Читать книгу Toni Taubenheimer - B. Andersen - Страница 7

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Mira.

Toni hätte am liebsten sehr laut ein bestimmtes Wort gerufen. In ihrer Fantasie war sie mutig. Aber die Fantasie war ja auch nicht gefährlich. Aber vielleicht war sie ja auch nur vorsichtig, gerade weil sich in ihrer Fantasie so viele seltsame Fabelwesen tummelten? Egal. Sie musste hinter Arthur her..

Als sie das Gras zur Seite schob, entdeckte sie, dass sich dahinter ein Pfad befand, dem Arthur wohl gefolgt sein musste.

„Toooni! Du kannst jetzt zä-ähln! Ich habe mich schon verte-eckt!“

„Versteckspielen mit Dreieinhalbjährigen“, dachte Toni und rollte innerlich mit den Augen, war aber in diesem Moment froh darüber, dass er das Prinzip des Spieles offensichtlich noch nicht so ganz begriffen hatte.

„Wo bist du?“ rief sie, „zeig dich mal!“

„Hi-ier!“ kam eine Stimme zurück. Schon sah sie ihn. Arthur hockte am Rande eines Loches im Boden und hielt ihr einen Zettel hin: „Das habe ich gefindet.“

Toni trat neugierig näher. Das war ja ein ziemlich großes Loch. An seinen Rändern wuchs kaum Gras, ganz so als ob jemand den Boden drumherum befestigt hätte. Wer oder was konnte darin wohnen? Nur das grüne Mädchen? Ihre Blicke fielen auf das Gesicht auf dem weißen Zettel. Blaue Augen, schwarze Haare. Sie faltete ihn auseinander.

„Lass die Feder in das Loch schweben!'“ Und wieder darunter: „Danke.“ Daneben ein anderes Gesicht, von grünen Haaren umrahmt.

Wurden sie beobachtet? Woher wusste das Mädchen mit den grünen Haaren, dass sie hierherkommen würde?

Sie kramte die Feder aus der Tasche und hielt sie über das Loch.

„Die ist ja sön, Toni“, rief Arthur, sprang aus der Hocke auf und griff nach der Feder, die Toni reflexartig zurückzog. Im selben Moment wusste sie, dass das ein Fehler gewesen war. Denn Arthur fiel. In das Loch hinein. Und war verschwunden.

Wenn sie nicht so schrecklich fromm erzogen worden wäre, hätte Toni jetzt laut geflucht.

Wie sollte sie das ihren Eltern erklären? Abgesehen davon, dass Arthur sich vielleicht schrecklich verletzt hatte oder gar schlimmeres. Sie sandte ein Stoßgebet zum Himmel. Nun musste sie da runtersteigen, um ihn zu retten. Hoffentlich war das Loch nicht zu tief.

„Arthur?“ rief sie zaghaft.

„Das ist cool, Toni“, hörte sie ihren Bruder rufen. „Komm mal! Hier iss ein Swein.“

„Oh nein“, dachte Toni, „er hat sich den Kopf verletzt.“ Aber immerhin hörte es sich nicht so an, als ob er so tief gefallen war, wie sie befürchtet hatte. Mit einem tiefen Atemzug ließ sie sich in das dunkle Loch gleiten.

Toni fiel und fiel gleichzeitig doch nicht. Irgendwann war sie unten, und hier war es hell. Toni blinzelte.

Sie saß auf einem Haufen welker Blätter, und vor ihr tat sich ein Riss in der Wand auf. Wie konnte das sein?

Sie sah einen von Arthurs roten Turnschuhen und schloss daraus, dass er auf allen Vieren aus der Höhle gekrochen war und nun auf Händen und Knien dort draußen hockte.

Arthur machte Schweinegeräusche nach: „Chrrchrr.“

„Jetzt habe ich auch noch den Verstand verloren“, dachte Toni. Langsam ließ auch sie sich auf alle Viere fallen und krabbelte hinaus. Vertrocknete Blätter raschelten zwischen ihren Fingern. Sie befand sich hinter einem Vorhang aus grünen Blättern. Sie sah sich um und stellte fest, dass sie aus einem hohlen Baum gekrochen war.

Verwirrt sah sie sich um. „Wenn ich das im Aufsatz schreibe“ dachte sie, „würde Herr Niebrüll wirklich platzen. Von Frau Hirse mal ganz zu schweigen.“

Toni krabbelte ein Stückchen weiter, schob den Vorhang aus Blättern zur Seite und spähte hindurch.

Eine weite Fläche mit grünem Gras und gelben und weißen Blumen breitete sich vor ihr aus. Dazwischen eingestreut wuchsen dichte große Bäume, deren Äste bis auf den Boden reichten. Ein großer Park war das. Doch wo befand er sich? Hatten sie etwa eine geheimnisvolle Abkürzung in eine andere Welt gefunden?

„Jetzt guck doch mal!“ hörte sie Arthurs Stimme hinter sich, „ist das nicht süß? Es heißt Mira.“

Toni verblüffte gar nichts mehr. Tatsächlich hockte ihr Bruder vor einem kleinen Schwein, das seine Flügel auf dem Rücken zusammengefaltet hatte und freundlich grunzte.

„Soso“, sagte sie, „du heißt also Mira.“

„Ganz genau“, grunzte das Schwein, „und wer bist du? Oh, und du hast meine Feder wiedergebracht. Vielen Dank! Könntest du sie mir wohl bitte geben?“

Verdutzt starrte Toni auf die Feder in ihrer Hand, die sie in ihrem ganzen Schrecken vergessen, aber dennoch festgehalten hatte.

„Ja, natürlich“, sagte sie und, weil sie nicht wusste, wie man einem Schwein, auch wenn es sprechen konnte, etwas geben konnte („In die Hufe oder in die Schnauze“, überlegte sie), legte sie die Feder vor Mira auf den Boden.

„Sie ist vielleicht etwas verknautscht“, fügte sie etwas verlegen hinzu.

„Oh, das macht nichts“, sagte die Schweinedame höflich..

„Möchtet ihr mitkommen? Tilia wird meinen Flügel wieder reparieren.“ Damit nahm sie – offensichtlich glücklich – ihre Feder in die Rüsselschnauze und trabte leichtfüßig durch eine Lücke im Blättervorhang.

„Das ist so cool, Toni“, sagte Arthur.

Toni Taubenheimer

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