf welchen die Taube herabstieg und der am Kreuz hängend sprach: „Vater, verzeihe ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“166. Also daß die durch den Geist Geheiligten keine Arglist haben sollten, wurde in der Taube gezeigt; daß es bei keiner frostigen Einfalt bleiben sollte, wurde im Feuer gezeigt. Es soll auch nicht befremden, daß die Zungen zerteilt wurden. Denn die Zungen (Sprachen) sind verschieden, darum erschien er in zerteilten Zungen. „Zerteilte Zungen“, heißt es, „wie Feuer, das sich auf jeden von ihnen niederließ.“ Die Zungen unterscheiden sich voneinander, aber die Verschiedenheit der Zungen sind keine Spaltungen. In den zerteilten Zungen fürchte keine Zersplitterung, die Einheit erkenne in der Taube.
4.
So also mußte der Heilige Geist bei seiner Herabkunft auf den Herrn gezeigt werden, damit jeder erkenne, er müsse, wenn er den Heiligen Geist hat, einfältig sein wie die Taube, mit den Brüdern wahren Frieden haben, den die Küsse der Tauben andeuten. Denn Küsse haben auch die Raben; aber bei den Raben ist falscher Friede, bei der Taube wahrer Friede. Nicht jeder also, welcher sagt: Friede sei mit euch, ist als eine Taube anzuhören. Wie nun unterscheiden sich die Küsse der Raben von den Küssen der Tauben? Es küssen die Raben, aber sie zerfleischen; von Zerfleischung weiß die Natur der Tauben nichts; wo also Zerfleischung, da ist kein wahrer Friede in den Küssen; jene haben den wahren Frieden, welche die Kirche nicht zerfleischten. Die Raben nähren sich nämlich vom Tode; das ist der Taube fremd, sie lebt von den Früchten der Erde, ihre Nahrung ist unschuldig, was in der Tat, Brüder, an der Taube zu bewundern ist. Die Sperlinge sind sehr klein, sie töten aber wenigstens Fliegen; nichts von dem die Taube, denn sie nährt sich nicht vom Tode. Die die Kirche zerfleischten, nähren sich von Leichen. Gott ist mächtig; beten wir, daß die wieder aufleben, die von ihnen verschlungen werden und es nicht einmal merken. Viele erkennen es, weil sie wieder aufleben; denn bei ihrer Ankunft wünschen wir uns täglich Glück im Namen Christi. Seid nur ihr so einfältig, daß ihr glühend seid, und eure Glut sei auf der Zunge. Schweiget nicht, redet mit feurigen Zungen, entzündet die Kalten.
5.
Denn wie, Brüder? Wer sollte nicht sehen, was jene nicht sehen? Es ist auch kein Wunder (daß sie es nicht sehen), weil sie167 von dort nicht zurückkehren wollen, wie der Rabe, der aus der Arche entlassen wurde. Denn wer sollte nicht sehen, was jene nicht sehen? Sie sind auch dem Heiligen Geiste undankbar. Siehe, die Taube stieg auf den Herrn herab, und zwar auf den Herrn, nachdem er getauft worden war, und es erschien dort die heilige und wahre Dreifaltigkeit, die uns der eine Gott ist. Es stieg nämlich der Herr aus dem Wasser, wie wir im Evangelium lesen: „Und siehe, es öffneten sich die Himmel, und er sah den Geist herabsteigen wie eine Taube, und er blieb über ihm; und gleich darauf ließ sich eine Stimme vernehmen: Du bist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe“168. Es erscheint ganz deutlich die Dreifaltigkeit, der Vater in der Stimme, der Sohn im Menschen, der Geist in der Taube. Wohin wurden im Namen dieser Dreifaltigkeit die Apostel gesandt? Laßt uns sehen, was wir sehen, und was zu unserer Verwunderung jene nicht sehen; denn nicht in Wahrheit sehen sie es nicht, sondern sie schließen gegen das, was ihnen ins Gesicht springt, ihre Augen. Wohin wurden die Jünger gesandt im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes von demjenigen, von welchem es heißt: „Dieser ist es, welcher tauft“169? Denn es wurde zu den Dienern von dem gesagt, der für sich selbst die Macht (zu taufen) behielt.
6.
Denn dies sah an ihm Johannes und lernte so erkennen, was er (noch) nicht wußte; nicht als ob er ihn nicht als den Sohn Gottes erkannt hätte, oder ihn nicht als Herrn erkannt hätte, oder Christus nicht erkannt hätte, oder aber auch das nicht gewußt hätte, daß er im Vater und Heiligen Geiste taufen werde; denn auch dies wußte er; sondern daß er so taufen werde, daß er für sich selbst die Macht (zu taufen) behielt und sie auf keinen Diener übertrug; dies ist es, was er an der Taube lernte. Auf dieser Macht nämlich, welche Christus für sich allein behielt und auf keinen Diener übergehen ließ, obwohl er sich würdigte, die Taufe durch seine Diener vornehmen zu lassen, auf dieser Macht beruht die Einheit der Kirche, welche in der Taube dargestellt wird, von der es heißt: „Eine ist meine Taube, die einzige ihrer Mutter“170. Denn wenn, wie ich schon sagte, meine Brüder, die Macht vom Herrn auf den Diener übertragen würde, dann gäbe es so viele (verschiedene) Taufen, als es Diener gäbe, und die Einheit der Taufe würde nicht mehr bestehen.
7.
