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Die Tauplitzalm erreicht man mit dem Sessellift oder über die Zufahrtsstraße über Bad Mitterndorf. Sie ist ein Hochplateau und als solches relativ eben. Die Skilifte lassen wir links liegen, für Kleinkindereltern ist die Tauplitzalm so besonders, weil sie ausgedehnte Spaziergänge wie im Tal erlaubt, aber auf über 1600 Meter Höhe.

Oder eben Vater-Sohn-Langlaufen. Die Loipen auf dem Plateau sind wirklich schön, also schnalle ich mir die Ski an, den Sohn in eine Rodel und die Rodel an mich. Ich bin kein besonders geübter Langläufer, aber Valentin ist gut darin, die Peinlichkeiten seines Vaters geduldig zu ertragen. Nach einer kleinen Runde samt Stürzen übergebe ich Kind und Rodel der Mutter zum Spaziergang durch das Winter Wonderland. Wir treffen einander später, in der Hütte. Wo Valentin seine erste Erbsensuppe essen wird.

Wenn es beim Hüttenurlaub in Tauplitz draußen zu winterlich ist und drinnen langsam der Lagerkoller um sich greift, braucht man Programm. Gemütlichkeit ist auf Reisen stets ein sensibler Gemütszustand. Man lehnt sich zurück, ob am Kachelofen oder auf der Strandliege, genießt das süße Runterkommen, und plötzlich schlägt die Langeweile zu. Die sieht man nicht kommen, wie ein sommerliches Berggewitter oder einen Tsunami, da sind alle Naturgewalten gleich. Die Stimmung kippt und man geht einander sprichwörtlich auf die Nerven.

Wir sind also mit Valentin in die GrimmingTherme ins benachbarte Bad Mitterndorf gefahren. Eine brauchbare Eintagesalternative.

Der Bauer als Animateur

Gleich ums Eck vom Ausseerland liegt das Ennstal. Es befindet sich südlich des Grimmings und trennt das Dachsteinmassiv von den Niederen Tauern. Ein mächtiges Tal mit einem mächtigen Zentrum: Schladming-Rohrmoos hat aufgerüstet, und mittlerweile findet hier fast jeder, was er für den Urlaub sucht, von schicken Hotels bis zu einfachen Hütten, von Adrenalin bis Ruhe, von Winter bis Sommer. Wir besuchen hier gerne den Bauer Hannes. Valentin war zweieinhalb, als er ihm zum ersten Mal begegnete. Und anders als beim Schnee, war es Liebe. Es gibt wenige Menschen, über die Valentin öfter redet, obwohl er den »Bauer Hannes« nach diesem Urlaub nur ein weiteres Mal besucht hat. Vorläufig.

Hannes und seine Familie haben am Rücklhof oberhalb von Rohrmoos einerseits die Landwirtschaft erhalten, sich andererseits auf Familienurlaub spezialisiert. Zimmer, Essen, Programm – alles so einfach wie liebevoll. Für mich wurde der Rücklhof zum Inbegriff dessen, was mir bei Kinderreisen wichtig scheint: Es geht darum, wie sich etwas anfühlt. Ob das besonders aufregend, besonders kindgerecht, besonders sicher oder sonstwie besonders ist – egal. Kinder empfinden unmittelbar und spiegeln das wider. Ein feiner Ort ist ein feiner Ort, eine gute Zeit ist eine gute Zeit. Und ein freundlicher Mensch ist ein freundlicher Mensch. Bauer Hannes ist offensichtlich weder Kindergartenpädagoge noch Babyanimateur. Aber er hat für seine jungen Gäste im Wald ein Zwergerldorf errichtet, aus alten Baumstümpfen, Zweigen, Rinde und Reisig. Wenn er es mit ihnen besucht, setzt er allen eine Zipfelmütze auf. In den einen Stadl hat er ein Trampolin gestellt, der andere ist voll Stroh, eine Sprossenleiter an der Wand und heißt »Heuhupfstadel«. Einmal in der Woche gibt es ein Wettmelken und das Schönste für Valentin: Täglich können die Kinder in der Früh und am Frühabend mit Hannes in den Stall gehen. Stallarbeiten machen. Hannes lässt sie tun.

Ich kenne keinen authentischeren Kinderbetreuer. Und kein geradlinigeres Programm.

Wer im sommerlichen Bauernhofurlaub in Rohrmoos plötzlich Lust auf Schnee hat, schaut verträumt Richtung Dachstein. Vielleicht hat man von hier den besten Blick auf den Berg, der gerne als östlichster Dreitausender der Alpen bezeichnet wird, obwohl er nur 2995 Meter hoch ist. Vielleicht auch nur den zweitbesten, es ist unwichtig. Ich habe jedenfalls noch keine Unterkunft auf der Welt erlebt, wo es sich mehr lohnt, das Zimmer mit Ausblick zu nehmen. Valentin gönnt seinen Eltern hier gut zwanzig Minuten mehr Schlaf, während er am Fenster klebt, Blick Richtung Dachstein.

