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Der letzte Spross (5) – Gemälde

Spätestens jetzt sollte ich erwähnen, dass ich schon in jungen Jahren die Malerei für mich entdeckt hatte. Als mich meine Mutter nun zum Cottage führte, blieb ich wie vom Schlag getroffen davor stehen.

Erkennst du es wieder? Fragte sie mit bangem Lächeln.

Wie sollte ich nicht? Es war das kleine reetgedeckte Haus mit der blauen Tür und rosa Clematis, die sie umrankte – ein Motiv, das ich wieder und wieder gemalt hatte. Ebenso die mit einem Rosenbogen überdachte Gartenpforte, die Stockrosen an der Sandsteinmauer und die Linde mit der Bank darunter – alles Motive, die ich auf etlichen Aquarellen verewigt hatte, ohne je hier gewesen zu sein. Wie war das möglich?

Im Gegensatz zu den Schilderungen in ihren Reisenotizen war das Cottage in einem Topzustand. Die Wände waren frisch getüncht, die altmodischen Möbel – antik trifft es eher – allesamt geleimt und aufpoliert, Sofa und Sessel neu gepolstert und bezogen. Einer der beiden kleineren Räume wurde von einem modernen breiten Bett dominiert, bezogen mit Rüschen umrandeten Kopfkissen und einer Patchwork-Tagesdecke. Eine zartrosa gestrichene Spiegelkommode stand auf einem weißen Flokati, davor ein weiß lackierter Stuhl mit einer Sarah-Kay-Puppe darauf. Der andere Raum war vollgestellt mit Leinwänden verschiedenen Formats. Unterhalb des Fensters war eine große Arbeitsplatte angebracht, darauf lagen diverse Farbkästen und Pinsel sowie die unterschiedlichsten Sorten von Zeichenpapier. Und in dem an das Wohnzimmer angrenzenden kleinen Wintergarten stand nebst zwei Korbsesseln und einem Tischchen eine große Staffelei.

Sprachlos sah ich mich darin um. Es wirkte alles so, als ob es einzig und allein für mich hergerichtet worden wäre, als ob das Cottage bereits auf mich gewartet hätte.

Das hat es, hörte ich meine Mutter mit heiserer Stimme murmeln. Seit Jahren schon. Es gehört dir.

Ich konnte nicht fassen, was ich da sah und hörte, und ließ mich kraftlos auf das Sofa in der kleinen gemütlichen Stube sinken.

Hier also hast du damals deine schlaflosen Nächte verbracht?

Sie ließ einen verklärten Blick darüber gleiten. Dann ging sie hinaus, um Wasser aus dem Pumpbrunnen in einen zerbeulten Kupferkessel zu füllen. In der Küche nebenan machte sie Feuer im Herd.

Kurz darauf tranken wir im Wintergarten Darjeeling-Tee und knabberten dazu schottisches Buttergebäck.

Als ein schwarzer Vogel angeflogen kam, der sich ganz in der Nähe auf einem Ast niederließ, ließ Mutter die Teetasse sinken und starrte zu ihm hinaus, als würde sie einen Geist sehen. Für Minuten war sie nicht ansprechbar. Mir schien, als ob sie lausche. Aber im Haus war alles still.

Kurz danach sind wir abgereist.

Nicolae: An der Quelle - Band 7

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