Gebet acht, Brüder: Bevor unser Herr Jesus Christus zur Taufe kam (denn nach der Taufe stieg die Taube herab, an der Johannes etwas Besonderes erkannte, als zu ihm gesagt worden war: „Über welchen du den Geist herabsteigen siehst wie eine Taube, und auf ihm bleiben, der ist es, welcher im Heiligen Geiste tauft“), da wußte er schon, daß er im Heiligen Geiste taufe, aber in der besonderen Art, daß die Macht nicht von ihm auf einen andern übergehen sollte, obwohl er den Dienst zu taufen andern verlieh171; das lernte er dort. Und wie beweisen wir, daß Johannes auch dies schon wußte, der Herr werde im Heiligen Geiste taufen, um einzusehen, daß er* dies* an der Taube gelernt habe, der Herr werde so im Heiligen Geiste taufen, daß jene Gewalt auf keinen andern übergehen sollte? Wie beweisen wir das? Die Taube stieg erst nach der Taufe des Herrn herab; bevor aber der Herr kam, um sich von Johannes im Jordan taufen zu lassen, hat er ihn, wie gesagt, bereits gekannt gemäß den Worten, wo er sagt: „Du kommst zu mir“, um Dich taufen zu lassen, „ich muß von Dir getauft werden“. Also sag’ ich, er kannte den Herrn, er kannte den Sohn Gottes. Wie beweisen wir, daß er auch schon wußte, daß er im Heiligen Geiste taufen werde? Bevor er an den Fluß kam, als viele zu Johannes eilten, um sich taufen zu lassen, sprach er zu ihnen: „Ich taufe euch im Wasser, der aber nach mir kommt, ist größer als ich, dessen Schuhriemen aufzulösen ich nicht würdig bin; dieser wird euch taufen im Heiligen Geiste und mit Feuer“172; auch das wußte er schon. Was also lernte er durch die Taube kennen, damit er nicht nachher als Lügner erfunden werde (was zu meinen, Gott von uns abwenden möge), wenn nicht eben dies, daß eine besondere Eigentümlichkeit an Christus darin bestehen werde, daß, obwohl viele Diener taufen sollten, gerechte und ungerechte, die Heiligkeit der Taufe nur dem zuerteilt würde, auf den die Taube herabstieg, von dem es heißt: „Dieser ist es, welcher im Heiligen Geiste tauft“. Mag Petrus taufen, er ist es, der tauft; mag Paulus taufen, er ist es, der tauft; mag Judas taufen, er ist es, der tauft.
8.
Denn wenn die Heiligkeit der Taufe sich nach der Verschiedenheit der Verdienste richtet, so wird es, weil die Verdienste verschieden sind, verschiedene Taufen geben; und jeder hat dann ― so muß man annehmen ― etwas um so Besseres empfangen, je besser derjenige zu sein scheint, von dem er es empfangen hat. Selbst die Heiligen, verstehet es wohl, Brüder, die Guten, die zur Taube gehören, die zum Stande der Stadt Jerusalem gehören, selbst die Guten in der Kirche, von welchen der Apostel sagt: „Der Herr kennt die Seinigen“173, besitzen verschiedene Gnaden, haben nicht alle die gleichen Verdienste; die einen sind heiliger als die andern, die einen besser als die andern. Warum also ist, wenn einer z. B. von einem Gerechten und Heiligen getauft wird, der andere von einem, der von geringerem Verdienst ist vor Gott, von geringerem Range, von geringerer Enthaltsamkeit, von weniger gutem Lebenswandel, warum ist es dennoch eines und dasselbe, was sie empfangen, außer weil „dieser es ist, welcher tauft“? Wie also, wenn ein Guter und ein Besserer tauft, deshalb der eine nicht etwas Gutes, der andere etwas Besseres empfängt, sondern, obwohl von den Dienern der eine gut, der andere besser ist, beide eines und das nämliche empfingen und nicht dieser etwas Besseres, jener etwas Geringeres: so ist auch, wenn ein Böser aus Unkenntnis oder Nachsicht der Kirche tauft (denn entweder werden die Bösen nicht gekannt oder geduldet; man duldet die Spreu, bis am Ende die Tenne gereinigt wird), das, was gegeben ist, eines und nicht ungleich wegen der Ungleichheit der Diener, sondern gleich und dasselbe, weil „dieser es ist, welcher tauft“.
9.
Also, Geliebteste, laßt uns sehen, was jene nicht sehen wollen, nicht als ob sie es nicht sehen würden, sondern weil es ihnen leid tut, es zu sehen, gleich als wäre es gegen sie verschlossen. Wohin wurden die Jünger gesandt im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, um zu taufen als Diener? Wohin wurden sie gesandt? „Gehet hin“, sagte er, „taufet die Völker.“ Ihr habt gehört, Brüder, wie jenes Erbe gekommen ist: „Fordere von mir, und ich will dir die Völker zu deinem Erbe geben und zu deinem Besitztum die Grenzen der Erde“174. Ihr habt gehört, wie „von Sion das Gesetz ausging und das Wort des Herrn von Jerusalem“175; dort nämlich hörten die Jünger: „Gehet hin, taufet die Völker im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“176. Wir wurden gespannt, als wir hörten: „Gehet, taufet die Völker“. In wessen Namen? „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Dies ist* ein* Gott, weil es nicht heißt „ in den Namen“ des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, sondern „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Wo du* einen* Namen hörst, da ist* ein* Gott, wie es vom Samen Abrahams heißt und der Apostel Paulus es erklärt: „In deinem Samen werden alle Völker gesegnet werden; er hat nicht gesagt: „In den Samen“, als in vielen, sondern als in einem, und in deinem Samen, welcher ist Christus“177. Wie also der Apostel, weil er dort nicht sagt: „in den Samen“ dich lehren wollte, daß Christus einer ist, so wird auch hier, wenn es heißt: „Im Namen“, nicht: in den Namen, wie dort: „In dem Samen“, nicht: in den Samen, als* ein* Gott erwiesen der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.
10.