Träume sollen im Urlaub nicht nur Theorie bleiben, und seit die Dachstein-Seilbahn ausgebaut wurde, müssen sie das auch nicht.


Berge entdecken im Ennstal: Valentins erster Kletterversuch am Stoderzinken – gleich neben dem Weg

Für besondere Abenteurer gibt es die Panoramagondel. Man steht auf dem Dach der Kabine und sieht am besten, worauf man zuschwebt. Das einzig Negative an der Erlebniswelt am Dachstein sind die vielen anderen. Es ist ihnen nicht zu verübeln. Schnee in dieser Höhe, auch im Sommer, dazu die Hängebrücke, die Aussichtsplattformen, Sicht zu den Hohen Tauern, der neue Eispalast – ein so geballtes Gletscher- und Bergerlebnis gibt es nicht oft. Ich komme nicht umhin, einen Besuch zu empfehlen. Und wer den vielen Menschen entkommen möchte, spaziert drauflos. Der Gletscher ist zwar nicht mehr, was er einmal war, aber noch immer ein Spielplatz für kleine Kinder und für Große, die Schnee noch immer fasziniert. Apropos: Faszinierend, wie schnell ein Vater ins Schnaufen kommt, wenn er auf 2400 Meter den Zwerg schultern muss, weil Nachwuchsalpinist Valentin in der Höhe auch die Luft ausgeht.

Neben dem Dachstein hat sich das gesamte Ennstal zum Kinderurlaubsparadies entwickelt. Der Rittisberg in der Ramsau ist toll. Ober- und Untertal in Rohrmoos sowieso, mit ihrem umfangreichen Angebot von Kinderklettern bis Erlebnispfade. Oder der Stoderzinken – eine Art berggewordener Abenteuerpark mit Flying Fox und Klettergarten. Die kann man ruhig hinter sich lassen, lieber fährt man hinauf auf den hübschen Berg, auf der angeblich schönsten und höchstgelegenen Alpenstraße der Steiermark. Vom Parkplatz kommt man dann in einer guten Stunde zum Gipfel. Valentin ist Genuss- statt Gipfelwanderer, ganz der Vater, und beschritt den Halbstundenweg zu der kleinen Kapelle im Fels. Dieses »Friedenskircherl« ist nicht nur ein außergewöhnlicher Platz in den Bergen, sondern wirklich empfehlenswert für Jungwanderer ab drei Jahren. Und weil wir gerade dabei sind: Als nächste Tour würde ich die Wanderung von der Ursprungalm, wo der Heidi-Film gedreht wurde, zu den Giglachseen vorschlagen. Und dann den Steig »durch die Höll« bei den Wilden Wassern. Wenn ein Kind den geht, wohl eher mit vier Jahren, ist es in den Bergen angekommen.


Valentins Highlights am Rücklhof: Heuhüpfstadl und Stallarbeit statt designtem Kinderprogramm

Wochen in der Hütte und auf dem Bauernhof haben eines gemeinsam: Man zählt die Tage nicht. Sie versinken in Momenten, wie die Geräusche im Schnee.

Vielleicht gibt es wirklich nichts Schöneres als ein Kind, das Schnee entdeckt. Oder den Kühen das Futter zuschiebt.


Fazit

Reisestress

Kinderprogramm: Hütte Tauplitz

Rücklhof/Rohrmoos

Abenteuer & Eindrücke

Preis

Die Anfahrt mit dem Auto ist bei Hütte und Bauernhof sinnvoll, man hat viel Gepäck, auch für Einkäufe und Ausflüge ist das Auto praktisch. Abgelegene Hütten sind großartig, allerdings braucht man oft Schneeketten und eine Babytrage, der Kinderwagen hat im Winter auf Forststraßen Pause. Sowohl Tauplitz als auch Schladming liegen sehr zentral und sind gut erreichbar, auch mit Zug und Taxi.

Eine Hütte hat einige Vorteile: Man kann sich das Lebensumfeld mitnehmen (Spielzeug) und gestalten (Lärm zu jeder Zeit). Vor allem kann man selbst Essen nach Bedürfnis und Geschmack des Kindes zubereiten (es gibt für Valentin kein Glück ohne Brokkoli) und Spaß an der Sauerei haben, wenn das Kind erstmals mit dem eigenen Löffel essen will. Nimmt man eine größere Hütte, kann auch Besuch kommen.

Praktisch ist für Babys und Kleinkinder ein eigenes Zimmer (geht sich das Reisegitterbett aus, gibt es eines vor Ort?). Viele Hütten haben dünne Wände, daher sollte das Schlafzimmer des Kindes nicht neben der Stube sein. Der knarrende Boden hat Valentin nicht gestört. Und dass Öfen heiß sind, ist auch eine Erfahrung.

Reisen ist ein Kinderspiel

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