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Prolog

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Es kann sein, dass ich mich zuweilen in Dinge reinsteigere. Sehr sogar.

Mir fällt es leicht, für eine Sache zu brennen, all meine Energie in sie zu stecken. Spontanität und der Durst auf Neues begleiten mich mein Leben lang. Ich sehe das als gute Eigenschaft von mir. Ich kann mich jeder Situation anpassen und das Beste daraus machen. Oder sie ändern.

Meine Tochter liebt diesen Wesenszug an mir. Auch weil uns diese Einstellung schon Vieles ermöglicht hat, was sonst vielleicht nicht funktioniert hätte. Auch meine Freunde schätzen meine offene Art und wissen, dass es mit mir nie langweilig wird und ich für jeden Spaß zu haben bin.

Bei meiner engsten Familie, meiner Mutter Carmen und meinem Bruder Nick, sieht das allerdings etwas anders aus.

Mit den beiden trage ich Kämpfe aus, wenn es darum geht meine Lebensweise zu verteidigen. Vor allem in Hinblick auf den größten Traum meines Lebens: Auswandern nach Kalifornien.

»Bleib doch hier, genieß die Sicherheit und bau dir ein bodenständiges Leben auf. Dir laufen die Männer doch nach. Du kannst jeden haben. Wie wäre es denn mit Marco? Er ist gut gebaut, hat ein Haus mit Pool, keine Altlasten und sieht dich von Tag zu Tag verliebter an.«

Mit keine Altlasten meint meiner Mutter weder Kinder noch Ex-Ehefrau. Eine kleine Anspielung auf mein, in ihren Augen, verzwicktes Leben ohne Ehemann dafür aber mit Kind.

»Marco?! Dass ich nicht lache. Mama, Marco macht weder Sport, noch reist er gerne und schon gar nicht kommt er mit Spontanität klar. Was soll ich mit einem Menschen, bei dem ich mich in eine Schlaftablette verwandeln müsste? Für ein sicheres Leben mit einem langweiligen Mann, in einer Stadt, die sich anfühlt, als wären alle auf dem Beruhigungsmittel Xanax, gebe ich meine Träume nicht auf.«

Aber dann kommt der Trumpf.

»Und was ist mit deiner Tochter? Ist dir bewusst, dass du ihr sämtliche Chancen auf eine vernünftige Ausbildung nimmst? Dass du ihre Schulbildung den Bach runter gehen lässt und dir Sorgen machen musst, dass sie eines Tages nicht mehr nach Hause kommt?«

Diese Aussagen meiner Mutter sitzen natürlich. Mir wird dabei übel und ich fühle mich, als würde man mir die Luft zum Atmen nehmen. Sie sind verletzend. Ich kann physisch spüren, wie sie mich erwischen, tief treffen. Vielleicht hat sie mit ihrer Meinung bis zu einem gewissen Grad recht.

Natürlich ist mir auch bewusst, dass Angst und Verlust eine große Rolle spielen. Wir zanken uns schon mal und bei Familienessen läuft es nicht immer rund, aber wir lieben uns auch unendlich. Ihre Enkeltochter und mich loszulassen, ist nicht einfach für sie.

Millionen von Menschen, die Karriere machen, reich werden, ein erfülltes und glückliches Leben führen, zeugen aber davon, dass man es auch außerhalb unserer Grenzen schaffen kann. Ich bin mir sicher, dass das auch meiner Mutter bewusst war. Wenn auch nur sehr tief in ihrem Herzen.

Mein Entschluss stand fest und das wusste sie genauso gut wie ich.

Ich wollte nach Kalifornien. Und zwar nicht auf Urlaub. Ich wollte einen kompletten Neustart im Süden des Golden State. In der sichersten Großstadt der USA. In San Diego.

Der Traum von Kalifornien

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