Aber, siehe, sagen die Jünger zum Herrn, wir haben gehört, in welchem Namen wir taufen sollen, Du hast uns zu Deinen Dienern gemacht und zu uns gesagt: „Gehet, taufet im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“; wohin sollen wir gehen? Wohin? Habt ihr es nicht gehört? Zu meinem Erbe. Ihr fragt: Wohin sollen wir gehen? Zu dem, was ich mit meinem Blute erkauft habe. Wohin also? Zu den Völkern, sagt er. Ich habe gemeint, er sprach: Gehet, taufet die Afrikaner im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Gott sei Dank; der Herr hat die Frage gelöst, die Taube hat es gelehrt. Gott sei Dank: zu den Völkern wurden die Apostel gesandt; wenn zu den Völkern, dann zu allen Zungen. Dies zeigte der Heilige Geist an, indem er in Zungen geteilt, in der Taube geeint war. Dort teilen sich die Zungen, hier verbindet die Taube. Waren die Zungen der Völker einträchtig, und nur die Zunge Afrikas nicht in Eintracht? Was ist einleuchtender, meine Brüder? In der Taube ist Einheit, in den Zungen der Völker Gemeinsamkeit. Einst nämlich wurden auch die Zungen aus Hochmut uneinig, und da entstanden aus einer Zunge die vielen Zungen. Denn nach der Sintflut errichteten gewisse stolze Menschen, wie um sich gegen Gott zu befestigen, als wäre etwas hoch für Gott oder sicher für den Stolz, einen Turm, gleichsam damit sie nicht durch eine Sintflut, wenn später eine solche erfolgen sollte, vertilgt würden. Denn sie hatten gehört und in Erwägung gezogen, daß jede Ungerechtigkeit durch die Sintflut vertilgt worden war; der Ungerechtigkeit wollten sie sich nicht enthalten; sie suchten gegen eine Sintflut einen hohen Turm auf; sie bauten einen hoch emporragenden Turm. Gott sah ihren Stolz und ließ sie in den Irrtum fallen, daß sie sich nicht mehr erkannten beim Reden, und so entstanden durch Stolz die verschiedenen Sprachen178. Wenn der Stolz die Verschiedenheit der Sprachen bewirkt hat, so hat die Demut Christi die Verschiedenheit der Sprachen aufgehoben. Was jener Turm auseinander gebracht hatte, das sammelt die Kirche wieder. Aus einer Sprache sind viele geworden; wundere dich nicht, das hat der Stolz getan; aus vielen Sprachen wird eine; wundere dich nicht, das hat die Liebe getan. Denn wenn auch der Klang der Sprachen verschieden ist, im Herzen wird* ein* Gott angerufen,* ein* Friede bewahrt. Wie also, Teuerste, mußte der Heilige Geist, um die Einheit zu bezeichnen, dargestellt werden, wenn nicht durch die Taube, damit zu der in Friede vereinigten Kirche gesagt werden könnte: „Eine ist meine Taube“? Wie mußte die Demut dargestellt werden, wenn nicht durch einen einfältigen und girrenden Vogel, nicht durch einen stolzen und sich erhebenden Vogel wie der Rabe?
11.
Vielleicht werden sie sagen: Weil es also eine Taube ist und zwar* eine* Taube, so kann es außer der* einen* Taube keine Taufe geben. Wenn also bei dir die Taube ist oder du die Taube bist, so gib du mir, wenn ich zu dir komme, das, was ich nicht habe179. Ihr wißt, das ist ihre Rede; jetzt wird euch klar sein, so rede nicht die Taube, sondern krächze der Rabe. Denn eure Liebe gebe ein wenig acht, und fürchtet Trug, oder vielmehr hütet euch und nehmt die Worte der Widersprechenden auf, um sie auszuspeien, nicht um sie zu verschlucken und dem Innern einzuverleiben. Tuet daher, was der Herr tat, als man ihm den bitteren Trank reichte; er kostete und spie ihn aus180; so auch ihr, hört es und weiset es ab. Denn was sagen sie? Wir wollen sehen. Siehe, sagt einer, du bist die Taube, o katholische Kirche, zu dir ist gesagt: „Eine ist meine Taube, die einzige ihrer Mutter“; dies ist sicherlich zu dir gesagt. Warte, frage mich nicht; wenn es zu mir gesagt ist, so beweise es zuerst; wenn es zu mir gesagt ist, so will ich schnell hören. Zu dir ist es gesagt, bemerkt er. Ich antworte mit dem Munde der katholischen Kirche: Zu mir. Das aber, Brüder, was aus meinem Munde erklang, erklang, wie ich glaube, auch aus eurem Herzen, und wir alle haben in gleicher Weise gesagt: Zur katholischen Kirche ist gesagt: „Eine ist meine Taube, die einzige ihrer Mutter“. Außerhalb der Taube, sagt er, ist keine Taufe; ich bin außerhalb der Taube getauft, also habe ich die Taufe nicht; wenn ich die Taufe nicht habe, warum gibst du sie mir nicht, wenn ich zu dir komme?
12.
