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Wer die Risiken trägt – oder die Bedeutung des moral hazard

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Angesichts der verschiedenen Risikoquellen im Banking stellt sich natürlich die Frage, wie viel Risiko dabei sinnvollerweise eingegangen werden soll. Dies ist letztlich ein Optimierungsproblem. Es geht also nicht darum, ob überhaupt Risiken eingegangen werden, sondern in welchem Ausmaß. Damit dieser Entscheid effizient getroffen werden kann, ist eine Voraussetzung zentral: Die Kosten, die entstehen, wenn etwas schiefgeht, müssen von den gleichen Akteuren getragen werden, die auch die Erträge im Erfolgsfall erzielen können. Wenn diese Voraussetzung nicht gegeben ist, entsteht ein sogenannter moral hazard («moralische Versuchung», «moralisches Risiko»): Wer die Kosten von gewinnversprechendem und gleichzeitig riskantem Verhalten nicht selbst trägt, wird zu große Risiken eingehen. Zu groß sind sie zwar nicht aus individueller Sicht, aber aus derjenigen der Gesamtgesellschaft, da die Kosten den Nutzen insgesamt übersteigen.

Moral hazard kann im Banking eine wichtige Rolle spielen. So haben zum Beispiel Banken mit Staatsgarantie einen höheren Anreiz zu riskantem Verhalten, weil die Erträge bei ihnen verbleiben, die Kosten, wenn etwas schiefgeht, aber der Allgemeinheit angelastet werden können. In der Krise hat sich gezeigt, dass für große Banken auch ohne explizite Staatsgarantie moral hazard relevant war. Da diese Banken in ihren Geschäften so stark mit anderen Banken vernetzt waren, dass ihr Konkurs das gesamte Finanzsystem gefährdet hätte, konnte davon ausgegangen werden, dass sie im Notfall durch den Staat gerettet würden. Große Banken hatten deshalb einen spürbaren Vorteil, wenn sie sich verschuldeten. Diese faktische staatliche Garantie verringerte so das Verlustrisiko der Gläubiger und führte dazu, dass die Banken tiefere Risikozuschläge zahlen mussten als andere Schuldner. Dies reduzierte die Zinsen für Fremdkapital und trug dazu bei, dass sich große Banken vor der Krise immer stärker verschulden konnten. Mit dieser sogenannten Too-big-to-fail-Problematik werden wir uns noch vertieft beschäftigen.

Die Gefahr von moral hazard ist im Bankgeschäft so groß, dass sie in der Regulierung besonders beachtet werden muss; wird diesbezüglich zu wenig unternommen, kann dies die Risikobereitschaft im Banking weit über das gesamtwirtschaftlich optimale Niveau hinausgehen lassen – mit entsprechend hohen Kosten für die Allgemeinheit.

Wirtschaftskrise ohne Ende?

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