Читать книгу Voller Geilheit und 12 andere erotische Erzählungen - B. J. Hermansson - Страница 8
Måns
ОглавлениеZu dürfen bedeutet zu fragen und Zustimmung zu erhalten. Nicht zu dürfen, das bedeutet nicht um Erlaubnis zu bitten, zu tun, weil man will.
Måns hat dunkle Züge, dichtes Haar und Bartstoppeln. Er hat viel von dem, das einen Mann verboten macht. Ich darf nicht, wir dürfen nicht, das weiß ich schon, bevor ich überlege zu fragen. Måns führt einen Bauernhof am Rand des Ortes. Das erzeugt bei mir Neugier. Dass er nicht ist wie andere, sich nicht täuschen lässt, das sehe ich als etwas Bewundernswertes. Måns lebt für die Natur. Er züchtet, pflanzt an, säht und fängt wieder von vorne an, wenn die Saison dasselbe tut. Måns ist tatkräftig, bringt sich alles selbst bei – ein richtiger Kerl und viel zu viel älter als ich.
Einmal bittet er mich auf dem Hof um Hilfe. Ich sage Ja, wir kennen uns von früher. Vorher hatte ich ihn nicht auf diese Weise gesehen und nicht an ihn gedacht, wie ich es jetzt tue.
Er ist Sex, dieser Mann. Als ich ihn registriere und ihn nicht mehr nur am Rand wahrnehme, verstehe ich es. Hundertachtzig Zentimeter Selbstvertrauen. Er ist die Definition eines Mannes, der sich selbst folgt.
Der tut, was er will.
Dass Måns mehr von mir will als dass ich ihm helfen soll, das begreife ich schnell. Als ein Blick hängen bleibt und Stille zu Spannung wird, anstatt zu Leere, dann ist da mehr als nur Unschuld.
Ich mache weiter damit, zu ihm zurück zu kommen. Er fragt und ich sage Ja und Danke und Gerne und Keine Ursache und Kein Problem nein, nein, nein, nicht im Geringsten.
Ich will ja, ich auch.
Nichts lieber will ich.
Bei der Arbeit kommt er mir immer öfter näher. Ich registriere es, koste seinen Atem, höre ein Heben, ein Keuchen und spüre immer mehr, vor allem, wie der Abstand zwischen uns immer und immer kleiner wird, und immer schneller und deutlicher. Schließlich ist der Raum von groß zu klein geworden, von mehreren zu einem einzigen und die Körper treffen sich, drängen sich, erreichen sich und streifen einander. Erst vorsichtig, unsicher und wie mitten im Zögern – soll ich bleiben oder gehen? Dann mehr und mehr Bewegungen, die zu einem physischen Kontakt werden.
An einem frühen Vormittag verrichten wir harte Arbeit. In der Scheune, in einer der beiden, sind wir gerade mit der großen Arbeitsaufgabe des heutigen Tages fertig geworden. Die Wärme siedet in mir, es ist Juli und der Tag ist brennend heiß. Wir stehen nah nebeneinander und haben ausgeatmet, als er sich zu mir wendet. Wir erwidern unsere Blicke mit einer Tiefe ohne Grenze, Grund oder Boden.
Ich durchschaue ihn, jetzt versteht auch er es. Und bald, es dauert nicht mal den Bruchteil einer Sekunde, so liegen wir da, zwei nackte und pulsierende und erfüllte Geschlechter, die nach mehr und mehr bitten und verlangen und die dürfen und geben und nehmen.
Ich weiß, dass ich nicht darf. Ich weiß genauso gut wie er, dass ich einen Fehler mache. Ich weiß, ich weiß, ich weiß. Aber ich will nicht aufhören. Also mache ich weiter…
Ich sitze rittlings auf ihm und spüre die mal spitzen, mal schönen, weichen Halme des trockenen Strohs unter meinen nackten Knien. Spüre seinen Körper unter mir, dicht an mir. Stabil, drückend, verschwitzt, hart trifft er meinen, wölbt sich hoch und in mich hinein. Ich pumpe ihn richtig, und den Körper, den ich nicht darf, aber trotzdem nehme.
Ich nehme mir, was ich brauche, und will so hart, dass er ohne Gnade stöhnt, krampft, hinein und hinaus drückt, härter, schneller, tiefer und mehr und oh und oh und oh und…
Stille.
Schwere, schleppende, freie, schläfrige, leere Atemzüge. Der Körper, die Schultern und Beine, die Waden und Muskeln, alles steht still, schaltet sich ab, sinkt, sinkt. Ich falle über ihm zusammen. Lasse meinen Kopf auf seiner Brust ruhen und schlafe ein, mit seiner Lust in mir, die an meinen müden, angewinkelten Schenkeln herunterläuft.
Wir machen weiter und erforschen mitunter neue Plätze, wie einen Küchentisch und einen undichten Kahn. Und obwohl ich weiß, dass es falsch ist, so wiegt der Wille schwerer und ich mache weiter – ohne um weder Entschuldigung noch um Erlaubnis zu bitten.