Auch ich frage. Inzwischen wollen wir davon absehen, zu wem gesagt sei: „Eine ist meine Taube, die einzige ihrer Mutter“. Wir fragen noch: entweder ist es zu mir gesagt oder zu dir; wir wollen davon absehen, zu wem es gesagt sei. Dies also frage ich: Wenn die Taube einfältig ist, unschuldig, ohne Galle, friedlich in Küssen, nicht grimmig mit Krallen ―, ich frage, ob zu den Gliedern dieser Taube die Geizigen, die Räuber, die Ränkeschmiede, die Trunkenbolde, die Lasterhaften gehören; sind sie Glieder dieser Taube? Das sei ferne, sagt er. Und in der Tat, Brüder, wer möchte das behaupten. Um sonst nichts zu sagen; wenn ich nur die Räuber nenne, Glieder des Habichts können sie sein, Glieder der Taube nicht. Die Geier rauben, die Habichte rauben, die Raben rauben; die Tauben rauben nicht, zerfleischen nicht; also sind die Räuber nicht Glieder der Taube. Gab es bei euch181 auch nicht einen einzigen Räuber? Warum bleibt die Taufe, welche ein Habicht, nicht die Taube gab? Warum tauft ihr bei euch selbst nicht nach den Räubern, Ehebrechern, Trunkenbolden und Geizigen? Oder sind diese alle Glieder der Taube? So entehret ihr eure Taube, daß ihr derselben Geierglieder gebet. Wie also, Brüder, was sagen wir? In der katholischen Kirche sind Schlechte und Gute, dort aber sind nur Schlechte. Aber vielleicht sage ich das aus feindseliger Gesinnung, und das soll hernach untersucht werden. Gewiß sind auch dort, sagen sie, Gute und Schlechte; denn wenn sie sagen, sie hätten nur Gute, so mögen ihnen das die Ihrigen glauben, und ich unterschreibe es. Bei uns, mögen sie sagen, sind nur Heilige, Gerechte, Keusche, Nüchterne, keine Ehebrecher, keine Wucherer, keine Betrüger, keine Meineidigen, keine Trunksüchtigen; sie mögen das sagen, denn ich achte nicht auf ihre Zungen, sondern berühre ihre Herzen. Da sie aber uns und euch und den Ihrigen bekannt sind, wie auch ihr sowohl euch in der katholischen Kirche wie auch jenen bekannt seid, so wollen weder wir sie tadeln, noch sollen sie sich selbst schmeicheln. Wir unsererseits geben zu, daß in der Kirche Gute und Schlechte sind, aber als Körner und Spreu. Manchmal ist, wer von einem Korn getauft wird, Spreu, und wer von der Spreu getauft wird, Korn. Sonst wäre es, wenn die vom Korn erteilte Taufe gültig und die von der Spreu erteilte Taufe ungültig ist, falsch, daß „dieser es ist, welcher tauft“. Wenn es aber wahr ist, daß „dieser es ist, welcher tauft“, dann ist sowohl das, was von jenem gegeben wird182, gültig, als auch tauft er wie die Taube. Denn jener Schlechte ist keine Taube, noch auch gehört er zu den Gliedern der Taube, und er kann weder hier183 zur katholischen Kirche gezählt werden noch bei jenen, wenn sie behaupten, ihre Kirche sei die Taube. Was also, Brüder, wollen wir damit sagen? Es ist offenbar und allen bekannt, und wider Willen werden sie überführt, daß sowohl dort, wenn Schlechte die Taufe spenden, nach ihnen nicht wieder getauft wird, als auch hier, wenn Schlechte die Taufe spenden, nach ihnen nicht wieder getauft wird. Die Taube tauft nicht nach dem Raben, warum will der Rabe nach der Taube taufen?
13.
Eure Liebe gebe acht: Warum wurde durch die Taube ein gewisses Etwas angedeutet, so daß nach der Taufe des Herrn die Taube, d. h. der Heilige Geist in Taubengestalt, kam und über ihm blieb, indes Johannes bei der Ankunft der Taube im Herrn eine gewisse ihm eigene Macht zu taufen erkannte? Weil, wie schon gesagt, durch diese eigene Macht der Friede der Kirche befestigt wurde. Es ist möglich, daß einer außerhalb der Taube die Taufe hat; daß ihm die Taufe außerhalb der Taube nütze, ist nicht möglich. Eure Liebe gebe acht und verstehe, was ich sage. Denn auch durch diesen Trugschluß verführen sie oft unsere Brüder, die träge und kalt sind. Seien wir einfältiger und glühender. Siehe, sagen sie, habe ich sie empfangen oder habe ich sie nicht empfangen? Ich antworte: Du hast sie empfangen. Wenn ich sie also empfangen habe, so hast du mir nichts mehr zu geben; ich bin sicher, auch nach deinem Zeugnis; denn sowohl ich sage, daß ich sie empfangen habe, als auch du bekennst, daß ich sie empfangen habe; die Aussage beider macht mich sicher; was kannst du mir also versprechen? Warum willst du mich katholisch machen, wenn du mir nichts weiter geben willst und bekennst, ich hätte bereits empfangen, was du zu besitzen behauptest? Wenn aber ich184 sage: Komm zu mir, so sage ich so, weil du sie nicht hast; du, der du bekennst, daß ich sie habe, warum sagst du: Komm zu mir185?
14.
Es belehrt uns die Taube. Sie antwortet nämlich vom Haupte des Herrn her und sagt: Die Taufe hast du, die Liebe aber, in der ich seufze, hast du nicht. Was heißt das, sagt er, die Taufe habe ich, die Liebe habe ich nicht? Die Sakramente habe ich, die Liebe habe ich nicht? Mach kein solches Geschrei; zeige mir, wie der die Liebe hat, der die Einheit der Kirche auflöst. Ich, sagt er, habe die Taufe. Du hast sie, ja, aber die Taufe ohne die Liebe nützt dir nichts, weil du ohne die Liebe nichts bist. Die Taufe ist auch in dem, der selbst nichts ist, nicht nichts; ist doch die Taufe etwas und zwar etwas Großes, um dessentwillen, von dem es heißt: „Dieser ist es, welcher tauft“. Allein damit du nicht meintest, das, was so groß ist, könne dir etwas nützen, wenn du nicht in der Einheit bist, so stieg über den Getauften die Taube herab, als wollte sie sagen: Wenn du die Taufe hast, sei in der Taube, damit dir nicht unnütz sei, was du hast. Komm also zur Taube, sagen wir, nicht um das erst zu empfangen, was du nicht hattest, sondern damit dir nütze, was du hattest. Denn draußen hattest du die Taufe zum Verderben; wenn du sie drinnen hast, wird sie dir zum Heile gereichen.
15.
Denn nicht bloß nutzlos war dir die Taufe, sondern auch schädlich war sie. Auch das Heilige kann schädlich sein; den Guten nämlich wohnt das Heilige zum Heile, den Bösen wohnt es zum Gerichte inne. Denn sicherlich, Brüder, wissen wir, was wir empfangen, und zweifellos heilig ist, was wir empfangen, und doch was sagt der Apostel? „Wer aber unwürdig ißt und trinkt, der ißt und trinkt sich das Gericht“186. Er sagt nicht, die Sache selbst sei schlecht, sondern daß der Schlechte durch schlechten Empfang zum Gerichte das Gute empfängt, das er empfängt. Denn war der Bissen schlecht, der dem Judas vom Herrn gereicht wurde187? Es sei ferne. Der Arzt würde kein Gift geben, der Arzt gab nur Heil; allein durch unwürdigen Empfang empfing der es zum Verderben, der es nicht in Frieden empfing. So auch derjenige, der getauft wird. Ich hab’s, sagt er, für mich. Jawohl, du hast es; gib acht auf das, was du hast; gerade durch das, was du hast, wirst du verdammt werden. Warum? Weil du ein Gut der Taube außerhalb der Taube hast. Wenn du das Gut der Taube innerhalb der Taube hast, hast du es sicher. Stelle dir vor, du seiest ein Kriegsmann; wenn du das Abzeichen deines Kaisers drinnen hast, dann dienst du sicher; wenn du es draußen hast, dann nützt dir nicht bloß jenes Abzeichen nichts für den Kriegsdienst, sondern du wirst auch noch als Fahnenflüchtiger gestraft werden. Komm also, komm und sage nicht: Ich hab’s schon, mir reicht’s schon. Komm, die Taube ruft dich, seufzend ruft sie dich. Meine Brüder, euch sage ich: durch Seufzen rufet, nicht durch Streiten; rufet durch Beten, rufet durch Einladen, rufet durch Fasten; an eurer Liebe sollen sie erkennen, daß ihr Mitleid mit ihnen habt. Ich zweifle nicht, meine Brüder, daß sie, wenn sie euren Schmerz sehen, beschämt werden und wieder aufleben. Komm also, komm; fürchte nicht; fürchte, wenn du nicht kommst; vielmehr nicht fürchten sollst du, sondern trauern. Komm, du wirst dich freuen, wenn du zurückgekommen bist; du wirst zwar seufzen bei den Drangsalen, die das Kommen mit sich bringt, aber du wirst dich freuen in Hoffnung. Komm dahin, wo die Taube ist, von der es heißt: „Eine ist meine Taube, die einzige ihrer Mutter“.* Eine* Taube siehst du über dem Haupte Christi; siehst du die Zungen nicht auf dem ganzen Erdkreis? Derselbe Geist erscheint in der Taube, derselbe auch in den Zungen. Wenn derselbe Geist in der Taube und in den Zungen erscheint, dann ist der Heilige Geist dem Erdkreis gegeben, und von diesem hast du dich losgerissen, um mit dem Raben zu krächzen, nicht um mit der Taube zu seufzen. Komm also!
16.
Aber du bist vielleicht bekümmert und sagst: Draußen getauft, fürchte ich, ich möchte deshalb schuldig sein, daß ich die Taufe draußen empfangen habe. Schon fängst du an einzusehen, worüber du zu seufzen hast; du sagst mit Recht, du seiest schuldig; nicht weil du sie empfangen hast, sondern weil du sie draußen empfangen hast. Behalte also, was du empfangen hast; verbessere, was du draußen empfangen hast; du hast ein Gut der Taube empfangen, aber außerhalb der Taube. Zwei Dinge hörst du: Du hast es empfangen, und: Du hast es außerhalb der Taube empfangen. Was du empfangen hast, billige ich; daß du es draußen empfangen hast, mißbillige ich. Behalte also, was du empfangen hast; es wird nicht geändert, sondern anerkannt; es ist das Abzeichen meines Königs, ich werde nicht gottesschänderisch sein; ich bringe nur den Fahnenflüchtigen zurecht, ändere aber nicht das Abzeichen.
17.
Rühme dich nicht der Taufe, weil ich sage, sie ist es; siehe, ich sage, sie ist es, die ganze katholische Kirche sagt, sie ist es; die Taube bemerkt sie und anerkennt sie und seufzt, daß du sie draußen hast; sie sieht dort, was sie anzuerkennen, sie sieht auch, was sie zu verbessern hat. Es ist die Taufe, komm. Du rühmst dich, daß sie es ist, und willst nicht kommen? Was ist es also mit den Bösen, die nicht zur Taube gehören? Die Taube sagt dir: Haben nicht auch die Bösen, unter welchen ich seufze, die nicht zu meinen Gliedern gehören, und unter denen ich seufzen muß, das, was du zu haben dich rühmst? Haben nicht viele Trunkenbolde die Taufe? Nicht viele Geizige? Nicht viele Götzendiener, und was noch schlimmer ist, verstohlenerweise? Gehen oder gingen nicht die Heiden öffentlich zu den Götzen? Jetzt aber suchen die Christen heimlich Wahrsager auf und ziehen Sterndeuter zu Rate. Auch diese haben die Taufe, aber die Taube seufzt unter den Raben. Was freust du dich also, daß du sie hast? Du hast das, was auch der Böse hat. Habe Demut, Liebe, Friede; nimm in Empfang das Gut, das du noch nicht hast, damit dir das Gut nütze, das du hast.
18.
Denn was du hast, hatte auch Simon Magus; die Apostelgeschichte ist Zeuge, jenes kanonische Buch, welches alljährlich in der Kirche vorzulesen ist. Nach jährlich wiederkehrendem Brauche wird nach der Passion des Herrn, wie ihr wißt, jenes Buch gelesen, worin steht, wie der Apostel bekehrt und aus einem Verfolger ein Prediger wurde188, worin auch erzählt wird, wie am Pfingsttage der Heilige Geist gesandt wurde in geteilten Zungen, wie Feuer189. Daselbst lesen wir auch, daß viele auf die Predigt des Philippus hin glaubten190; darunter ist aber entweder einer aus den Aposteln oder aus den Diakonen zu verstehen, denn, wie wir dort lesen, wurden sieben Diakonen geweiht, unter welchen auch der Name Philippus sich findet191. Also auf die Predigt des Philippus hin glaubten die Samariter; Samaria wurde allmählich reich an Gläubigen. Daselbst war jener Simon Magus; durch seine Zauberkünste hatte er das Volk in Raserei versetzt, so daß sie ihn für eine Kraft Gottes hielten. Jedoch durch die von Philippus vollbrachten Zeichen bewogen, glaubte auch er, allein* wie* er glaubte, zeigte das später Folgende; getauft wurde aber auch Simon. Die Apostel in Jerusalem hörten dies; es wurde zu ihnen Petrus und Johannes gesandt, sie fanden viele Getaufte, und weil noch keiner derselben den Heiligen Geist empfangen hatte, wie er damals herabstieg als Hinweis auf die in Zukunft glaubenden Völker, so nämlich, daß diejenigen, auf welche der Heilige Geist kam, in Sprachen redeten, so legten sie ihnen die Hände auf und beteten für sie, und sie empfingen den Heiligen Geist. Jener Simon, der in der Kirche keine Taube, sondern ein Rabe war, weil er das Seinige suchte, nicht das, was Jesus Christus ist192, weshalb er in den Christen mehr die Macht als die Gerechtigkeit liebte, sah, wie durch die Handauflegung der Apostel der Heilige Geist gegeben wurde ― nicht als ob sie selbst ihn gegeben hätten, sondern weil er auf ihr Gebet hin gegeben wurde ―, und sprach zu den Aposteln: „Was wollt ihr von mir an Geld nehmen, daß auch durch meine Handauflegung der Heilige Geist gegeben werde?“ Und Petrus sprach zu ihm: „Dein Geld mit dir ins Verderben, weil du geglaubt hast, die Gabe Gottes sei um Geld käuflich“. Zu wem sagt er: „Dein Geld mit dir ins Verderben“? Gewiß zu dem Getauften. Er hatte bereits die Taufe, aber der Seele der Taube gehörte er nicht an. Höre, daß er ihr nicht angehörte, achte auf die Worte des Apostels Petrus; es folgt nämlich: „Du hast keinen Teil noch Los an diesem Glauben; denn ich sehe, daß du voll bitterer Galle bist“193. Die Taube hat keine Galle, Simon hatte solche; darum wurde er abgesondert von der Seele der Taube. Was nützte ihm die Taufe? Rühme dich also nicht der Taufe, als ob aus ihr das Heil dir erblühe; zürne nicht, lege die Galle ab, komm zur Taube; hier wird dir zum Nutzen sein, was draußen nicht bloß nicht nützte, sondern schadete.
19.
Und sage nicht: Ich komme nicht, weil ich draußen getauft bin. Siehe, fang an Liebe zu haben, fang an Frucht zu bringen, möge sich an dir Frucht finden, die Taube wird dich hineinlassen. Wir finden dies in der Schrift. Die Arche war aus unverfaulbarem Holz gebaut worden194; unverfaulbares Holz sind die Heiligen, die Gläubigen, die zu Christus gehören. Denn wie im Tempel (der Kirche) lebendige Steine, aus welchen der Tempel gebaut wird, die gläubigen Menschen genannt werden195, so unverfaulbares Holz die im Glauben beharrenden Menschen. In der Arche also war unverfaulbares Holz, denn die Arche ist die Kirche, da tauft die Taube. Jene Arche schwamm nämlich auf dem Wasser, das unverfaulbare Holz ist drinnen getauft worden. Wir finden, daß einiges Holz draußen getauft wurde, alle Bäume, die in der Welt waren. Es war jedoch dasselbe Wasser, kein anderes; alles war vom Himmel gekommen und von den Abgründen der Quellen; es war dasselbe Wasser, in welchem das unverfaulbare Holz getauft wurde, das in der Arche war, und in welchem das Holz draußen getauft wurde. Es wurde die Taube entlassen, und sie fand zuerst keine Ruhe für ihre Füße; sie kehrte zur Arche zurück; denn es war alles voll Wasser, und sie wollte lieber zurückkehren, als nochmal getauft werden. Der Rabe aber wurde entlassen, bevor die Erde trocken war; nochmals getauft wollte er nicht zurückkehren, er starb in jenem Gewässer. Wolle Gott den Tod jenes Raben verhüten. Denn warum ist er nicht zurückgekehrt, als weil er durch das Wasser hinweggerafft wurde? Dagegen kehrt die Taube, die keine Ruhe fand für ihre Füße, da ihr von allen Seiten das Wasser zurief: Komm, komm, laß dich hier eintauchen, wie jene Häretiker rufen: Komm, komm, hier hast du es, ― keine Ruhe findend für ihre Füße kehrte sie zur Arche zurück. Und Noe sandte sie abermals aus, wie euch die Arche sendet, damit ihr jenen zuredet, und was tat dann die Taube? Weil draußen getauftes Holz war, brachte sie zur Arche einen Ölzweig zurück. Jener Zweig hatte Blätter und Frucht196: es seien an dir nicht bloß Worte, es seien an dir nicht bloß Blätter, es sei Frucht da und du kehrst zurück, nicht durch dich selbst, die Taube ruft dich zurück. Seufzet draußen, damit ihr jene herein rufet.
20.
Denn was jene Olivenfrucht war, wirst du bei näherer Untersuchung finden. Die Olivenfrucht bedeutet die Liebe. Wie beweisen wir das? Wie nämlich das Öl durch keine Flüssigkeit hinabgedrückt wird, sondern alles durchbrechend emporsteigt und obenauf bleibt, so läßt sich auch die Liebe nicht abwärts drücken, sie muß nach oben streben. Deshalb sagt der Apostel von ihr: „Einen noch höheren Weg zeige ich euch“197. Weil wir vom Öle gesagt haben, daß es in die Höhe kommt, so wollen wir, damit nicht etwa der Apostel nicht von der Liebe gesagt habe: „Einen höheren Weg zeige ich euch“, hören, was folgt: „Wenn ich die Sprachen der Menschen und der Engel redete, die Liebe aber nicht hätte, dann bin ich wie ein tönendes Erzgeschirr und eine klingende Schelle“198. Geh nun, Donatus, und schreie: Ich bin beredt. Geh nun und schreie: Ich bin gelehrt. Wie beredt? Wie gelehrt? Hast du vielleicht mit Engelzungen gesprochen? Und dennoch, wenn du auch mit Engelzungen reden würdest, ohne die Liebe zu haben, so würde ich tönendes Erz und klingende Schellen hören. Ich suche aber etwas Gediegenes, ich möchte eine Frucht an den Blättern finden; es sollen nicht bloß Worte sein, sie sollen eine Ölbeere haben, sie sollen zur Arche zurückkehren.
21.
Aber, wirst du sagen, ich habe das Sakrament. Du sagst die Wahrheit, das Sakrament ist göttlich; du hast die Taufe, auch ich bekenne es. Aber was sagt derselbe Apostel? „Wenn ich alle Geheimnisse wüßte und die Prophetie und allen Glauben hätte, so daß ich Berge versetzte“; ― damit du nicht etwa auch dies sagtest: Ich habe den Glauben, das genügt mir. Aber was sagt Jakobus? „Auch die Teufel glauben und zittern“199. Der Glaube ist etwas Großes, aber er nützt nichts, wenn er nicht die Liebe hat. Auch die Dämonen bekannten Christus. Also zwar glaubend, aber nicht liebend sagten sie: „Was hast du mit uns zu tun?“200. Sie hatten den Glauben, die Liebe hatten sie nicht; darum waren sie Dämonen. Rühme dich nicht des Glaubens, noch bist du mit den Dämonen zu vergleichen. Sage nicht zu Christus: „Was hast du mit mir?“ Denn die Einheit Christi201 spricht zu dir: Komm, erkenne den Frieden, kehre zurück zur Seele der Taube. Du bist draußen getauft; habe Frucht und du kommst wieder zur Arche.
22.
Du sagst wohl: Was sucht ihr uns, wenn wir böse sind? Damit ihr gut seiet. Deshalb suchen wir euch, weil ihr böse seid; denn wäret ihr nicht böse, so hätten wir euch schon gefunden und würden euch nicht erst suchen. Wer gut ist, ist bereits gefunden; wer böse ist, wird noch gesucht. Darum suchen wir euch; kehret zur Arche zurück. Aber ich habe bereits die Taufe. „Wenn ich alle Geheimnisse wüßte und die Prophetie und allen Glauben hätte, so daß ich Berge versetzte, hätte aber die Liebe nicht, so bin ich nichts“. Eine Frucht möchte ich dort sehen, eine Ölbeere möchte ich dort sehen, und du wirst zur Arche zurückgerufen.
23.
Doch was sagst du? Siehe, wir erdulden viel Böses. Ja, wenn ihr das für Christus dulden würdet, nicht für eure Ehre. Höret, was folgt. Sie brüsten sich nämlich manchmal, daß sie viel Almosen spenden, den Armen geben, daß sie Ungemach erdulden, aber für Donatus, nicht für Christus. Siehe zu,* wie* du duldest; denn wenn du für Donatus duldest, duldest du für einen Stolzen; du bist nicht in der Taube, wenn du für Donatus duldest. Dieser war kein Freund des Bräutigams; denn wäre er ein Freund des Bräutigams gewesen, so würde er die Ehre des Bräutigams, nicht die eigene gesucht haben202. Siehe der Freund des Bräutigams sagt: „Dieser ist es, welcher tauft“. Der war kein Freund des Bräutigams, für den du duldest. Du hast kein hochzeitliches Kleid, und wenn du zum Gastmahl kommst, so hast du zu gewärtigen, daß du hinausgeworfen wirst203, oder vielmehr weil du bereits hinausgeworfen bist, deshalb bist du bejammernswert; kehre doch einmal zurück und rühme dich nicht. Höre, was der Apostel sagt: „Wenn ich all das Meinige den Armen schenke und meinen Leib zum Verbrennen dahingebe, die Liebe aber nicht habe“. Siehe, was du nicht hast. „Wenn ich meinen Leib“, sagt er, „zum Verbrennen dahingebe“, natürlich für den Namen Christi; allein weil es viele gibt, die aus Ruhmsucht das tun, nicht in Liebe, darum: „Wenn ich meinen Leib zum Verbrennen dahingebe, die Liebe aber nicht habe, so nützt es mir nichts“204. Aus Liebe haben dies die Märtyrer getan, welche in der Zeit der Verfolgung litten, aus Liebe haben sie es getan; diese aber tun es aus Aufgeblasenheit und Stolz; denn da es an einem Verfolger fehlt, stürzen sie sich selbst in den Abgrund. Komm also, damit du die Liebe habest. Aber wir haben doch Märtyrer! Welche Märtyrer? Es sind keine Tauben, darum suchten sie zu fliegen und stürzten vom Felsen herab205.
24.
Alles also, meine Brüder, ihr seht es, spricht gegen sie, alle Seiten der Schrift, alle Prophetie, das ganze Evangelium, alle apostolischen Briefe, alles Seufzen der Taube; und sie wachen noch nicht auf, die erheben sich noch nicht vom Schlafe. Aber wenn wir die Taube sind, dann wollen wir seufzen, geduldig sein, hoffen; die Barmherzigkeit Gottes wird helfen, daß das Feuer des Heiligen Geistes erglühe in eurer Einfalt, und sie werden kommen. Man darf nicht verzweifeln; betet, redet laut, liebet; fürwahr der Herr ist mächtig. Schon haben sie angefangen, ihre Stirne zu erkennen, viele sind zur Einsicht gekommen, viele haben sich geschämt; Christus wird beistehen, damit auch die übrigen zur Einsicht gelangen. Und gewiß, meine Brüder, nur die Spreu soll dort bleiben, alle Körner sollen gesammelt werden, was immer dort Frucht getragen hat, kehre durch die Taube zur Arche zurück.
25.
Da sie nun von allen Seiten in die Enge getrieben werden, was halten sie uns entgegen, weil sie nichts zu erwidern wissen?206 Unsere Landhäuser hat man genommen, unsere Grundstücke hat man genommen. Sie bringen Testamente von Menschen hervor. Siehe, wo Gajus Sejus der Kirche, welcher Faustinus vorstand, ein Grundstück geschenkt hat. Von welcher Kirche war Faustinus Bischof? Was ist die Kirche? Der Kirche, sagt er, welcher Faustinus vorstand. Aber nicht der Kirche stand Faustinus vor, sondern einer Sekte stand er vor. Die Taube aber ist die Kirche. Was schreist du? Wir haben keine Landhäuser verschlungen, die Taube soll sie haben; man forsche nach, welches die Taube sei, und* sie* soll sie haben. Denn ihr wißt, meine Brüder, daß jene Landhäuser nicht dem Augustinus gehören, und wenn ihr es nicht wißt und glaubt, der Besitz von Landhäusern mache mir Freude, so weiß es Gott, er weiß, was ich von jenen Landhäusern denke oder was ich da zu leiden habe; er kennt meine Seufzer, wenn er mir etwas von der Taube zu verleihen sich gewürdigt hat. Siehe, es sind Landhäuser. Nach welchem Rechte erhebst du Anspruch auf Landhäuser? Nach göttlichem oder menschlichem? Sie mögen antworten. Das göttliche Recht haben wir in den Schriften, das menschliche Recht in den Gesetzen der Herrscher. Wodurch besitzt jeder, was er besitzt? Nicht durch menschliches Recht? Denn nach göttlichem Recht gehört „dem Herrn die Erde und ihre Fülle207; Arme und Reiche hat Gott aus einem Lehm gemacht, und Arme und Reiche trägt die* eine* Erde. Jedoch nach menschlichem Rechte sagt einer: Dieses Landhaus gehört mir, dieses Haus gehört mir, dieser Knecht gehört mir. Nach menschlichem Rechte also, nach dem Rechte der Kaiser. Warum? Weil Gott die menschlichen Rechte durch die Kaiser und Könige der Welt dem menschlichen Geschlechte zugeteilt hat. Wollt ihr, daß wir die Bestimmungen der Kaiser verlesen und nach ihnen handeln betreffs der Landhäuser? Wenn ihr sie nach menschlichem Rechte besitzen wollt, so laßt uns die Verordnungen der Kaiser verlesen; laßt uns sehen, ob sie wollten, daß die Häretiker etwas besitzen sollen. Aber was geht mich der Kaiser an? Nach seinem Rechte besitzest du ein Landstück. Oder hebe die Rechte der Kaiser auf; aber wer wagt dann noch zu sagen: Jenes Landhaus gehört mir oder jener Knecht gehört mir oder dieses Haus gehört mir? Wenn sie aber, damit jene Dinge im Besitze der Menschen bleiben, sich die Rechte der Herrscher gefallen ließen, sollen wir die Gesetze verlesen, damit ihr froh seid, daß ihr auch nur* einen* Garten besitzt, und es lediglich der Sanftmut der Taube zuzuschreiben habt, daß man euch wenigstens da bleiben läßt? Man kann ja bekannte Gesetze lesen, wo die Kaiser verordneten, daß diejenigen, welche außerhalb der Gemeinschaft der katholischen Kirche sich den christlichen Namen anmaßen und nicht in Frieden den Urheber des Friedens verehren wollen, nichts im Namen der Kirche zu besitzen wagen sollen.
26.
Aber was haben wir mit dem Kaiser zu tun? Allein ich habe schon gesagt, es handelt sich um* menschliches* Recht. Und der Apostel wollte doch, daß man den Königen diene; er wollte, daß man die Könige ehre: „Ehret den König“208. Sage nicht: Was geht mich der König an? Was geht dich also ein Besitztum an? Durch die Rechte der Könige hat man Besitztümer. Du hast gesagt: Was geht mich der König an? Rede nicht von* deinen* Besitztümern, weil du auf die menschlichen Rechte verzichtet hast209, durch welche man Besitztümer hat. Allein es handelt sich um göttliches Recht, sagt er. Also verlesen wir das Evangelium; sehen wir zu, bis wohin die katholische Kirche Christus angehört, auf den die Taube herabkam, welche gelehrt hat: „Dieser ist es, welcher tauft“. Wie also möchte nach göttlichem Rechte derjenige etwas besitzen, welcher sagt:* Ich* taufe, da doch die Taube sagt: „Dieser ist es, welcher tauft“; da doch die Schrift sagt: „Eine ist meine Taube, die einzige meiner Mutter“? Warum habt ihr die Taube zerfleischt? Oder vielmehr, eure Eingeweide habt ihr zerfleischt; denn wenn auch ihr zerfleischt seid, die Taube bleibt unversehrt. Also, meine Brüder, wenn sie nirgends haben, was sie sagen könnten, so will ich sagen, was sie tun sollen: sie sollen zur katholischen Kirche kommen, und sie werden dann mit uns nicht bloß Erdreich besitzen, sondern auch den, der Himmel und Erde gemacht hat.